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Peter Debye Taufname Petrus Josephus Wilhelmus 24 Marz 1884 in Maastricht Niederlande 2 November 1966 in Ithaca New York war ein niederlandischer Physiker und theoretischer Chemiker und erhielt 1936 den Nobelpreis fur Chemie Peter Debye ca 1950 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Privates 4 Wissenschaftliche Leistungen 5 Geschichtsdebatte 2006 2011 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSein Vater Johannes Wilhelmus Debije 1859 1937 war Werkmeister in der Metallwarenfabrik J G Lambriex und seine Mutter Maria Anna Barbara Ruemkens 1859 1940 Kassiererin am Theater Er hatte eine vier Jahre jungere Schwester In seiner Jugend besuchte er haufig die Oper 1 Debye erhielt seine Ausbildung in Deutschland Er studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und arbeitete nach der Beendigung seines Studiums 1905 als Assistent fur Technische Mechanik an der Hochschule Er war in Aachen Student von Arnold Sommerfeld der ihn nach seinem Wechsel 1906 an die Ludwig Maximilians Universitat Munchen mitnahm Debye arbeitete dort im Bereich der theoretischen Physik und wurde 1908 promoviert mit einer Arbeit uber Strahlungsdruck Der Lichtdruck auf Kugeln von beliebigem Material 2 1910 folgte die Habilitation Im Jahr darauf wurde er Professor fur Theoretische Physik an der Universitat Zurich als Nachfolger von Albert Einstein wo er zwei Jahre blieb Es folgten Professuren an der Universitat Utrecht ab 1912 ab 1913 an der Universitat Gottingen ab 1920 an der ETH Zurich ab 1927 an der Universitat Leipzig und ab 1934 an die Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin Seit 1935 war Debye Direktor des Kaiser Wilhelm Instituts fur Physik in Berlin Dahlem Zwischen 1936 und 1939 war er auch Mitglied des Senats der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Als Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft DPG der er 1937 bis 1939 war sah sich Debye 1938 genotigt in einem Rundschreiben die verbliebenen judischen Mitglieder zum Austritt aufzufordern Als das nationalsozialistische Regime von Debye die Annahme der deutschen Staatsburgerschaft verlangte lehnte er dies ab er liess sich beurlauben ging mit Frau und Sohn 1940 in die USA und lehrte ab 1940 an der Cornell University in Ithaca New York Gleichzeitig teilte er den deutschen Behorden mit seine Direktorenschaft am Kaiser Wilhelm Institut nur vorubergehend ruhen lassen zu wollen Ein Grund war dass er seine in Berlin verbliebene Tochter unterstutzen wollte Er fungierte noch bis zur Einstellung der Zeitschrift 1945 als Herausgeber der unter Mitwirkung der Physikalisch Technischen Reichsanstalt veroffentlichten Physikalischen Zeitschrift 3 1941 wurde er US Staatsburger so dass er danach an kriegswichtiger Forschung uber Kunststoffe beteiligt sein konnte Auch nach dem Krieg setzte er die Polymerforschung fort 1952 ging er an der Cornell University offiziell in den Ruhestand forschte dort aber weiter bis zu seinem Tod Peter Debye starb am 2 November 1966 in Ithaca New York an den Folgen einer Herzerkrankung Zu seinen Doktoranden zahlten Lars Onsager und Paul Scherrer sowie Hertha Sponer und zu seinen Habilitanden sein Assistent in Zurich Erich Huckel Ehrungen und Mitgliedschaften BearbeitenEr war Mitglied der Sachsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig der Preussischen Akademie der Wissenschaften der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 4 der Gottinger Akademie der Wissenschaften 1916 5 der Russischen Akademie der Wissenschaften 1924 der American Academy of Arts and Sciences 1927 der American Philosophical Society 1936 sowie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und ab 1932 der Leopoldina ab 1947 der National Academy of Sciences Neben dem Nobelpreis 1936 erhielt er 1963 die Priestley Medaille 1930 die Rumford Medaille 1937 die Franklin Medaille und 1965 die National Medal of Science 1950 wurde ihm die Max Planck Medaille verliehen 1970 wurde der Mondkrater Debye 6 und 2002 der Asteroid 30852 Debye nach ihm benannt Ihm zu Ehren vergibt die American Chemical Society den Peter Debye Award in Physikalischer Chemie In Gewerbeparks an den Stadtrandern von Leipzig und von Aachen wurden Strassen nach Peter Debye benannt Nach Peter Debye war die cgs