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Die Polymerchemie auch Makromolekulare Chemie beschaftigt sich mit naturlichen zum Beispiel Starke Zellulose Lignin und kunstlichen Polymeren zum Beispiel Polyolefine Polyester Polyamide deren Herstellung Modifizierung und Eigenschaften Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Polymerwissenschaft 2 Definition 3 Unterteilung 3 1 Biopolymere 3 2 Synthetische und halbsynthetische Polymere 3 2 1 Physikalische Einteilung 3 2 2 Chemische Einteilung 3 2 3 Homo und Copolymere 3 2 3 1 Homopolymere 3 2 3 2 Copolymere 3 2 3 3 Dendrimere 4 Herstellung von Polymeren 5 Charakterisierung von Polymeren 5 1 Indirekte Methoden der Molmassenbestimmung 5 2 Direkte Methoden der Molmassenbestimmung 5 3 Physikalische Charakterisierung von Polymeren 5 4 Thermische Charakterisierung von Polymeren 6 Quellen 7 LiteraturGeschichte der Polymerwissenschaft BearbeitenPolymere wurden seit Jahrtausenden genutzt ohne dass ihre chemische Struktur bekannt war oder als solche wahrgenommen wurde Speziell Fasern aus Cellulose Baumwolle und Flachs und Proteinen Wolle und Seide sowie Horn sind hier zu nennen Im 19 Jahrhundert waren vor allem der Naturkautschuk und dessen Vulkanisation mit Schwefel 1839 sowie Cellulose und deren Veresterung zu Nitrocellulose von Interesse Daruber hinaus fielen unterschiedliche Polymere der Begriff Polymerie wurde von Berzelius eingefuhrt als Reaktionsprodukte der organischen Chemie an Die erste Beschreibung einer Polymerisation erfolgte durch E Simon 1839 der Styrol aus Storaxharz gewann und feststellte dass sich dieses Styrol beim Aufbewahren an der Luft zu einem glasigen Feststoff umwandelte Zur gleichen Zeit beschrieb Henri Victor Regnault eine Reaktion von Vinylidenchlorid zu einem nichtkristallinen Feststoff Die ersten Polykondensationen wurden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts durch Lourenco beschrieben indem er Polyester aus Ethylenglycol und Ethylendihalogeniden synthetisierte Das vermutlich erste Polyamid wurde 1883 aus m Aminobenzoesaure hergestellt Bis Ende des 19 Jahrhunderts war allerdings wenig uber die genauen Strukturen polymerer Materialien bekannt Man wusste lediglich aus Dampfdruck und Osmosemessungen dass es sich um sehr grosse Molekule mit hoher Molmasse handeln musste Falschlicherweise war man jedoch der Meinung dass es sich um kolloidale Verbindungen handelte Rontgenmessungen von Kurt Heinrich Meyer und Hermann F Mark an kristallinem Kautschuk im Jahre 1928 sollten Klarheit verschaffen Kristalline Feststoffe bestehen haufig aus mehreren uber Korngrenzen verbundenen kleineren Kristalliten Wie man heute weiss liegen in kristallinen Polymeren die Ketten gleichzeitig in mehreren Kristalliten Da dies zu diesem Zeitpunkt unbekannt war interpretierte man die Ergebnisse der Rontgenstrukturanalyse vollig falsch Man glaubte dass Molekullangen nicht grosser als die Lange der Kristallite sein konnten und ermittelte so falsche viel zu kleine Grossenordnungen fur Polymermolkule 1 Arbeiten zur Verbesserung der Analysemethoden von Biomolekulen von The Svedberg Nobelpreis 1926 halfen jedoch genauere Ergebnisse zu erhalten Hermann StaudingerAls Vater der Polymerwissenschaften gilt der deutsche Chemiker Hermann Staudinger Bereits 1917 ausserte er vor der Schweizerischen Chemischen Gesellschaft dass hochmolekulare Verbindungen aus kovalent gebundenen langkettigen Molekulen bestehen 1920 veroffentlichte er in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft einen Artikel der als Begrundung der modernen Polymerwissenschaften gilt 2 Vor allem in den Jahren von 1924 1928 folgten weitere wichtige Theorien 3 4 5 uber den Aufbau von Kunststoffen die die Grundlage fur das heutige Verstandnis dieser Werkstoffklasse bilden Fur diese Arbeiten