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Das Dulong Petit Gesetz nach Pierre Louis Dulong und Alexis Therese Petit besagt dass die molare Warmekapazitat eines aus einzelnen Atomen zusammengesetzten Festkorpers einen universalen und konstanten Wert habe namlich das Dreifache der universellen Gaskonstante R C m 3 R 3 8 3 J m o l K 24 9 J m o l K displaystyle begin aligned C mathrm m amp 3 cdot R amp approx 3 cdot 8 3 frac mathrm J mathrm mol cdot mathrm K amp 24 9 frac mathrm J mathrm mol cdot mathrm K end aligned Die molaren Warmekapazitaten der meisten Elemente hier gezeigt als Funktion der Ordnungszahl liegen zwischen 2 8 R und 3 4 R Die beiden Namensgeber stellten experimentell fest dass zahlreiche von ihnen untersuchte Substanzen praktisch dieselbe molare Warmekapazitat haben und veroffentlichten 1819 die Vermutung es handle sich hierbei um eine allgemeine Gesetzmassigkeit Die klassische statistische Thermodynamik die noch keine Quanteneffekte kannte fand spater fur die molare Warmekapazitat monoatomarer das heisst aus gleichartigen Atomen aufgebauter Festkorper tatsachlich den konstanten Wert 3 R displaystyle 3R Auf grossere Temperaturbereiche ausgedehnte Messungen und theoretische Untersuchungen unter Berucksichtigung quantenmechanischer Prinzipien zeigen jedoch dass dieses Gesetz nur naherungsweise gultig ist Herleitung BearbeitenDie Teilchen in einem Festkorper sind an ihre Platze im Kristallgitter gebunden und fuhren Schwingungen um diese Mittelpositionen aus Die Schwingung jedes Teilchens kann in erster Naherung als harmonischer Oszillator beschrieben werden Nach dem Gleichverteilungssatz der klassischen statistischen Thermodynamik tragt jeder der drei Gitterschwingungsfreiheitsgrade jedes Teilchens je einer in x displaystyle x nbsp y displaystyle y nbsp und z displaystyle z nbsp Richtung bei der Temperatur T displaystyle T nbsp im Mittel die kinetische Energie E k i n 1 2 k B T displaystyle E mathrm kin frac 1 2 cdot k mathrm B cdot T nbsp mit der Boltzmann Konstante k B displaystyle k mathrm B nbsp Die potentielle Energie des harmonischen Oszillators ist eine homogene Funktion 2 Grades in der Auslenkung Also folgt nach dem Virialsatz dass die mittlere potentielle Energie gleich der mittleren kinetischen Energie ist E k i n E p o t displaystyle E mathrm kin E mathrm pot nbsp Auf einen Schwingungsfreiheitsgrad entfallt daher im Mittel die Energie 2 1 2 k B T displaystyle textstyle 2 cdot frac 1 2 cdot k mathrm B T nbsp und auf ein Teilchen mit drei Freiheitsgraden fur die Gitterschwingung die Energie 3 k B T displaystyle textstyle 3 k mathrm B T nbsp Ein Mol solcher Teilchen tragt also die Energie E 3 N A k B T 3 R T displaystyle E 3 cdot N mathrm A cdot k mathrm B cdot T 3 cdot R cdot T nbsp mit N A displaystyle N mathrm A nbsp die Avogadro Konstante R displaystyle R nbsp die universelle Gaskonstanteund die molare Warmekapazitat ist C m V 1 n U m T V C m p 1 n H m T p 3 R 3 N A k B displaystyle C mathrm m V frac 1 n left frac partial U mathrm m partial T right V approx C mathrm m p frac 1 n left frac partial H mathrm m partial T right p approx 3 cdot R 3 cdot N mathrm A cdot k mathrm B nbsp mit n displaystyle n nbsp die Stoffmenge C m p displaystyle C mathrm m p nbsp die molare Warmekapazitat bei konstantem Druck p displaystyle p nbsp C m V displaystyle C mathrm m V nbsp die molare Warmekapazitat bei konstantem Volumen V displaystyle V nbsp U m displaystyle U mathrm m nbsp die molare innere Energie H m