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Der Ozeanboden auch Meeresboden genannt ist der von Meerwasser bedeckte Teil der Lithosphare der Erde und nimmt damit 71 der Planetenoberflache ein Er besteht im Bereich des Kontinentalrandes aus kontinentaler in den ubrigen Bereichen aus ozeanischer Erdkruste Blick auf die Ozeanboden der Erde Reliefkarte nach den Aufzeichnungen von Marie Tharp und Bruce Heezen gemalt von Heinrich Berann Ozeanboden liegen im globalen Durchschnitt in etwa 3 8 km Tiefe unter dem Meeresspiegel Kossinna 1921 Den ausgedehnten und tiefen Meeresbecken steht eine viel geringere mittlere Hohe der Kontinente gegenuber die nur etwa 800 m betragt was an den ausgedehnten Flachlandern liegt die rund zehnmal so viel Flache wie die Gebirge bedecken Inhaltsverzeichnis 1 Begrifflichkeit 2 Das Relief der Ozeanboden 2 1 Allgemeines 2 2 Vom Kontinentalschelf zur Tiefsee 2 3 Mittelozeanische Rucken 2 4 Tiefseerinnen und Inselbogen 2 5 Ozeanische Plateaus und Seamount Ketten 2 6 Flach und Binnenmeere 2 7 Alter der Ozeanboden 3 Sedimente der Ozeanboden 3 1 Flachmeerablagerungen 3 2 Tiefseeablagerungen 3 3 Mikroplastik 4 Geschichte der Ozeanbodenforschung 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBegrifflichkeit BearbeitenWahrend allgemeinsprachlich unter Ozeanboden der mehr oder weniger feste Grund der Weltmeere also der Meeresboden unabhangig von Sedimentbedeckung und Beschaffenheit des magmatisch entstandenen Untergrundes verstanden wird ist der Ausdruck Ozeanboden nicht jedoch Meeresboden in der Geologie und dort speziell im Zusammenhang mit der Plattentektonik weitgehend bedeutungsidentisch mit dem Ausdruck ozeanische Kruste Das heisst er bezieht sich nur auf die aus magmatischem Gestein bestehenden Anteile unterhalb einer ggf vorhandenen Sedimentbedeckung und dabei nur auf solche Anteile mit einer chemischen Zusammensetzung die der von sogenannten MOR Basalten entspricht Das Relief der Ozeanboden Bearbeiten nbsp Physische Weltkarte mit Darstellung des Reliefs der Ozeanboden World Data Center for Marine Geology amp Geophysics 2000 Unter anderem deutlich erkennbar die Schelfe und das Netz aus Mittelozeanischen Rucken Allgemeines Bearbeiten Der Meeresboden ist von seiner Beschaffenheit her gleichformiger als das Festland denn er ist in deutlich geringerem Masse Erosion ausgesetzt als grosse Teile der Festlandsoberflache Erosion am Meeresgrund erfolgt hauptsachlich durch Wellenbewegung Stromungen und durch Massenbewegungen geringumfanglich auch durch Eisberge Mithin wird vor allem die Tiefsee kaum durch Erosion beeinflusst Das grossmassstabige Relief der Ozeanboden bzw die Prasenz bestimmter Oberflachenformen steht in engem Zusammenhang mit der Plattentektonik Zu diesen plattentektonisch bedingten Oberflachenformen gehoren unter anderem die Mittelozeanischen Rucken und die Tiefseerinnen Vom Kontinentalschelf zur Tiefsee Bearbeiten Wie ein Gurtel saumt eine Flachsee Region der Schelf auch Festlandssockel genannt die Festlandbereiche der Kontinente Der Schelf reprasentiert gedehnte und ausgedunnte kontinentale Kruste und erreicht ublicherweise nur wenige 100 m Tiefe Seine Breite schwankt zwischen wenigen Kilometern und 1500 km im Arktischen Ozean vor Sibirien Ein Beispiel fur einen sehr ausgedehnten und tiefen Schelfbereich bietet Zealandia im Sudwestpazifik Wahrend der Kaltzeiten des Pleistozans Eiszeit als der globale Meeresspiegel deutlich niedriger lag als heute lagen weite Teile der Schelfe trocken sodass sich grossere Strome dort tief einschneiden konnten Diese eiszeitlichen Flusstaler bestehen heute in Form sogenannter Submariner Canyons fort und werden durch submarine Erosionsprozesse weiter geformt Auf die Schelfzonen folgen seewarts Kontinentalhang und Kontinentalfuss Sie reprasentieren den Ubergangsbereich zwischen kontinentaler und ozeanischer Kruste und reichen bis in eine Tiefe von 