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Jakob Christoph Georg Joos 25 Mai 1894 in Urach 20 Mai 1959 in Munchen war ein deutscher Physiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoos wurde 1894 als Sohn des Notars Georg Joos und dessen Ehefrau Maria geb Muller in Urach Konigreich Wurttemberg geboren Nach dem Abitur studierte er an der Technischen Hochschule Stuttgart Ingenieurwesen was jedoch vom Beginn des Ersten Weltkrieges unterbrochen wurde In diesem diente Joos als Leutnant bei der Artillerie Nach dem Krieg studierte er Physik an der Universitat Tubingen wo er bei Friedrich Paschen und Christian Fuchtbauer lernte Im Jahr 1920 promovierte zum Dr rer nat Die Jahre 1921 bis 1924 verbrachte er als Assistent von Jonathan Zenneck an der Technischen Hochschule Munchen wo er sich 1922 habilitierte Im Jahr 1921 heiratete er Hedwig Brucklacher mit der er spater vier Kinder hatte Der Sohn Peter Joos wurde spater selbst Physiker 1 In dieser Munchener Zeit 1922 1923 engagierte sich Joos politisch erst in der DVP und dann in der NSDAP Die Mitgliedschaft beendete Joos 1923 2 Daneben war Joos als ehemaliger Frontkampfer unter anderem auch organisiert im Stahlhelm 3 Im Jahr 1924 wurde Joos Dozent unter Max Wien an der Universitat Jena wo er Quanten und Relativitatstheorie unterrichtete Schon im Jahr darauf erhielt er als Nachfolger Felix Auerbachs die Professur fur Theoretische Physik und wurde Direktor des Physikalischen Instituts 1 Die Rolle Joos in der Zeit des Nationalsozialismus kann in Anbetracht seiner Tatigkeiten zu dieser Zeit als ambivalent beschrieben werden Ende 1923 hat er sich von den Nationalsozialisten abgewandt und seitdem bestand keine Mitgliedschaft in der NSDAP Personlich war er ein offener und scharfer Kritiker der Nationalsozialisten 4 Der judische Nobelpreistrager James Franck hatte aus Protest gegen die nationalsozialistische Politik seine Professur fur Experimentalphysik und die Leitung des II Physikalischen Instituts an der Universitat Gottingen niedergelegt Joos wurde am 1 April 1935 zu dessen Nachfolger berufen Nach Walther Gerlach geschah dies zwar gegen Joos Wunsch 1 aber andererseits passte das Thema seiner Antrittsvorlesung Die Physik als Waffe im Daseinskampf in das nationalsozialistische Konzept 5 Im Jahr 1938 wurde Joos ehrenamtlich in das Hauptamt fur Technik bei der NSDAP Reichsleitung berufen und betatigte sich in diesem Rahmen auf der Schulungsburg des Nationalsozialistischen Bundes deutscher Technik 6 In der folgenden Zeit geriet Joos jedoch immer wieder in Konflikt mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund was einige Jahre spater schliesslich zur Aufgabe seiner Professur fuhrte 7 Mit ubergeordneten Dienststellen arbeitete Joos jedoch eng zusammen So unterrichtete er im April 1939 das Reichsministerium fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung von den Moglichkeiten der Kernspaltung was den Beginn des deutschen Uranprojektes markiert 8 Joos schied erst aus der Mitwirkung an diesem Projekt aus als er fur den Militardienst vorgesehen wurde 7 Seit Ende der 1920er Jahre hatte Joos bei seinen Experimenten eng mit den Carl Zeiss Werken zusammengearbeitet Diese suchten auch nach seiner Ubersiedlung nach Gottingen den Kontakt zu ihm Die Unternehmensleitung versuchte sogar durch eine Intervention beim Waffenamt der Kriegsmarine die Abberufung Joos zu verhindern 9 Im Jahr 1941 erhielt Joos schliesslich ein Angebot in das Unternehmen zu wechseln Aufgrund sachlicher und personlicher Schwierigkeiten mit NS Instanzen so Walther Gerlach entschied sich Joos die Stelle anzunehmen Bis 1945 arbeitete er als Chefphysiker und spater in der Geschaftsleitung wahrend er gleichzeitig zum Honorarprofessor der Universitat Jena ernannt wurde 1 Er war auch im wissenschaftlichen Fuhrungsstab der Kriegsmarine 10 Nach dem Ende des Krieges wurde Joos durch das US amerikanische