www.wikidata.de-de.nina.az
Der Diffusionskoeffizient D D auch Diffusionskonstante oder Diffusivitat genannt ist ein Transportkoeffizient und dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufalligen Bewegung der Teilchen Dabei kann es sich um einzelne Atome in einem Feststoff oder um Teilchen in einem Gas oder einer Flussigkeit handeln Der Diffusionskoeffizient ist daher ein Mass fur die Beweglichkeit der Teilchen und lasst sich nach der Einstein Smoluchowski Gleichung aus dem durchschnittlichen Quadrat der zuruckgelegten Wegstrecke x 2 displaystyle langle x 2 rangle pro Zeit t t ermitteln D x 2 2 t displaystyle D frac langle x 2 rangle 2t oder alternativ mittels der Green Kubo Relationen Die SI Einheit des Diffusionskoeffizienten ist daher m 2 s mathrm m 2 s Zur Angabe des Diffusionskoeffizienten gehort immer die Angabe welcher Stoff in welchem Stoff diffundiert sowie als wichtigste Einflussgrosse die Temperatur Inhaltsverzeichnis 1 In Gasen 2 In Flussigkeiten 3 In Feststoffen 4 Effektiver Diffusionskoeffizient 5 Scheinbarer Diffusionskoeffizient 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseIn Gasen BearbeitenBeispiele fur Diffusionskoeffizienten in Gasen bei 1 atm System Temperatur in C Diffusionskoeffizient in m sLuft Sauerstoff 0 1 76 10 5Luft Kohlendioxid 8 9 1 48 10 544 1 1 77 10 5Wasserstoff Stickstoff 24 1 7 79 10 5Diffusionskoeffizienten in Gasen 1 2 sind stark abhangig von Temperatur und Druck In erster Naherung gilt dass eine Verdopplung des Druckes zur Halbierung des Diffusionskoeffizienten fuhrt Der Diffusionskoeffizient folgt gemass der Chapman Enskog Theorie folgender Gleichung fur zwei gasformige Stoffe Indizes 1 und 2 3 D 12 3 8 N p M 1 M 2 2 M 1 M 2 1 2 k B T 3 2 p s 12 2 W 12 displaystyle D 12 frac 3 8 left frac N pi frac M 1 M 2 2M 1 M 2 right frac 1 2 frac left k mathrm B T right frac 3 2 p sigma 12 2 Omega 12 dd mit den physikalischen Grossen D 12 displaystyle D 12 Diffusionskoeffizient N Avogadro Konstante M1 2 molare Massen der Stoffe kB Boltzmann Konstante T Temperatur p Druck s 12 s 1 s 2 2 sigma 12 frac sigma 1 sigma 2 2 mittlerer Kollisionsdurchmesser Werte tabelliert 3 W 12 displaystyle Omega 12 Kollisionsintegral abhangig von Temperatur und Stoffen Werte tabelliert 3 Grossenordnung 1 Fur die Selbstdiffusion d h fur den Fall dass nur eine Teilchensorte vorhanden ist vereinfacht sich o g Zusammenhang zu 4 D 1 3 v l 2 3 1 n d 2 k B T p 3 m displaystyle D frac 1 3 bar v l frac 2 3 frac 1 n d 2 sqrt frac k mathrm B T pi 3 m mit v bar v mittlere thermische Geschwindigkeit der Teilchen l mittlere freie Weglange n Teilchenzahldichte d Teilchendurchmesser kB Boltzmann Konstante m MolekulmasseIn Flussigkeiten BearbeitenBeispiele fur Diffusionskoeffizienten in Wasser bei unendlicher Verdunnung und 25 C Stoff Diffusionskoeffizient in m sSauerstoff 2 1 10 9Schwefelsaure 1 73 10 9Ethanol 0 84 10 9 Temperaturabhangigkeit des Diffusionskoeffizienten von 100 nm Kugelchen R0 50nm in WasserDiffusionskoeffizienten in Flussigkeiten 1 betragen in der Regel etwa ein Zehntausendstel von Diffusionskoeffizienten in Gasen Sie werden beschrieben durch die Stokes Einstein Gleichung 5 D k B T 6 p h R 0 displaystyle D frac k mathrm B T 6 pi eta R 0 mit kB Boltzmann Konstante T Temperatur h dynamische Viskositat des Losungsmittels R0 hydrodynamischer Radius der diffundierenden TeilchenAuf dieser Gleichung basieren viele empirische Korrelationen Da die Viskositat des Losungsmittels eine Funktion der Temperatur ist ist die Abhangigkeit des Diffusionskoeffizienten von der Temperatur nichtlinear In Feststoffen BearbeitenBeispiele fur Diffusionskoeffizienten in