3500 bis 4000 m Daran schliessen in rund 4000 bis 5000 m Tiefe die Tiefseeebenen vgl auch Seebecken an die rund 50 des Ozeanbodens einnehmen Mittelozeanische Rucken Bearbeiten Die Mittelozeanischen Rucken bilden mit einer Gesamtlange von 60 000 km das langste zusammenhangende Gebirgssystem der Erde Allein der Mittelatlantische Rucken ist uber 15 000 km lang Trotz ihres Namens verlaufen die Mittelozeanischen Rucken nicht zwangslaufig in der Mitte eines Ozeanbeckens Als Paradebeispiel fur einen exakt entlang der Langsachse des Ozeanbeckens verlaufenden Mittelozeanischen Ruckens kann der Mittelatlantische Rucken dienen Der Ostpazifische Rucken hingegen liegt alles andere als mittelozeanisch Dies kommt unter anderem dadurch zustande dass der Atlantik als Ozeanbecken geologisch deutlich junger ist als der Pazifik Die Mittelozeanischen Rucken ragen selten so weit auf dass sie als Inseln an der Meeresoberflache sichtbar werden Ein Extremfall ist die ausgesprochen grosse Insel Island bei der mehrere geologische Phanomene zusammenwirken Der Kamm der Mittelozeanischen Rucken ist auf seiner ganzen Lange von einer zentralen Grabenzone durchzogen Kamm und Grabenzone sind vielfach durch querlaufende Bruche die Transformstorungen gegeneinander versetzt Die Mittelozeanischen Rucken sind das Ergebnis sehr ergiebiger vulkanischer Tatigkeit entlang der Naht jeweils zweier auseinanderstrebender tektonischer Platten divergente Plattengrenzen Dort steigt basaltisches Magma aus dem Erdmantel auf und erstarrt zu neuem Meeresboden Der entsprechende Prozess wird als Ozeanbodenspreizung und das dabei primar gebildete Gestein wird als MOR Basalt bezeichnet Die Erscheinungsform der Spreizungszonen als submarine Gebirgsketten wird dadurch verursacht dass der junge und tief im Krusteninneren noch warme Basalt eine geringere Dichte und mithin mehr Auftrieb hat als der viele Millionen Jahre altere und abgekuhlte Basalt der die Tiefseeebenen unterlagert Tiefseerinnen und Inselbogen Bearbeiten An bestimmten Stellen der Ozeane finden sich schmale langgestreckte bogenformige Vertiefungen Diese als Tiefseerinnen veraltet Tiefseegraben bezeichneten Strukturen sind im Durchschnitt 40 km breit und 6 km tief Dort liegen die tiefsten Stellen der Ozeane In einigen dieser Rinnen liegt der Meeresboden in bis zu 11 km Tiefe Tiefseerinnen finden sich ausschliesslich in sogenannten Subduktionszonen Damit folgen sie einer anderen Form von Plattengrenzen der Erdkruste Dort schieben sich schwerere ozeanische Krustenteile mit einigen Zentimeter pro Jahr unter leichtere kontinentale oder ozeanische Kruste konvergente Plattengrenze Die Tiefseerinnen reprasentieren dabei die Bereiche an denen sich die Kruste der abtauchenden Platte abwarts biegt Neben den Tiefseerinnen hat die Subduktion weitere Begleiterscheinungen Dazu gehort ein ausgepragter Vulkanismus auf der nicht abtauchenden Platte durch den sich bogenformige vulkanische Berg oder Inselketten in unmittelbarer Nachbarschaft der Rinnen bilden Im Pazifik dem einzigen Ozean an dessen Randern ausgedehnte Subduktionszonen existieren wird dieses Vulkankettensystem als Pazifischer Feuerring bezeichnet Der tiefste Punkt des Pazifik sowie aller Ozeane befindet sich mit 11 022 m u NN im Marianengraben im Westpazifik Die tiefste Stelle des Atlantiks liegt mit 9219 m u NN im Puerto Rico Graben am Ostrand der Karibik und die moglicherweise tiefste Stelle des Indischen Ozeans liegt mit ca 7450 m u NN im Sundagraben vor Sumatra und Java Noch ist nur ein Bruchteil der Lebensformen erforscht die unter den extremen Bedingungen der Lichtlosigkeit und des hohen Drucks am Grund der Tiefseerinnen leben konnen Weil bei der Subduktion auch fast alle Sedimente des Tiefseebodens verloren gehen oder zumindest stark tektonisch beansprucht werden ist auch uber die Lebewelt der ozeanischen Tiefsee vergangener Erdzeitalter relativ wenig bekannt