Militar zunachst nach Heidenheim an der Brenz gebracht und dann als potentieller Wehrwirtschaftsfuhrer in den Gefangenenlagern im Taunus und in Wimbledon London vernommen Allerdings wurde er bald freigelassen sodass er im September 1946 der Berufung an die Technische Universitat in Munchen folgen konnte wo er an den Wiederaufbau des Physikalischen Instituts ging Diese Stelle behielt er bis zu seinem Tode 1959 inne nur unterbrochen von einem Aufenthalt in den Vereinigten Staaten wo er von Juni 1947 bis Oktober 1949 als Gastprofessor am Optical Research Laboratory der Boston University tatig war 1 Ab 1935 war er ordentliches und ab 1942 auswartiges Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften 11 Seit 1947 war Joos Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Mitbegrunder der Zeitschrift fur angewandte Physik deren Geschaftsfuhrung er 1951 ubernahm 12 Zudem berief ihn sein ehemaliger Lehrer Zenneck 1950 in den Vorstand des Deutschen Museums 13 Georg Joos war der jungere Halbbruder der Stuttgarter spatimpressionistischen Kunstlerin Emma Joos die er unterstutzte Werk BearbeitenJoos arbeitete erfolgreich in der Theoretischen und in der Experimentalphysik speziell mit Atomphysik Optik wie der Theorie des Mikroskops von Ernst Abbe und Festkorperphysik unter anderem Festkorperoptik Para und Diamagnetismus und verschiedene Anwendungen fotografischer Elementarprozess Theorie des Rohrenverstarkers in seiner Habilitation Bekannt wurde er u a durch seine Arbeiten zur Relativitatstheorie 1930 wiederholte er in Jena mit Unterstutzung des Zeiss Werkes das beruhmte Michelson Morley Experiment mit bisher und bis heute unerreichter Genauigkeit 14 widerlegte damit die Lorentzsche Athertheorie und bestatigte dabei erneut die Einsteinsche Spezielle Relativitatstheorie Konstanz der Lichtgeschwindigkeit Das von Joos verfasste Lehrbuch der Theoretischen Physik pragte Generationen von Physikstudierenden und auch seine Einfuhrung in die hohere Mathematik fur Praktiker war seinerzeit weit verbreitet Joos wies mit seinem Kollegen Wilhelm Hanle nicht nur fruhzeitig 1939 in einem Schreiben an den Reichserziehungsminister Bernhard Rust auf die Nutzung der Kernenergie hin und nahm mit Hanle an der ersten Sitzung des Reichsforschungsrats am 29 April 1939 zu diesem Thema teil einberufen von Abraham Esau Leiter der Abteilung Physik im Reichsforschungsrat und ehemaliger Professoren Kollege von Joos in Jena er forschte auch weiter in Gottingen mit Hanle an der Moglichkeit Graphit als Moderator bei Reaktoren zu verwenden wozu sie 1940 Graphit in hoher Reinheit herstellten Die Gruppe des bekannten Kernphysikers Walther Bothe in Heidelberg hatte dagegen mit unreinem Graphit experimentiert kam bezuglich der Eigenschaften als Neutronenmoderator zu negativen Ergebnissen und konnte sich mit dieser Ansicht gegen Joos durchsetzen beide trugen daruber im Marz 1941 am Kaiser Wilhelm Institut vor 15 In der Folge wurde in der deutschen kerntechnischen Forschung auf einen Schwerwasserreaktor gesetzt wahrend unter der Leitung von Enrico Fermi in den USA der erste Reaktor in Chicago mit Graphit als Moderator zum Laufen gebracht wurde Schriften BearbeitenGeorg Joos Lehrbuch der theoretischen Physik 15 Auflage Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt am Main 1989 englische Ubersetzung Theoretical Physics Hafner 1934 1950 1957 1958 Blackie and Son 1942 1946 1947 1951 1953 1958 Dover 1986 1987 Georg Joos Ernst Angerer Johannes Stark Anregung der Spektren Spektroskopische Apparate und Starkeffekt Akademische Verlagsgesellschaft 1927 Georg Joos Sammelband mit 3 Sonderdrucken aus dem Hb der Experimentalphysik Akademische Verlagsgesellschaft 1928 1929 Georg Joos Atome und Weltall Ein Vortrag In Student und Leben Heft 3 Jena 1931 Georg Joos Theodor Kaluza Hohere Mathematik fur den Praktiker Barth 1947 1951 1952 1954 1956 1958 1964 Georg Joos Hrsg