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Der Mobilismus lat mobilis beweglich bezeichnet eine Denkrichtung der Geotektonik und globalen Geodynamik die von Alfred Wegener 1912 und 1929 begrundet wurde Sie sieht als Ursache fur die strukturbildenden Prozesse der Lithosphare neben vertikalen auch merkliche horizontale Bewegungen Zu den Wegbereitern des Mobilismus der heute durch den Nachweis der Kontinentalverschiebungen als erwiesen gilt zahlen auch andere Geologen der Jahrhundertwende u a Otto Ampferer Inhaltsverzeichnis 1 Die Kontinentalverschiebung nach Alfred Wegener 2 Beweise des Palaomagnetismus 3 Das Modell der Plattentektonik 4 Expansionstheorie 5 Siehe auch 6 LiteraturDie Kontinentalverschiebung nach Alfred Wegener BearbeitenWegener nahm bei seiner These der Kontinentalverschiebung eine ehemals geschlossene aber um die Halfte geringmachtigere sialische Erdkruste an von der gegenwartig nur noch zusammengeschobene Reste in Gestalt der Kontinente vorhanden sind Die dem Fixismus zugrunde liegende Schrumpfung der Erde als Ursache der Gebirgsbildung lehnte er aus mechanischen Grunden ab ebenso die Entstehung der Ozeane durch Verschwinden ehemaliger Landbrucken Seiner Auffassung nach schwimmen die spezifisch leichteren Kontinente durchschnittliche Gesteinsdichte der oberen Erdkruste etwa 2 7 g cm entsprechend dem Gesetz des Schwimmgleichgewichts Isostasie in der etwas dichteren zahplastischen Unterlage des Erdmantels genauer der Asthenosphare Der Motor fur die geologisch und biologisch belegbaren kontinentalen Verschiebungen die zeitgleich sowohl Kompression als auch Zerrungsstrukturen Falten bzw Bruche verursachen konnen wird von ihm hauptsachlich in einer durch Erdrotation und Gezeitenreibung bedingten Westdrift sowie in der Polflucht der Kontinente gesehen Wahrend nach der Verschiebungshypothese ein passives Driften der Kontinente auf der simatischen Unterlage stattfindet nennt Otto Ampferer 1875 1947 in seiner Unterstromungshypothese fur alle Bewegungen der Erdkruste ausgehend von den weitreichenden Uberschiebungen in den Faltengebirgen Massenverlagerungen unter der festen Erdsphare als Ursache Lange Zeit konnte sich der Mobilismus gegen die fixistischen Vorstellungen nicht durchsetzen Neue Untersuchungsverfahren insbesondere die in den 1950er Jahren einsetzende Erforschung der Meeresboden erbrachten dann eine Fulle von Argumenten fur den Mobilismus und die Kontinentaldrift Heute erkennen fast alle Geowissenschaftler die mobilistische Konzeption an und mit kosmischen Methoden wie GPS und VLBI sind die jahrlichen Bewegungsraten 2 20 cm eindeutig nachgewiesen Beweise des Palaomagnetismus BearbeitenDen ersten Anlass zu Wegeners Vermutung ergaben Befunde der Palaomagnetik die an den Polwanderungskurven eine Verschiebung der Kontinente in der geologischen Vergangenheit widerspiegelt Auch nahe Verwandtschaften der Flora und Fauna beidseits des Atlantik und Indik bestatigten die Hypothese der Kontinentalwanderung In der Mitte des 20 Jahrhunderts entdeckte man dann am Grunde der Ozeane die mittelozeanischen Rucken ein System zusammenhangender Gebirgszuge mit Zentralgraben das den gesamten Erdball umspannt und sich durch erhohten Magnetismus Vulkanismus und haufige Erdbeben auszeichnet Der US amerikanische Geologe Harry Hammond Hess 1906 1969 konzipierte 1960 die Modellvorstellung der Ozeanbodenspreizung Seafloor spreading als Erklarung fur die Entstehung von Tafelbergen in der Tiefsee den so genannten Guyots Sie erfuhr bereits 1963 durch Frederick John Vine 1939 und Drummond Hoyle Matthews 1931 1997 eine physikalische Untermauerung aus dem Bereich des Palaomagnetismus Man hatte streifenformige magnetische Anomalien im basaltischen Ozeanboden MORB entdeckt die symmetrisch zu den mittelozeanischen Rucken angeordnet und von Transformstorungen unterbrochen waren Sie belegen die regelmassig auftretenden Polsprunge des Erdmagnetfeldes die sich in der ozeanischen Kruste abzeichnete Das Modell der Plattentektonik BearbeitenDie auf der Annahme einer Mantelkonvektion beruhende Hypothese der Ozeanbodenspreizung fuhrte Ende der 1960er gestutzt durch neu kompilierte detaillierte