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Das Stefan Boltzmann Gesetz gibt die thermisch abgestrahlte Leistung eines idealen Schwarzen Korpers in Abhangigkeit von seiner Temperatur an Es ist benannt nach den Physikern Josef Stefan und Ludwig Boltzmann Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Herleitung aus der Thermodynamik 3 Zwei und eindimensionale Korper 4 Herleitung aus der Quantenmechanik 5 Nicht Schwarze Strahler 6 Beispiel 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseUberblick Bearbeiten nbsp Anstieg der emittierten Strahlungsleistung uber die TemperaturJeder Korper gibt Warmestrahlung an seine Umgebung ab Ein Schwarzer Korper ist ein idealisierter Korper der alle auf ihn treffende Strahlung vollstandig absorbieren kann Absorptionsgrad 1 Nach dem kirchhoffschen Strahlungsgesetz erreicht daher auch sein Emissionsgrad e den Wert 1 und er sendet die bei der betreffenden Temperatur maximal mogliche thermische Leistung aus Das Stefan Boltzmann Gesetz gibt an welche Strahlungsleistung P displaystyle P nbsp ein Schwarzer Korper der Flache A displaystyle A nbsp und der absoluten Temperatur T displaystyle T nbsp aussendet Es lautet in drei Raumdimensionen P s A T 4 displaystyle P sigma cdot A cdot T 4 nbsp mit der Stefan Boltzmann Konstante s displaystyle sigma nbsp Die Strahlungsleistung eines Schwarzen Korpers ist also proportional zur vierten Potenz seiner absoluten Temperatur Eine Verdopplung der Temperatur bewirkt dass die abgestrahlte Leistung um den Faktor 16 ansteigt Dieses Gesetz wird deshalb auch als Boltzmannsches T hoch vier Gesetz bezeichnet Der Wert der Stefan Boltzmann Konstanten betragt 1 s 2 p 5 k B 4 15 h 3 c 2 5 670 374 419 10 8 W m 2 K 4 displaystyle sigma frac 2 pi 5 k mathrm B 4 15h 3 c 2 5 670 374 419 cdot 10 8 mathrm frac W m 2 K 4 nbsp Er ist exakt bekannt weil das Internationale Einheitensystem seit der Revision von 2019 dadurch definiert ist dass u a der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp der Planck Konstante h displaystyle h nbsp und der Boltzmann Konstante k B displaystyle k mathrm B nbsp ein fester Wert zugewiesen wurde 2 Herleitung aus der Thermodynamik BearbeitenDas Stefan Boltzmann Gesetz wurde im Jahr 1879 von Josef Stefan experimentell entdeckt 3 Boltzmann leitete 1884 dieses Strahlungsgesetz aus Gesetzen der Thermodynamik und der klassischen Maxwellschen Elektrodynamik ab 4 Ausgehend von einer der thermodynamischen Grundgleichungen fur ein abgeschlossenes System im thermodynamischen Gleichgewicht T d S d U p d V displaystyle T mathrm d S mathrm d U p mathrm d V nbsp findet man unter Beachtung der Integrabilitatsbedingung den Ausdruck U V T T p T V p displaystyle left frac partial U partial V right T T left frac partial p partial T right V p nbsp mit S displaystyle S nbsp Entropie U displaystyle U nbsp innere Energie V displaystyle V nbsp Volumen p displaystyle p nbsp Druck T displaystyle T nbsp Temperatur Maxwell zeigte bereits 1873 dass sich der Strahlungsdruck als p 1 3 u displaystyle p frac 1 3 u nbsp schreiben lasst u displaystyle u nbsp ist hierbei die Energiedichte der elektromagnetischen Strahlung Adolfo Bartoli konnte ferner im Jahre 1876 die Existenz eines Strahlungsdruckes thermodynamisch rechtfertigen indem er darlegte dass im Falle der Nichtexistenz der zweite Hauptsatz der Thermodynamik verletzt wurde Der Vorfaktor 1 3 folgt allerdings nur aus elektrodynamischen Betrachtungen Setzt man diesen Ausdruck fur p displaystyle p nbsp in die vorhergehende Beziehung ein und berucksichtigt dass die gesamte Energie in einem Volumen sich als U u