Einheit 1 Debye des elektrischen Dipolmomentes benannt Privates BearbeitenDebye war seit 1913 mit Mathilde Alberer verheiratet mit der er einen Sohn Peter P Debye geboren 1916 hatte der ebenfalls Physiker war und mit ihm auch zusammenarbeitete und eine Tochter Mathilde Maria geboren 1921 Zu seinen Hobbys zahlten Forellenfischen und Blumenzucht Wissenschaftliche Leistungen Bearbeiten nbsp Debye im Foyer der Universitat LeipzigDebye leistete herausragende Beitrage in mindestens funf Gebieten im Bereich Quantenphysik Debye Theorie der spezifischen Warmekapazitat von Materie bei tiefen Temperaturen siehe Debye Temperatur Die Debye Theorie stellte eine der ersten theoretischen Bestatigungen der bereits rund 10 Jahre davor erstmals vorgestellten Quantenthese dar 7 in der Elektrochemie Ionenaktivitaten Debye Radius in der Rontgenstrukturanalyse Debye Scherrer Verfahren Debye Waller Faktor in der Chemie elektrolytischer Losungen Debye Huckel Theorie in der Mikrowellenspektroskopie von Flussigkeiten Debye Funktion In seinen spaten Forscherjahren beschaftigte er sich mit dem Verstandnis von Polymermolekulen 1936 erhielt er den Nobelpreis fur Chemie fur seine Beitrage zu unserer Kenntnis der Molekularstrukturen durch seine Forschungen uber Dipolmomente Debye Gleichung uber Beugung der Rontgenstrahlen und Elektronen in Gasen Von ihm stammen die nach ihm benannten Debyeschen Funktionen die er in der Debye Theorie siehe oben verwendete Geschichtsdebatte 2006 2011 BearbeitenIm Januar 2006 erschien ein niederlandisches Buch von Sybe Rispens Einstein in Nederland uber die Beziehung von Einstein zu den Niederlanden der Nobelpreistrager Martinus Veltman steuerte ein Vorwort bei Rispens stellte Debyes DPG Rundschreiben von 1938 heraus und behauptete Einstein habe 1940 die Berufung von Debye nach Cornell zu verhindern versucht da er von dessen enger Verbindung zu den nationalsozialistischen Machthabern gehort habe Daraufhin beschloss die Universitat Utrecht ihr Debye Institut umzubenennen und die Universitat Maastricht den Debye Preis nicht weiter zu verleihen Den Wissenschaftlern die gegen diese Entscheidungen protestierten schloss sich auch Veltman an der im Mai 2006 sein Vorwort zu Rispens Buch zuruckzog In der Folge befassten sich zwei Kommissionen mit Debyes Haltung zum NS Regime Sie kamen zum Ergebnis dass Debye kein Parteimitglied und kein Anhanger des NS Regimes war nicht an deutschen Kriegsvorbereitungen mitwirkte und kein Antisemit war Den Ausschluss judischer Mitglieder aus der DPG habe Debye unter den gegebenen Umstanden fur unausweichlich gehalten es wurde darauf hingewiesen dass sich auch die Koniglich Niederlandische Akademie dem NS Regime gebeugt und Einstein die Ehrenmitgliedschaft entzogen hat Rispens Behauptung Einstein habe Debyes Berufung in die USA verhindern wollen erwies sich als haltlos Im Januar 2008 sprach die von den Universitaten Utrecht und Maastricht eingesetzte Kommission unter Leitung von Jan Terlouw die Empfehlung aus die Entscheidungen von 2006 zuruckzunehmen Die Universitat Utrecht folgte der Empfehlung und stellte den Namen Debye Institut wieder her Die Universitat Maastricht hingegen blieb dabei an der Verleihung des Debye Preises nicht mehr mitzuwirken der Hauptsponsor des Preises kundigte jedoch an diesen fortzusetzen Debyes Geburtsstadt Maastricht erklarte keinen Grund zu sehen Debyelaan und Debyeplein Strasse und Platz umzubenennen Literatur BearbeitenDieter Hoffmann Mark Walker Hrsg Fremde Wissenschaftler im Dritten Reich Die Debye Affare im Kontext Wallstein Verlag Gottingen 2011 ISBN 978 3 8353 0625 7 8 Vorlesung Wilhelm Wien Peter Debye 1936 Nobelpreis Quanten und Molekularphysik Theorie des spezifischen Warme von Debye Literatur Agentur Danowski Zurich 2009 Christian Bremen Stichting Edmond Hustinx Hrsg Pie Debije Peter Debye 1884 1966 Gardez Verlag St Augustin 2000 ISBN 3 89796 048 6 Lothar Beyer Hrsg Wege zum Nobelpreis Nobelpreistrager fur Chemie an der Universitat Leipzig Universitat Leipzig Leipzig 1999 ISBN 3 934178 04 9 Dossier zu Debye von Dieter Hoffmann Gijs van Ginkel Prof Peter J W Debye 1884 1966 in 1935 1945 brilliant scientist gifted teacher RIPCN S l 2006 ISBN 90 393 4284 9 PDF Martijn Eickhoff In naam der wetenschap P J W Debye en zijn carriere in nazi Duitsland Nederlands