Erdbebenkarten zu einer neuen Globaltektonik die unter dem Namen Plattentektonik bis heute das herrschende Denkmodell in den Geowissenschaften ist Die Autoren Bryan Isacks Jack Oliver und Lynn Ray Sykes 1968 hatten das Modell zunachst nur anhand geophysikalischer Fakten abgeleitet doch fand es bald eine entscheidende Stutzung durch ein umfangreiches Programm von Tiefbohrungen Die Bohrkerne zeigten durch Fossilien belegt eine deutliche Zunahme des Gesteinsalters beiderseits des mittelatlantischen Ruckensystems Ausserdem konnte eine frappierende Korrespondenz mit den absoluten Altersbestimmungen der unter den geringmachtigen Ozeanbodensedimenten erbohrten basaltischen ozeanischen Kruste festgestellt werden Auch die Beobachtung einer anwachsenden Machtigkeit der Sedimentbedeckung des Ozeanbodens mit zunehmendem Abstand von den mittelozeanischen Rucken stutzt die Theorie Die Theorie der Plattentektonik geht davon aus dass die Lithosphare bestehend aus der kontinentalen und ozeanischen Kruste und dem obersten Erdmantel sich aus einer Reihe riesiger Platten von 70 bis 100 km Dicke zusammensetzt die sich in der Grossenordnung von Zentimetern pro Jahr relativ zueinander bewegen Die Bewegung soll nicht wie bei Wegeners Analogie zu driftenden Eisbergen passiv erfolgen sondern durch konvektive Stromungen im unteren Teil des oberen Erdmantels verursacht sein Bei allen dafur sprechenden Argumenten bleibt die Plattentektonik uber die erwiesene Kinematik hinaus eine unbewiesene Hypothese weil sie zahlreiche Phanomene und die zugrundeliegenden Krafte nicht widerspruchsfrei erklaren kann Einer der Hauptvorwurfe der gegen ihre Verfechter erhoben wird ist die ungenugende Berucksichtigung der auf den Kontinenten seit den letzten 150 Jahren systematisch erforschten geologischen Fakten und die zu starke Verallgemeinerung nicht schlussig bewiesener geophysikalischer Befunde aus dem Ozeanbereich Des Weiteren werden die unklaren Mechanismen der Plattenbewegungen sowie der Subduktion und Konvektion bemangelt Dennoch ist die Theorie das am besten fundierte wenngleich nicht vollstandig gesicherte Modell der Globaltektonik das sich in seiner praktischen Anwendung bei der erfolgreichen Prospektion von Lagerstatten bereits vielfach bewahrt hat Expansionstheorie BearbeitenAnders als die Plattentektoniker nach denen sich der Erdradius in den letzten 300 Millionen Jahren nicht merklich anderte nehmen die Vertreter der Expansionstheorie eine standige Vergrosserung des Erdvolumens an nach Egyeds Lehrbuch liegt sie im Millimeter Bereich Ursache ware entweder eine langsame Abnahme der Gravitationskonstante Annahme von Paul Dirac 1938 oder die Warmeproduktion im Erdinnern welche den abkuhlungsbedingten Verlust ubersteigen soll Dies konnte durch radioaktive Prozesse bedingt sein John Joly 1857 1933 Lit 1 publiziert 1925 oder durch mineralogische Phasenumwandlungen O C Hilgenberg publ 1933 Der Hypothese nach haben sich die Ozeane erst zu Beginn des Kambriums gebildet und die seither erfolgte Radiuszunahme gibt Laszlo Egyed publ 1957 mit 500 km an Die Anderungen der Dichte im Erdinneren und die parallelen Phasenumwandlungen werden mit der Diracschen Hypothese von der Abnahme der Gravitation in Verbindung gebracht als deren Folge Pascual Jordan 1902 1980 im Jahr 1964 eine fur alle Planeten zutreffende Expansion postulierte So einfach sich die heutigen Kontinente nach dem Expansionskonzept auf eine geschlossene Hulle einer fruher kleineren Erde zuruckfuhren liessen Samuel Warren Carey 1911 2002 Lit 2 publiziert 1976 so schwierig ist die wissenschaftliche Beweisfuhrung der dabei ablaufenden Prozesse Die Expansionstheorie wird von den meisten Geowissenschaftlern heute verworfen Siehe auch BearbeitenGeschichte der Geologie NUVEL Modell Gezeiten Erdgezeiten Erdspektroskopie FixismusLiteratur BearbeitenJohn Joly Radioactivity and geology An account of the influence of radioactive energy on terrestrial history Constable London 1909 S Warren Carey The expanding earth Developments in Geotectonics 10 Elsevier Amsterdam u a 1976 ISBN 0 444 41485 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mobilismus amp oldid 231109624