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Ein Cofaktor auch Kofaktor ist in der Biochemie eine Nicht Protein Komponente die neben dem Protein Anteil eines bestimmten Enzyms fur dessen katalytische Aktivitat unerlasslich ist 1 Der Uberbegriff Cofaktor umfasst neben anorganischen Komponenten wie Metall Ionen verschiedene organische Molekule die nicht aus Aminosauren aufgebaut sind und bei Enzymaktivitat verandert werden Letztere Gruppe wird unter dem Ubergriff Coenzym Koenzym zusammengefasst Bei nicht kovalenter Bindung wird haufig von Cosubstrat Kosubstrat gesprochen wahrend bei fester dauerhafterer Bindung der Begriff prosthetische Gruppe Anwendung findet Eine genaue Abgrenzung der Begriffe ist jedoch nicht immer gegeben sodass bei verschiedenen Autoren unterschiedliche Definitionen und Klassifizierungen anzutreffen sind Cofaktoren lassen sich somit wie folgt grob einteilen Coenzym Prosthetische Gruppe Ein organisches Molekul das mit hoher Affinitat oder kovalent an ein Enzym gebunden ist die prosthetische Gruppe kann also nicht dissoziieren Cosubstrat Ein niedermolekulares organisches Molekul das nicht kovalent an ein Enzym bindet und nach der Katalyse wieder dissoziiert Es nimmt wahrend der Reaktion chemische Gruppen Protonen oder Elektronen auf oder gibt diese ab wodurch sich seine Reaktivitat verandert 2 Ein Coenzym geht als Cosubstrat wie auch eine prosthetische Gruppe verandert aus der Reaktion hervor 3 und muss daher wieder in den Vorzustand uberfuhrt werden jedoch geschieht das meist nicht am Enzym Metall Ion Ein Metall Ion das an ein Enzym gebunden und fur die Katalyse erforderlich ist ist ebenfalls ein Cofaktor Das entsprechende Enzym wird Metalloenzym genannt Ein Enzymkomplex mit gebundenem Cofaktor wird Holoenzym genannt ohne Cofaktor Apoenzym Nicht zu den Cofaktoren und auch nicht zu den Substraten zahlen Verbindungen die ubiquitar vorkommen wie das Wasser wenngleich sie haufig an Reaktionen beteiligt sind Inhaltsverzeichnis 1 Prosthetische Gruppen 1 1 Beispiele 2 Coenzyme Cosubstrate 2 1 Beispiele 2 1 1 Pyridoxalphosphat 2 1 2 Coenzym A 2 1 3 FAD NAD NADP 2 1 4 Ubichinon 3 Metallionen 3 1 Beispiele 4 Enzymhemmung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseProsthetische Gruppen Bearbeiten nbsp Funktionsweise eines Enzyms mit prosthetischer GruppeAls prosthetische Gruppe Kunstwort nach altgriechisch prosti8hmi voranstellen wird eine an ein Protein fest meist kovalent gebundene Nicht Protein Komponente mit katalytischer Wirkung bezeichnet Da sie oft verandert aus der Katalyse hervorgeht muss sie am Enzym regeneriert werden Beispiele Bearbeiten Biotin in Carboxylasen Hame im Hamoglobin im Cytochrom c in der Cytochrom c Oxidase Flavine in Flavoproteinen Moco Molybdan Cofaktor in Molybdoenzymen z B Xanthinoxidase FeMo Molybdan Eisen Cofaktor MoFe Protein in der Nitrogenase Vitamin B6 Pyridoxalphosphat als prosthetische Gruppe von Aminotransferasen sowie der humanen HistidindecarboxylaseCoenzyme Cosubstrate Bearbeiten nbsp Funktionsweise eines Enzyms mit Coenzym Cosubstrat Ein Cosubstrat oder Coenzym ist ein niedermolekulares organisches Molekul das sich nicht kovalent an das Enzym bindet und nach der Katalyse wieder dissoziiert Wahrend der Reaktion nimmt es funktionelle Gruppen Protonen Elektronen oder Energie auf beziehungsweise gibt solche ab siehe auch Donator Akzeptor Prinzip Es geht also wie die prosthetische Gruppe verandert aus der Reaktion hervor und muss daher erneuert werden Dies unterscheidet das Coenzym zum Beispiel auch von allosterischen Effektoren Typischerweise geschieht seine Regeneration in einer nachgeschalteten Reaktion Da sich das Coenzym eher wie ein Substrat denn wie