displaystyle H mathrm m nbsp die molare Enthalpie Grenzen Bearbeiten nbsp Abweichungen vom Gesetz von Dulong und PetitTrotz seiner Einfachheit macht das Dulong Petit Gesetz relativ gute Voraussagen fur die spezifische Warmekapazitat von Feststoffen mit einfacher Kristallstruktur bei hinreichend hohen Temperaturen z B bei Raumtemperatur In Bereichen niedriger Temperaturen weicht es zunehmend von den experimentellen Befunden ab Da die Gitterschwingungen quantisiert sind konnen sie pro Freiheitsgrad nur Energiequanten der Grosse h n displaystyle h nu nbsp aufnehmen h displaystyle h nbsp Planck Konstante n displaystyle nu nbsp Schwingungsfrequenz Insbesondere ist mindestens die Energie 1 h n displaystyle 1 cdot h nu nbsp pro Freiheitsgrad notig um die Schwingung uberhaupt anzuregen Ist die zur Verfugung stehende thermische Energie k T displaystyle kT nbsp zu gering so werden einige Freiheitsgrade gar nicht angeregt und konnen nicht durch Energieaufnahme zur Warmekapazitat beitragen Die Warmekapazitat von Festkorpern nimmt daher bei sehr niedrigen Temperaturen merklich ab und strebt fur T 0 displaystyle T to 0 nbsp gegen Null Dritter Hauptsatz der Thermodynamik Hier liefert das Debye Modell bessere Voraussagen Ist ein Festkorper nicht aus einzelnen Atomen sondern aus komplizierteren Molekulen aufgebaut z B CaSO4 so kommen zu den 3 Freiheitsgraden der Gitterschwingung fur jedes Teilchen zusatzliche Freiheitsgrade der Molekulschwingung hinzu die Teilchen des Molekuls schwingen gegeneinander Die molare Warmekapazitat eines solchen Festkorpers kann deutlich hoher sein als vom Dulong Petit Gesetz vorhergesagt nbsp Molare Warmekapazitat bei 25 C als Funktion der Ordnungszahl der Elemente Die Werte fur Brom und Iod gelten fur den Gaszustand Kohlenstoff C Bor B Beryllium Be und Silizium Si haben eine kleine Warmekapazitat und sind hellblau hervorgehoben Gadolinium hat nahe der Raumtemperatur durch den Phasenubergang vom ferro zum paramagnetischen Zustand eine hohere Warmekapazitat Metalle als monoatomare Festkorper befinden sich meist in guter Ubereinstimmung mit dem Dulong Petit Gesetz Wegen der Metallbindung wurde man zunachst anderes erwarten da die Atome bei ihrer Bindung Elektronen aus ihrer ausseren Elektronenhulle abgeben welche sich frei durch den Kristall bewegen konnen Elektronengas Jedes Elektron musste 3 Translationsfreiheitsgrade beitragen so dass wenn jedes Atom ein Elektron abgibt die molare Warmekapazitat 3 R 3 R 2 9 2 R displaystyle 3R 3 cdot R 2 9 2R nbsp betragen musste Da im Elektronengas aber bereits alle Zustande unterhalb der Fermi Verteilung besetzt sind konnen die meisten Elektronen nicht in einen Zustand hoherer Energie ubergehen und daher auch nicht zur Warmekapazitat beitragen Literatur BearbeitenAlexis Petit Pierre Louis Dulong Recherches sur quelques points importants de la theorie de la chaleur Presentees a l Academie des sciences le 12 avril 1819 In Joseph Louis Gay Lussac Francois Arago Hrsg Annales de chimie et de physique Band 10 Crochard Paris 1819 S 395 413 franzosisch online bei Gallica Bibliotheque Nationale de France abgerufen am 4 Dezember 2016 englische Ubersetzung online beim Le Moyne College reconnaitre immediatement l existence d une loi physique susceptible d etre generalisee et etendue a toutes substances elementaires Les atomes de tous le corps simples ont exactement la meme capacite pour la chaleur Seite 404f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dulong Petit Gesetz amp oldid 237266415