V displaystyle U u cdot V nbsp schreiben lasst so folgt nach Integration u a T 4 displaystyle u a cdot T 4 nbsp bzw fur die gesamte Energie U a T 4 V displaystyle U aT 4 V nbsp Die Integrationskonstante a displaystyle a nbsp bleibt jedoch zunachst unbestimmt Sie musste durch Experimente wie zum Beispiel jene von Josef Stefan bestimmt werden Dass es sich dabei um eine aus anderen Naturkonstanten zusammengesetzte Grosse handelt zeigte sich erst in der Quantenmechanik Im Jahre 1900 also 21 Jahre nach dem Stefan Boltzmann Gesetz entdeckte Max Planck das nach ihm benannte plancksche Strahlungsgesetz aus dem das Stefan Boltzmann Gesetz einfach durch Integration uber alle Richtungen und Wellenlangen folgt Das plancksche Strahlungsgesetz konnte mit der Einfuhrung des Wirkungsquantums h displaystyle h nbsp auch erstmals die Stefan Boltzmann Konstante auf fundamentale Naturkonstanten zuruckfuhren In alterer Literatur wurde die Grosse a displaystyle a nbsp ebenfalls als Stefan Boltzmann Konstante bezeichnet 5 im Englischen als radiation density constant 6 Mit der durch das CODATA unter diesem Namen gefuhrten Konstanten s displaystyle sigma nbsp steht a displaystyle a nbsp uber a 4 s c displaystyle a frac 4 sigma c nbsp in Beziehung Zwei und eindimensionale Korper BearbeitenIn der oben genannten Form gilt das Stefan Boltzmann Gesetz fur dreidimensionale Korper d h die Ausdehnung des Korpers in alle Raumrichtungen ist sehr viel grosser als die Wellenlangen der elektromagnetischen Strahlung deren Beitrag zur Gesamtleistung nicht vernachlassigbar klein ist Falls eine der Dimensionen des Korpers sehr viel kleiner ist als die relevanten Wellenlangen handelt es sich um einen zweidimensionalen Korper Flache falls zwei Dimensionen sehr viel kleiner sind um einen eindimensionalen Stab In diesen Fallen konnen sich die Wellen im Korper nicht in drei Dimensionen ausbreiten und somit ist die gesamte innere Energie U displaystyle U nbsp kleiner Entsprechend ist auch die abgestrahlte Leistung von der Dimension abhangig Es gilt Korper Innere Energie Wert der Konstante an3 dim U 3 a 3 V T 4 displaystyle U 3 a 3 VT 4 nbsp a 3 4 s c displaystyle a 3 frac 4 sigma c nbsp 8 p 5 15 k B 4 h c 3 displaystyle frac 8 pi 5 15 frac k mathrm B 4 hc 3 nbsp 7 565 7 10 16 J m 3 K 4 displaystyle 7 5657 cdot 10 16 text J text m 3 text K 4 nbsp 2 dim U 2 a 2 A T 3 displaystyle U 2 a 2 AT 3 nbsp a 2 displaystyle a 2 nbsp 4 p z 3 k B 3 h c 2 displaystyle 4 pi zeta 3 frac k mathrm B 3 hc 2 nbsp 1 007 10 18 J m 2 K 3 displaystyle 1 007 cdot 10 18 text J text m 2 text K 3 nbsp 1 dim U 1 a 1 L T 2 displaystyle U 1 a 1 LT 2 nbsp a 1 displaystyle a 1 nbsp 4 p 2 3 k B 2 h c displaystyle frac 4 pi 2 3 frac k mathrm B 2 hc nbsp 3 157 10 21 J m 1 K 2 displaystyle 3 157 cdot 10 21 text J text m 1 text K 2 nbsp wobei z s displaystyle zeta s nbsp die Riemannsche Zeta Funktion ist und z 3 displaystyle zeta 3 nbsp auch als Apery Konstante bezeichnet wird Die abgestrahlte Energie eines Schwarzen Korpers der Dimension n displaystyle n nbsp ist also proportional zur n 1 displaystyle n 1 nbsp ten Potenz seiner absoluten Temperatur Herleitung aus der Quantenmechanik BearbeitenDurch das Postulat der Quantelung von Energiezustanden lasst sich die Strahlungsdichte eines Schwarzen Korpers fur jede Frequenz herleiten siehe Plancksches Strahlungsgesetz Integriert man diese sowohl uber den gesamten Halbraum in den das betrachtete Flachenelement abstrahlt als auch uber alle Frequenzen so erhalt man M o T n 0 Halbraum 2 h n 3 c 2 1 e h n k B T 1 cos b sin b d b d f d n displaystyle M o T int limits nu 0 