ein Enzym verhalt wird es oft treffender als Cosubstrat bezeichnet Ein haufiges Cosubstrat enzymatisch katalysierter Reaktionen ist Adenosintriphosphat ATP von dem energiereiche Phosphatgruppen mit Bildung von ADP bzw AMP auf andere Molekule ubertragen und diese aktiviert werden konnen Einige andere Coenzyme sind Derivate von Vitaminen Stoffname Coenzymbezeichnung Derivat von FunktionstypAdenosintriphosphat ATP liefert durch Abspaltung eines Phosphats Energie ubertragt Phosphat an das Substrat Phosphatdonator Adenosindiphosphat ADP nimmt Phosphat vom Substrat entgegen Phosphatakzeptor Nicotinamidadenindinukleotid NAD Coenzym I NAD Elektronen und Protonenakzeptor OxidationsmittelNADH Elektronen und Protonendonator ReduktionsmittelNicotinamidadenindinukleotidphosphat NADP Coenzym II NADP Elektronen und Protonenakzeptor OxidationsmittelNADPH Elektronen und Protonendonator ReduktionsmittelFlavin Adenin Dinukleotid FAD Vitamin B2 FAD Elektronen und Protonenakzeptor OxidationsmittelFADH2 Elektronen und Protonendonator ReduktionsmittelPyridoxalphosphat Vitamin B6Tetrahydrofolsaure Coenzym F Vitamin B9 MethylgruppendonatorCobalamine Coenzym B12 Vitamin B12Ascorbinsaure Vitamin C ReduktionsmittelCoenzym A Coenzym A Ubichinon 10 Coenzym Q10 a Liponsaure Komplette Liste der von der Enzymkommission der International Union of Biochemistry and Molecular Biology IUBMB anerkannten Koenzyme Kofaktoren siehe in der Kategorie Coenzym Beispiele Bearbeiten Pyridoxalphosphat Bearbeiten Pyridoxalphosphat das aktivierte Pyridoxin Vitamin B6 ist beispielsweise ein Coenzym im aktiven Zentrum von Transaminasen Hier katalysiert es im ersten Schritt die Desaminierung von Aminosauren zu alpha Ketosauren mit Bildung des Pyridoxaminphosphats im zweiten die Ubertragung der Aminogruppe auf eine andere alpha Ketosaure sogenannter ping pong bi bi Mechanismus nach Wallace W Cleland In diesem Fall wird Pyridoxalphosphat am Enzym regeneriert Es ist auch Coenzym von Decarboxylasen mit denen Aminosauren abgebaut werden Coenzym A Bearbeiten Ein weiteres Beispiel ist Coenzym A das in freier sowie acetylierter Form an verschiedenen Schritten des Citratzyklus sowie am Fettsaurestoffwechsel beteiligt ist FAD NAD NADP Bearbeiten Bei verschiedenen Abbauschritten im Citratzyklus aber auch in der Glykolyse dienen die Coenzyme Flavin Adenin Dinukleotid FAD und Nicotinamid Adenin Dinukleotid NAD als Elektronen und Protonenakzeptoren oder donatoren Sie vermitteln so den Elektronen Transfer von einem Edukt zum anderen Eine vergleichbare Rolle ubernimmt Nicotinamid Adenin Dinukleotid Phosphat NADP in umgekehrter Richtung bei Aufbauprozessen etwa der Biosynthese von Fettsauren FAD kann in manchen Enzymen kovalent verknupft sein wobei davon ausgegangen wird dass dies bei etwa 10 aller Flavoproteine der Fall ist 4 Ein Beispiel hierfur ware die Succinat Dehydrogenase 5 Ubichinon Bearbeiten Ein anderes Beispiel ist der Elektronencarrier Ubichinon das Coenzym Q im Prozess aerober Energiebereitstellung oxidative Phosphorylierung genannt Es vermittelt durch Aufnahme und Abgabe von Elektronen bzw Protonen deren Ubertragung zwischen den membrangebundenen Proteinkomplexen I II und III der Atmungskette in den Mitochondrien Metallionen BearbeitenIonen von Metallen wie Eisen Fe Magnesium Mg Mangan Mn Cobalt Co Kupfer Cu Zink Zn oder Molybdan Mo sind haufig Cofaktoren verschiedener Enzyme In dieser Rolle werden sie zu essentiellen Spurenelementen der Nahrung mit denen sich ein Organismus versorgt Ein Enzym dessen aktive Form Metallionen enthalt wird Metalloenzym genannt Ein Metallatom kann zur Stabilisierung der Proteinstruktur beitragen im aktiven Zentrum dient es der Katalyse einer