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Endliche einfache Gruppen gelten in der Gruppentheorie einem Teilgebiet der Mathematik als die Bausteine der endlichen Gruppen Die endlichen einfachen Gruppen spielen fur die endlichen Gruppen eine ahnliche Rolle wie die Primzahlen fur die naturlichen Zahlen Jede endliche Gruppe lasst sich in ihre einfachen Gruppen zerteilen fur die Art der Eindeutigkeit siehe den Satz von Jordan Holder Die Rekonstruktion einer endlichen Gruppe aus diesen ihren Faktoren ist aber nicht eindeutig Es gibt jedoch keine noch einfacheren Gruppen aus denen sich die endlichen einfachen Gruppen konstruieren lassen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Klassifikation 3 Zum Beweis des Klassifikationssatzes 4 Familien endlicher einfacher Gruppen 4 1 Zyklische Gruppen mit Primzahlordnung 4 2 Alternierende Permutationsgruppen 4 3 Gruppen vom Lie Typ 5 Sporadische Gruppen 6 Weblinks und Literatur 7 Quellen 8 Siehe auchDefinition BearbeitenEine Gruppe G displaystyle G nbsp heisst einfach wenn sie nur e displaystyle left e right nbsp und sich selbst als Normalteiler besitzt Hierbei bezeichnet e displaystyle e nbsp das neutrale Element der Gruppe Oft wird zusatzlich G e displaystyle G neq left e right nbsp gefordert Da die Normalteiler einer Gruppe genau die Untergruppen sind die als Kern eines Gruppenhomomorphismus auftreten ist eine Gruppe G displaystyle G nbsp genau dann einfach wenn jedes homomorphe Bild von G displaystyle G nbsp isomorph zu G displaystyle G nbsp oder zu e displaystyle left e right nbsp ist Eine weitere aquivalente Definition ist Eine Gruppe ist genau dann einfach wenn die Operation der Gruppe auf sich selbst als Gruppe mittels Konjugation irreduzibel ist das heisst die einzigen unter dieser Operation invarianten Untergruppen sind e displaystyle left e right nbsp und G displaystyle G nbsp 1 Klassifikation BearbeitenSeit 1962 ist bekannt dass alle nicht abelschen endlichen einfachen Gruppen eine gerade Ordnung haben mussen denn der Satz von Feit Thompson besagt dass Gruppen ungerader Ordnung sogar auflosbar sind Bis zur vollstandigen Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen das heisst bis zur Aufzahlung samtlicher endlicher einfacher Gruppen bis auf Isomorphie war es aber noch ein weiter Weg Anfang der 1980er Jahre verkundeten die Leiter des Klassifikationsprogramms einen vorlaufigen Abschluss grossere Lucken mussten aber auch danach noch geschlossen werden und nicht alle Schritte waren veroffentlicht worden Es wurde ein neues Programm aufgelegt um die Klassifikation zu vereinfachen und luckenlos zu dokumentieren Die endlichen einfachen Gruppen lassen sich einteilen in zyklische Gruppen von Primzahlordnung alternierende Gruppen A n displaystyle A n nbsp mit n gt 4 displaystyle n gt 4 nbsp Gruppen vom Lie Typ uber einem endlichen Korper 16 jeweils unendliche Familien 26 sporadische Gruppen Zum Beweis des Klassifikationssatzes BearbeitenDie Herleitung des Satzes war eines der umfangreichsten Projekte der Mathematikgeschichte Der Beweis verteilt sich auf uber 500 Fachartikel mit zusammen fast 15 000 gedruckten Seiten Es sind aber nicht alle Beweise auch publiziert worden Uber 100 Mathematiker waren von Ende der 1920er bis Anfang der 1980er Jahre daran beteiligt Da Teile des Beweises nur mit Hilfe von Computern gefuhrt werden konnten wird er jedoch nicht von allen Mathematikern anerkannt Nach der Fertigstellung des Beweises um 1980 ist von fuhrenden Mathematikern des Klassifikationsprogramms wie Michael Aschbacher und Daniel Gorenstein ein Programm aufgenommen worden den Beweis zu vereinfachen und luckenlos zu dokumentieren Dabei sind auch Lucken entdeckt worden von denen die meisten ohne grossere Komplikationen geschlossen werden konnten Eine Lucke erwies sich allerdings