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Die Artikel Membranpotential und Ruhemembranpotential uberschneiden sich thematisch Informationen die du hier suchst konnen sich also auch im anderen Artikel befinden Gerne kannst du dich an der betreffenden Redundanzdiskussion beteiligen oder direkt dabei helfen die Artikel zusammenzufuhren oder besser voneinander abzugrenzen Anleitung Als Ruhemembranpotential oder auch knapp Ruhepotential abgekurzt RMP bzw RP wird das Membranpotential von erregbaren Zellen in Ruhe bezeichnet also bei nicht erregten Nervenzellen oder Muskelzellen Eine charakteristische vorubergehende Abweichung vom Ruhepotential ist beispielsweise das Aktionspotential AP dieser Zellen bei Erregung Das Ruhepotential entspricht in guter Naherung dem Diffusionspotential von innerhalb zu ausserhalb der Zellen ungleich verteilten Ionen vorrangig von Kalium K neben Natrium Na und Chlorid Cl Genauer bestimmt wird es durch die Summe der jeweiligen Gleichgewichtspotentiale unter Berucksichtigung der Membranleitfahigkeiten fur diese Ionen siehe auch Goldman Gleichung Die als Ruhemembranpotential bezeichnete Potentialdifferenz zwischen negativ geladenem Zellinneren und extrazellularer Umgebung uber die Membran betragt je nach Zelltyp zwischen 100 und 50 mV bei den meisten Nervenzellen rund 70 mV Dieses Ruhepotential einer erregbaren Zelle ist von grundlegender zellphysiologischer Bedeutung unter anderem fur die Erregungsleitung der Nerven die Steuerung der Muskelkontraktion und den elektrophoretischen Stofftransport durch die Membran Das Membranpotential vieler nichttierischer Zellen so von Pflanzen Pilzen oder Bakterien ist wegen der Aktivitat einer Protonen H exportierenden ATPase elektrogene Pumpe in der Regel wesentlich negativer und liegt oft bei etwa 200 mV Alle lebenden Zellen haben ein Membranpotential also eine elektrische Potentialdifferenz oder Spannung uber der Plasmamembran zwischen Aussen und Innenraum der Zelle Doch nur bei erregbaren Zellen dient dessen Veranderung vom Ruhezustand als transmembranes Signal Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen des Ruhepotentials 1 1 Diffusionspotential 1 2 Situation an der Membran 1 3 Ionenungleichgewicht 1 4 Ausbildung des Ruhemembranpotentials 2 Messung des Ruhemembranpotentials 3 Bedeutung des Ruhepotentials 3 1 Informationsubertragung 3 2 Auslosen von Vorgangen 3 3 Transportvorgange 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUrsachen des Ruhepotentials BearbeitenEin Membranpotential ist ein Zeichen lebender Zellen beim Zelltod verschwindet es Ein charakteristisches Membranpotential in Ruhe ist ein Kennzeichen erregbarer Zellen deren Erregung in Veranderungen ihres Membranpotentials Ausdruck findet etwa als Serie von Aktionspotentialen Dem Ruhemembranpotential liegen Unterschiede in der Verteilung von geladenen Teilchen Ionen diesseits und jenseits der Zellmembran zugrunde Diese ungleiche Ionenverteilung in der Umgebung der Zellmembran tendiert zum Ausgleich doch die Zellmembran ist durch Offnungen und verschliessbare Kanale nur fur kleine Ionen passiv passierbar und halt die grossen in der Zelle fur verschiedene Zwecke gebildeten Proteinmolekule mitsamt deren Ladungen zuruck Ausserdem findet durch Ionenpumpen der Zellmembran ein aktiver Transport statt der Natriumionen Na aus dem Zellraum schafft und Kaliumionen K in der Zelle anreichert Die fur das Ruhemembranpotential wichtigsten Ionenarten sind diese Kationen K und Na sowie organische Anionen A in Form von Proteinen neben anorganischen Chloridionen Cl Bei der Ausbildung eines Ruhemembranpotentials wirken mehrere Faktoren zusammen Chemischer Gradient Teilchen bewegen sich zufallig und tendieren zu gleichmassiger Verteilung Brownsche Molekularbewegung Elektrischer