erhielt er 1953 den Nobelpreis Anfang der 1950er Jahre entdeckte der deutsche Chemiker Karl Ziegler dass Katalysatoren aus Aluminiumalkylen und Titantetrachlorid die Polymerisation von Ethen zu Polyethylen schon bei Raumtemperatur erlauben 6 7 8 Bisher musste Polyethylen unter hohem Druck in Stahlautoklaven polymerisiert werden Die nach Ziegler hergestellten Polymere zeigten auch bezuglich ihrer Kettenstruktur einen wesentlich hoheren Ordnungsgrad und vollig andere Materialeigenschaften s hier Der italienische Chemiker Giulio Natta forschte basierend auf den Arbeiten von Ziegler erfolgreich an einem ahnlichen Verfahren zur Herstellung von Polypropylen 9 Heute sind die so hergestellten Polyethylene PE und Polypropylen PP neben Polystyrol PS die am haufigsten als Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln Shampoos Kosmetika etc verwendeten Kunststoffe Ziegler und Natta erhielten im Jahre 1963 fur ihre Arbeiten den Nobelpreis fur Chemie Den Arbeiten 10 von Paul J Flory und Maurice L Huggins sind weitere theoretische Erkenntnisse zum Verhalten von Polymeren in Losung in Mischungen sowie ihren Strukturen im Festkorper zu verdanken die heute die Grundlage der physikalischen Chemie der Makromolekule darstellen Definition BearbeitenVon Polymeren spricht man im Allgemeinen ab einer Molmasse von etwa 10 000 g mol alternativ wenn sich die Eigenschaften beim Hinzukommen einer weiteren Repetiereinheit nicht mehr signifikant andern Bei kleineren Verbindungen spricht man von Oligomeren Oligo griech einige Unterteilung BearbeitenBiopolymere Bearbeiten ProteineChemisch gehoren die Proteine zu den Polyamiden dd DNA RNAChemisch gehoren DNA und RNA zu den Polyestern dd PolysaccharideChemisch gehoren die Polysaccharide zu den Polyacetalen dd NaturkautschukChemisch gehort Naturkautschuk zu den Polyterpenen oder allgemeiner zu den Polyolefinen dd PolyhydroxyalkanoateChemisch gehoren die Polyhydroxyalkanoate zu den Polyestern und dienen Bakterien als Speichersubstanz dd Synthetische und halbsynthetische Polymere Bearbeiten Physikalische Einteilung Bearbeiten Von ihrem physikalischen Verhalten abgeleitet kann man Polymere in vier Gruppen einteilen Elastomere Thermoplaste Thermoplastische Elastomere DuroplasteIn jeder dieser Gruppen kommen chemisch unterschiedliche Polymere vor Chemische Einteilung Bearbeiten Chemisch lassen sich Polymere unterteilen in Polyacetale Polyamide Polyamine Polyester Polyether Polyharnstoffe Polyimide Polyolefine Polyurethane SilikoneHomo und Copolymere Bearbeiten Homopolymere Bearbeiten Besteht ein Polymer nur aus einer Sorte eines monomeren Bausteins Repetiereinheit spricht man von einem Homopolymer homo griech gleich gleichartig Copolymere Bearbeiten Wenn ein Polymer aus unterschiedlichen Monomerbausteinen aufgebaut ist spricht man von einem Copolymer 11 Es gibt solche aus chemisch sehr ahnlichen Monomeren wie Copolymere aus Ethen und Propen aber auch Copolymere deren Monomere sich chemisch sehr unterscheiden wie z B a Olefin MSA Copolymere Meist werden zwei Monomere eingesetzt es gibt aber auch Copolymere mit drei und mehr unterschiedlichen Monomeren Copolymere aus drei Monomeren werden Terpolymere genannt Ein Beispiel sind die ABS Kunststoffe die durch die Herstellung von Legobausteine bekannt sind Je nach Abfolge der einzelnen Monomere werden statistische alternierende Gradienten Blockcopolymere unterschieden Werden an eine bestehende Kette weitere Monomere anpolymerisiert oder durch polymeranaloge Reaktionen aufgebracht spricht man von Pfropf co polymeren Welche Abfolge der beteiligten Monomere sich im Verlauf der Copolymerisation einstellt wird durch die Copolymerisationsparameter bestimmt Sie werden bei Copolymeren aus zwei Monomeren aus den vier Geschwindigkeitskonstanten der moglichen Reaktionen