infty int limits text Halbraum frac 2h nu 3 c 2 frac 1 mathrm e left frac h nu k mathrm B T right 1 cos beta sin beta mathrm d beta mathrm d varphi mathrm d nu nbsp Gemass dem Lambertschen Gesetz berucksichtigt dabei der Kosinusfaktor den Umstand dass bei Abstrahlung in eine beliebige durch die Winkel b displaystyle beta nbsp und f displaystyle varphi nbsp gegebene Richtung nur die auf dieser Richtung senkrecht stehende Projektion cos b d A displaystyle cos beta mathrm d A nbsp der Flache d A displaystyle mathrm d A nbsp als effektive Strahlflache auftritt Der Term sin b d b d f displaystyle sin beta mathrm d beta mathrm d varphi nbsp ist ein Raumwinkelelement Da der Schwarze Korper grundsatzlich ein diffuser Strahler und seine spektrale Strahldichte daher richtungsunabhangig ist ergibt das Integral ausgefuhrt uber den Halbraum den Wert p displaystyle pi nbsp Fur die Integration uber die Frequenzen ist 0 x 3 e x 1 d x p 4 15 displaystyle int 0 infty frac x 3 mathrm e x 1 mathrm d x frac pi 4 15 nbsp zu beachten Integriert man die so erhaltene spezifische Ausstrahlung M o T displaystyle M o T nbsp noch uber die abstrahlende Flache erhalt man das Stefan Boltzmann Gesetz in der oben angegebenen Form Fur den ein und zweidimensionalen Fall sind hier zwei andere Integrale zu losen Es gilt 7 0 x n e x 1 d x z n 1 G n 1 z n 1 n displaystyle int 0 infty frac x n mathrm e x 1 dx zeta n 1 Gamma left n 1 right zeta n 1 cdot n nbsp Hierbei ist z displaystyle zeta cdot nbsp die Riemannsche Zetafunktion und G displaystyle Gamma cdot nbsp die Gammafunktion Somit folgt fur n 1 displaystyle n 1 nbsp 0 x e x 1 d x z 2 1 p 2 6 displaystyle int 0 infty frac x mathrm e x 1 mathrm d x zeta 2 cdot 1 frac pi 2 6 nbsp und daraus folgt fur n 2 displaystyle n 2 nbsp 0 x 2 e x 1 d x z 3 2 2 z 3 2 404 11 displaystyle int 0 infty frac x 2 mathrm e x 1 mathrm d x zeta 3 cdot 2 2 cdot zeta 3 approx 2 40411 nbsp Diese Integrale werden z B durch geschickte Umformung oder mit Hilfe der Funktionentheorie gelost 8 Nicht Schwarze Strahler BearbeitenDas Stefan Boltzmann Gesetz gilt in der obigen Form nur fur Schwarze Strahler Wenn ein Nicht Schwarzer Strahler gegeben ist der richtungsunabhangig strahlt sogenannter Lambert Strahler und dessen Emissionsgrad e T displaystyle varepsilon T nbsp fur alle Frequenzen denselben Wert hat sogenannter Grauer Korper dann ist P e T s A T 4 displaystyle P varepsilon T cdot sigma cdot A cdot T 4 nbsp die von diesem abgegebene Strahlungsleistung Dabei ist der Emissionsgrad e T displaystyle varepsilon T nbsp der gewichtete gemittelte Emissionsgrad uber alle Wellenlangen und die Wichtungsfunktion ist die Schwarzkorperenergieverteilung e T displaystyle varepsilon T nbsp streut materialabhangig zwischen 0 012 und 0 98 Ist der Emissionsgrad wellenlangenabhangig so andert sich die Strahlungsverteilung nicht nur wegen der Anderung der Planck Verteilung Durch diese zusatzliche Temperaturabhangigkeit ist die gesamte Strahlungsleistung nicht mehr streng proportional zur vierten Potenz der absoluten Temperatur Fur einen Strahler bei dem die Richtungsunabhangigkeit oder die Frequenzunabhangigkeit der Emission nicht gegeben ist muss zur Bestimmung des hemispharischen Gesamtemissionsgrads e T das Integral individuell unter Zugrundelegung der betreffenden Gesetzmassigkeiten berechnet werden Viele Korper weichen nur wenig vom idealen Lambert Strahler ab wenn der Emissionsgrad in dem Frequenzbereich in dem der Korper einen merklichen Anteil seiner Strahlungsleistung abgibt nur wenig variiert lasst sich das Stefan Boltzmann Gesetz zumindest naherungsweise