Gradient elektrische Spannungsunterschiede tendieren zu einem Ausgleich Selektive Permeabilitat bedingte Durchlassigkeit der Zellmembran in Ruhe aufgrund von Ionenkanalen mit jeweils spezifischer Leitfahigkeit fur unterschiedliche Ionen gut durchlassig vor allem fur Kalium Ionen K und abhangig vom Zelltyp fur Chlorid Ionen Cl am Ruhepotential weniger durchlassig fur Natrium Ionen Na und Calcium Ionen Ca2 sowie praktisch undurchlassig fur organische Anionen Natrium Kalium Ionenpumpe durch Tatigkeit der Natrium Kalium ATPase einer Ionenpumpe werden aktiv unter ATP Hydrolyse Natrium Ionen aus der Zelle heraus und Kalium Ionen in die Zelle hineingepumpt Da der elektrische und der chemische Gradient zwei fur die Verteilung von Ionen untrennbare Faktoren darstellen werden diese oft als elektrochemischer Gradient zusammengefasst Diffusionspotential Bearbeiten Das Phanomen des Diffusionspotentials ist nicht nur auf die Biologie beschrankt Es tritt beispielsweise auch auf wenn zwei Flussigkeitsraume als Kompartimente mit unterschiedlich hohen Konzentrationen eines Kaliumsalzes durch eine fur Kaliumionen permeable synthetisch hergestellte Membran getrennt sind die von der negativ geladenen Salzkomponente nicht passiert werden kann Ware die trennende Schicht auch fur Kaliumionen unpassierbar bliebe die Ausgangslage erhalten sie ist elektrisch neutral da zwar auf der einen Seite mehr Kaliumionen aber auch entsprechend mehr negativ geladene Gegenionen des Salzes vorhanden sind Konnen nun Kaliumionen durch die Membran treten so wechseln einige von einer zur anderen Seite und zwar in beiden Richtungen Allerdings sind auf der einen Seite wesentlich mehr Ionen als auf der anderen sodass in der Summe Kaliumionen vom hoher in das niedriger konzentrierte Kompartiment ubertreten Triebkraft ist das chemische Potential aufgrund eines Konzentrationsgradienten Doch Kaliumionen besitzen eine Ladung Sobald ein Ion ubertritt tragt es seine positive Ladung in das eine Kompartiment wahrend diese dem anderen Kompartiment dann fehlt Mit der raumlich verschobenen Ladung ist eine Veranderung des elektrischen Feldes verbunden beziehungsweise eine Anderung der elektrischen Potentialdifferenz oder Spannung uber der Membran Infolge des elektrischen Gradienten dieses Feldes wirkt auf die diffundierenden Ionen eine Kraft die hier dem Ausgleich des chemischen Gradienten entgegenwirkt Zwischen beiden Kraften bildet sich ein elektrochemisches Gleichgewicht aus bei dem pro Zeitspanne genauso viele Teilchen in die eine wie in die andere Richtung die Membran passieren Dieses Gleichgewicht ist genau dann erreicht wenn der Energieaufwand fur den einen Weg gleich dem des anderen ist Setzt man die Ausdrucke fur die elektrische Arbeit und die chemische Arbeit entlang eines Konzentrationsgradienten gleich erhalt man die Nernst Gleichung Die konzentrationsabhangige Potentialdifferenz an diesem Punkt ist das sogenannte Gleichgewichtspotential fur das betreffende Ion in diesem Fall fur Kalium Situation an der Membran Bearbeiten Die biologische Membran erfullt die Voraussetzungen fur ein Diffusionspotential Die Lipiddoppelschicht ist fur Ionen nur in sehr geringem Masse permeabel In dieser Schicht sitzen Transmembranproteine die hochspezifische Kanale fur die Kationen K Na Ca2 oder fur Anionen darstellen Die Offnung dieser Kanale kann durch verschiedene Mechanismen kontrolliert werden die aber fur das Ruhepotential nicht von Bedeutung sind Die meisten Kanale sind wahrend des Zustands des Ruhepotentials geschlossen nur bestimmte Kaliumkanale sind offen beim Menschen je nach Zelltyp die Gruppe der spannungsunabhangigen Kalium einwarts Gleichrichter Kanale Kir die 2 P Domanen oder Hintergrundkanale und ein erst bei sehr negativen Spannungen schliessender