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Michael Wolff 13 September 1942 in Solingen ist ein deutscher Philosoph Von 1982 bis 2007 lehrte er als Professor fur Philosophie an der Universitat Bielefeld Verheiratet ist er seit 1978 mit der ehemaligen Bundesverfassungsrichterin Gertrude Lubbe Wolff und hat mit ihr vier Kinder Sein Vater war der Theologe und Professor fur Altes Testament Hans Walter Wolff seine Mutter die Wuppertaler Fabrikantentochter Annemarie Halstenbach Sein Bruder ist der Musikwissenschaftler Christoph Wolff Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Publikation Auswahl 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenWolff studierte Philosophie und Klassische Philologie an den Universitaten Hamburg u a bei Gunther Patzig Erhard Scheibe Carl Friedrich von Weizsacker und Wolfgang Wieland und Marburg bei Julius Ebbinghaus Klaus Reich und Wolfgang Wieland Er wurde 1968 in Marburg mit einer Dissertation uber den alexandrinischen Aristoteles Kommentator Johannes Philoponus promoviert 1970 73 war er Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft in London und Berlin 1974 Gastdozent an der Technischen Hochschule Darmstadt 1974 75 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max Planck Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich technischen Welt in Starnberg 1975 82 als Lehrstuhlvertreter und Dozent fur Philosophie an der Universitat Bielefeld Dort habilitierte er sich 1978 mit einer Untersuchung uber die Entstehungsgeschichte der klassischen Mechanik Impetustheorie 1979 80 war er Gastdozent am Institut fur Philosophie der Universitat Marburg Einen Ruf auf eine Professur fur Philosophie an der Universitat Munster lehnte er 1995 ab Werk BearbeitenMichael Wolff legt in seinen eigenen Arbeiten sowie in der Lehre grossten Wert auf Genauigkeit Er versteht das Verfertigen eines Kommentars wie in seinem Buch zu Hegel als eine grundlegende philosophische Technik Einige von Wolffs Arbeiten sind auch in englischer italienischer japanischer koreanischer kroatischer tschechischer und russischer Ubersetzung erschienen In seinem 1995 erschienenen Buch Die Vollstandigkeit der kantischen Urteilstafel rekonstruiert Wolff Kants Beweis fur die Vollstandigkeit der in dieser Tafel aufgezahlten logischen Urteilsformen in kritischer Auseinandersetzung mit Klaus Reich 1 Lorenz Kruger 2 und Reinhard Brandt 3 Ein Essay uber Freges Begriffsschrift von 1879 ist diesem Buch angehangt In ihm zeigt Wolff auf welchen Missverstandnissen Freges Ablehnung der kantischen Urteilstafel beruht Aus Wolffs Kritik an Frege ist die Idee zu seiner Abhandlung uber die Prinzipien der Logik hervorgegangen die in erster Auflage 2005 und in zweiter Auflage erganzt um eine Rekonstruktion der aristotelischen Syllogistik einschliesslich der Modalsyllogistik 2009 erschienen ist In ihr gibt Wolff seine fruhere Ansicht auf Freges Logik System sei inkommensurabel s Inkommensurabilitat Wissenschaftstheorie mit dem was Kant unter allgemeiner Logik verstand Im ersten analytisch genannten Teil dieser Abhandlung wird durch Anwendung von Sprachanalyse auf formale Sprachen eine in den formalen Sprachen der modernen Systeme der deduktiven Logik ubersetzbare logische Universalsprache entwickelt Diese unterscheidet sich von der formalen herkommlichen Sprache der Syllogistik dadurch dass sie nicht bloss Begriffs und Urteilsvariablen sondern auch eine beliebig vergrosserbare Menge deskriptiver Ausdrucke enthalt die wie Begriffsvariable die Stelle des logischen Pradikats oder logischen Subjekts in Urteilen vertreten konnen Diese deskriptiven Ausdrucke sind teils Begriffskonstanten wie z B za Gegenstand namens a teils um Funktionsausdrucke der Form v F v In v F v vertritt der metasprachliche Ausdruck F t einen beliebigen n stelligen elementaren oder zusammengesetzten quantifizierbaren Funktionsausdruck mit genau einer Leerstelle d h genau einer freien Variablen v Wird v in F v durch das Prafix