bestimmten Reaktion Ist es fur die Enzymfunktion entscheidend so kann das Fehlen des Metalls zu einem limitierenden Faktor werden Die Anwesenheit eines Zink Kations deutet haufig auf dessen Funktion als Lewis Saure hin z B in Peptidasen oder Zinkfingerproteinen Aus der Anwesenheit eines bestimmten Metallions lasst sich jedoch nur ungefahr auf die Funktion des Enzyms schliessen Zum einen konnen verschiedene Enzyme den gleichen Cofaktor benotigen Zum anderen konnen Metalloenzyme mit ahnlicher Funktion in anderen Spezies ein anderes Metallion verwenden Der Grund hierfur ist meist die unterschiedliche Verfugbarkeit der jeweiligen Metalle im Lebensraum der Organismen Das Bakterium Borrelia burgdorferi beispielsweise kann ohne Eisen auskommen da es stattdessen Mangan als Cofaktor verwendet 6 Ein anderes Beispiel ist der Einsatz von Kupfer statt Eisen bei der Sauerstoffaktivierung Von Metalloproteinen spricht man wenn beispielsweise Erdalkalimetalle wie Calcium und Magnesium wohl auf die Struktur und die Faltung von Proteinen Einfluss nehmen nicht aber zu einer katalytischen Wirkung beitragen Beispiele Bearbeiten Urease enthalt Nickel Glutamatcysteinligase kann Mangan Magnesium oder Kupfer enthalten Acireducton Synthase in Klebsiella pneumoniae mit Eisen oder Magnesium ist das Reaktionsprodukt 4 Methylthio 2 ketobutyrat mit Nickel ist es 3 Methylthio propionat 7 Phenylalaninhydroxylase enthalt Eisen Leucylaminopeptidase kann Zink Kobalt Magnesium oder Mangan enthalten Lipoxygenase enthalt ebenfalls Eisen Superoxiddismutase enthalt Mangan Xanthinoxidase enthalt Molybdan und Eisen Cytochrom c Oxidase enthalt Kupfer und Eisen Carboanhydrase enthalt Zink Enzymhemmung Bearbeiten Hauptartikel Enzymhemmung Stoffe die dem Cofaktor in dessen Bindungseigenschaften ahneln und ebenfalls mit dem Enzym komplexieren konnen sind kompetitive Inhibitoren sie hemmen das Enzym indem sie um die Bindungsstelle fur den Cofaktor konkurrieren Siehe auch BearbeitenVitamineLiteratur BearbeitenEintrag im GLOSSARY OF TERMS USED IN BIOINORGANIC CHEMISTRY IUPAC Empfehlungen von 1997 W Kaim B Schwederski Bioanorganische Chemie Teubner Studienbucher Chemie Stuttgart 2004 ISBN 3 519 23505 6 Weblinks BearbeitenCoFactor The organic enzyme cofactor databaseEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Cofactors In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook C01128 Version 2 3 1 Eintrag zu Coenzyme In IUPAC Hrsg Compendium of Chemical Terminology The Gold Book doi 10 1351 goldbook C01126 Version 2 3 1 Georg Loffler Petro E Petrides Peter C Heinrich Biochemie und Pathobiochemie 8 Auflage Dominic P H M Heuts Nigel S Scrutton William S McIntire Marco W Fraaije What s in a covalent bond On the role and formation of covalently bound flavin cofactors In FEBS Journal Band 276 Nr 13 11 Juni 2009 S 3405 3427 doi 10 1111 j 1742 4658 2009 07053 x wiley com abgerufen am 23 September 2019 Martin Mewies William S McIntire Nigel S Scrutton Covalent attachment of flavin adenine dinucleotide FAD and flavin mononucleotide FMN to enzymes The current state of affairs In Protein Science Band 7 Nr 1 Januar 1998 S 7 21 doi 10 1002 pro 5560070102 PMID 9514256 PMC 2143808 freier Volltext J E Posey F C Gherardini Lack of a role for iron in the Lyme disease pathogen In Science Band 288 Nr 5471 Juni 2000 S 1651 1653 PMID 10834845 T Ju R B Goldsmith u a One protein two enzymes revisited a structural entropy switch interconverts the two isoforms of acireductone dioxygenase In Journal of molecular biology Band 363 Nummer 4 November 2006 S 823 834 doi 10 1016 j jmb 2006 08 060 PMID 16989860 PMC 1808343 freier Volltext Normdaten 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