als so hartnackig dass erst 2002 von Aschbacher und anderen ein Beweis erbracht werden konnte der immerhin 1200 Seiten lang war 2 ein Grund war allerdings dass sich die Autoren bemuhten moglichst ohne Verweise auszukommen Derek John Scott Robinson druckte sich 1996 in seinem Lehrbuch zur Gruppentheorie etwas vorsichtiger aus Er schrieb es werde allgemein geglaubt dass die angegebene Klassifikation vollstandig ist aber ein vollstandiger Beweis sei noch nicht niedergeschrieben 3 Ronald Solomon Richard Lyons und Daniel Gorenstein 4 begannen 1994 eine auf 12 Bande angelegte Darstellung des Beweises GLS Projekt das bei der American Mathematical Society erscheint und voraussichtlich 2023 abgeschlossen ist 5 Familien endlicher einfacher Gruppen BearbeitenDie 16 Familien von Gruppen vom Lie Typ ergeben zusammen mit den zyklischen Gruppen von Primzahlordnung und den alternierenden Gruppen die 18 unendlichen Familien des Klassifikationssatzes Zyklische Gruppen mit Primzahlordnung Bearbeiten Die zyklischen Gruppen C p displaystyle C p nbsp mit p 2 3 5 7 11 displaystyle p 2 3 5 7 11 dots nbsp bilden eine Familie einfacher Gruppen Bei den endlichen einfachen Gruppen fallen die Eigenschaften zyklisch und kommutativ zusammen denn jede zyklische Gruppe ist kommutativ und jede endliche einfache kommutative Gruppe ist zyklisch Bei den endlichen einfachen Gruppen fallen die Eigenschaften zyklisch und ungerade Ordnung beinahe zusammen Jede endliche einfache zyklische Gruppe ausser C 2 displaystyle C 2 nbsp besitzt eine ungerade Anzahl von Elementen Jede endliche einfache Gruppe mit ungerader Ordnung ist zyklisch Alternierende Permutationsgruppen Bearbeiten Die alternierenden Permutationsgruppen A n displaystyle A n nbsp mit n gt 4 displaystyle n gt 4 nbsp bilden eine Familie einfacher Gruppen Die Gruppe A5 hat 60 Elemente und ist die kleinste nichtabelsche einfache Gruppe Gruppen vom Lie Typ Bearbeiten Auf Basis der Klassifikation der einfachen komplexen Lie Algebren lassen sich 16 Familien einfacher Gruppen konstruieren die nach den entsprechenden Typen der Lie Algebren benannt sind Diese sind A n q displaystyle A n q nbsp B n q displaystyle B n q nbsp C n q displaystyle C n q nbsp D n q displaystyle D n q nbsp E 6 q displaystyle E 6 q nbsp E 7 q displaystyle E 7 q nbsp E 8 q displaystyle E 8 q nbsp F 4 q displaystyle F 4 q nbsp G 2 q displaystyle G 2 q nbsp 2 A n q 2 displaystyle 2 A n left q 2 right nbsp 2 B 2 2 2 m 1 displaystyle 2 B 2 left 2 2m 1 right nbsp 2 D n q 2 displaystyle 2 D n left q 2 right nbsp 3 D 4 q 3 displaystyle 3 D 4 left q 3 right nbsp 2 E 6 q 2 displaystyle 2 E 6 left q 2 right nbsp 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp 2 G 2 3 2 m 1 displaystyle 2 G 2 left 3 2m 1 right nbsp Fur nahere Einzelheiten siehe Gruppe vom Lie Typ Die Gruppen A n q displaystyle A n q nbsp stimmen mit den speziellen projektiven linearen Gruppen PSL n q displaystyle operatorname PSL n q nbsp uberein die mit Ausnahme von PSL 2 2 displaystyle operatorname PSL 2 2 nbsp und PSL 2 3 displaystyle operatorname PSL 2 3 nbsp einfach sind Da die Mitglieder der Familie 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp der Ree Gruppen vom Typ 2F4 fur m 1 displaystyle m geq 1 nbsp einfach sind stimmen sie mit ihren Kommutatorgruppen 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp uberein Fur m 0 displaystyle m 0 nbsp ist die Gruppe 2 F 4 2 displaystyle 2 F 4 2 nbsp zwar nicht einfach aber ihre Kommutatorgruppe 2 F 4 2 displaystyle 2 F 4 2 nbsp die Tits Gruppe ist einfach Betrachtet man nun die leicht geanderte Familie 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp von Kommutatorgruppen als eine eigenstandige unendliche Familie dann sind ihre Mitglieder alle einfach und die Tits Gruppe als eines ihrer Mitglieder nicht sporadisch