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Der hydrostatische Druck altgriechisch ὕdwr hydor deutsch Wasser ist der Druck innerhalb eines ruhenden Fluids wobei es sich um eine Flussigkeit ein Gas oder ein Plasma handeln kann Der hydrostatische Druck kann beispielsweise von den das Fluid umschliessenden Wanden erzeugt werden siehe Zylinder mit Kolben oder Resultat der Schwerebeschleunigung Gravitationsdruck oder Schweredruck oder Tragheit sein z B in einer Zentrifuge 1 Der hydrostatische Druck kann auch von aussen vom Aussendruck oder Betriebsdruck 2 aufgebracht werden unter dem das Fluid ruht Nach dem Pascalschen Prinzip von Blaise Pascal breitet sich der hydrostatische Druck im Fluid allseitig aus und wirkt nach Euler 3 im Volumen in alle Richtungen aber immer senkrecht auf Wande So ist der hydrostatische Druck in einem Fluid ohne ausseres Kraftfeld uberall gleich und wirkt auf alle Flachen die das Fluid begrenzen mit einer senkrecht auf das jeweilige Flachenstuck gerichteten flachenverteilten Kraft In stromenden Fluiden hangt der Druck innerhalb des Stromungsfeldes oder auf dessen begrenzenden Wanden im Allgemeinen auch von der Stromungsgeschwindigkeit ab Beispielsweise ist der Druck erhoht an einem Staupunkt oder erniedrigt in einer Venturi Duse siehe auch Bernoulli Effekt Inhaltsverzeichnis 1 Inkompressible Flussigkeiten im homogenen Schwerefeld 1 1 Pascalsches Gesetz 1 2 Druckverteilung in einer Flussigkeit ohne Schwerkraft 1 3 Druckverteilung in einer Flussigkeit mit Schwerkraft 1 4 Beispiele 2 Inhomogene Schwerefelder innerhalb von Himmelskorpern 2 1 Gravitationsdruck in Planeten Monden Asteroiden und Meteoriten 2 2 Gravitationsdruck in Sternen 2 2 1 Sterne im Gleichgewicht 2 2 2 Beispiele fur Sterne im Ungleichgewicht 3 Messung und Einheiten 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseInkompressible Flussigkeiten im homogenen Schwerefeld BearbeitenPascalsches Gesetz Bearbeiten nbsp Der hydrostatische Druck am Boden ist trotz unterschiedlicher Fullmengen in allen drei Gefassen gleich gross Der hydrostatische Druck fur ein Fluid mit konstanter Dichte im homogenen Schwerefeld berechnet sich nach dem Pascalschen Gesetz benannt nach Blaise Pascal p h r g h p 0 displaystyle p h rho gh p 0 nbsp Formelzeichen r displaystyle rho nbsp Dichte fur Wasser r displaystyle rho nbsp 1 000 kg m g displaystyle g nbsp Schwerebeschleunigung fur Deutschland g displaystyle g nbsp 9 81 m s h displaystyle h nbsp Hohe des Flussigkeitsspiegels uber dem betrachteten Punkt p 0 displaystyle p 0 nbsp Druck an der Flussigkeitsoberflache z B Luftdruck p h displaystyle p h nbsp hydrostatischer Druck in Abhangigkeit von der Hohe des Flussigkeitsspiegels 4 Bei der Ermittlung des Drucks auf die Behalterwand spielt der Umgebungsdruck auch Betriebsdruck genannt 2 keine Rolle da er als additive Konstante im Druck uberall gleich wirkt und da der Luftdruck p 0 displaystyle p 0 nbsp gleichermassen von oben uber die Wasseroberflache und von unten einwirkt kann er vernachlassigt werden Der durch das Fluid ausgeubte Druck auf den Boden eines wassergefullten Gefasses ist durch den Druck r g h displaystyle rho gh nbsp der Wassersaule gegeben Solange Kapillaritat gering ist hangt der Bodendruck nicht von der Form oder Grosse des Gefasses ab sondern nur von der Fullhohe h displaystyle h nbsp wahrend die auf den Boden wirkende Kraft proportional zur Bodenflache zunimmt Dies ist das Prinzip der Kraftverstarkung in der hydraulischen