Ozeanische Plateaus und Seamount Ketten Bearbeiten Neben den Mittelozeanischen Rucken gibt es auch Unterwasserberge und gebirge die nicht unmittelbar mit der Plattentektonik zusammenhangen Auch ihr Ursprung ist vulkanisch aber dieser Vulkanismus wird durch einzelne Hot Spots heisse Stellen im oberen Erdmantel hervorgerufen Dadurch entstehen zumeist fernab der Plattengrenzen untermeerische basaltische Berge Seamounts und Plateaus die bis zur Meeresoberflache hinaufwachsen konnen Der Basalt unterscheidet sich chemisch geringfugig vom Basalt der Mittelozeanischen Ruckens und wird als OIB Basalt Ocean Island Basalt bezeichnet Bekannte Beispiele fur solche Berge und Plateaus bieten der Hawaii Archipel im Zentralpazifik und das Kerguelenplateau im sudlichen Indischen Ozean Der Hawaii Archipel ist uberdies nur der geologisch jungste Abschnitt einer langgestreckten Insel und Seamountkette die im Laufe vieler Millionen Jahre in erster Linie durch die Drift der Pazifischen Platte uber einen Hot Spot hinweg entstanden ist siehe Hawaii Emperor Kette Flach und Binnenmeere Bearbeiten Die Boden der meisten Binnenmeere sind relativ schwach gegliedert wie man etwa an den Beispielen Ostsee ein Schelf bzw Epikontinentalmeer und Kaspisches Meer ein isoliertes altes tektonisch weitgehend ruhiges Ozeanbecken beobachten kann Eine Ausnahme bildet das Mittelmeer Es ist ebenfalls der Rest eines alten Ozeanbeckens siehe Tethys liegt aber im tektonisch hochaktiven Spannungsfeld zwischen der Afrikanischen und Eurasischen Platte das sich besonders im ostlichen Mittelmeer manifestiert Im Hellenischen Graben vor der Westkuste des Peloponnes erreicht es rund 5000 Meter Tiefe wahrend es im Zentrum der Agais nur hochstens einige 100 m tief ist Da sich Afrika stetig nach Norden bewegt schliesst sich das Mittelmeerbecken Es wird daher in der geologischen Zukunft immer schmaler werden verlanden und schliesslich als ausgedehntes Faltengebirge herausgehoben werden Alter der Ozeanboden Bearbeiten nbsp Weltkarte mit Verzeichnung des Alters der Ozeanboden Man beachte das zumindest im Atlantik nahezu perfekt spiegelsymmetrische Muster der Krustenstreifen gleichen Alters Die bei Tiefbohrungen im Meeresboden vorgefundene heutige ozeanische Kruste d h der Ozeanboden im engeren plattentektonischen Sinn ist basierend auf radiometrischen Datierungen uberwiegend in den erdgeschichtlichen Zeitabschnitten Jura Kreide und im Kanozoikum entstanden Dass nur in Ausnahmefallen altere Kruste erhalten ist liegt daran dass die an den ozeanischen Spreizungszonen kontinuierlich gebildete Kruste in den Subduktionszonen wieder vernichtet wird siehe oben Die schwache aber messbare durch das Erdmagnetfeld erzeugte Magnetisierung der ozeanischen Kruste wird dabei genutzt um das Alter von Gesteinen zu bestimmen die nicht radiometrisch datierbar sind vgl Magnetostratigraphie Sedimente der Ozeanboden Bearbeiten nbsp Ein unbemanntes Unterwasserfahrzeug auf dem aus marinen Sedimenten bestehenden Meeresgrund des Golfs von Mexiko in 1067 m Tiefe Hauptartikel Marines Sediment Ozeanboden sind meist mit Tiefsee Sedimenten bedeckt deren Machtigkeit im Durchschnitt 800 m betragt aber im Extremfall zwischen 0 und 5 km schwankt Den marinen Lebensraum auf und in diesen Sedimenten bezeichnet man als Benthal Da Ozeanboden sich standig von den mittelozeanischen Rucken her erneuern und an den Ozeanrandern in den Subduktionszonen wieder abtauchen nimmt die Sedimentmachtigkeit mit zunehmender Entfernung zu den Rucken zu Die Ablagerungen unterteilt man je nach Wassertiefe in Flachmeer und Tiefseeablagerungen Grob vereinfacht gilt dass die Grosse der Sedimentpartikel abnimmt je weiter man sich von der Kuste entfernt Flachmeerablagerungen Bearbeiten Das Flachmeer umfasst den vom Ozean uberspulten Teil des Kontinentalsockels auch Kontinentalschelf genannt Dieser Bereich wird durch Brandung Gezeiten und Stromung