anwenden Beispiel Bearbeiten nbsp Vergleich des Abstrahlverhaltens der Sonne und eines Schwarzen Korpers Die effektive Temperatur der Sonne betragt 5777 K Ausserhalb der Erdatmosphare im Abstand Sonne Erde empfangt eine zur Sonne ausgerichtete Flache eine Bestrahlungsstarke von S 1361 W m 2 displaystyle S 1361 mathrm W m 2 nbsp Solarkonstante Man bestimme die Temperatur T displaystyle T nbsp der Sonnenoberflache unter der Annahme dass die Sonne in hinreichender Naherung ein Schwarzer Korper sei Der Sonnenradius betragt R 6 963 10 8 m displaystyle R 6 963 cdot 10 8 mathrm m nbsp der mittlere Abstand zwischen Erde und Sonne ist D 1 496 10 11 m displaystyle D 1 496 cdot 10 11 mathrm m nbsp Die von der Sonnenoberflache abgegebene Strahlungsleistung P displaystyle P nbsp durchdringt eine konzentrisch um die Sonne gelegte Kugelschale des Radius D displaystyle D nbsp mit der Bestrahlungsstarke S displaystyle S nbsp betragt also insgesamt P 4 p D 2 S 3 845 10 26 W displaystyle P 4 pi D 2 cdot S 3 845 cdot 10 26 mathrm W nbsp Leuchtkraft der Sonne Nach dem Stefan Boltzmann Gesetz betragt die Temperatur der abstrahlenden Oberflache T P s A 4 S 4 p D 2 s 4 p R 2 4 S D 2 s R 2 4 1 361 2 238 10 22 5 670 10 8 4 844 10 17 4 K 5 771 K displaystyle T sqrt 4 frac P sigma A sqrt 4 frac S cdot 4 pi D 2 sigma cdot 4 pi R 2 sqrt 4 frac S cdot D 2 sigma cdot R 2 sqrt 4 frac 1 361 cdot 2 238 cdot 10 22 5 670 cdot 10 8 cdot 4 844 cdot 10 17 mathrm K 5 771 mathrm K nbsp Die so bestimmte Temperatur der Sonnenoberflache heisst Effektivtemperatur Es ist die Temperatur die ein gleich grosser Schwarzer Korper haben musste um dieselbe Strahlungsleistung abzugeben wie die Sonne Siehe auch BearbeitenDas Stefan Boltzmann Gesetz macht eine Aussage uber die von einem Schwarzen Korper auf allen Frequenzen insgesamt abgegebene Strahlungsleistung Die Aufteilung auf einzelne Frequenzen bzw Wellenlangen wird vom Planckschen Strahlungsgesetz beschrieben Das Wiensche Verschiebungsgesetz verbindet die Temperatur eines Schwarzen Korpers mit der am starksten abgestrahlten Wellenlange Die Debyeschen Funktionen dienen zur Herleitung des gesamten Stefan Boltzmann Gesetzes und werden zu den Polylogarithmen gezahlt Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Formelsammlung plancksches Strahlungsgesetz Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten CODATA Recommended Values NIST abgerufen am 7 August 2023 englisch Wert fur die Stefan Boltzmann Konstante bei CODATA Resolution 1 of the 26th CGPM On the revision of the International System of Units SI Bureau International des Poids et Mesures 2018 abgerufen am 14 April 2021 englisch J Stefan Uber die Beziehung zwischen der Warmestrahlung und der Temperatur In Sitzungsberichte der mathematisch naturwissenschaftlichen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bd 79 Wien 1879 S 391 428 L Boltzmann Ableitung des Stefan schen Gesetzes betreffend die Abhangigkeit der Warmestrahlung von der Temperatur aus der electromagnetischen Lichttheorie In Annalen der Physik und Chemie Bd 22 1884 S 291 294 doi 10 1002 andp 18842580616 I P Bazarov Thermodynamik Dt Verl der Wiss Berlin 1964 S 130 Kenneth R Lang Essential Astrophysics Springer 2013 ISBN 978 3 642 35963 7 S 607 doi 10 1007 978 3 642 35963 7 englisch online Vorschau 1 Planck s law Appendix in der englischsprachigen Wikipedia 30 Mai 2009 as edited by DumZiBoT at 08 56 Stefan Boltzmann law Appendix in der englischsprachigen Wikipedia 30 Marz 2009 as edited by JAnDbot at 17 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stefan Boltzmann Gesetz amp oldid 236211956