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Als mathematische Objekte werden die abstrakten Objekte bezeichnet die in den verschiedenen Teilgebieten der Mathematik beschrieben und untersucht werden Grundlegende Beispiele sind Zahlen Mengen und geometrische Korper weiterfuhrend sind beispielsweise Graphen Integrale und Kohomologien Die Fragen zur Existenz und zu der Natur von mathematischen Objekten sind zentral in der Philosophie der Mathematik Die zeitgenossische Mathematik hingegen klammert diese Fragestellungen aus und beschaftigt sich innerstrukturell mit ihnen Dies schliesst Bereiche wie Mengenlehre Pradikatenlogik Modelltheorie und Kategorientheorie mit ein in denen die sonst ubergeordneten mathematischen Strukturen wie Axiome Schlussregeln und Beweise erforscht werden die damit selbst zu mathematischen Objekten werden Die Ansichten daruber was mathematische Objekte sind haben sich im Lauf der Geschichte der Mathematik stark gewandelt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bezug zu formalen Systemen zur Grundlegung der Mathematik 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten Hauptartikel Geschichte der Mathematik Die ersten Objekte mathematischer Uberlegungen waren Zahlen und geometrische Figuren Schon die Mathematik im Alten Agypten und die babylonische Mathematik rechnete mit naturlichen Zahlen sowie positiven Bruchzahlen und konnte damit einfachere Gleichungen losen Bereits die Pythagoreer stellten jedoch fest dass es auch inkommensurable Zahlenverhaltnisse gibt sie konnten diese aber noch nicht quantifizieren Bis ins 19 Jahrhundert herrschte in der Mathematik grosse Unsicherheit beim Rechnen mit infinitesimalen Grossen was sich erst ab Mitte des 19 Jahrhunderts durch Karl Weierstrass anderte Heute sind mehrere Konstruktionsmoglichkeiten der reellen Zahlen aus den rationalen Zahlen bekannt Uber die reellen Zahlen hinaus sind komplexe Zahlen und Quaternionen von praktischer Bedeutung Euklid ca 300 v Chr legte erstmals einige Eigenschaften geometrischer Objekte wie Punkt Gerade und Dreieck in seiner euklidischen Geometrie durch Postulate vergleichbar heutigen Axiomen fest Eine vollstandige und widerspruchsfreie Axiomatisierung der Geometrie gelang jedoch erst David Hilbert 1899 In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts entwickelte Georg Cantor seine Mengenlehre mit der sich mathematische Objekte als Elemente von Mengen beschreiben lassen wobei diese Elemente selbst auch Mengen sein konnen Elemente sind bestimmte wohlunterschiedene Objekte unserer Anschauung oder unseres Denkens 1 Etwas weiter fasste er den Begriff der Klasse wobei echte Klassen wie die Allklasse keine Mengen mehr darstellen Die naive Mengenlehre war jedoch nicht widerspruchsfrei das wohl bekannteste Paradoxon ist die Russellsche Antinomie Die Axiomatisierung der Mengenlehre wurde erst durch Ernst Zermelo und Abraham Adolf Fraenkel in den 1920er Jahren mit der Zermelo Fraenkel Mengenlehre abgeschlossen In der konstruktiven Mathematik des 20 Jahrhunderts wurde gefordert dass mathematische Objekte konstruierbar sein mussen In der Grundlagenkrise der Mathematik der 1920er und 1930er Jahre setzte sich jedoch der Formalismus gegenuber dem Intuitionismus durch Wichtiger als die mathematischen Objekte selbst sind demnach deren Beziehungen untereinander die durch Axiome festgelegt werden Diese Axiome nicht die Objekte selbst stellen die Grundlage moderner mathematischer Theorien dar so soll Hilbert einmal gesagt haben Man muss an Stelle von Punkten Geraden Ebenen Tische Stuhle Bierseidel sagen konnen 2 Bezug zu formalen Systemen zur Grundlegung der Mathematik Bearbeiten Hauptartikel Grundlagen der Mathematik Dem formalistischen Standpunkt zufolge arbeitet die Mathematik stets in formalen Systemen Davon beeinflusst ist es zu