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Die Natrium Kalium ATPase genauer Na K ATPase auch als Natrium Kalium Pumpe oder Natriumpumpe bezeichnet ist ein in der Zellmembran verankertes Transmembranprotein Das Enzym katalysiert unter Hydrolyse von ATP ATPase den Transport von Natrium Ionen aus der Zelle und den Transport von Kalium Ionen in die Zelle gegen die elektrochemischen Gradienten und dient so ihrer Aufrechterhaltung Na K ATPaseBandermodell der Na K ATPase nach 3B8EVorhandene Strukturdaten 3B8E 1MO7Masse Lange Primarstruktur 1018 303 66 AminosaurenSekundar bis Quartarstruktur a b g multipass MembranproteinKofaktor Mg2 Isoformen a1 2 b1 2 g1 2BezeichnerGen Name n ATP1A1 ATP1A2 ATP1A3 ATP1A4Transporter KlassifikationTCDB 3 A 3 1 1Bezeichnung P ATPaseEnzymklassifikationEC Kategorie 7 2 2 13 HydrolaseReaktionsart HydrolyseSubstrat ATP H2O 3 Na innen 2 K aussenProdukte ADP Phosphat 3 Na aussen 2 K innenVorkommenUbergeordnetes Taxon Lebewesen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Struktur des Proteins 3 Funktion 4 Mechanismus 5 Wirkung der Herzglykoside 6 Andere Substanzen mit Einfluss auf den Transporter 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Na K ATPase wurde 1957 vom danischen Mediziner Jens Christian Skou entdeckt 1 1997 erhielt Skou den Nobelpreis fur Chemie fur die Entdeckung des ionentransportierenden Enzyms Natrium Kalium ATPase 2 Struktur des Proteins BearbeitenNach der TCDB Klassifikation fur Membrantransport Proteine zahlt die Natrium Kalium Pumpe zu Familie der P Typ ATPasen Typ 2 3 Die Natrium Kalium ATPase besteht aus je einer a und einer b Protein Untereinheit die zusammen ein stabiles und funktionsfahiges Enzym bilden Die a Untereinheit besteht aus 10 Transmembrandurchgangen die durch intra und extrazellulare Loops verbunden sind Sie hydrolysiert wahrend des Reaktionszykluses ATP wird im Bereich des grossen cytoplasmatischen M4 M5 Loops phosphoryliert und transportiert die Natrium und Kalium Ionen Deshalb wird sie auch als die katalytische Einheit bezeichnet Von der a Untereinheit sind bisher vier Isoformen bekannt a1 a4 4 Die b Untereinheit ist ein Typ II Glycoprotein mit einem einzelnen Membrandurchgang Im funktionsfahigen Enzym liegt sie in der Nahe der Transmembrandurchgange M7 und M10 der a Untereinheit und interagiert mit deren extrazellularen M7 M8 Loop M7 M8 sowie mit ihren intrazellularen Regionen Wahrend der Reifung des Proteins erfullt die b Untereinheit die Funktion eines molekularen Chaperons indem sie die korrekte Faltung und Membranintegration der a Untereinheit unterstutzt und sie vor Degradation schutzt Ausserdem hat sie Einfluss auf die Affinitat mit der die a Untereinheit Kalium und Natriumionen bindet Von der b Untereinheit sind bisher vier Isoformen bekannt b1 b2 b3 und bm 5 Ein drittes Molekul das sich mit der a und der b Untereinheit assoziiert und fruher als g Untereinheit bezeichnet wurde gehort zur Protein Familie FXYD und moduliert die Affinitat der Natriumpumpe fur Natrium und Kaliumionen sowie ATP Es spielt ausserdem eine Rolle bei der Stabilisation des Enzyms 6 Fur die Ausbildung des funktionsfahigen Enzyms ist die Anwesenheit einer g Untereinheit nicht notwendig 7 Die Natrium Kalium ATPase kommt in mehreren Kombinationen von Isoformen der a und b Untereinheiten vor die Unterschiede in Verteilung Affinitat zu Herzglykosiden und Funktion aufweisen Der a1 Isoenzymtyp findet sich in allen Zellen des Menschen a2 und a3 Typen in den Nervenzellen und Herzmuskelzellen Myokard Seltene Mutationen in den ATP1A2 und ATP1A3 Genen konnen zu erblicher Migrane Alternierender Hemiplegie der Kindheit AHC und Dystonie fuhren 8 9 10 Funktion BearbeitenDer gegenlaufige