www.wikidata.de-de.nina.az
Hermann Franz Mark auch Herman Francis Mark 3 Mai 1895 in Wien Osterreich Ungarn 6 April 1992 in Austin Texas war ein osterreichisch US amerikanischer Chemiker Er gilt als einer der wesentlichen Begrunder der modernen Polymerwissenschaften und der Gasphasen Elektronenbeugung zur Strukturbestimmung kleiner Molekule Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Schriften 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenH F Mark wurde in Wien als altestes von drei Kindern des Arztes Hermann Carl Mark und seiner Frau Lili geb Muller geboren Schon fruh interessierte sich Mark fur Naturwissenschaften stark beeinflusst von seinem Lehrer Franz Hlawary der ihm Mathematik und Physik beibrachte Schon mit 12 Jahren besuchte er gemeinsam mit einem Freund dessen Vater dort Naturwissenschaften lehrte die Laboratorien der Wiener Universitat Nach diesem anregenden Besuch experimentierten beide mit Chemikalien zu welchen sie durch ihre Vater Zugang hatten Nach seinem Schulabschluss diente Mark zunachst im Ersten Weltkrieg als Offizier im k k Kaiserschutzen Regiment Nr II der Osterreich Ungarischen Armee und wurde dort hoch dekoriert Noch wahrend des Ersten Weltkrieges wahrend eines Genesungsurlaubes infolge einer Kriegsverletzung begann Mark an der Universitat Wien das Studium der Chemie und promovierte letztlich 1921 summa cum laude zum Doktor der Chemie Noch im selben Jahr ging er als Assistent mit seinem Doktorvater Wilhelm Schlenk an die Universitat von Berlin wo dieser dem Nobelpreistrager Emil Fischer nachfolgte Bereits ein Jahr spater lud Fritz Haber Entdecker der Ammoniak Synthese und Direktor des Kaiser Wilhelm Instituts fur Physikalische Chemie und Elektrochemie KWI heute Fritz Haber Institut H F Mark ein im neu gegrundeten Kaiser Wilhelm Institut fur Faserstoffchemie mitzuarbeiten mit seiner Frau Mimi zog Mark daraufhin nach Berlin Dahlem Im KWI in Berlin erforschte eine talentierte Gruppe von Wissenschaftlern molekulare Faserstrukturen mit Hilfe der damals neuen Methoden der Rontgendiffraktometrie und Ultramikroskopie Die Forscher erkannten sehr rasch dass die Rontgenbeugung ein geeignetes Werkzeug fur Kristallstruktur Untersuchungen darstellt In seinen funf Jahren in Berlin wurde Mark ein Kristallographie Experte 1926 bot ihm der Direktor des Forschungslabors der I G Farbenindustrie spater BASF in Ludwigshafen am Rhein Kurt Heinrich Meyer eine Anstellung als stellvertretender Forschungsdirektor Etwa 5 Jahre lang fuhrte er dort gemeinsam mit Meyer seine rontgenographischen Untersuchungen zur Strukturaufklarung von Polymeren fort Seide Chitin Kautschuk Cellulose u a Die Erkenntnis dass Stoffe wie Cellulose und Seidenfibroin aus langkettigen Molekulen Makromolekulen bestehen vertreten von Hermann Staudinger dessen Theorie der Makromolekule damals heftig umstritten war wurde damals noch von Mark und Meyer 1928 bestritten nach Mark s damaliger Theorie war Cellulose aus Ketten von rund 30 bis 50 Glucose Molekulen aufgebaut wobei rund 40 bis 50 dieser Ketten Mizellen bildeten Staudinger sah Cellulose als Analogon von Polyoxymethylen 1 Dafur erntete er damals starke Kritik da man allgemein zum Beispiel Kautschuk als kolloidartige Mischung aus kleineren Einheiten ansah die durch van der Waals Krafte gebunden waren Mark und Meyer nahmen einen mittleren Standpunkt ein und waren in eine heftige Kontroverse mit Staudinger verwickelt 2 Erst um 1935 akzeptierten Mark und Meyer vollstandig die Theorie der Makromolekule von Staudinger 1934 veroffentlichte er mit Eugene Guth eine Pionierarbeit zur kinetischen Theorie von Polymer Elastizitat 3 Um 1930 besuchte Linus Pauling das Labor von Mark und Meyer und war davon stark beeindruckt denn Mark entwickelte dort auch zusammen mit R Wierl die Methode des Gasphasen Elektronenbeugung zur Strukturbestimmung freier Molekule im gasformigen Zustand 