teilweise stark bewegt Dort bestehen die Sedimente auch aus Sanden und Kiesen in den Tropen auch in bedeutendem Umfang aus karbonatischem Material z B Korallenriffe Tiefseeablagerungen Bearbeiten Weit mehr als die Halfte des Meeresbodens besteht aus Tiefseeablagerungen Diese sogenannten Hochseeschlamme enthalten fast ausschliesslich sehr feinkorniges Material und bestehen aus Tonpartikeln und karbonatischen und oder silikatischen Resten von Mikro und Nannoplankton Mikroplastik Bearbeiten Laut der moglicherweise ersten wissenschaftlichen Schatzung basierend auf einer berechneten durchschnittlichen Masse von Mikroplastik pro cm in internationalen Studien befinden sich zum Stand 2020 14 Mio Tonnen Mikroplastik in den Meeresboden was etwas uber der geschatzten Plastikmasse die jahrlich in Ozeane gelangt liegt 1 2 3 Geschichte der Ozeanbodenforschung BearbeitenDie systematische Erforschung der Meeresboden begann mit Tiefenmessungen die seit 1922 mit Echolot durchgefuhrt wurden Dabei sendet man wahrend der Fahrt Schallwellen zum Meeresboden die dort reflektiert und als Echo von einem Empfanger aufgezeichnet werden Die erste gedruckte noch sehr detailarme bathymetrische Karte eines grosseren ozeanischen Bereiches erschien aber bereits 1853 auf der Grundlage von Lotmessungen des US amerikanischen Forschungsschiffes Dolphin unter dem spateren Konteradmiral Samuel Rhoads Franklin Die Dolphin sollte den Zentralatlantik nach einer geeignete Route fur die Verlegung eines transantlantischen Telegrafenkabels erkunden 4 Spater versuchten Forscher selbst in grossere Tiefen abzutauchen So erreichten Jacques Piccard und Don Walsh mit einem Tauchschiff im Marianengraben eine Tiefe von 10 916 m Die sehr bekannte physische Weltkarte die auch das Relief der Ozeanboden einschliesst wurde wahrscheinlich 1977 vom osterreichischen Grafiker Heinrich C Berann gezeichnet Grundlage der Karte waren die ab 1957 laufenden ozeanographischen Kartierarbeiten der Geowissenschaftler vom Lamont Doherty Earth Observatory Marie Tharp und Bruce C Heezen 5 6 Literatur BearbeitenRoger Hekinian Sea Floor Exploration Scientific Adventures Diving into the Abyss Springer Cham u a 2014 ISBN 978 3 319 03202 3 Hans Gunter Gierloff Emden Fernerkundung der Gestalt des Meeresbodens In Geowissenschaften in unserer Zeit Bd 1 Nr 6 1983 ISSN 0723 0834 S 191 197 doi 10 2312 geowissenschaften 1983 1 191Siehe auch BearbeitenMeeresbergbau Internationale Meeresbodenbehorde Wilson ZyklusWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Ozeanboden Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen http www c f v siemens og de home projekte vulkanismus gruppe2 htm Mittelatlantik und Vulkantypen auf Island http www geysir com deutsch natur geologie 1 2 phtml und die Entstehung Islands mit BILD Einzelnachweise Bearbeiten Tiffany May Hidden Beneath the Ocean s Surface Nearly 16 Million Tons of Microplastic In The New York Times 7 Oktober 2020 14 million tonnes of microplastics on sea floor Australian study In phys org Abgerufen am 9 November 2020 englisch Justine Barrett Zanna Chase Jing Zhang Mark M Banaszak Holl Kathryn Willis Alan Williams Britta D Hardesty Chris Wilcox Microplastic Pollution in Deep Sea Sediments From the Great Australian Bight In Frontiers in Marine Science 7 Jahrgang 2020 ISSN 2296 7745 doi 10 3389 fmars 2020 576170 englisch frontiersin org abgerufen am 9 November 2020 1852 Vicissitudes of Ocean Exploration NOAA Ocean Explorer abgerufen am 31 Oktober 2019 Manuscript painting of Heezen Tharp World ocean floor map by Berann Scan der Karte auf der Internetprasenz der Library of Congress abgerufen am 26 Oktober 2019 Heezen Tharp map and papers collection Internetprasenz der Library of Congress abgerufen am 31 Oktober 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4129066 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ozeanboden amp oldid 231272603