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Die Neumann Bernays Godel Mengenlehre NBG ist eine Axiomatisierung der Mengenlehre Sie ist nach John von Neumann Paul Bernays und Kurt Godel benannt da sie auf Arbeiten dieser Mathematiker aufbaut Im Mengenbereich ist sie aquivalent zur weiter verbreiteten Zermelo Fraenkel Mengenlehre ZFC Im Gegensatz zu ZFC sind die Objekte von NBG nicht nur Mengen sondern vielmehr Klassen Mengen sind spezielle definierte Klassen Eine Klasse heisst Menge wenn sie Element einer Klasse ist Die Klassen von NBG konnen damit nur Mengen als Elemente enthalten Es gibt auch Klassen die keine Mengen sind sie werden als echte Klassen bezeichnet etwas scherzhaft auch als Unmengen Inhaltsverzeichnis 1 Zur Geschichte 2 Die NBG Axiome 3 Endliche Axiomatisierbarkeit 4 Auflosung der Widerspruche der naiven Mengenlehre 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZur Geschichte BearbeitenDen ersten Grundstein zur Neumann Bernays Godel Mengenlehre legte John von Neumann 1925 1927 in seiner Axiomatisierung der Mengenlehre 1 Er griff hier die Kritik von Abraham Fraenkel an der Zermelo Mengenlehre auf und entwarf den ersten Kalkul mit einem ableitbaren Ersetzungsaxiom und einem Beschranktheitsaxiom das zirkelhafte Mengenbildungen ausschliesst und Zermelos Fundierungsaxiom im ZF System von 1930 vorwegnimmt Im Unterschied zu ZF dessen Ersetzungsschema unendlich viele Axiome produziert formulierte er ein Ersetzungsaxiom mit dem Funktionsbegriff und erreichte so ein endliches System aus 23 Axiomen Dieses grundete er ganz auf Funktionen II Dinge und Argumente I Dinge Funktionen die zugleich Argumente sind I II Dinge setzte er mit Mengen gleich Sein schwer lesbarer sehr technisch anmutender Funktionenkalkul setzte sich aber nicht durch Paul Bernays ubertrug von Neumanns Ideen in ein Axiomensystem mit Klassen und Mengen in seiner Set Theory die er ab 1937 ausarbeitete 2 Er trennte hier Klassen und Mengen strikt und benutzte zweierlei Variablensorten und zweierlei Elementpradikate e und h fur Mengen und Klassen Diese Trennung sah er aber spater als Sackgasse an er formulierte 1958 eine vereinfachte Set Theory mit Klassen die keine quantifizierbaren Individuen mehr sind 3 Die moderne NBG Mengenlehre griff diese spate Modifikation nicht auf sondern folgte der Vereinfachung die Kurt Godel 1940 im Rahmen seiner beruhmten Arbeit uber die Kontinuumshypothese publizierte 4 Er beseitigte nur das zweite Elementpradikat fur Klassen behielt aber unterschiedliche Variablensorten fur Klassen und Mengen bei Die NBG Axiome BearbeitenModerne Fassungen der Neumann Bernays Godel Mengenlehre legen eine Pradikatenlogik erster Stufe mit Gleichheit und Elementpradikat zugrunde Ihre Variablen stehen im Allgemeinen fur Klassen und werden als Grossbuchstaben notiert Die obige Mengendefinition erfasst eine Formel uber die spezifische Mengenvariablen eingefuhrt werden konnen die als Kleinbuchstaben geschrieben werden Mg X Y X Y displaystyle operatorname Mg X colon Leftrightarrow exists Y colon X in Y nbsp x A x displaystyle forall x colon A x nbsp steht abkurzend fur X Mg X A X displaystyle forall X colon operatorname Mg X rightarrow A X nbsp x A x displaystyle exists x colon A x nbsp steht abkurzend fur X Mg X A X displaystyle exists X colon operatorname Mg X land A X nbsp dd Mit analogen abkurzenden Schreibweisen fur