4 die zwar im Industriebetrieb nicht weiter verfolgt werden sollte die aber Pauling und Brockway am Caltec installierten und damit grosse Erfolge in der chemischen Grundlagenforschung erzielten Neben diesen wissenschaftlichen Grundlagenarbeiten befasste sich Mark aber auch mit der praktischen Anwendung polymerer Werkstoffe indem er erstmals die Kommerzialisierung von Polystyrol Polyvinylchlorid Polyvinylalkohol sowie der ersten synthetischen Gummis versuchte Mark half mit dass die I G Farbenindustrie zu einem der fuhrenden Hersteller von neuen Polymeren und Co Polymeren wurde An der Technischen Hochschule Karlsruhe habilitierte er sich um und wirkte dort als ausserplanmassiger Professor Er inspirierte dabei Edward Teller der dort studierte 5 Einen Ruf als Nachfolger von Arnold Eucken in Breslau lehnte er ab Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 folgte Mark dessen Vater Jude war dem Rat seines Direktors und ging als Professor fur Physikalische Chemie an die Universitat Wien In den sechs Jahren in Wien entwickelte er einen neuen Lehrplan fur Polymerchemie und setzte seine Forschung auf dem Gebiet der Makromolekule fort Er vertrat auch international die neuen Polymerwissenschaften zum Leidwesen von Staudinger der in Deutschland geblieben war und nicht ins Ausland reisen durfte Er war Mitglied des Erziehungsausschusses und Vorsitzender des Komitees fur Holznutzung im osterreichischen Handelsministerium Nach dem Anschluss Osterreichs an Deutschland 1938 wurde er kurzzeitig am 12 Marz von der Gestapo verhaftet und verhort er hatte am Sarg des ermordeten Bundeskanzlers Engelbert Dollfuss Totenwache gehalten und Juden wie Max Perutz zur Flucht verholfen Deshalb fluchtete Mark im April mit seiner Familie uber die Schweiz und Frankreich nach England von wo aus er mit einem Schiff nach Kanada gelangte Dort arbeitete er zunachst in der Papierindustrie in Hawkesbury Ontario bei Montreal bevor er kurze Zeit spater mit Hilfe seiner Kontakte zur Firma DuPont in die USA emigrierte Als Herman Francis Mark trat er 1940 ins Polytechnic Institute of New York in Brooklyn ein zunachst als ausserordentlicher Professor zwei Jahre spater schliesslich als ordentlicher Professor neben dieser Tatigkeit war er auch fur die Firma DuPont als Gutachter und Berater tatig 1944 begrundete Mark das Institute of Polymer Research am Polytechnic Institute in Brooklyn die erste Forschungseinrichtung in den USA die sich ausschliesslich der Polymerforschung widmete er stand diesem Institut bis 1964 als Direktor vor Hermann Mark starb am 6 April 1992 im Haus seines Sohnes in Austin Texas seine Urne wurde am Matzleinsdorfer Friedhof in Wien beigesetzt Mark forschte auf dem Gebiet der Suspensions Emulsions sowie Mischpolymerisation der Vinylpolymere und Polyamide und untersuchte die chemischen und physikalischen Eigenschaften von Hochpolymeren Bahnbrechend waren seine Arbeiten uber Polymerisationsmechanismen insbesondere zur Fotopolymerisation zur Polymerisation in fester Phase und zur Hochgeschwindigkeitspolymerisation nicht weniger bedeutend seine wissenschaftliche Betatigung im Bereich der Strukturaufklarung und der Molekulmassenbestimmung von Polymeren Wahrend seiner wissenschaftlichen Tatigkeit verfasste Mark mehr als 600 wissenschaftliche Publikationen Er ist auch bekannt als Herausgeber der Encyclopedia of Polymer Science and Technology die mittlerweile 2007 in der vierten Auflage vorliegt Er war Mitbegrunder und Herausgeber des Journal of Polymer Science zuerst 1945 als Polymer Bulletin bei Interscience und begrundete 1940 die Monographien Reihe High Polymers and Related Substances bei Interscience der damals neu gegrundete Verlag erlangte einen Grossteil seines Ansehens durch die Zusammenarbeit mit Mark Sein Sohn Hans Mark hatte hohe Positionen bei der NASA und im militarischen Weltraumprogramm der USA