spannungsabhangiger KCNQ Typ Kalium Kanal Einen weiteren auch im Ruhezustand geoffneten Transporter stellt die Natrium Kalium Pumpe dar Dem Konzentrationsgefalle folgend gelangen uber Leckstrome durch die Membran standig geringe Mengen von Natrium Ionen von aussen in die Zelle und Kalium Ionen von innen in den Extrazellularraum Dem entgegen pumpt die Natrium Kalium Pumpe Na K ATPase unter Verbrauch eines ATPs pro Transportzyklus 3 Na hinaus und 2 K in die Zelle hinein und baut so einen elektrochemischen Gradienten auf s unten Der bei weitem uberwiegende Anteil der Kanale fur Natrium und Calcium ist geschlossen Die physiologischen Konzentrationen wichtiger Ionen beim Menschen Ion Konzentrationintrazellular mmol l Konzentrationextrazellular mmol l Verhaltnis Gleichgewichtspotentialnach NernstNa 7 11 144 1 16 ca 60 mVK 120 155 1 2 4 5 3 4 30 1 91 mVCa2 10 5 10 4 2 125 mV bis 310 mVCl 4 7 120 1 20 82 mVHCO3 8 10 26 28 1 3 27 mVH 10 4 pH 7 0 4 10 5 pH 7 4 2 5 1 24 mVAnionische Proteine 155 5Ionenungleichgewicht Bearbeiten nbsp Darstellung der wichtigsten Ionengradienten uber die Plasmamembran durchgehende Pfeile geben die Richtung des Konzentrationsgradienten gestrichelte die Richtung des Potentialgradienten an die Konzentration von Ca im Cytoplasma ist in Mol pro Liter angegeben alle anderen Konzentrationen in mmol l Uber die Membran lebender Zellen bestehen fur eine Reihe von Ionen grosse Konzentrationsgradienten Die fur das Ruhemembranpotential wichtigen Konzentrationsgradienten werden durch die besondere Beschaffenheit der Membran und die darin tatige sogenannte Natrium Kalium Pumpe aufgebaut ein energieabhangiges Transportenzym das als Natrium Kalium ATPase pro gespaltenem ATP Molekul drei Na Ionen hinaus und zwei K Ionen hinein transportiert In der Bilanz wird so pro Zyklus eine positive Ladung uber die Membran verschoben Das von der Natrium Kalium ATPase erzeugte Ladungsungleichgewicht ist eine wichtige Voraussetzung fur das Ruhemembranpotential und wesentlich fur dessen Erhaltung Ausbildung des Ruhemembranpotentials Bearbeiten Da nun eine selektiv permeable Membran und ein Konzentrationsgradient gegeben sind kann sich ein Gleichgewichtspotential entwickeln Entscheidend fur das Ruhemembranpotential ist der Konzentrationsgradient des Kalium Ions Das Ruhemembranpotential wird vom Gleichgewichtspotential des Kaliumions bestimmt Diese Behauptung gilt trotz der Tatsache dass das Ruhemembranpotential nie genau bei dem von der Nernst Gleichung fur Kaliumionen vorgegebenen Wert liegt Der Grund dafur ist dass die Leitfahigkeit der Membran fur Natrium und Calciumionen zwar sehr gering aber doch nicht null ist und beide Ionen weit von ihrem Gleichgewichtspotential siehe Tabelle entfernt liegen was eine hohe elektrochemische Triebkraft bedeutet Daher gibt es immer Natriumleckstrome in geringerem Mass auch Calcium ins Zellinnere die das Potential ins Positive verschieben und wieder Kaliumionen aus der Zelle treiben Wurde nicht bestandig die Natrium Kalium ATPase gegen diese Leckstrome arbeiten ware das Ruhepotential schon bald nivelliert Die Membran ist in geringem Masse auch fur Chloridionen permeabel Das Gleichgewichtspotential der Chloridionen liegt aber nahe dem fur Kaliumionen Dennoch ist auch das Chloridion am Ruhemembranpotential beteiligt Aufgrund der Beteiligung auch anderer Ionen reicht die Nernst Gleichung fur eine genaue Berechnung nicht aus Eine bessere mathematische Beschreibung ist mit der Goldman Hodgkin Katz Gleichung moglich die neben Kalium auch Natrium und Chloridionen in die Berechnung einbezieht Die oben genannten Gleichungen beschreiben einen stationaren Zustand des Potentials uber der Zellmembran also das Ruhemembranpotential Betrachtet man jedoch die Moglichkeit einiger Ionenkanale ihre