abgeleitet Bei Copolymeren mit mehr als zwei unterschiedlichen Monomeren gilt das Modell analog es ergeben sich aber mehr mogliche Reaktionen und entsprechend mehr Quotienten Proteine DNA RNA und einige Polysaccharide gehoren formal auch zu den Copolymeren ihre Bildung unterliegt aber vollig anderen Mechanismen als die von technischen Copolymeren Dendrimere Bearbeiten Eine besondere Klasse polymerer Molekule stellen die Dendrimere dar Sie sind bei geeigneter Synthesestrategie monodispers d h es gibt keine Molmassenverteilung alle Teilchen sind identisch Die Anzahl der Syntheseschritte wird als Generation bezeichnet wobei das Kernmolekul die Generationsnummer null erhalt Hat dieses Kernmolekul vier reaktive Gruppen und das Reaktionsprodukt 1 Generation pro ursprunglicher Gruppe zwei reaktive Gruppen sind acht Gruppen vorhanden etc Dendrimere konnen nicht beliebig gross werden weil es durch sterische Effekte zu gegenseitigen Behinderungen kommt Die Form der Dendrimre nahert sich dann immer mehr einer Kugel an Herstellung von Polymeren BearbeitenDer Vorgang bei dem aus den Monomeren Polymere hergestellt werden nennt man Polyreaktion Polyreaktionen unterscheidet man die KlassenStufenwachstumsreaktionen Polyaddition Polykondensationund Kettenwachstumsreaktion KettenpolymerisationEs gibt Polymere die nicht direkt aus den formalen Monomeren hergestellt werden konnen weil diese Monomere nicht stabil sind Ein Beispiel ist Polyvinylalkohol PVA Der hypothetisch zugrunde liegende Vinylalkohol liegt in einem tautomeren Gleichgewicht mit Acetaldehyd vor wobei die Gleichgewichtlage nahezu vollstandig auf Seiten des Aldehyds liegt PVA wird hergestellt indem Polyvinylacetat hydrolysiert wird Ahnliches gilt fur Polyvinylamin Solch eine Reaktion bei der ein bestehendes Polymer chemisch modifiziert wird nennt man polymeranaloge Reaktion Durch die chemische Modifikation in der Natur vorkommender Polymerer beispielsweise Zellulose erhalt man Polymere mit modifizierten Eigenschaften wie Zelluloid das zu den halbsynthetischen Polymeren zahlt Polymere konnen nach der Herstellung noch weiter chemisch modifiziert werden Wenn die Molmasse bzw der Polymerisationsgrad nach der Modifikation in der gleichen Grossenordnung liegt wie vorher spricht man von einer Polymeranalogen Reaktion ist die Molmasse und der Polymerisationsgrad deutlich hoher von einer Vernetzung Ist die Molmasse und der Polymerisationsgrad deutlich niedriger spricht man von Abbau oder Degradation die teilweise gezielt vorgenommen wird meist aber ein unerwunschter Prozess Alterung ist Charakterisierung von Polymeren BearbeitenZur Charakterisierung der Polymere gibt es verschiedene Methoden die in indirekte oder relative und direkte Methoden unterteilt werden Indirekte Methoden ergeben keine absoluten Werte der Molmasse es lassen sich aber uber Vergleichproben ahnlicher Zusammensetzung und bekannter Molmasse Aussagen uber die gemessene Probe machen Indirekte Methoden der Molmassenbestimmung Bearbeiten Gel Permeations Chromatographie Viskosimetrie ZentrifugationDirekte Methoden der Molmassenbestimmung Bearbeiten Massenspektrometrie speziell MALDI TOF Osmose Ebullioskopie LichtstreuungBei der Charakterisierung von Makromolekulen ist zu beachten dass fast immer eine gewisse Verteilung Streuung in der Molmasse vorliegt deren Breite und Verteilungsform zudem deutlich unterschiedlich sein kann sodass Proben mit scheinbar gleicher Molmasse gleicher mittlerer Molmasse vollig unterschiedliche Eigenschaften haben konnen mechanisch physikalisch oder chemisch Physikalische Charakterisierung von Polymeren Bearbeiten Wie weiter oben aufgefuhrt wurde unterscheiden sich Polymere in ihren physikalischen Eigenschaften Diese Eigenschaften lassen sich mit geeigneten Messmethoden auch quantifizieren