andere Mengenvariablen erhalten die NBG Axiome eine ubersichtliche Form Extensionalitatsaxiom Zwei Klassen sind genau dann gleich wenn sie dieselben Elemente enthalten X Y X Y z z X z Y displaystyle forall X Y colon X Y leftrightarrow forall z colon z in X leftrightarrow z in Y nbsp Nach dem Extensionalitatsaxiom sind Klassen eindeutig bestimmt wenn ihre Elemente durch eine gleichwertige Eigenschaft beschrieben werden Fur solche Klassen kann eine abkurzende Schreibweise angegeben werden Dies geschieht bei einigen nachfolgenden Axiomen fur die als existent postulierten Klassen oder Mengen dd Axiom der leeren Menge Es existiert eine Klasse die keine Elemente enthalt X y y X displaystyle exists X colon forall y colon lnot y in X nbsp Schreibweise displaystyle varnothing nbsp dd Paarmengenaxiom Zu je zwei Mengen existiert eine Menge deren Elemente genau die beiden Mengen sind x y z w w z w x w y displaystyle forall x y colon exists z colon forall w colon w in z leftrightarrow w x lor w y nbsp Schreibweise x y displaystyle x y nbsp Spezialfall einelementige Menge x x x displaystyle x x x nbsp Spezialfall geordnetes Paar a b a b a displaystyle a b a b a nbsp dd Vereinigungsaxiom Zu jeder Menge existiert eine Menge deren Elemente genau die Elemente der Elemente aus der ersten Menge sind x y z z y w w x z w displaystyle forall x colon exists y colon forall z colon z in y leftrightarrow exists w colon w in x land z in w nbsp Schreibweise x displaystyle bigcup x nbsp Spezialfall x y x y displaystyle x cup y bigcup x y nbsp dd Potenzmengenaxiom Zu jeder Menge existiert eine Menge deren Elemente genau die Teilmengen der ersten Menge sind x y z z y w w z w x displaystyle forall x colon exists y colon forall z colon z in y leftrightarrow forall w colon w in z rightarrow w in x nbsp Schreibweise P x displaystyle mathcal P x nbsp dd Unendlichkeitsaxiom Es existiert eine Menge die die leere Menge und mit jedem Element y displaystyle y nbsp auch die Menge y y displaystyle y cup y nbsp enthalt siehe Induktive Menge x x y y x y y x displaystyle exists x colon varnothing in x land forall y colon y in x rightarrow y cup y in x nbsp dd Regularitatsaxiom Fundierungsaxiom Jede nichtleere Klasse enthalt ein zu dieser Klasse disjunktes Element X X y y X z z X z y displaystyle forall X colon X neq varnothing rightarrow exists y colon y in X land lnot exists z colon z in X land z in y nbsp dd Komprehensionsschema Zu jeder Eigenschaft existiert die Klasse aller Mengen die diese Eigenschaft erfullen als Eigenschaft ist jede Formel f displaystyle varphi nbsp zugelassen in der Quantoren nur vor Mengenvariablen vorkommen X 1 X n Y z z Y f z X 1 X n displaystyle forall X 1 ldots X n colon exists Y colon forall z colon z in Y leftrightarrow varphi z X 1 ldots X n nbsp Schreibweise z f z X 1 X n displaystyle z mid varphi z X 1 ldots X n nbsp dd Ersetzungsaxiom Das Bild einer Menge unter einer Funktion ist wieder eine Menge F x F Funktion y z z y w w x w z F displaystyle forall F x colon F operatorname Funktion rightarrow exists y colon forall z colon z in y leftrightarrow exists w colon w in x land w z in F nbsp Schreibweise F w w x displaystyle F w mid w in x nbsp Der Funktionsoperator im Ersetzungsaxiom wird folgendermassen definiert F Funktion p p F x y p x y x y z x y F x z F y z displaystyle F operatorname Funktion leftrightarrow forall p colon