Leitfahigkeit in Abhangigkeit von der anliegenden Spannung zu andern wird die Membranleitfahigkeit zu einer Funktion der Spannung uber der Membran und es herrscht kein stationarer Zustand mehr Dies ist im Hodgkin Huxley Modell beschrieben welches die elektrischen Zustande einer oder mehrerer Zellen bei unterschiedlichen Bedingungen beschreibt Als Ursachen fur diese Gradienten bzw als Grunde fur die Verhinderung eines Diffusionsausgleiches kann man folgende Punkte zusammenfassen Verschiedene Ionen Permeabilitaten uber die Membran Immobilitat der intrazellularen Proteine Gibbs Donnan Effekt nach Frederick George Donnan und Josiah Willard Gibbs Gleichgewichtspotentiale der Ionen Nernst Goldman Verschiedene Leitfahigkeiten fur die jeweiligen Ionen Die Na K Pumpe elektrogen konzentrationsverschiebend Messung des Ruhemembranpotentials BearbeitenDas Ruhemembranpotential kann man experimentell mit zwei Mikroelektroden bestimmen Eine der beiden Mikroelektroden die Messelektrode wird in die Zelle hineingestochen die zweite die Bezugselektrode wird von aussen an die Zelle gehalten An einem Voltmeter oder Kathodenstrahloszilloskop kann man zwischen den Elektroden eine Spannung genauer Potentialdifferenz in der Grossenordnung von 70 mV viele Saugetiere ablesen das Ruhepotential Definitionsgemass ist diese Spannung als Spannungsunterschied uber die Membran zu verstehen Das Zellinnere ist negativ geladen Die gemessenen Werte sind je nach Zelltyp unterschiedlich und schwanken zwischen 50 und 100 mV Bei menschlichen Neuronen liegt der Wert typischerweise bei 70 mV Gliazellen Herz und Skelettmuskelzellen weisen 90 mV auf beim glatten Muskel belauft sich das Ruhemembranpotential auf ca 50 mV 5 Bedeutung des Ruhepotentials BearbeitenDie Ausbildung und Aufrechterhaltung eines Ruhepotentials ist die grundlegende Voraussetzung fur eine Reihe von Aufgaben der Zellen fur die im Folgenden einige angefuhrt werden Informationsubertragung Bearbeiten Ein vollstandig schwarz bedrucktes Blatt Papier stellt keine Informationen dar Entsprechend wurde eine Nervenzelle die standig erregt ist etwa bei 30 mV keine Information weiterleiten konnen Das Ruhepotential ermoglicht sozusagen erst die Erzeugung von Aktionspotentialen und damit die Weiterleitung von elektrischen Informationen an einer Nervenzelle Auslosen von Vorgangen Bearbeiten Die durch eine Abweichung vom Ruhepotential ubertragene Information kann nicht nur weitergeleitet sondern auch zum Auslosen verschiedener Vorgange benutzt werden So reagieren Muskelzellen auf eine Depolarisation unter Vermittlung von Calciumionen mit ihrer spezifischen Aufgabe namlich der Kontraktion Transportvorgange Bearbeiten Auch elektrisch nicht erregbare Zellen nutzen ihr Ruhemembranpotential haufig um bestimmte Substanzen im Zellinneren anzureichern Das Potential liefert dabei die Energie die benotigt wird um den Konzentrationsgradienten aufzubauen Siehe auch BearbeitenSchwellenpotential Depolarisation HyperpolarisationWeblinks BearbeitenRuhepotential auf Spektrum de Ruhepotenzial auf der Homepage von Ulrich HelmichEinzelnachweise Bearbeiten Rainer Klinke Stefan Silbernagl Hrsg u a Physiologie 5 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 13 796005 3 Christian Hick Astrid Hick Intensivkurs Physiologie 5 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2006 ISBN 3 437 41892 0 Rainer Klinke Stefan Silbernagl Hrsg u a Physiologie 5 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 13 796005 3 Christian Hick Astrid Hick Intensivkurs Physiologie 5 Auflage Urban amp Fischer Verlag Munchen 2006 ISBN 3 437 41892 0 Michael Gekle Taschenlehrbuch Physiologie Thieme Stuttgart 2010 ISBN 978 3 13 144981 8 S 116 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruhemembranpotential amp oldid 236580247