www.wikidata.de-de.nina.az
Der Nachlass des italienischen Renaissancekunstlers Leonardo da Vinci 1452 1519 Maler Bildhauer Architekt Anatom Ingenieur und Naturphilosoph umfasste eine umfangreiche Sammlung handschriftlicher Dokumente in Form von Zeichnungen und Notizen des Kunstlers Portrat des Leonardo da Vinci Rotel auf Papier 27 5 19 0 cm Francesco Melzi um 1510 Codex Forster III im Originaleinband mit Knebelverschluss Inhaltsverzeichnis 1 Inhalte 2 Geschichte 3 Erhaltene Hauptwerke und ihre Standorte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalte BearbeitenBereits als junger Kunstler begann Leonardo seine Skizzen und Entwurfe aber auch Ideen und Gedanken in gebundenen Skizzen und Notizbuchern festzuhalten Es wird berichtet dass er ein solches Buch stets an seinem Gurtel trug 1 Die Inhalte der Notizbucher sind uberwiegend thematisch ungeordnet meist wie Kollektaneenbucher gestaltet und zeigen die aussergewohnliche Bandbreite von Leonardos Interessen Neben profanen und alltaglichen Notizen wie Einkaufslisten von Lebensmitteln 1 und Schuldnerlisten finden sich Bemerkungen und Beitrage zur Kunst und Malerei Mechanik Geometrie und Astronomie Wasser und Wasserwirtschaft Gesteins und Gebirgsbildung Luft und Licht Biologie und Anatomie Technik Waffentechnik und Architektur oft sogar auf demselben Blatt Nur wenige Bande sind einem einzigen kunstlerischen oder wissenschaftlichen Thema gewidmet wie der Kodex uber den Vogelflug Einige Notizbucher sind in ihrem ursprunglichen Einband erhalten z B der Codex Forster und das Pariser Manuskript B Meist sind diese Einbande mit einer Schlaufe und einem Knebelholz als Buchschliesse versehen ahnlich einem Dufflecoat 2 Andere Werke wurden erst nach da Vincis Tod aus ursprunglich losen Blattern verschiedener Grosse in feste Einbande zusammengefasst wie der Codex Atlanticus und der Trattato della pittura Weitere Manuskripte sind heute lediglich als Einzelblatter erhalten z B der Codex Windsor Die Bande werden als Kodizes italienisch Codici bezeichnet meist mit dem Namenszusatz eines ehemaligen Besitzers wie der Codex Arundel oder ihrem heutigen Aufbewahrungsort z B Codex Madrid Die Texte verfasste Leonardo meist in der fur ihn charakteristischen Spiegelschrift Da Leonardo Linkshander war und mit der linken Hand schrieb und zeichnete ist es wahrscheinlich dass es fur ihn leichter war von rechts nach links zu schreiben 3 Moglich ist auch dass er die Spiegelschrift aus Grunden der Geheimhaltung wahlte 4 und es dadurch unerwunschten Lesern erschweren wollte die Texte bereits durch kursorisches Lesen zu erfassen Durch die enorme Themenvielfalt seiner schriftlichen Arbeiten gilt Leonardo da Vinci als Inbegriff des Universalmenschen und Universalgenies Es wird vermutet dass da Vinci beabsichtigte eine Enzyklopadie zu verfassen die das Wissen seiner Zeit zusammenfuhren sollte 5 6 Zu seinen Lebzeiten wurde jedoch keine seiner schriftlichen Arbeiten veroffentlicht Mehr als 6 000 Blatter hat Leonardo da Vinci der Nachwelt hinterlassen 6 7 Es wird geschatzt dass 25 bis 80 des schriftlichen Nachlasses Leonardos verlorengegangen sein konnten 7 Geschichte BearbeitenDie meisten Manuskripte und Zeichnungen Leonardo da