Instituut voor Oorlogsdocumentatie Amsterdam 2007 OCLC 435423464 PDF Erich Huckel Erinnerungen an Peter Debye und an meine Lehrjahre In Physik Journal 28 1972 S 53 57 doi 10 1002 phbl 19720280202 E J W Verwey Levensbericht P J W Debye Jahrbuch Konigl Niederl Akad Wiss 1966 67 Amsterdam S 341 348 Online bei der KNAW J W Williams Peter Joseph Wilhelm Debye Biographical Memoirs National Academy of Sciences Band 46 1975 Online Stefan L Wolff Das Vorgehen von Debye bei dem Ausschluss der judischen Mitglieder aus der DPG in M Walker und D Hoffmann Fremde Wissenschaftler im Dritten Reich Gottingen 2011 S 106 130 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Peter Debye Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikiquote Peter Debye Zitate englisch Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1936 an Peter Debye englisch Literatur von und uber Peter Debye im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Peter Debye in den Historischen Pressearchiven der ZBW Bild von Peter Debye Nobelpreistrager der Berliner Universitat Peter Debye im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Peter Debye im Theoretical Chemistry Genealogy Project Informationen zu und akademischer Stammbaum von Peter Debye bei academictree org Peter Joseph Wilhelm Debije Eintrag bei der Koniglich Niederlandischen Akademie der WissenwschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Mansel Davies Peter Joseph Wilhelm Debye 1884 1966 Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society Band 16 1970 S 175 232 Peter Debye im Mathematics Genealogy Project englisch Vorlage MathGenealogyProject Wartung id verwendet Titelblatt der Physikalischen Zeitschrift Verlag S Hirzel Leipzig 1945 Mitgliedseintrag von Peter Debye mit Link zu einem Nachruf von Walther Gerlach bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften abgerufen am 23 Januar 2017 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 65 Debye Mondkrater im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU WGPSN USGS Peter Debye 1884 1966 Nobelpreistrager fur Chemie Keine Begeisterung beim Hitlergruss in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 31 Juli 2011 S 52Trager des Nobelpreises fur Chemie 1901 van t Hoff 1902 E Fischer 1903 Arrhenius 1904 Ramsay 1905 von Baeyer 1906 Moissan 1907 Buchner 1908 Rutherford 1909 Ostwald 1910 Wallach 1911 Curie 1912 Grignard Sabatier 1913 Werner 1914 Richards 1915 Willstatter 1916 1917 nicht verliehen 1918 Haber 1919 nicht verliehen 1920 Nernst 1921 Soddy 1922 Aston 1923 Pregl 1924 nicht verliehen 1925 Zsigmondy 1926 Svedberg 1927 Wieland 1928 Windaus 1929 Harden von Euler Chelpin 1930 H Fischer 1931 Bosch Bergius 1932 Langmuir 1933 nicht verliehen 1934 Urey 1935 F Joliot Curie I Joliot Curie 1936 Debye 1937 Haworth Karrer 1938 Kuhn 1939 Butenandt 1940 1942 nicht verliehen 1943 de Hevesy 1944 Hahn 1945 Virtanen 1946 Sumner Northrop Stanley 1947 Robinson 1948 Tiselius 1949 Giauque 1950 Diels Alder 1951 McMillan Seaborg 1952 Martin Synge 1953 Staudinger 1954 Pauling 1955 Vigneaud 1956 Hinshelwood Semjonow 1957 Todd 1958 Sanger 1959 Heyrovsky 1960 Libby 1961 Calvin 1962 Perutz Kendrew 1963 Ziegler Natta 1964 Hodgkin 1965 Woodward 1966 Mulliken 1967 Eigen Norrish Porter 1968 Onsager 1969 Barton Hassel 1970 Leloir 1971 Herzberg 1972 Anfinsen Moore Stein 1973 E O Fischer Wilkinson 1974 Flory 1975 Cornforth Prelog 1976 Lipscomb 1977 Prigogine 1978 Mitchell 1979 Brown Wittig 1980 Berg Gilbert Sanger 1981 Fukui Hoffmann 1982 Klug 1983 Taube 1984 Merrifield 1985 Hauptman Karle 1986 Herschbach Lee Polanyi 1987 Cram Lehn Pedersen 1988 Deisenhofer Huber Michel 1989 Altman Cech 1990 Corey 1991 Ernst 1992 Marcus 1993 Mullis Smith 1994 Olah 1995 Crutzen Molina Rowland 1996 Curl Kroto Smalley 1997 Boyer Walker Skou 1998 Kohn Pople 1999 Zewail 2000 Heeger MacDiarmid Shirakawa 2001 Knowles Noyori Sharpless 2002 Fenn Tanaka Wuthrich 2003 Agre MacKinnon 2004 Ciechanover Hershko Rose 2005 Chauvin Grubbs Schrock 2006 Kornberg 2007 Ertl 2008 Shimomura Chalfie Tsien 2009 Ramakrishnan Steitz Yonath 2010 Heck Negishi Suzuki 2011 Shechtman 2012 Lefkowitz Kobilka 2013 Karplus Levitt Warshel 2014 Betzig Hell Moerner 2015 Lindahl Modrich Sancar 2016 Sauvage Stoddart Feringa 2017 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