v gebunden verwandelt sich der Funktionsausdruck F v in einen Ausdruck der die Stelle eines Begriffs d h eines logischen Pradikats in Urteilen vertreten kann Diese Verwandlung entspricht der Verwandlung eines grammatischen Pradikats der Form ist ein a in ein logisches Pradikat a 4 In der logischen Universalsprache kommen als logische Konstanten ausschliesslich Ausdrucke der Syllogistik in Betracht namlich Ausdrucke logischer Begriffs und Urteilsbeziehungen Diese werden durchgangig als nicht wahrheitsfunktionale Ausdrucke verstanden s Wahrheitswertefunktion Die Syllogistik der Analytica priora des Aristoteles wird in Wolffs Abhandlung als durchgangig nicht wahrheitsfunktionales System rekonstruiert Dagegen wird der Gebrauch aussagenlogischer Konstanten und Quantoren im Fregeschen System der sogenannten klassischen begriffsschriftlichen Pradikatenlogik so verstanden dass er ausnahmslos zur Abkurzung komplexer Ausdrucke der logischen Universalsprache dient Elementare logische Beziehungen lassen sich in diesem System gar nicht wiedergeben Im zweiten synthetisch genannten Teil von Wolffs Abhandlung werden zunachst streng allgemeingultige und in der logischen Universalsprache ausdruckbare Grundregeln aufgestellt nach denen unmittelbare Folgerungen mittelbare Schlusse und Kettenschlusse stattfinden Die strenge Allgemeingultigkeit dieser Regeln beruht unmittelbar auf der Bedeutung die den logischen Konstanten die jeweils in ihnen vorkommen durch geeignete Gebrauchsdefinitionen zugewiesen wird Diese Regeln entsprechen teils den Grundregeln der kategorischen und nicht kategorischen Syllogistik einschliesslich der Modalsyllogistik teils den seit der Antike bekannten meta syllogistischen Ableitungsregeln nach denen aus Grundregeln andere Regeln ableitbar sind Nach Aufstellung syllogistischer bzw metasyllogistischer Grund und Ableitungsregeln wird gezeigt wie sich die aristotelische Syllogistik auf der Grundlage dieser Regeln ohne Rest widerspruchsfrei rekonstruieren lasst Anschliessend wird im zweiten Teil bewiesen dass mit Hilfe meta syllogistischer Ableitungsregeln auch das von Frege in seiner Begriffsschrift erstmals entwickelte System axiomatischer Grundsatze und Ableitungsregeln der klassischen Pradikatenlogik aus syllogistischen Grundregeln genau dann ableitbar ist wenn man zusatzlich zu diesen vier elementare Regeln als gultig deklariert die sich zwar in der logischen Universalsprache ausdrucken lassen aber nicht allgemeingultig sind weil ihre Gultigkeit nicht auf der Bedeutung der in ihnen vorkommenden logischen Konstanten beruht Die Kommensurabilitat von Syllogistik und klassischer Pradikatenlogik ist damit erwiesen Auch von den Systemen der nicht klassischen Pradikatenlogik den intuitionistischen relevanzlogischen und freien Logiken wird gezeigt dass sie aus syllogistischen Regeln dann ableitbar sind wenn man zusatzlich zu diesen solche Regeln als gultig voraussetzt die zwar in der logischen Universalsprache ausdruckbar aber nicht wie die syllogistischen Regeln allgemeingultig sind Da in der logischen Universalsprache nur syllogistische Ausdrucke als logische Konstanten vorkommen bleibt Kants Tafel logischer Urteilsformen auch fur die modernen Systeme der deduktiven Logik gultig Denn diese enthalten ausnahmslos einen gemeinsamen Kern streng allgemeingultiger Regeln und unterscheiden sich nur dadurch voneinander dass sie ausserhalb dieses Kerns noch unterschiedliche Regeln voraussetzen die nicht streng allgemeingultig sind Wolff hat 2006 eine Einfuhrung in die Logik veroffentlicht die auf Grundgedanken seiner Abhandlung von 2004 aufbaut Dieses Buch erklart welche grundlegenden logischen Regeln es sind die in modernen Systemen der deduktiven Logik stillschweigend als allgemeingultig vorausgesetzt werden Dadurch unterscheidet es sich von gleichnamigen modernen Einfuhrungen Diese gebrauchen in ihrem Titel den bestimmten Artikel obwohl sie es fast immer nur mit Wahrheitsfunktionen und