Feststoffen System Temperatur in C Diffusionskoeffizient in m sWasserstoff in Eisen 10 1 66 10 1350 11 4 10 13100 124 10 13Kohlenstoff in Eisen 800 15 10 131100 450 10 13Gold in Blei 285 0 46 10 13Diffusionskoeffizienten in Feststoffen 1 sind in der Regel mehrere tausend Mal kleiner als Diffusionskoeffizienten in Flussigkeiten Fur die Diffusion in Festkorpern sind Sprunge zwischen verschiedenen Gitterplatzen erforderlich Dabei mussen die Teilchen eine Energiebarriere E uberwinden was bei hoherer Temperatur leichter moglich ist als bei niedrigerer Dies wird beschrieben durch den Zusammenhang 6 D D 0 exp E R T displaystyle D D 0 exp left frac E R T right mit E Energiebarriere R allgemeine Gaskonstante T Temperatur D0 lasst sich naherungsweise berechnen als D 0 a 0 2 N w displaystyle D 0 approx alpha 0 2 N omega dd mit a0 Atomabstand N Anteil der vakanten Gitterplatze w SprungfrequenzAllerdings empfiehlt es sich insbesondere Diffusionskoeffizienten in Feststoffen experimentell zu bestimmen Effektiver Diffusionskoeffizient BearbeitenDer effektive Diffusionskoeffizient 7 D e D e beschreibt Diffusion durch den Porenraum poroser Medien Da er nicht einzelne Poren sondern den gesamten Porenraum betrachtet ist er eine makroskopische Grosse D e e t d t D displaystyle D e frac varepsilon t delta tau D mit et Porositat die fur den Transport zur Verfugung steht sie entspricht der Gesamtporositat abzuglich Poren die aufgrund ihrer Grosse fur die diffundierenden Teilchen nicht zuganglich sind und abzuglich Sackgassen und blinder Poren Poren ohne Verbindung zum restlichen Porensystem d Konstriktivitat sie beschreibt die Verlangsamung der Diffusion durch eine Erhohung der Viskositat in engen Poren als Folge der grosseren durchschnittlichen Nahe zur Porenwand und ist eine Funktion von Porendurchmesser und Grosse der diffundierenden Teilchen t Tortuositat Gewundenheit Scheinbarer Diffusionskoeffizient BearbeitenDer scheinbare apparente Diffusionskoeffizient 7 erweitert den effektiven Diffusionskoeffizienten um den Einfluss der Sorption Fur lineare Sorption berechnet er sich zu D a D e 1 K d r ϵ displaystyle D a frac D e 1 frac K d rho epsilon mit Kd linearer Sorptionskoeffizient r Rohdichte e PorositatBei nichtlinearer Sorptionsisotherme ist der scheinbare Diffusionskoeffizient stets eine Funktion der Konzentration was die Berechnung der Diffusion erheblich erschwert Siehe auch BearbeitenApparent Diffusion Coefficient Kernspintomographie Anomale DiffusionEinzelnachweise Bearbeiten a b c E L Cussler Diffusion Mass Transfer in Fluid Systems Cambridge University Press Cambridge New York 1997 ISBN 0 521 56477 8 T R Marrero E A Mason Gaseous Diffusion Coefficients In Journal of Physical and Chemical Reference Data Band 1 Nr 1 1 Januar 1972 ISSN 0047 2689 S 3 118 doi 10 1063 1 3253094 nist gov PDF abgerufen am 8 Oktober 2017 a b c J Hirschfelder C F Curtiss R B Bird Molecular Theory of Gases and Liquids Wiley New York 1954 ISBN 0 471 40065 3 Franz Durst Grundlagen der Stromungsmechanik Eine Einfuhrung in die Theorie der Stromung von Fluiden Springer Berlin 2006 ISBN 3 540 31323 0 A Einstein Uber die von der molekularkinetischen Theorie der Warme geforderte Bewegung von in ruhenden Flussigkeiten suspendierten Teilchen PDF 733 kB Annalen der Physik 17 1905 S 549ff W Jost Diffusion in solids liquids and gases Academic Press Inc New York 1960 a b P Grathwohl Diffusion in natural porous media Contaminant transport sorption desorption and dissolution kinetics Kluwer Academic Publishers 1998 ISBN 0 7923 8102 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diffusionskoeffizient amp oldid 200697045