Presse das erstmals Blaise Pascal 1653 formulierte 5 Druckverteilung in einer Flussigkeit ohne Schwerkraft Bearbeiten nbsp Zylinder hervorgehoben mit Lange dl und Stirnflache dA in einem Fluid blaulich Jede Flussigkeit ist schwer aber in vielen Fallen insbesondere unter hohen Umgebungsdrucken kann der Einfluss der Schwerkraft vernachlassigt werden einen solchen Fall zeigt die Abbildung rechts Der hervorgehobene Zylinder ist im umgebenden Druckfeld in Ruhe Die Druckkrafte auf der Mantelflache des Zylinders wirken senkrecht zur Mantelflache und damit auch senkrecht zur Zylinderachse Die Krafte tragen deshalb nicht zu den Kraftkomponenten parallel zur Zylinderachse bei und das unabhangig davon wie der Druck auf der Mantelflache verteilt ist Der Druck auf den Stirnflachen kann bei kleinen Inhalten dA als gleichverteilt angenommen werden Dann ist die Druckkraft am einen Ende p1 dA und am anderen Ende p2 dA und ersterer entgegengesetzt Der Zylinder bleibt genau dann in Ruhe wenn sich die Druckkrafte gegenseitig aufheben alsop1 dA p2 dA p1 p2 dd ist Die Lage und Orientierung des Zylinders ist dabei offenbar ohne Belang Innerhalb des Fluids ist in Abwesenheit einer Schwerkraft und anderer ausserer Krafte der Druck in allen Richtungen und an allen Orten im Fluid gleich gross Druckverteilung in einer Flussigkeit mit Schwerkraft Bearbeiten nbsp Zylinder hervorgehoben mit Lange dx und Stirnflache dA in einem Fluid blaulich Ahnliche Verhaltnisse wie bei der Druckverteilung in einer Flussigkeit ohne Schwerkraft liegen bei einer lotrecht wirkenden Schwerkraft und einem horizontal orientierten Zylinder vor siehe Bild Genauso wie die Druckkrafte auf der Mantelflache wirkt auch die Gewichtskraft dm g des Zylinders senkrecht zur Zylinderachse und tragt nichts zu den Kraftkomponenten parallel zur horizontalen Zylinderachse bei Der Druck auf den Stirnflachen kann auch hier bei kleinen Inhalten dA als gleichverteilt angenommen werden Dann ist die Druckkraft am einen Ende p1 dA und am anderen Ende p2 dA und ersterer entgegengesetzt Der Zylinder bleibt in horizontaler Richtung genau dann in Ruhe wenn sich wie oben die Druckkrafte auf den Stirnflachen gegenseitig aufheben p1 dA p2 dA p1 p2 dd Die Orientierung der x Achse ist dabei offenbar ohne Belang solange sie nur senkrecht zur Schwerkraft ist Innerhalb des Fluids ist der Druck in einer horizontalen Ebene und dort in allen Richtungen im Fluid gleich gross nbsp Zylinder hervorgehoben mit Lange dz und Stirnflache dA in einem Fluid blaulich Beim parallel zum Schwerefeld orientierten Zylinder wirkt nun die Gewichtskraft in Richtung der Druckkrafte auf den Stirnflachen Die Druckkrafte auf der Mantelflache wirken horizontal und tragen auch hier nichts zu den Kraftkomponenten parallel zur senkrechten Zylinderachse bei In senkrechter Richtung muss die Druckkraft p1 dA auf der unteren Stirnflache die Druckkraft p2 dA auf der oberen Stirnflache und zusatzlich die Gewichtskraft dm g des Zylinders tragen damit der Zylinder seine Hohe beibehalt also weder aufsteigt noch absinkt Das ist der Fall wennp1 dA p2 dA dm g dd zutrifft Der Unterschied der Druckkrafte an den Stellen 1 und 2 ist gleich dem Gewicht der dazwischen liegenden senkrechten Flussigkeitssaule Bei konstanter Querschnittsflache dA ist das Volumen des Zylinders dA dz und bei infinitesimal kleinem Volumen kann dort die Dichte r als konstant angenommen werden mit der Konsequenz dm r dA dz p1 dA p2 dA rg dA dz p1 p2 rg dzMit