Physik der festen Korper I II Dieterich sche Verlagsbuchhandlung 1947 1948 englisch Physics of Solids Part I II FIAT Review of German Science 1939 1946 Physics of Solids Office of Military Government for Germany Field Information Agencies Technical 1947 1948 Literatur BearbeitenKarl Arndt Gerhard Gottschalk Rudolf Smend Ruth Slenczka Hrsg Gottinger Gelehrte Die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen in Bildnissen und Wurdigungen 1751 2001 Bd 1 Wallstein Verlag Gottingen 2001 ISBN 3 89244 485 4 Walther Gerlach Joos Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 594 f Digitalisat Klaus Hentschel Physics and national socialism An anthology of primary sources Verlag Birkhauser Basel 1996 ISBN 3 7643 5312 0 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Verlag Frankfurt Main 2005 ISBN 3 10 039309 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Joos im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Wiege der Nachkriegsphysik auf Etudes des sciences Science Studies Stand 17 Juni 2011 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Walther Gerlach Joos Georg In Neue Deutsche Biographie Bd 10 Munchen 1974 S 594f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt Main 2005 S 289 Helmut Maier Forschung als Waffe Rustungsforschung in der Kaiser Wilhelm Gesellschaft und das Kaiser Wilhelm Institut fur Metallforschung 1900 1945 48 Bd 2 Wallstein Verlag 2007 S 1005 Fn 4 Uwe Hossfeld Kampferische Wissenschaft Studien zur Universitat Jena im Nationalsozialismus Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 618 Berichte des physikalischen Instituts Giessen an den Staatssekretar im Bayerischen Ministerium 1946 Bericht der University of Istanbul 1946 Erklarung seitens Arnold Sommerfeld korrespondierendes Mitglied der National Academy of Sciences Washington 1946 Bescheinigung der Geschaftsleitung Carl Zeiss 1946 Gutachten des Rektors der Ludwigs Universitat Giessen 1946 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt Main 2005 S 289 Uwe Hossfeld Kampferische Wissenschaft Studien zur Universitat Jena im Nationalsozialismus Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 618 a b Klaus Hentschel Physics and national socialism An anthology of primary sources Verlag Birkhauser Basel 1996 S XXXIV Vgl Helmut Maier Gemeinschaftsforschung Bevollmachtigte und der Wissenstransfer Die Rolle der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im System kriegsrelevanter Forschung des Nationalsozialismus Wallstein Verlag Gottingen 2007 S 277 284 Jurgen John Rudiger Stutz Die Jenaer Universitat 1918 1945 In Traditionen Bruche Wandlungen Die Universitat Jena 1850 1995 Bohlau Verlag Koln Weimar 2009 S 542 Uwe Hossfeld Kampferische Wissenschaft Studien zur Universitat Jena im Nationalsozialismus Bohlau Verlag Koln Weimar 2003 S 617 R Karlsch Hitlers Bombe DVA Munchen 2005 ISBN 3 421 05809 1 Anmerkung 112 zu Teil 3 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 125 Hans Jurgen Borchers Georg Joos 1894 1959 In Karl Arndt Gerhard Gottschalk Rudolf Smend Ruth Slenczka Hrsg Gottinger Gelehrte Die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen in Bildnissen und Wurdigungen 1751 2001 Bd 1 Wallstein Verlag Gottingen 2001 S 454 Karen Konigsberger Vernetztes System Die Geschichte des Deutschen Museums 1945 1980 dargestellt an den Abteilungen Chemie und Kernphysik Herbert Utz Verlag Munchen 2009 S 47 Die Jenaer Wiederholung des Michelson Versuches Annalen der Physik 5 Folge 1930 Band 7 Heft 4 Karlsch Hitlers Bombe DVA 2005 Kapitel 2 1Normdaten Person GND 117176664 lobid OGND AKS LCCN n85803063 VIAF 49288874 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Joos GeorgALTERNATIVNAMEN Joos Jakob Christoph Georg vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 25 Mai 1894GEBURTSORT UrachSTERBEDATUM 20 Mai 1959STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Joos amp oldid 238091784