und das obwohl die Mitglieder wegen der Ausnahme Tits Gruppe nicht alle vom Lie Typ sind Sporadische Gruppen BearbeitenEine endliche einfache Gruppe wird sporadisch genannt wenn sie zu keiner Familie mit unendlich vielen Mitgliedern gehort Die ersten 5 der insgesamt 26 sporadischen Gruppen siehe dort zu einer tabellarischen Ubersicht wurden von Emile Mathieu bereits in den Jahren 1862 und 1873 entdeckt Die 21 jungeren Gruppen wurden ab 1964 gefunden meist erfolgte die Entdeckung im Rahmen der Beweissuche zum Klassifikationssatz Da diese Gruppen zum Teil recht gross sind vergingen zwischen ihrer gruppentheoretischen Entdeckung und dem praktischen Beweis ihrer Existenz oft mehrere Jahre Die grosste aller 26 sporadischen Gruppen die sogenannte Monstergruppe F 1 displaystyle F 1 nbsp mit rund 8 10 53 displaystyle 8 times 10 53 nbsp Elementen wurde bereits 1973 von Bernd Fischer und Robert Griess entdeckt ihre endgultige Konstruktion gelang Griess jedoch erst 1980 Von einigen Autoren wird auch die Tits Gruppe 2 F 4 2 displaystyle 2 F 4 2 nbsp mit 17971200 2 11 3 3 5 2 13 displaystyle 17971200 2 11 cdot 3 3 cdot 5 2 cdot 13 nbsp Elementen zu den sporadischen Gruppen gezahlt womit sich eine Gesamtzahl von 27 ergabe Sie gehort aber mit m 0 displaystyle m 0 nbsp zur unendlichen Familie der 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp Gruppen von Kommutatorgruppen der 2 F 4 2 2 m 1 displaystyle 2 F 4 left 2 2m 1 right nbsp Gruppen die fur m gt 0 displaystyle m gt 0 nbsp als einfache nicht abelsche Gruppen mit ihrer Kommutatorgruppe ubereinstimmen und ist somit nicht als sporadisch anzusehen Weblinks und Literatur BearbeitenDieter Held Die Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen PDF 131 kB Gerhard Hiss Die sporadischen Gruppen PostScript 460 kB Classification Theorem of Finite Groups bei Mathworld Michael Aschbacher The Status of the classification of the finite simple groups Notices AMS 2004 PDF englisch Daniel Gorenstein Die Klassifikation der endlichen einfachen Gruppen In der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft Februar 1986 und dem Sammelband Moderne Mathematik Heidelberg 1996 ISBN 3 8274 0025 2 Daniel Gorenstein Finite Simple Groups Plenum Press 1982 Ronald Solomon A brief history of the classification of finite simple groups BAMS Bd 38 2001 Heft 3 PDF Mark Ronan Symmetry and the Monster Oxford University Press 2006 popularwissenschaftlich Bernd Stellmacher Hans Kurzweil Theorie der endlichen Gruppen eine Einfuhrung Springer 1998 ISBN 354060331X GLS Projekt Daniel Gorenstein Richard Lyons Ronald Solomon The classification of the finite simple groups AMS Mathematical Surveys and Monographs Vol 40 6 Band 1 1994 Band 2 1995 Band 3 1997 Band 4 1999 Part II Chapters 1 4 Uniqueness Theorems Band 5 2002 Band 6 2004 Part IV The special odd case Band 7 2018 Part III Chapters 7 11 The Generic Case Stages 3b and 4a Band 8 2018 Part III Chapters 12 17 The Generic Case Completed Band 9 2021 Part V Chapters 1 8 Theorem C5 and Theorem C6 Stage 1 Quellen Bearbeiten Michael Aschbacher Finite group theory Cambridge University Press 1986 ISBN 0 521 45826 9 S 9 ff englisch Inhaltsverzeichnis PDF Datei 75 4 kB Zentralblatt Rezension Aschbacher Smith The classification of quasithin groups AMS D J S Robinson A Course in the Theory of Groups Springer Verlag 1996 ISBN 978 1 4612 6443 9 Seite 79 More Simple Groups Ronald Solomon The Classification of finite simple groups A progress report Notices AMS Juni Juli 2018 Online Solomon Notices AMS Juni Juli 2018 Band 9 erschien 2021 An dem Projekt sind auch andere Mathematiker wie Gernot Stroth Richard Foote und Inna Capdeboscq beteiligt AMSSiehe auch BearbeitenListe kleiner Gruppen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Endliche einfache Gruppe amp oldid 224966471