p1 p z und p2 p z dz entsteht nach Division durch dz und Grenzubergang dz 0 eine autonome Differentialgleichung p z r g displaystyle frac partial p partial mathsf z rho g nbsp die bei konstanter Wichte rg auf das Pascal sche Gesetz p z p 0 r g z displaystyle p mathsf z p 0 rho g mathsf z nbsp fuhrt Die Integrationskonstante p0 ist der Druck bei z 0 Anders als im Abschnitt Pascalsches Gesetz zahlt hier die Koordinate z entgegen der Gewichtskraft nach oben die Formel dort ergibt sich aus der hiesigen mit h z Beispiele Bearbeiten Fur Taucher ist es wichtig zu wissen welchem Druck ihre Korpergase Stickstoff ausgesetzt sind um die Taucherkrankheit zu vermeiden Ein Bathyscaph muss einem besonders hohen hydrostatischen Druck standhalten Wasserturme nutzen den hydrostatischen Druck um den fur die Versorgung der Endverbraucher notwendigen Leitungsdruck zu erzeugen In der Hydrogeologie kann sich nach dem Darcy Gesetz eine Stromung zwischen zwei Punkten nur dann einstellen wenn die Druckdifferenz verschieden von der Differenz der hydrostatischen Drucke an den beiden Punkten ist Ein Heber ist ein Gerat oder eine Einrichtung mit der man eine Flussigkeit aus einem Behalter uber den Behalterrand in einen tiefer gelegenen Behalter umfullen oder ins Freie entleeren kann ohne den Behalter umzukippen und ohne dass er ein Loch oder einen Auslass unter dem Flussigkeitsspiegel hat Inhomogene Schwerefelder innerhalb von Himmelskorpern BearbeitenDie Betrachtungen im Abschnitt Inkompressible Flussigkeiten im homogenen Schwerefeld konnen auf stetige inhomogene Schwerefelder verallgemeinert werden Im Abschnitt Druckverteilung in einer Flussigkeit mit Schwerkraft sind folgende Einschrankungen zu beachten Der Druck ist auf einer Niveaumenge des Kraftfeldes konstant und diese Niveaumengen werden mit z const dargestellt und nicht noch von weiteren Koordinaten wie x Da die Niveaumengen beliebig gekrummt sein konnen ist die Lange dx sowie die Querschnittsflache dA des Zylinders infinitesimal klein zu halten In der Differentialgleichung zur Bestimmung des Drucks als Funktion von z p z r g displaystyle frac partial p partial mathsf z rho g nbsp dd ist im Allgemeinen die Dichte r eine Funktion des Drucks siehe Zustandsgleichung und die Feldstarke g eine Funktion von z sodass keine allgemeine Losung angegeben werden kann In festen Himmelskorpern konstanter Dichte kann g z ermittelt werden In gasformigen Sternen sind die Zusammenhange so kompliziert dass hier nur eine qualitative Darstellung moglich ist Gravitationsdruck in Planeten Monden Asteroiden und Meteoriten Bearbeiten Mit zunehmender Tiefe kann die Schwerebeschleunigung g displaystyle g nbsp nicht mehr als konstant betrachtet werden Wenn die Form des Himmelskorpers durch eine Kugel mit Radius R displaystyle R nbsp beschrieben und die Dichte als konstant betrachtet wird lasst sich der Druck wie folgt berechnen p h 0 h r g R r d r displaystyle p h int 0 h rho g R r mathrm d r nbsp Der Ortsfaktor g r displaystyle g r nbsp folgt aus dem Newtonschen Gravitationsgesetz g r G M r r 2 G M r R 3 r r 4 p G 3 displaystyle g r G frac M r r 2 G frac Mr R 3 rho r frac 4 pi G 3 nbsp wobei M r displaystyle M r nbsp die Masse innerhalb einer konzentrischen Kugel innerhalb des Himmelskorpers und M M R displaystyle M M R nbsp dessen Gesamtmasse angibt Mit der Formel fur das Kugelvolumen V 4 3 p R 3 displaystyle V tfrac 4 3 pi R 3 nbsp ergibt sich fur den Druck im Zentrum p Z p R 3 G 8 p M 2 R 4 r 2 