www.wikidata.de-de.nina.az
Das Debye Modell beschreibt eine Methode mit der sich der Beitrag der quantisierten Schwingungen in Kristallgittern der Phononen zur Warmekapazitat eines kristallinen Festkorpers berechnen lasst es stellt sich u a heraus dass dies in der Regel der wesentliche Beitrag ist Diese von Peter Debye 1911 und 1912 entwickelte Theorie der spezifischen Warme von Kristallen gilt als eine der ersten theoretischen Bestatigungen der 1900 von Max Planck vorgestellten Quantenthese 1 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Ergebnisse 2 1 Niedrigtemperaturbereich 2 2 Hochtemperaturbereich 2 3 Zustandsdichte 2 4 Begrundung 3 Verallgemeinerung auf andere Quasiteilchen 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseGrundlagen Bearbeiten nbsp Dispersionsrelation im Vergleich mit dem Ergebnis von einfachen harmonischen OszillatorenGegenuber dem Einstein Modell von 1906 welches N displaystyle N nbsp unabhangige Oszillatoren mit identischer Frequenz annimmt geht das Debye Modell von einer Vielzahl moglicher Frequenzen und einer von Null verschiedenen Ausbreitungsgeschwindigkeit aller Wellen bzw Phononen aus Jedoch wird durchgehend die Langwellennaherung vorausgesetzt d h der Einfachheit halber wird angenommen dass die Kreisfrequenz w displaystyle omega nbsp und der Wellenvektor k displaystyle vec k nbsp unterhalb einer materialspezifischen Grenzfrequenz der Debyefrequenz w D displaystyle omega D nbsp immer streng proportional zueinander sind also eine lineare Dispersionsrelation gilt Dabei werden ein longitudinaler und zwei transversale Schallwellen Freiheitsgrade vorausgesetzt Bemerkenswert an diesem Ansatz ist dass er abgesehen von der Nichtexistenz longitudinaler Lichtwellen mit den Annahmen Plancks zur Berechnung der Hohlraumstrahlung identisch ist wenn man die Schallgeschwindigkeit durch die Lichtgeschwindigkeit ersetzt Somit ergeben sich fur einen strahlenden Hohlraum Plancksches Strahlungsgesetz Stefan Boltzmann Gesetz Formeln mit demselben Aufbau wie fur einen erwarmten Festkorper bei dem Teilchen in gitterformiger Anordnung schwingen In beiden Fallen folgen namlich charakteristische T3 Gesetze 2 s u Phononen existieren aber nur bis zu einer Maximalfrequenz im Debye Modell also bis zu w D displaystyle omega D nbsp Diese ergibt sich aus der Summe aller moglichen Schwingungsmoden da deren Gesamtzahl hochstens gleich dem Dreifachen der Anzahl der schwingenden Gitterteilchen Atome sein kann Daraus folgt auch dass w D displaystyle omega D nbsp grundsatzlich etwas niedriger ist als die Maximalfrequenz eines entsprechenden harmonischen Oszillators siehe Bild ohne Frequenzbegrenzung w D w m a x displaystyle omega D lessapprox omega rm max nbsp Ergebnisse BearbeitenDebye Temperaturen verschiedener Materialien 8 D displaystyle Theta mathrm D nbsp in KDiamant 1850Chrom 610a Eisen 464Aluminium 428Kupfer 345Silber 215Gold 165Natrium 160Blei 95Das Debye Modell sagt die Temperaturabhangigkeit der Warmekapazitat sowohl im Niedrig als auch im Hochtemperaturlimes korrekt voraus Das intermediare Verhalten d h der mittlere Temperaturbereich T 8 D displaystyle T approx Theta mathrm D nbsp wird durch die Debye Theorie nur im Sinne einer vernunftigen Interpolation beschrieben die man gegebenenfalls verbessern kann s u Niedrigtemperaturbereich