Transport Antiport von 3 Na gegen 2 K uber die Zellmembran erfolgt gegen die jeweiligen Konzentrationsgefalle und in der Summe gegen das elektrische Ruhemembranpotential elektrogen er ist damit gleich zweifach von extern zugefuhrter Energie abhangig energieabhangiger aktiver Transport Jene wird in diesem Fall als chemische Bindungsenergie durch die Hydrolyse von ATP zur Verfugung gestellt Das Phanomen des ATP getriebenen Transports ist fur den Na K Transport durch die Plasmamembran am besten untersucht Beide Kationen sind in Zellen ungleich verteilt Die Na Konzentration im Inneren der Zelle ist gering 7 11 mmol l die K Konzentration im Inneren ist hoch 120 150 mmol l Dieser lebenswichtige Konzentrationsgradient wird einerseits durch Kalium Kanale bewirkt siehe Blutzucker Sensorsystem andererseits durch die elektrogene Natrium Kalium ATPase Mechanismus Bearbeiten nbsp SchemaATP Hydrolyse und Na K Transport sind strikt gekoppelt elektrogenes Prinzip Je Molekul ATP werden drei Na Ionen nach aussen und zwei K Ionen nach innen befordert In der Bilanz wird dem intrazellularen Raum also ein positiver Ladungstrager entzogen Dieser Mechanismus ist die treibende Kraft fur den Erhalt des insbesondere fur Nerven und Muskelzellen funktional wichtigen elektrischen Ruhemembranpotentials Es ist jedoch nicht die Ladungsbilanz der Pumpe allein die zur Erzeugung des Ruhemembranpotentials fuhrt Die hohe Permeabilitat der Zellmembran fur K Ionen die durch Kalium Kanale gegeben ist und die geringe Permeabilitat fur Na Ionen wahrend des Ruhemembranpotentials sind ebenfalls fur dessen Erhalt erforderlich fur den Pumpmechanismus sind Konformationsanderungen erforderlich die durch Phosphorylierung eines Aspartat Asp Restes der a Untereinheit erzeugt werden bei diesem Vorgang werden zunachst drei Na Ionen eingeschlossen deren Abgabe nach aussen erfolgt im Austausch gegen zwei K Ionen deren Bindung eine Phosphatase aktiviert die den Asp Rest wieder dephosphoryliert Wirkung der Herzglykoside Bearbeiten Hauptartikel Herzglykoside nbsp Das Wirkprinzip der Natrium Kalium Pumpe Na K ATPase Gezeigt ist eine Funktionseinheit bestehend aus einer a und einer b Kette Der Phosphorylierungs Dephosphorylierungszyklus eines Aspartat Restes d h die treibende Kraft des Pumpvorganges ist schematisch ausgefuhrt dieser Vorgang kann durch Vanadat blockiert und damit nachgewiesen werden Der im oberen Abschnitt gezeigte Calcium Transporter Na Ca2 Antiporter benutzt die Energie des ATP indirekt indem er einen bestehenden Na Gradienten abbaut Digitalis Derivate blockieren die Na K ATPase lahmen damit die gesamte Wirkungskette und lassen den intrazellularen Ca2 Spiegel ansteigen Glykoside der Digitalis Gruppe Digoxin Digitoxin und dessen Aglykon Digitoxigenin und der Gruppe der Strophanthusgewachse g Strophanthin engl Synonym Ouabain und k Strophanthin letztere jedoch nur in hohen Konzentrationen blockieren die K Konformation der ATPase noch im phosphorylierten Zustand Damit hemmen sie den Ionentransport Indirekt steigt hierdurch die Konzentration an intrazellularem Ca2 und damit die Kontraktion des Herzmuskels denn der Transport des Ca2 hangt nach dem Antiport Prinzip vom Na Konzentrationsgradienten ab Natrium Calcium Austauscher Ist dieser verringert verbleibt Ca2 in zunehmendem Masse in der Muskelzelle wobei sich deren Kontraktion verstarkt Da die Herzmuskelzellen eines Menschen mit Herzinsuffizienz zu viel Calcium enthalten calcium overload der zur Minderung der Kontraktilitat fuhrt war es bis vor kurzem unverstandlich wieso eine weitere Steigerung des zellularen Calcium Gehalts zur Steigerung der Kontraktilitat fuhren kann Eine mogliche erklarende Hypothese Die a2 und a3 