p in F rightarrow exists x y colon p x y land forall x y z colon bigl x y in F land x z in F rightarrow y z bigr nbsp dd Auswahlaxiom Es existiert eine Funktion die jeder nichtleeren Menge eines ihrer Elemente zuordnet F F Funktion x x y y x x y F displaystyle exists F colon F operatorname Funktion land forall x colon x not varnothing rightarrow exists y colon y in x land x y in F nbsp dd Endliche Axiomatisierbarkeit BearbeitenNBG lasst sich durch endlich viele Axiome darstellen Bernays bewies in seinem Aufsatz von 1937 in einem Satz den er Class Theorem nannte dass das einzige Axiomenschema von NBG das Komprehensionsschema durch endlich viele Einzelaxiome erzeugt werden kann 5 Dass eines dieser Axiome aus den restlichen ableitbar ist zeigte er 1954 6 Wenn man beim Beweis des Class Theorems mit moglichst wenigen Axiomen auskommen will muss man sich am Beweis von Godel in seinem Aufsatz von 1940 orientieren Auflosung der Widerspruche der naiven Mengenlehre BearbeitenKlassen die in der naiven Mengenlehre als Mengen eingestuft wurden und dann zu Widerspruchen fuhrten erweisen sich in NBG als echte Klassen Die Russellsche Antinomie lost sich beispielsweise so auf Bildet man nach dem Komprehensionsschema die Klasse aller Mengen die sich nicht selbst enthalten R x x x displaystyle R x mid x not in x nbsp dd so ist R displaystyle R nbsp keine Menge denn sonst ergabe sich der Widerspruch R R R R displaystyle R in R Leftrightarrow R notin R nbsp Also ist R displaystyle R nbsp eine echte Klasse sie enthalt sogar alle Mengen und es gilt R R displaystyle R notin R nbsp da die Elemente einer Klasse per Definition Mengen sind Man kann der Russellschen Antinomie auch analog zur Typentheorie oder Quine s New Foundations dadurch aus dem Wege gehen dass man beim Aufbau der Sprache von NBG bei den atomaren Ausdrucken explizit X Y displaystyle X in Y nbsp verlangt mit der Zusatzvereinbarung dass verschieden bezeichnete Variable auch fur verschiedene Klassen stehen Die Klasse aller Klassen lasst sich laut Definition des Begriffs der Klasse nicht bilden da Klassen nur Mengen enthalten Sobald man x X displaystyle x in X nbsp schreibt muss bewiesen oder vorausgesetzt sein dass x displaystyle x nbsp eine Menge ist Literatur BearbeitenElliot Mendelson Introduction to Mathematical Logic Fourth Edition 1997 ISBN 0 412 80830 7 Kapitel 4 Axiomatic Set Theory S 225 304Einzelnachweise Bearbeiten John von Neumann Eine Axiomatisierung der Mengenlehre in Journal fur die reine und angewandte Mathematik 154 1925 219 240 Prazisierter Kalkul in John von Neumann Die Axiomatisierung der Mengenlehre 1927 in Mathematische Zeitschrift 27 1928 669 752 Paul Bernays A System of Axiomatic Set Theory I in Journal of Symbolic Logic 2 1937 S 65 77 Teile II VII in der gleichen Zeitschrift in den Jahrgangen 1941 1943 1948 1954 Abraham Adolf Fraenkel Paul Bernays Axiomatic Set Theory Amsterdam 1958 Kurt Godel The Consistency of the Axiom of Choice and of the Generalized Continuum Hypothesis with the Axioms of Set Theory Annals of Mathematical Studies Volume 3 Princeton NJ 1940 G Keene Abstract sets and finite ordinals Dover Books Oxford London New York Paris 1961 Dort wird der Beweis von Bernays ebenfalls dargestellt Paul Bernays A System of Axiomatic Set Theory VII in Journal of Symbolic Logic 19 1954 S 81 96 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