inne Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten1934 Wilhelm Exner Medaille 1953 Mitglied der Ehrenlegion Ehrendoktor der Universitat Uppsala 1954 Ehrendoktor der FU Berlin 1955 Goldene Ehrenmedaille der Universitat Wien Ehrenmitglied der Universitat Wien Ehrendoktor der TU Wien 1960 William H Nichols Medal 1965 ACS Award in Polymer Chemistry 1966 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und Kunst 1972 Chemical Pioneer Award 1975 Willard Gibbs Medal 1975 Aachener und Munchener Preis fur Technik und angewandte Naturwissenschaften 1976 Harvey Preis 1979 National Medal of Science 1979 Wolf Preis in Chemie 1980 Perkin Medal 1982 Division of Polymer Chemistry Award der American Chemical Society Dieser Preis ist seit 1989 nach H F Mark benannt 1988 Charles Goodyear Medal1950 wurde er auswartiges Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften und 1965 der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften 1956 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und 1961 Mitglied der National Academy of Sciences Er erhielt zahlreiche Ehrendoktorate Er erhielt weltweit zahlreiche Orden Ehrenmedaillen und Ehrenpreise sowie rund 20 Ehrendoktorate Er war unter anderem Mitbegrunder des Weizmann Instituts in Rehovoth Israel Vorsitzender der neu gegrundeten Kommission fur Makromolekule der Internationalen Union fur reine und angewandte Chemie IUPAC und Mitbegrunder einiger Polymer Abteilungen an Universitaten und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt wie z B in Indien Japan und der UdSSR Anlasslich seines 80 Geburtstags wurde am Polytechnical Institute in Brooklyn der Hermann F Mark Lehrstuhl fur Polymerwissenschaften eingerichtet Hermann Mark hatte nie den Kontakt mit Osterreich verloren Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat er diesen Kontakt wieder aufgenommen und war massgeblich am Aufbau einer Reihe osterreichischer Industrieunternehmen beteiligt Ausserdem prasentierte er 1978 die vom osterreichischen Autor und Historiker Hellmut Andics geschriebene und vom ORF produzierte 10 teilige Fernsehsendung Alles Leben ist Chemie Im Jahre 1965 ubernahm H F Mark die Patronanz uber das Osterreichische Kunststoffinstitut einer Sektion des Osterreichischen Forschungsinstituts fur Chemie und Technik OFI welches damals noch als Chemisches Forschungsinstitut der Wirtschaft Osterreichs firmierte Anlasslich seines 80 Geburtstages im Jahre 1975 wurde vom OFI die Hermann F Mark Medaille gestiftet eine Auszeichnung die seither alljahrlich an bedeutende Personlichkeiten der Polymerwissenschaft und der Kunststoffindustrie verliehen wird Im Jahr 2009 wurde in Wien Favoriten 10 Bezirk die Hermann Mark Gasse nach ihm benannt Schriften BearbeitenBucher Kurt Meyer F Mark Der Aufbau der hochmolekularen organischen Naturstoffe Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1930 Kurt H Meyer Hermann F Mark Hochpolymere Chemie Ein Lehr und Handbuch fur Chemiker und Biologen 1 Auflage Band 1 Allgemeine Grundlagen der Hochpolymeren Chemie Band 2 Die Hochpolymeren Verbindungen Akademische Verlagsgesellschaft Becker amp Erler Leipzig 1937 1940 Mark K Sinclair J E Woods Physical Chemistry of high polymeric systems Interscience 1940 Mark A V Tobolsky Physical Chemistry of High Polymeric Systems New York Interscience 1940 Mark R A V Raff High polymeric reactions their theory and practice Interscience 1941 Mark E R Blout W P Hohenstein Monomers Interscience 1949 Mark N G Gaylord Linear and stereoregular addition polymers Interscience 1959 Mark T Alfrey J J Bohrer Copolymerization Interscience 1952 Mark S M Atlas E Cernia Man made fibers Interscience 1967 Mark N S Wooding S M Atlas Chemical aftertreatment of textiles New York 1971 Mark Giant Molecules Time Life 1966 Mark A V Tobolsky Polymer science and materials John Wiley 1971Aufsatze Mark The determination of particle size by the use of X rays