einem Anspruch der modernen Mathematik geworden dass Satze die in der Mathematik aufgestellt werden zumindest prinzipiell als Satz eines formalen Systems aufgefasst werden konnen mussen Damit sie als gultig angesehen werden mussen sie in diesem formalen System als beweisbar erkannt werden unabhangig davon inwiefern das System aus philosophischer Sicht als grundlegend anzusehen ist Die verbreitetsten solcher Systeme zur Grundlegung der Mathematik sind dabei die auf der klassischen Pradikatenlogik erster Stufe basierenden im Vergleich zu auf anderen Logiken basierenden Solche arbeiten mit Variablen das sind frei wahlbare Symbole im Sinne eines Tokens nicht im Sinne eines Bedeutungstragers die in dem formalen System auf spezielle Weise eingesetzt werden konnen Diese Weise ahnelt dabei intuitiven Vorstellungen davon dass sie Objekte bezeichnen Beispielsweise wird ein formaler Ausdruck der Form x exists x ldots als es existiert genau ein x x sodass gelesen Hat man einen Ausdruck dieser Form bewiesen so lasst er sich auch auf bestimmte Weisen mit anderen Ausdrucken kombinieren in denen das x x verwandt werden kann und man spricht von einer Definition des Objektes x x Entscheidend fur die Akzeptanz einer mathematischen Aussage die von solchen Variablen Gebrauch macht ist also nicht ein Bezug zu etwaigen Objekten was auch immer sie sein mogen sondern nur die korrekte Verwendung innerhalb des formalen Systems Um mit der Pradikatenlogik ein reichhaltiges System in dem die meiste bekannte Mathematik betrieben werden kann zu erhalten kann man das System mit Pradikaten und Axiomen ausgestalten Am verbreitetsten sind dabei verschiedene Ansatze die als mengentheoretische Grundlegungen bezeichnet werden Sie fuhren in das formale System die Elementrelation in ein Statt von Objekten im obigen Sinne spricht man dann von Mengen und liest x y x in y als die Menge x x ist ein Element der Menge y y Gewisse Axiome garantieren einen vielfaltigen Umgang das heisst vielfaltige mogliche Beweise und damit u a auch vielfaltige mogliche Definitionen im obigen Sinne Die verbreitetste Wahl eines solchen Axiomensystems ist die Zermelo Fraenkel Mengenlehre mit Auswahlaxiom ZFC Im mathematischen Sprachgebrauch kommt es vor dass man trotz einer Fundierung durch ZFC von Objekten spricht die sich in nicht formalen Umschreibungen ahnlich wie die sogenannten Mengen verhalten von denen sich jedoch herausstellt dass sie bei der Formalisierung unmoglich auf dieselbe Weise wie sogenannte Mengen mit Variablen in Verbindung gesetzt werden konnen da beim Versuch einer solchen Formalisierung unter Berucksichtigung der gewunschten Eigenschaften Widerspruche zu den Axiomen entstehen Man spricht dann von einer echten Klasse Diese kann auch mathematisches Objekt genannt werden nicht aber Menge dieses Wort wird fur obige engere Auffassung reserviert Es existieren auch Axiomensysteme etwa die Neumann Bernays Godel Mengenlehre und die Ackermann Mengenlehre die eine Formalisierung des Begriffs einer echten Klasse zulassen wobei echte Klassen dann auch zu mathematischen Objekten im obigen engeren Sinne werden Siehe auch BearbeitenMathematische Struktur OntologieLiteratur BearbeitenCharles Parsons Mathematical Thoughts and Its Objects Cambridge University Press Cambridge 2008 ISBN 978 0 521 45279 3 Einzelnachweise Bearbeiten Georg Cantor Beitrage zur Begrundung der transfiniten Mengenlehre In Mathematische Annalen Band 46 Nr 4 1895 S 481 1 abgerufen am 19 November 2018 Hans Wussing 6000 Jahre Mathematik Eine kulturgeschichtliche Zeitreise 2 Von Euler bis zur Gegenwart Springer Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 77313 9 S 174 Auszug in der Google Buchsuche Normdaten Sachbegriff GND 4169106 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mathematisches Objekt amp oldid 205280570