Vincis wurden nach dessen Tod von seinem Schuler und Erben Francesco Melzi um 1491 92 um 1570 in seiner Villa bei Vaprio d Adda verwahrt Sein Sohn Orazio Melzi erbte die Unterlagen im Jahr 1570 Die Handschriften wurden verkauft teilweise auch als einzelne Blatter und das wertvolle Material wurde verstreut nbsp Codex AtlanticusUm 1590 konnte der Bildhauer und Kunstsammler Pompeo Leoni 1533 1608 einen grossen Teil der Aufzeichnungen erwerben darunter uber 2 500 einzelne Blatter 8 Leoni zerschnitt einzelne Blatter klebte andere zusammen die ursprunglich nicht zusammengehorten So entstanden der Codex Atlanticus und der Codex Windsor 9 Nach dem Tod Leonis im Jahre 1608 gelangten die Dokumente in den Besitz des Grafen Galeazzo Arconati 10 der sie im Jahre 1637 der Biblioteca Ambrosiana in Mailand schenkte 11 Der Weg vieler Manuskripte aus der Ambrosianischen Bibliothek zu ihren heutigen Aufenthaltsorten ist ungeklart In den Unterlagen der Bibliothek erscheinen die Dokumente in ihrem ursprunglichen Umfang zum letzten Mal im Jahr 1674 in einer Liste der Arconati Schenkung Noch im Jahr 1795 gelangten zwolf dort verbliebene Manuskripte heute bezeichnet man sie als die Pariser Manuskripte A bis M und der Codex Atlanticus als Kriegsbeute Napoleons in die Bibliothek des Institut de France nach Paris Lediglich der Codex Atlanticus kehrte nach dem Sturz Napoleons im Jahr 1815 an die Ambrosiana zuruck 8 So beherbergt das Institut de France noch heute die grosste Sammlung der Handschriften Leonardo da Vincis Erhaltene Hauptwerke und ihre Standorte Bearbeiten nbsp Manuskripte Leonardo da Vincis Europa nbsp British Library London nbsp Victoria and Albert Museum London nbsp Royal Collection Windsor Castle nbsp Biblioteca Reale Turin nbsp Biblioteca Ambrosiana Mailand nbsp Castello Sforzesco Mailand nbsp Institut de France Paris nbsp Biblioteca Vaticana Rom nbsp Spanische Nationalbibliothek MadridStandorte der Kodizes von Leonardo da Vinci in EuropaDie Kodizes befinden sich heute in verschiedenen Sammlungen Europas und Nordamerikas Der Codex Leicester ist momentan der einzige noch in Privatbesitz befindliche Kodex Das Manuskript wurde bei einer Auktion im Jahr 1994 durch den Unternehmer Bill Gates fur 30 8 Millionen US Dollar ersteigert 12 Damit ist dieser Kodex die teuerste jemals verkaufte Handschrift der Welt Titel Datierung Blatter Format Bibliothek Sammlung Standort AbbildungCodex Arundel 1478 1518 283 16 22 cm British Library London nbsp Codex Ashburnham 2 Bande 1489 1492 44 15 22 cm16 23 cm Institut de France Paris nbsp Codex Atlanticus 1478 1518 1119 43 5 64 5 cmposthum zusammengefasst Biblioteca Ambrosiana Mailand nbsp Codex Forster 3 Bande 1493 15051495 14971493 1496 10115994 10 14 5 cm7 9 5 cm6 9 cm Victoria and Albert Museum London nbsp Pariser Manuskripte auch Kodizes des Institut de France 12 Bande 1492 1516 964 verschiedene Formate Institut de France Paris nbsp Codex Leicester auch Codex Hammer 1504 1506 18 22 28 cm Privatbesitz nbsp Codex Madrid 2 Bande 1490 14991503 1505 192157 15 21 cm Spanische Nationalbibliothek Madrid nbsp Codex Trivulzianus 1478 1490 55 14 20 5 cm Castello Sforzesco Mailand nbsp Trattato della Pittura auch Codex Vaticanus 1270 