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Die magnetische Kuhlung Kuhlung durch adiabatische Entmagnetisierung ist eine Methode der Tieftemperaturphysik mit der kleine Materialmengen auf Temperaturen unter 1 mK Millikelvin 10 3 K gekuhlt werden konnen Sie beruht auf dem magnetokalorischen Effekt und dient vor allem der Grundlagenforschung Inhaltsverzeichnis 1 Theorie 2 Anwendungen 2 1 Adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze 2 2 Adiabatische Kernentmagnetisierung 3 LiteraturTheorie BearbeitenDie magnetische Kuhlung basiert auf der Temperaturabhangigkeit in der Ordnung der Entropie der magnetischen Momente des verwendeten Materials Dabei konnen sowohl die magnetischen Momente der Elektronen wie bei der adiabatischen Entmagnetisierung paramagnetischer Salze als auch die Kernmomente siehe unten adiabatische Kernentmagnetisierung genutzt werden nbsp Prinzip der Kuhlung durch adiabatische Entmagnetisierung Details im Text Bei hohen Temperaturen ist die thermische Energie grosser als die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente die dadurch vollig ungeordnet sind Entspricht die Grosse der beteiligten Momente einer Drehimpulsquantenzahl J so ergibt sich pro Mol eine konstante molare Entropie S S n R ln 2 J 1 displaystyle frac S n R cdot ln 2J 1 nbsp wobei R die allgemeine Gaskonstante bezeichnet und n die Stoffmenge Sinkt bei tiefen Temperaturen und ohne ein Magnetfeld d h bei B 0 die thermische Energie unter die Wechselwirkungsenergie der magnetischen Momente so beginnen diese sich zu ordnen die Entropie sinkt entlang der gestrichelten Linie der schematischen Darstellung Bei Anwesenheit eines Magnetfeldes B 1 displaystyle B 1 nbsp wird eine Vorzugsrichtung festgelegt und die Ordnungstemperatur angehoben Punkt A nach Punkt B Zunachst wird dadurch pro Mol folgende Warme freigesetzt die mit geeigneten Massnahmen abgefuhrt werden muss D Q n T 1 S 0 T 1 S B 1 T 1 n displaystyle frac Delta Q n frac T 1 cdot S 0 T 1 S B 1 T 1 n nbsp Diese Vorkuhlung geschieht im Allgemeinen mit Hilfe der 3He 4He Mischungskuhlung Wird das Magnetfeld anschliessend unter thermischer Isolation adiabatisch gesenkt auf einen Wert B 2 lt B 1 displaystyle B 2 lt B 1 nbsp so bedingt der Ordnungszustand eine entsprechend tiefere Temperatur T 2 lt T 1 displaystyle T 2 lt T 1 nbsp Punkt C im Schema T 2 T 1 B 2 2 b 2 B 1 2 b 2 T 1 B 2 2 b 2 B 1 displaystyle begin aligned T 2 amp T 1 cdot sqrt frac B 2 2 b 2 B 1 2 b 2 amp approx T 1 cdot frac sqrt B 2 2 b 2 B 1 end aligned nbsp Die erreichbare Temperatur T 2 displaystyle T 2 nbsp ist dabei limitiert durch das innere Feld b welches durch die Wechselwirkungen der magnetischen Momente selbst hervorgerufen wird Diese konnen fur B 2 0 displaystyle B 2 rightarrow 0 nbsp nicht vernachlassigt werden Die Grosse des internen Feldes b kann fur paramagnetische Salze siehe unten aus der Neel Temperatur bestimmt werden 1 2 Anwendungen BearbeitenAdiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze Bearbeiten Die Kuhlung durch adiabatische Entmagnetisierung paramagnetischer Salze z B von Cermagnesiumnitrat CMN war die erste Methode mit der Temperaturen im Bereich von einigen Millikelvin erreicht werden konnten Sie wurde bereits 1926 von Debye bzw 1927 von Giauque vorgeschlagen und nutzt die magnetischen Momente der Elektronen Die Methode wurde jedoch weitgehend von der 3He 4He Entmischungskuhlung abgelost da diese im Gegensatz zur magnetischen Kuhlung kontinuierlich arbeitet Denkbar ist auch die adiabatische Entmagnetisierung von Substanzen in der Nahe des Curie Punktes zu verwenden So soll es prinzipiell moglich sein durch adiabatische Entmagnetisierung von Gadolinium Curie Punkt 16 C Kuhlgerate zu bauen die ohne umweltschadliches FCKW und ohne mechanische Teile auskommen In den 1990er Jahren wurden billigere geeignete Metalllegierungen ohne Gadolinium entdeckt 2015 wurde auf einer Verbrauchermesse ein Kuhlschrank mit einem magnetokalorischen Metallsalz Metamagnet auf Basis einer Mangan Eisen Phosphor Silizium Legierung prasentiert Magnetokalorische Warmepumpen konnten falls sie Marktreife erlangen bei weitgehend gerauschlosem Betrieb einen um 25 geringeren Energiebedarf haben als die herkommliche Kaltekompressortechnik 3 Adiabatische Kernentmagnetisierung Bearbeiten Die Kuhlung durch adiabatische Kernentmagnetisierung bei der die magnetischen Momente der Atomkerne genutzt werden ist nach wie vor die einzige Methode mit der ein Festkorper auf deutlich unter 1 Millikelvin gekuhlt werden kann es werden Temperaturen im Mikrokelvin Bereich erreicht mK 10 6 K Die geringe Grosse der Kernmomente ca 1 2000 derer von Elektronen macht eine Vorkuhlung auf einige Millikelvin und hohe Magnetfelder im Bereich von mehreren Tesla erforderlich Literatur Bearbeiten Frank Pobell Matter and Methods at Low Temperatures 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 1996 ISBN 978 3 540 58572 5 S 175 Christian Enss Siegfried Hunklinger Low Temperature Physics Springer Heidelberg 2005 ISBN 978 3 540 23164 6 S 486 487 Volker Mrasek 14 April 2015 16 40 Tolle Idee Folge 14 Metamagnet statt Kompressor 4 7 MiB Sendung Forschung aktuell des Deutschlandfunk Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnetische Kuhlung amp oldid 238814310