Anwendbare Methoden sind Viskosimetrie Rheologie Zugprufung unter Aufnahme eines Spannungs Dehnungs DiagrammsThermische Charakterisierung von Polymeren Bearbeiten Thermische Eigenschaften von Polymeren lassen sich mit geeigneten Methoden untersuchen Dabei sind zum einen Anderungen von physikalischen Grossen messbar wie Viskositat aber auch Schmelzpunkt oder Phasenumwandlungspunkte zum anderen chemische Anderungen speziell Zersetzungsreaktionen die sowohl qualitativ wie quantitativ erfasst werden konnen Methoden sind Dynamische Differenzkalorimetrie zur Messung von Phasenanderungen Thermogravimetrische Analyse zur Messung der thermischen StabilitatQuellen Bearbeiten Kurt H Meyer H Mark Gummi In Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Abhandlungen Abteilung B 61B 1928 S 1939 1949 H Staudinger Uber Polymerisation In Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 53 1920 S 1073 H Staudinger Die Struktur des Gummis VI In Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Abhandlungen Abteilung B 57B 1924 S 1203 1208 H Staudinger Die Chemie der hochmolekularen organischen Stoffe im Sinne der Kekuleschen Strukturlehre In Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 59 Dez 1926 S 3019 3043 H Staudinger K Frey W Starck Verbindungen hohen Molekulargewichts IX Polyvinylacetat und Polyvinylalkohol In Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Abhandlungen Abteilung B 60B 1927 S 1782 1792 Deutsches Patent 961537 Verfahren zur Herstellung von Aluminiumtrialkylen und Aluminiumalkylhydriden Erfinder K Ziegler H G Gellert Karl Ziegler Hans Georg Gellert Herbert Lehmkuhl Werner Pfohl Kurt Zosel Organometallic compounds XXVI Trialkylaluminum and dialkylaluminum hydride from olefins hydrogen and aluminum In Ann 629 1960 S 1 13 US Patent Ziegler Karl Breil Heinz Holzkamp Erhard Martin Heinz Catalysts for polymerizing olefins especially ethylene U S 1971 14 pp Continuation in part of U S 3 257 332 CA 65 7308d G Natta I Pasquon A Zambelli Stereospecific catalysts for the head to tail polymerization of propylene to a crystalline syndiotacfic polymer In Journal of the American Chemical Society 84 1962 S 1488 1490 P J Flory D Y Yoon Moments and distribution functions for polymer chains of finite length I Theory In Journal of Chemical Physics 61 1974 S 5358 5365 M D Lechner K Gehrke E H Nordmeier Makromolekulare Chemie 4 Auflage Birkhauser Verlag 2010 ISBN 978 3 7643 8890 4 S 102 104 Literatur BearbeitenHans Georg Elias Makromolekule Band 1 bis 4 6 Auflage Wiley VCH Weinheim 1999 2003 ISBN 3 527 29872 X ISBN 3 527 29960 2 ISBN 3 527 29961 0 ISBN 3 527 29962 9 Herman F Mark Hrsg Encyclopedia of Polymer Science and Technology 12 Volumes 3 Auflage John Wiley amp Sons 2004 ISBN 0 471 27507 7 G R Newkomme C N Moorefield F Vogtle Dendritic Molecules Concepts Syntheses Perspectives VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1996 ISBN 3 527 29325 6 Bernd Tieke Makromolekulare Chemie Eine Einfuhrung 2 Auflage Wiley VCH Weinheim 2005 ISBN 3 527 31379 6 Dietrich Braun Der lange Weg zum Makromolekul Polymerforschung vor Hermann Staudinger In Chemie in unserer Zeit Band 46 Nummer 5 2012 S 310 319 doi 10 1002 ciuz 201200566Teilbereiche der Chemie Allgemeine Chemie Anorganische Chemie Biochemie Organische Chemie Physikalische Chemie Technische Chemie Theoretische Chemie Agrochemie Analytische Chemie Atmospharenchemie Bauchemie Bioanorganische Chemie Biogeochemie Bioorganische Chemie Biophysikalische Chemie Chemoinformatik Chemometrik Elektrochemie Femtochemie Festkorperchemie Geochemie Kernchemie Klinische Chemie Kohlechemie Kolloidchemie Kombinatorische Chemie Kosmochemie Lebensmittelchemie Magnetochemie Medizinische Chemie Meereschemie Metallorganische Chemie 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