Transactions of the Faraday Society Band 25 1929 S 387 389 Mark Uber den Aufbau der hochpolymeren Substanzen Scientia Band 51 1932 S 405 421 Mark E Guth Statistische Theorie der Kautschukelastizitat Zeitschrift fur Elektrochemie Band 43 1937 S 683 686 Mark Kurt Meyer Uber den Bau des krystallisierten Anteils der Cellulose Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Band 61 1928 S 593 614 Mark Kurt Meyer Uber den Aufbau des Seidenfibroins Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Band 61 1928 S 1932 1936 Mark Kurt Meyer Uber den Aufbau des Chitins Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Band 61 1928 S 1936 1939 Mark Kurt Meyer Uber den Kautschuk Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft Band 61 1928 S 1939 1949 Mark Aus den fruhen Tagen der makromolekularen Chemie Die Naturwissenschaften Band 67 1980 S 477 483Weblinks BearbeitenKlaus Beneke Hermann Franz Mark Mitbegrunder der Polymerwissenschaften Universitat Kiel pdf 2 54 MB Literatur von und uber Hermann F Mark im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag uber Hermann F Mark in der Datenbank der Wilhelm Exner Medaillen Stiftung Interview mit Hermann Mark im Archiv der Osterreichischen Mediathek Informationen zu und akademischer Stammbaum von Hermann F Mark bei academictree org H F M Mark Eintrag bei der Koniglich Niederlandischen Akademie der WissenschaftenEinzelnachweise Bearbeiten Graeme K Hunter Vital Forces The discovery of the molecular basis of life Academic Press 2000 S 179 Claus Priesner H Staudinger H Mark und K H Meyer Thesen zur Grosse und Struktur der Makromolekule Ursachen und Hintergrunde eines akademischen Disputs Verlag Chemie 1980 Guth Mark Zur innermolekularen Statistik insbesondere bei Kettenmolekulen I Monatshefte fur Chemie Band 65 1934 S 93 124 H Mark R Wierl Uber Elektronenbeugung am einzelnen Molekul In Die Naturwissenschaften Band 18 Nr 9 Februar 1930 ISSN 0028 1042 S 205 205 doi 10 1007 BF01494849 springer com abgerufen am 10 Februar 2022 18 The inspiration of Herman Mark Teller in einem Video auf Web of Stories Trager des Wolf Preises in Chemie 1978 Carl Djerassi 1979 Hermann F Mark 1980 Henry Eyring 1981 Joseph Chatt 1982 John C Polanyi George C Pimentel 1983 4 Herbert S Gutowsky Harden M McConnell John S Waugh 1984 5 Rudolph Arthur Marcus 1986 Elias James Corey Albert Eschenmoser 1987 David C Phillips David M Blow 1988 Joshua Jortner Raphael David Levine 1989 Duilio Arigoni Alan Battersby 1990 nicht vergeben 1991 Richard R Ernst Alexander Pines 1992 John Anthony Pople 1993 Ahmed Zewail 1994 Richard A Lerner Peter G Schultz 1995 Gilbert Stork Samuel Danishefsky 1996 nicht vergeben 1998 Gerhard Ertl Gabor A Somorjai 1999 Raymond Lemieux 2000 Frank Albert Cotton 2001 Henri Kagan Ryōji Noyori Barry Sharpless 2002 03 nicht vergeben 2004 Harry B Gray 2005 Richard N Zare 2006 7 Ada Yonath George Feher 2008 William Moerner Allen J Bard 2009 10 nicht vergeben 2011 Stuart A Rice Ching W Tang Krzysztof Matyjaszewski 2012 A Paul Alivisatos Charles M Lieber 2013 Robert Langer 2014 Chi Huey Wong 2015 nicht vergeben 2016 Kyriacos Costa Nicolaou Stuart Schreiber 2017 Robert G Bergman 2018 Omar Yaghi Makoto Fujita 2019 Stephen L Buchwald John F Hartwig 2020 nicht vergeben 2021 Leslie Leiserowitz Meir Lahav 2022 Bonnie Lynn Bassler Carolyn Bertozzi Benjamin F Cravatt 2023 Chuan He Hiroaki Suga Jeffery W Kelly Normdaten Person GND 118640925 lobid OGND AKS LCCN n82068136 NDL 00448856 VIAF 108348772 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mark Hermann F ALTERNATIVNAMEN Mark Hermann Franz Mark Herman FrancisKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Chemiker Polymerchemie GEBURTSDATUM 3 Mai 1895GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 6 April 1992STERBEORT Austin Texas USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann F Mark amp oldid 234624863