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Die Impetustheorie lateinisch impetus der Schwung das Vorwartsdrangen ist eine uberholte Theorie mit dem Ziel eine dynamische Erklarung der Bewegung von Korpern zu liefern Seit 1687 wurde sie ersetzt durch die Newtonschen Axiome Die Impetustheorie ging aus der christlichen Kritik der materialistischen aristotelischen Bewegungslehre hervor Der Impetus ist dabei eine unkorperliche immaterielle Bewegungsursache oder eher spirituell verstandene Kraft die auf einen zu bewegenden Korper ubergeht um dessen Bewegung hervorzubringen Im Mittelalter bildete die Impetustheorie eine wichtige Grundlage der Ballistik In der auf Isaac Newtons Werk aufbauenden Klassischen Mechanik ist der Begriff des Impetus eliminiert worden und seine Bedeutung zu Teilen in die ursachenlose Tragheitsbewegung den Impuls und die kinetische Energie eingeflossen Untersuchungen an Studienanfangern bezuglich ihres Verstandnisses des Verhaltens bewegter Objekte ergaben dass die intuitiven Erklarungsansatze eines grossen Teils der Probanden auch heute noch grosse Ahnlichkeit mit der Impetustheorie aufweisen 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klassisches Beispiel ballistische Probleme 2 1 Geschichte 2 2 Tatsachliche Flugbahn 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Impetustheorie wurde bereits im 6 Jahrhundert von dem spatantiken griechischen Gelehrten Johannes Philoponos diskutiert Ein Vorlaufer der Theorie wurde auch von Franz von Marchia im 14 Jahrhundert vertreten Der franzosische Philosoph Johannes Buridan entwickelte die Impetustheorie dann bald darauf entscheidend weiter Auch Galileo Galilei verwendete in seinen fruhen Schriften und noch in den Discorsi eine Beschreibung von fallenden Korpern die der Impetustheorie nahekam Ebenso griff Leonardo da Vinci zur Beschreibung von Kreisbewegungen auf das Konzept des Kreisimpetus zuruck Newton benutzt in den Principia das Wort Impetus als eine Erscheinungsform seiner die Bewegungs bzw die Ruhe erhaltenden Kraft der Tragheit 3 Klassisches Beispiel ballistische Probleme BearbeitenGeschichte Bearbeiten nbsp Flugbahn einer Kanonenkugel gemass erweiterter ImpetustheorieDie Impetustheorie ging wie die aristotelische Physik davon aus dass eine Bewegung nur moglich sei solange eine entsprechende Bewegungsursache in heutiger Sichtweise also eine Kraft wirke Um einen Gegenstand in Bewegung zu halten sollte dieser standig durch einen anderen Korper bewegt werden Diese Annahme machte es jedoch unmoglich die Bewegung von Geschossen zu erklaren da diese nach dem Verlassen des Gewehrlaufes keinen Kontakt zu einem anderen festen Korper haben In der Impetustheorie wurde dieses Problem durch die Annahme einer immateriellen ursachlichen Kraft erklart die dem Geschoss beim Abschuss aufgepragt wird der Impetus Um die bei realen Gegenstanden beobachtete stetige Verlangsamung der Bewegung zu erklaren nahm man weiterhin an dass der Impetus hierbei stetig abnimmt War der Impetus aufgebraucht sollte der Korper senkrecht zu Boden fallen Flugbahn eines Geschosses nbsp nach Avicenna nbsp nach Albert von Rickmersdorf Laut der Beschreibung des persischen Philosophen Avicenna im 11 Jahrhundert bewegt sich ein Geschoss nach Verlassen des Geschutzes so lange geradlinig in Abschussrichtung bis sein anfanglicher Impetus vollstandig verbraucht ist A B Danach soll der Korper fur einen kurzen Augenblick zum Stillstand kommen Punkt B um anschliessend durch seine naturliche Schwere einen Abwartsimpetus zu erfahren