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Dieser Artikel behandelt die Kommensurabilitat und Inkommensurabilitat reeller Zahlen Fur Kommensurabilitat in Gruppentheorie und Topologie siehe Kommensurabilitat Mathematik In der Mathematik heissen zwei reelle Zahlen a displaystyle a und b displaystyle b kommensurabel von lateinisch commensurabilis gleich zu bemessen gleichmassig 1 wenn sie ganzzahlige Vielfache einer geeigneten dritten reellen Zahl c displaystyle c sind also einen gemeinsamen Teiler besitzen Die Bezeichnung kommt daher dass man sie dann mit dem gemeinsamen Mass c displaystyle c messen kann In mathematischer Notation c R displaystyle exists c in mathbb R sodass a m c b n c displaystyle a mc land b nc mit a b R m n Z displaystyle a b in mathbb R m n in mathbb Z Daraus folgt sofern b 0 displaystyle b not 0 ist dass das Verhaltnis x displaystyle x von a displaystyle a und b displaystyle b eine rationale Zahl ist a b m n x x Q displaystyle frac a b frac m n x quad x in mathbb Q Gibt es kein auch noch so kleines gemeinsames Mass c displaystyle c dann heissen die Zahlenwerte a displaystyle a und b displaystyle b inkommensurabel von lateinisch incommensurabilis unmessbar 2 d h ihr Verhaltnis ist eine irrationale Zahl Der Ausdruck Inkommensurabilitat der auf Euklids Elemente zuruckgeht bezieht sich direkt auf das geometrische Messen von Strecken mit tatsachlichen Messlatten Er stellt eine gute Erinnerung daran dar dass die griechische Mathematik unmittelbar auf der anschaulichen Geometrie beruhte deren Anschaulichkeit eben durch die Inkommensurabilitat uberschritten wurde Inhaltsverzeichnis 1 Beispiele 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeispiele Bearbeiten nbsp FunfsternAlle naturlichen Zahlen sind kommensurabel denn sie haben das Vergleichsmass c 1 Endlich viele beliebige Bruche sind kommensurabel denn man kann sie auf einen Hauptnenner N displaystyle N nbsp bringen und ein Vergleichsmass ist dann c 1 N displaystyle c tfrac 1 N nbsp Inkommensurabel zu den Bruchzahlen sind dagegen alle Zahlen die sich nicht als Bruche schreiben lassen Die Seite a eines Quadrats und die Lange d seiner Diagonalen sind inkommensurabel denn nach dem Satz des Pythagoras ist d a 2 displaystyle tfrac d a sqrt 2 nbsp und die Annahme dass dies eine Bruchzahl ist lasst sich widerlegen Inkommensurable Strecken gibt es auch beim Funfstern oder Pentagramm namlich die innere Strecke BC und die aussere Strecke AD Geschichte BearbeitenDer erste Beweis fur die Existenz von inkommensurablen Strecken wird seit der Antike dem Pythagoreer Hippasos von Metapont zugeschrieben der im spaten 6 und fruhen 5 Jahrhundert v Chr lebte Diese Uberlieferung entspricht moglicherweise den Tatsachen Eine Erfindung ist jedoch die daran anknupfende Legende der zufolge die Pythagoreer die Inkommensurabilitat als Geheimnis behandelten Hippasos soll dieses Geheimnis verraten haben was angeblich seinen Tod zur Folge hatte Diese Erzahlung ist aus einem Missverstandnis entstanden In Zusammenhang mit der Legende vom Geheimnisverrat wurde in alterer Forschungsliteratur die Hypothese vertreten die Entdeckung der Inkommensurabilitat habe die Pythagoreer schockiert und habe eine Grundlagenkrise der Mathematik bzw der Philosophie der Mathematik ausgelost Die Annahme einer Grundlagenkrise wird jedoch ebenso wie der angebliche Geheimnisverrat von der neueren Forschung einhellig abgelehnt 3 Die Entdeckung der Inkommensurabilitat wurde als Errungenschaft und nicht als Problem oder Krise betrachtet Siehe auch BearbeitenTeilerfremdheit bei naturlichen Zahlen Goldener SchnittLiteratur BearbeitenH Vogt Die Entdeckungsgeschichte des Irrationalen nach Plato und anderen Quellen des 4 Jahrhunderts In Bibliotheca Math 1910 3 10 S 97 155 E Frank Platon und die sogenannten Pythagoreer Niemeyer Halle 1923 B L van der Waerden Zenon und die Grundlagenkrise der griechischen Mathematik In Math Ann 1940 117 S 141 161 doi 10 1007 BF01450015 K v Fritz The discovery of incommensurability by Hippasus of Metapontum In Ann of Math 1945 2 46 S 242 264 JSTOR 1969021 M Caveing The debate between H G Zeuthen and H Vogt 1909 1915 on the historical source of the knowledge of irrational quantities In Centaurus 1996 38 no 2 3 S 277 292 doi 10 1111 j 1600 0498 1996 tb00611 x Einzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Georges commensurabilis In Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Band 1 Hahnsche Buchhandlung Hannover 1913 Sp 1302 Digitalisat zeno org Karl Ernst Georges incommensurabilis In Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Band 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 1918 Sp 160 Digitalisat zeno org David H Fowler The Mathematics of Plato s Academy A new reconstruction Clarendon Press Oxford 1987 ISBN 0 19 853912 6 S 302 308 Hans Joachim Waschkies Anfange der Arithmetik im Alten Orient und bei den Griechen Verlag Gruner Amsterdam 1989 ISBN 90 6032 036 0 S 311 und Anm 23 Walter Burkert Weisheit und Wissenschaft Studien zu Pythagoras Philolaos und Platon Verlag Carl Nurnberg 1962 S 431 440 Leonid Zhmud Wissenschaft Philosophie und Religion im fruhen Pythagoreismus Akademie Verlag Berlin 1997 ISBN 3 05 003090 9 S 170 175 Detlef Thiel Die Philosophie des Xenokrates im Kontext der Alten Akademie Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 77843 0 S 94 Anm 65 zugleich Habilitation Universitat Heidelberg 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Inkommensurabilitat Mathematik amp oldid 233785588