Bearbeiten Im Niedrigtemperaturbereich d h fur T 8 D displaystyle T ll Theta mathrm D nbsp 8 D displaystyle Theta mathrm D nbsp ist die Debye Temperatur gilt fur den Phononen Anteil der Warmekapazitat C V 12 p 4 5 N k B T 8 D 3 1 displaystyle C V frac 12 pi 4 5 N k mathrm B cdot underbrace left frac T Theta mathrm D right 3 ll 1 nbsp mit der Anzahl N displaystyle N nbsp der Atome im Kristall der Boltzmann Konstante k B displaystyle k mathrm B nbsp 8 D ℏ w D k B displaystyle Theta D frac hbar omega D k mathrm B nbsp der Debye Kreis Frequenz w D displaystyle omega D nbsp dem reduzierten planckschen Wirkungsquantum ℏ displaystyle hbar nbsp Die Debye Temperatur ist dabei proportional zu einer effektiven Schallgeschwindigkeit c e f f displaystyle c rm eff nbsp zu der die transversalen Schallwellen zu 2 3 und die longitudinalen Schallwellen zu 1 3 beitragen 1 8 D 3 1 c e f f 3 1 3 2 c t 3 1 c l 3 displaystyle frac 1 Theta mathrm D 3 propto frac 1 c rm eff 3 frac 1 3 left frac 2 c t 3 frac 1 c l 3 right nbsp Das Tieftemperaturverhalten ist deshalb korrekt weil im Limes w w D displaystyle omega ll omega D nbsp die Debye Naherung mit dem exakten g w displaystyle g omega nbsp ubereinstimmt s u Hochtemperaturbereich Bearbeiten Im Hochtemperaturbereich d h fur T 8 D displaystyle T gg Theta D nbsp gilt fur die innere Energie U 3 N k B T displaystyle U 3 N k mathrm B T nbsp und somit fur die Warmekapazitat C V 3 N k B displaystyle C V 3 N k mathrm B nbsp In diesem Limes ergibt sich also wie schon beim Einstein Modell das Gesetz von Dulong Petit Das Hochtemperaturverhalten ist deshalb korrekt weil die Debye Naherung per constructionem auch die Summenregel 0 w m a x g w d w 3 N displaystyle int 0 omega rm max g omega rm d omega equiv 3N nbsp erfullt Zustandsdichte Bearbeiten Die Zustandsdichte ergibt sich gemass dem Debye Modell aus g w d w g k d k displaystyle g omega d omega g k dk nbsp g w g k d k d w displaystyle Leftrightarrow g omega g k cdot frac d k d omega nbsp mit der Kreiswellenzahl k displaystyle k nbsp Nun gilt aber allgemein im k Raum g k L p displaystyle g k frac L pi nbsp und nach dem Debye Modell w v s k displaystyle omega v s cdot k nbsp also d k d w 1 v s displaystyle frac d k d omega frac 1 v s nbsp und damit insgesamt g w L p 1 v s displaystyle g omega frac L pi cdot frac 1 v s nbsp Begrundung Bearbeiten Das Debye Modell nahert die Dispersionsrelation von Phononen in der angegebenen Weise linear an Die Berechnung die auch fur denjenigen realistischen Fall elementar durchgefuhrt werden kann dass longitudinale und transversale Schallgeschwindigkeit sich erheblich unterscheiden dauert lange so dass Details hier nur aus Platzgrunden unterbleiben 3 Da in einem Festkorper hochstens dreimal so viele Schwingungsmoden wie Atome vorhanden sein konnen die Zustandsdichte fur hohe w displaystyle omega nbsp jedoch divergiert muss die Dichte bei einer bestimmten materialabhangigen Frequenz w m a x displaystyle omega rm max nbsp abgeschnitten werden in der Debye Naherung bei w m a x w D displaystyle omega rm max omega D nbsp Ausgehend von der exakten Formel fur die Schwingungsenergie U 0 w m a x g w ℏ w e ℏ w k B T 1 d w displaystyle U int 0 omega rm max frac g omega hbar omega e frac hbar omega k mathrm B T 1 mathrm d omega nbsp mit der Zahl g w d w displaystyle g