oder Codex Urbinas 1480 1516 verschiedene Formate posthum zusammengefasst Biblioteca Vaticana Vatikan nbsp Kodex uber den Vogelflug auch Codex Turin 1505 18 15 21 cm Biblioteca Reale Turin nbsp Codex Windsor 1478 1518 606 verschiedene Formate posthum zusammengefasst Royal Collection Windsor Castle nbsp Literatur BearbeitenStefan Klein Da Vincis Vermachtnis Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 596 17880 3 Charles Nicholl Leonardo da Vinci Die Biographie S Fischer Frankfurt am Main 2006 ISBN 978 3 10 052405 8 Emma Dickens Hrsg Das da Vinci Universum Die Notizbucher des Leonardo Ullstein Verlag Berlin 2006 ISBN 3 548 36874 3 ab 2007 ISBN 978 3 548 36874 0 Daniel Arasse Leonardo da Vinci Dumont Literatur und Kunst Verlag Koln 2002 ISBN 978 3 8321 7150 6 Martin Kemp Leonardo C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 56821 3 Carlo Pedretti Leonardo da Vinci on Painting University of California Press Berkeley and Los Angeles 1964 Digitalisat Jean Paul Richter Hrsg The Notebooks of Leonardo da Vinci 2 Bande Dover Publications Inc Dover 1970 Band 1 ISBN 0 486 22572 0 Band 2 ISBN 0 486 22573 9 Online Version in der englischen Wikisource und bei www gutenberg org englisch Theodor Lucke Hrsg Leonardo da Vinci Tagebucher und Aufzeichnungen 3 Aufl Paul List Verlag Leipzig 1953 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Manuskripte von Leonardo da Vinci Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource The Notebooks of Leonardo Da Vinci Jean Paul Richter Hrsg Quellen und Volltexte englisch nbsp Wikiquote Leonardo da Vinci Zitate Die Manuskripte Leonardo da Vincis auf der Webseite des Museo Galileo Istituto e Museo di Storia della Scienza Florenz abgerufen am 16 Februar 2011 Die Manuskripte Leonardo da Vincis auf der Webseite des Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia Mailand abgerufen am 27 Februar 2011 Die Manuskripte Leonardo da Vincis auf der Webseite der University of the Arts London abgerufen am 27 Februar 2011Einzelnachweise Bearbeiten a b Klein S 11 13 Nicholl S 23 Kemp S 15 Hans Wussing Von Leonardo da Vinci bis Galileo Galilei Edition am Gutenbergplatz Leipzig 2010 ISBN 978 3 937219 41 7 S 32 Josef Rattner Gerhard Danzer Die Geburt des modernen europaischen Menschen in der italienischen Renaissance 1350 1600 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2004 ISBN 3 8260 2934 8 S 124 a b Maren Huberty Das Bestiarium von Leonardo da Vinci In Bestiarien im Spannungsfeld zwischen Mittelalter und Moderne Gisela Febel u Georg Maag Hrsg Gunter Narr Verlag Tubingen 1997 ISBN 3 8233 5176 1 S 75 a b Kemp S 16 a b Pedretti S 257 Markus Bernauer Hrsg Wilhelm Heinse Die Aufzeichnungen Band 3 Carl Hanser Munchen 2005 S 1621 ISBN 3 446 20399 0 Pedretti S 23 109 Carlo Pedretti Catherine Frost Leonardo art and science Giunti Editore Florenz Mailand 2000 S 106 Nicholl S 690 f Manuskripte von Leonardo da Vinci Codex Arundel Codex Atlanticus Codex Ashburnham Codex Forster Pariser Manuskripte Codex Leicester Codex Madrid Codex Trivulzianus Trattato della Pittura Kodex uber den Vogelflug Codex Windsor Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Manuskripte Leonardo da Vincis amp oldid 232035432