wodurch dieser senkrecht nach unten fallt B C Der Scholastiker Albert von Rickmersdorf schlug im 14 Jahrhundert eine etwas genauere Beschreibung der Flugbahn vor Er teilte die Bewegung in drei Phasen ein Anfangs sei der Impetus so hoch dass er die naturliche Schwere des Korpers uberwiege Der Korper bewege sich auf einer Geraden A B Mit dem Verschwinden des Impetus steige der Einfluss des Gewichtes und das Geschoss beschreibe einen Bogen B C Ist der Impetus verbraucht falle das Projektil senkrecht zu Boden C D Spatestens mit Pierre Gassendis Formulierung des Tragheitsprinzips und den von ihm durchgefuhrten Experimenten im 17 Jahrhundert wurde die Gultigkeit der Impetustheorie widerlegt Tatsachliche Flugbahn Bearbeiten Ohne Berucksichtigung der Luftkrafte auf ein frei fliegendes Objekt Oberflachenreibung Formwiderstand aerodynamischer Auf oder Abtrieb ist die Flugbahn eine Wurfparabel Bei langsamen Objekten bleibt die Parabelform auch bei Berucksichtigung der Luftkrafte weitgehend erhalten Beispiel Wurf eines Tennisballs von einer Hand in die andere Alle einzelnen Luftkrafte wachsen jeweils exakt oder annahernd quadratisch mit der Fluggeschwindigkeit so dass auch die Gesamtkraft resultierend auch der Gesamtwiderstand quadratisch mit der Geschwindigkeit zunimmt Bei hohen Geschwindigkeiten geht also aufgrund des hoheren Luftwiderstands mehr kinetische Energie verloren Folglich kann weniger Energie in potenzielle Energie umgewandelt werden weswegen eine geringe maximale Hohe erreicht wird Dieser Umstand hat Auswirkungen auf die Gestaltung der optimalen Flugbahn beziehungsweise des Abschusswinkels eines Geschosses Schnelle reale Objekte wie beispielsweise Kanonenkugeln ein abgeschlagener Golfball ein geworfener Speer oder Diskus oder die Tropfen eines Druckwasserstrahls bewegen sich auf Flugbahnen wie sie ahnlich nach der Impetustheorie zu erwarten sind So wird die maximale Weite nicht bei einem Abschusswinkel von 45 erreicht wie er fur Geschosse ohne Luftkrafte errechnet werden kann sondern bei kleineren Winkeln und zwar umso kleineren Winkeln je hoher die Abschussgeschwindigkeit und je kleiner die Masse des Objekts im Verhaltnis zur Querschnittsflache ist Insofern liefert die Impetustheorie wiewohl sachlich nicht richtig eine oft brauchbare Naherungslosung fur das was mit blossem Auge oder einfachen Flugbahnaufzeichnungen z B Feuchtigkeitslinie an einer angespritzten senkrechten Wand beobachtet werden kann Literatur BearbeitenMichael McCloskey Impetustheorie und Intuition in der Physik In Spektrum der Wissenschaft Newtons Universum Heidelberg 1990 ISBN 3 89330 750 8 S 18 Klaus Hentschel Zur Begriffs und Problemgeschichte von Impetus in Hamid Reza Yousefi und Christiane Dick Hrsg Das Wagnis des Neuen Kontexte und Restriktionen der Wissenschaft Nordhausen Bautz 2009 S 479 499 Michael Wolff Geschichte der Impetustheorie Untersuchungen zum Ursprung der klassischen Mechanik Frankfurt Suhrkamp 1978 Einzelnachweise Bearbeiten A Caramazza M McCloskey B Green Naive beliefs in sophisticated subjects Misconceptions about trajectories of objects In Cognition 9 2 1981 S 117 123 Edgar Fieberg Das intuitive Wissen uber Bewegungsgesetze Entwicklungspsychologische Untersuchungen zum intuitiven Wissen im Handeln Wahrnehmen und Urteilen Waxmann Verlag 1998 ISBN 978 3 89325 646 4 Isaac Newton Philosophiae Naturalis Principia Mathematica I B Cohen ed Berkeley University of California Press 1999 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Impetustheorie amp oldid 235919760