sogenannter klassischer Pradikatenlogik zu tun haben und allenfalls auch mal einen sparlichen Seitenblick auf sogenannte nicht klassische Systeme werfen der Syllogistik aber wenn uberhaupt nur ein historisches Interesse zubilligen Wolffs Einfuhrung in die Logik ist allerdings kein Ubungsbuch sondern eine logische Propadeutik die genau erklart auf welchen Elementen alles logische Schliessen und Folgern beruht Publikation Auswahl BearbeitenMonographienAbhandlung uber die Prinzipien der Logik Mit einer Rekonstruktion der aristotelischen Syllogistik Zweite verbesserte und erweiterte Auflage Frankfurt a M Klostermann 2009 ISBN 978 3 465 03639 5 Einfuhrung in die Logik C H Beck Verlag 2006 ISBN 978 3 406 54745 4 Die Vollstandigkeit der kantischen Urteilstafel Mit einem Essay uber Freges Begriffsschrift Frankfurt a M Klostermann 1995 ISBN 3 465 02811 2 Das Korper Seele Problem Kommentar zu Hegel Enzyklopadie 1830 389 Frankfurt a M Klostermann 1992 ISBN 3 465 02509 1 Der Begriff des Widerspruchs Eine Studie zur Dialektik Kants und Hegels Mit einem Nachwort versehene dritte durchgesehene Ausgabe Berlin Eule der Minerva Verlag 2017 ISBN 978 3 943334 08 1 Geschichte der Impetustheorie Untersuchungen zum Ursprung der klassischen Mechanik Frankfurt Suhrkamp 1978 ISBN 3 518 07146 7 Fallgesetz und Massebegriff Zwei wissenschaftshistorische Untersuchungen zur Kosmologie des Johannes Philoponus Berlin De Gruyter 1971 ISBN 978 3 110 06428 5Aufsatz Viele Logiken Eine Vernunft Warum der Logische Pluralismus ein Irrtum ist In Methodus International Journal for Modern Philosophy 7 2013 73 128 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Reich Die Vollstandigkeit der Urteilstafel Hamburg Meiner Verlag Dritte Auflage 1986 Nachdruck in Klaus Reich Gesammelte Schriften Mit Einleitung und Annotationen aus dem Nachlass herausgegeben von M Baum U Rameil K Reisinger und G Scholz Hamburg Meiner Verlag 2001 S 3 112 ISBN 3 7873 0693 5 Lorenz Kruger Wollte Kant die Vollstandigkeit der Urteilstafel beweisen in Kant Studien 59 1968 S 333 356 Reinhard Brandt Die Urteilstafel Kritik der reinen Vernunft A 67 76 B 92 101 Meiner Verlag Hamburg 1991 ISBN 3 7873 1015 0 Es sei z B die zweistellige Funktion F x 2 gleichbedeutend mit x ist eine Wurzel aus 2 Dann entspricht F 2 dem grammatischen Pradikat ist eine Wurzel aus 2 Der Begriff oder das logische Pradikat Wurzel aus 2 ist darin enthalten und lasst sich weder durch F noch durch F 2 wiedergeben Die Bindung der freien Variablen x durch das Prafix x in x x2 2 ist notig um x2 2 in den Begriff oder das logische Pradikat Wurzel aus 2 zu verwandeln Freges Gleichsetzung von Funktion und Begriff beruht auf der Nichtbeachtung des fur die traditionelle Logik grundlegenden Unterschieds zwischen grammatischem und logischem Pradikat da er den unteilbaren Ausdruck des grammatischen Pradikats ist ein a bzw F fur einen Ausdruck dessen hielt was bis 1879 in der Logik allgemein Begriff genannt wurde Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Michael Wolff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wolff Prof Dr Michael Universitat Bielefeld In uni bielefeld de Abgerufen am 20 Februar 2023 Michael Wolff Abhandlung uber die Prinzipien der Logik Perlentaucher In perlentaucher de Abgerufen am 20 Februar 2023 Buchkritik Wolff Michael Abhandlung uber die Prinzipien der Logik Vittorio Klostermann Philosophie Recht Literatur Bibliothek In klostermann de Abgerufen am 20 Februar 2023 Verlags Beschreibung zu Abhandlung uber die Prinzipien der Logik Michael Wolff Eine Eule der Minerva Verlag Website In eulederminerva de Abgerufen am 20 Februar 2023 Normdaten Person GND 131523120 lobid OGND AKS LCCN n81115971 NDL 00461333 VIAF 109211274 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolff MichaelKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 13 September 1942GEBURTSORT Solingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michael Wolff Philosoph amp oldid 231107535