omega mathrm d omega nbsp der Schwingungsmoden mit Kreisfrequenzen w w d w displaystyle in omega omega mathrm d omega nbsp ergibt sich obige Warmekapazitat C v displaystyle C v nbsp explizit durch Ausfuhrung des Integrals und Differentiation nach der Temperatur C v U T displaystyle C v frac partial U partial T nbsp Man beachte dass oben statt der Debye Naherung g D displaystyle g D nbsp das exakte g w displaystyle g omega nbsp steht und statt w D displaystyle omega D nbsp die exakte Maximalfrequenz In der Tieftemperaturnaherung benutzt man dass man in dieser Naherung die obere Integrationsgrenze durch displaystyle infty nbsp ersetzen kann und dass die niedrigsten nicht trivialen Terme der Taylorentwicklungen von g und g D displaystyle g D nbsp bei w 0 displaystyle omega to 0 nbsp ubereinstimmen Fur das Hochtemperaturverhalten ersetzt man im Nenner den Term e x 1 displaystyle e x 1 nbsp durch x und berechnet das verbleibende Integral mit der Summenregel Die Zustandsdichte g w displaystyle g omega nbsp die fur die Tieftemperaturnaherung explizit benotigt wird kann im Debye Modell angegeben werden wobei w m a x displaystyle omega rm max nbsp zu w D displaystyle omega D nbsp wird Die konkrete uber die Debye Naherung hinausgehende Berechnung der Zustandsdichte g ist allerdings nicht allgemein analytisch losbar sondern nur numerisch oder genahert fur Teile der Temperaturskala wie oben fur tiefe Temperaturen Hier liegen auch die oben angedeuteten Verbesserungsmoglichkeiten fur das intermediare Verhalten Verallgemeinerung auf andere Quasiteilchen BearbeitenDas Debye sche Verfahren kann in analoger Weise fur andere bosonische Quasiteilchen im Festkorper durchgefuhrt werden z B in ferromagnetischen Systemen fur Magnonen anstelle der Phononen Man hat jetzt andere Dispersionsrelationen fur w 0 displaystyle omega to 0 nbsp z B w k 2 displaystyle omega propto k 2 nbsp im genannten Fall und andere Summenregeln z B 0 w m a x g w d w N displaystyle int 0 omega rm max g omega rm d omega N nbsp Auf diese Weise ergibt sich in Ferromagneten bei tiefen Temperaturen ein Magnonenbeitrag T 3 2 displaystyle propto T 3 2 nbsp zur Warmekapazitat der gegenuber dem Phononenbeitrag T 3 displaystyle propto T 3 nbsp dominiert In Metallen dagegen kommt der Hauptbeitrag T displaystyle propto T nbsp von den Elektronen Er ist fermionisch und wird mit anderen Methoden berechnet die auf Arnold Sommerfeld zuruckgehen Siehe auch BearbeitenDebyesche Funktionen Schwarzkorperstrahlung Stefan Boltzmann GesetzEinzelnachweise Bearbeiten Peter Debye 1884 1966 Nobelpreistrager fur Chemie Zu einer ausfuhrlichen klassischen Herleitung siehe z B Georg Joos Lehrbuch der theoretischen Physik 12 Aufl Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt am Main 1970 einerseits Die Debyesche Theorie der spezifischen Warme fester Korper S 566 ff bzw anderseits Das Plancksche Strahlungsgesetz S 580 ff Neuere Referenzen dazu sind D J Amit and Y Verbin Statistical Physics An Introductory Course World Scientific 1999 H J W Muller Kirsten Basics of Statistical Physics 2nd ed World Scientific 2010 Weitere Details findet man z B bei Werner Doring Einfuhrung in die Theoretische Physik Bd 5 14 Sammlung Goschen De Gruyter Berlin 1957 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Debye Modell amp oldid 238504425