Isoformen der Natrium Kalium Pumpen sind zusammen mit den Natrium Calcium Austauschern direkt uber den Auslaufern des Calcium Speichers der Zelle Sarkoplasmatisches Retikulum lokalisiert Diese funktionelle Einheit wird Plasmerosom genannt Hierdurch kann die lokale Natrium bzw Calcium Konzentration durch Hemmung nur relativ weniger Natrium Kalium Pumpen durch Herzglykoside gesteigert werden was das Sarkoplasmatische Retikulum zur Freisetzung von wesentlich grosseren Mengen an Calcium an die kontraktilen Proteine bei zum Beispiel jedem Herzschlag anregt ohne dass sich die Gesamt Konzentration der Zelle an Natrium und Calcium wesentlich verandert Diese wird eher durch die a1 Isoform der Natrium Kalium Pumpe reguliert Die Plasmerosome wurden fur Nervenzellen und Arterien Muskelzellen bereits nachgewiesen und sind wahrscheinlich auch in Skelett und Herzmuskelzellen vorhanden 11 g Strophanthin ist ein endogenes Herzglykosid das bei Saugetieren von der Nebennierenrinde produziert wird Die endogene Synthese eine orale Einnahme oder eine niedrig dosierte langsame intravenose Verabreichung von g Strophantin fuhren nur zu geringen Plasmakonzentrationen die zunachst zu einer Stimulation der Natrium Kalium Pumpe mit daraus resultierender Reduzierung des zellularen Natrium und Calcium Gehalts fuhren Dies kann zu einem negativ inotropen Effekt wie bei einem Nitro Praparat oder auch zu einem positiv inotropen Effekt fuhren wahrscheinlich je nach Ausgangslage der Calcium Konzentration der Herzmuskelzellen 12 13 14 Auch k Strophanthin kann die Na K Pumpe stimulieren jedoch nicht Digoxin 13 Dies erklart zum Beispiel die gegensatzliche Wirkung von Strophanthin und Digoxin bei Angina Pectoris wobei Strophanthin positiv auf EKG und Anfallshaufigkeit wirkt Digoxin bekanntlich jedoch negativ 13 15 Andere Substanzen mit Einfluss auf den Transporter BearbeitenEine Hemmung der Natrium Kalium ATPase kann ausser durch Digitalis ebenfalls durch Ouabain stattfinden Umgekehrt erreicht man eine Aktivierung des Transporters durch den Einfluss von Insulin oder Adrenalin Ersteres wird haufig im klinischen Alltag dazu genutzt um bei einer Hyperkaliamie durch Gabe von Insulin zeitgleich mit Glucose einen Shift des extrazellularen Kaliums nach intrazellular uber Steigerung der Aktivitat der Natrium Kalium ATPase zu erreichen Dieser Effekt hilft bei Hyperkaliamie aber nur kurzfristig da das Kalium nur nach intrazellular verlagert wird und nach einer gewissen Zeit wieder ins Blut gelangt Siehe auch BearbeitenMembranstandige ATPasenWeblinks BearbeitenAnimation der Na K Pumpe im Zusammenhang der Zellphysiologie Na K ATPase und aktiver Transport englisch Einzelnachweise Bearbeiten Skou J C 1957 The influence of some cations on an adenosine triphosphatase from peripheral nerves In Biochim Biophys Acta Bd 23 S 394 401 PMID 13412736 Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1997 an Jens Christian Skou englisch Eintrag der Familie der P type ATPase auf der Homepage der TCDB Abgerufen am 4 Januar 2014 G Blanco Na K ATPase subunit heterogeneity as a mechanism for tissuespecific ion regulation In Seminars in Nephrology 2005 S 292 303 N Pestov N Ahmad T Korneenko et al Evolution of Na K ATPase bm subunit into a coregulator of transcription in placental mammals In Proceedings of the National Academy of Sciences 2007 S 11215 11220 D Jones T Li E Arystarkhova et al Na K ATPase from mice lacking the g subunit FXYD2 exhibits altered Nath affinity and decreased thermal stability In Journal of Biological Chemistry 2005 S 19003 19011 G Scheiner Bobis R Farley Subunit requirements for expression of functional sodium pumps in yeast 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