R 2 2 p G 3 displaystyle p text Z p R frac 3G 8 pi frac M 2 R 4 rho 2 R 2 frac 2 pi G 3 nbsp Gravitationsdruck in Sternen Bearbeiten Sterne im Gleichgewicht Bearbeiten Einen Spezialfall des hydrostatischen Drucks stellt der Gravitationsdruck in Sternen dar Dieser resultiert aus der den Stern kontrahierenden Schwerkraft Demgegenuber wirkt z B der Strahlungsdruck als den Stern expandierende Kraft Bei einem stabilen Stern stellt sich dabei ein Gleichgewicht aller Krafte ein und der Stern hat eine stabile Form Dies ist naherungsweise der Zustand von Sternen auf der Hauptreihe des Hertzsprung Russell Diagramms Beispiele fur Sterne im Ungleichgewicht Bearbeiten Bei entstehenden Sternen die sich zusammenziehen uberwiegt der Gravitationsdruck gegenuber der Summe aller Krafte die Gegendruck aufbauen Beispiele fur Gegendruck sind der kinetische Gasdruck des Gases selbst und bei anlaufender Fusionsreaktion der Strahlungsdruck durch alle auftretenden Strahlungsarten Dadurch verandert sich der hydrostatische Druck innerhalb des entstehenden Sterns Bei einigen Klassen veranderlicher Sterne treten periodische oder transiente Anderungen der Sterndichte auf wodurch sich die Materiemenge des Sterns die innerhalb oder ausserhalb einer Sphare mit einem festen Radius liegt verandert und mit ihr auch der hydrostatische Druck bei einem bestimmten Radius vom Sternmittelpunkt aus Aufgrund des Sternwindes verlieren Sterne stetig Masse an die Umgebung Auch dadurch andert sich der hydrostatische Druck Bei Hauptreihensternen ist diese Anderung allerdings sehr langsam In den Spatstadien des Sternenlebens kommt es ebenfalls zu Veranderungen im Sternaufbau die sich auf den hydrostatischen Druck im Stern auswirken Messung und Einheiten Bearbeiten Hauptartikel Druckmessgerat und Druck Physik Einheiten Die Druckmessung erfolgt mit einem Druckmessgerat Die Physikalischen Einheiten fur den hydrostatischen Druck sind dieselben wie fur den allgemeinen Druck international die SI Einheit Pascal Pa 1 Pa 1 N m zudem in der EU und der Schweiz die gesetzliche Einheit Bar bar 1 bar 100 000 Pa 100 kPa Mehr dazu und Umrechnungen sind in den Hauptartikeln nachzuschlagen Siehe auch BearbeitenBarometrische Hohenformel die den Luftdruck als Funktion der Hohe angibt wo die Temperaturverteilung uber die Hohe ausschlaggebend ist Lithostatischer Druck der Schweredruck von Gestein in der LithosphareKonsequenzen des Pascalschen Gesetzes Hydrostatisches Paradoxon Kommunizierende Rohren Artesischer BrunnenEinzelnachweise Bearbeiten E Becker E Piltz Ubungen zur Technischen Stromungslehre 2013 ISBN 978 3 322 91794 2 S 19 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 9 Marz 2022 a b Betriebsdruck Lexikon der Physik Spektrum Verlag abgerufen am 18 Januar 2022 Istvan Szabo Geschichte der mechanischen Prinzipien Springer 2013 ISBN 978 3 0348 5301 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 1 Mai 2021 Dieter Meschede Gerthsen Physik 25 Auflage Springer Spektrum Berlin 2015 ISBN 978 3 662 45976 8 Hardcover ISBN 978 3 662 45977 5 E Book Blaise Pascal Abhandlung uber das Gleichgewicht von Flussigkeiten und vom Gewicht der Masse der Luft Paris 1663 franzosisch archive org PDF abgerufen am 21 April 2017 Originaltitel Traitez de l equilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse de l air Posthume zweite Veroffentlichung Normdaten Sachbegriff GND 4113982 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hydrostatischer Druck amp oldid 237918015