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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Steinriegel Begriffsklarung aufgefuhrt Steinriegel auch Lesesteinriegel oder Lesesteinwalle sind langliche Aufschichtungen von Lesesteinen Sie pragen das Bild zahlreicher suddeutscher Weinlagen Je nach Region werden sie auch Steinrasseln Steinrutschen Rollmauern oder Karmauern genannt 1 Steinriegellandschaft als Schafweide bei Bieberehren mit Kunigundenkapelle im Gollachtal einem rechten Nebenfluss der Tauber Winterliche Steinriegellandschaft zwischen Weikersheim und Elpersheim Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Ruckgang und heutige Bedeutung 3 Schutz 4 Flora und Fauna 5 Mostloch 6 Siehe auch 7 Literatur und Quellen 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenAb dem Spatmittelalter wurde in Deutschland auch auf ungunstigeren Lagen vermehrt Wein angebaut Dies war nur moglich wenn die Weinberge haufig flachgrundige Muschelkalkboden stets gehackt wurden Grossere Steine die durch Bodenerosion und Frosthebung aus dem Boden traten wurden haufig in der Falllinie der Hange entlang der Eigentumsgrenzen aufgehauft Dies ist ein moglicher Grund dafur dass die Wengerter die Walle in dieser Form anlegten und nicht in Form quer zum Hang verlaufender Terrassen wie im Steillagenweinbau sonst ublich Die oft mehrere Meter breiten Ansammlungen hatten den Nebeneffekt sich tagsuber aufzuheizen und die Warme nachts wieder abzugeben Gelegentlich finden sich Steinwalle von ca 1 m Hohe im rechten Winkel zu den Steinriegeln und parallel zur Hangkante verlaufend Diese dienten als Barrieren gegen die kalte Luft von den Hochebenen die durch ihre hohere Dichte in die Taler fliesst An den Seiten der Steinriegel finden sich in einigen Fallen mit Platten ausgelegte Graben fur das ablaufende Wasser um bei starkem Regen die Abschwemmung des wertvollen Bodens zu verhindern Einer der langsten Steinriegel wurde mit 234 m im Pfitzinger Tal bei Niederstetten gemessen Ruckgang und heutige Bedeutung Bearbeiten nbsp Unbewachsener Steinriegel inmitten eines inzwischen verwilderten Gebietes unterhalb des Winterbergs in Weikersheim Die Einschleppung der Reblaus im 19 Jahrhundert fuhrte zu einem Ruckgang des Weinanbaus und zu einer Verringerung der Rebflache Durch Abtrag und Nutzung der Steine die Bebauung von Hanglagen mit Wohngebauden sowie die Flurbereinigungen verschwanden in der Folge vielerorts die Steinriegel Wo dies nicht der Fall ist sind die Steinriegel oft uberwachsen konservieren aber das nutzungshistorisch bedeutsame Gelanderelief Der Boden unter den Steinriegel ist kaum von Erosion betroffen und gibt somit einen Hinweis auf die ursprungliche Erdoberflache zu Beginn der Weinbauzeit Um der Verbuschung entgegenzuwirken wird durch Naturschutzvertreter und Kommunen zusatzlich zu mechanischen Hangpflegemassnahmen versucht die Beweidung mit Schafen zu fordern Schutz BearbeitenSeit 1992 gelten Steinriegel in Baden Wurttemberg nach 32 2 des Landesnaturschutzgesetzes als Naturdenkmale und Biotope und werden auf der Roten Liste der Biotoptypen als gefahrdete Biotope nach Gefahrdungskategorie 3 gefuhrt und naturschutzfachlich als Biotoptyp von mittlerer bis hoher Bedeutung bewertet 3 Flora und Fauna Bearbeiten nbsp Der Schmalblattrige Hohlzahn kommt haufig auf den Steinriegeln entlang von Tauber Kocher und Jagst vor Gelegentlich wurden die kahlen Riegel fur Sonderkulturen genutzt So schrieb Karl Esslinger in seiner Heimatkunde des Oberamtes Gerabronn Um 1750 wurden in der Gegend von Niederstetten auf den zwischen den Weinbergen befindlichen Steinwallen so viel Quitten gezogen dass aus ihnen Wein bereitet wurde 4 Wenn aber Steinriegel nicht weiter aufgehauft oder anderweitig frei gehalten werden gewinnen Hecken Gebusch und Wald schnell die Oberhand Die Landschaftspflege ist aufwandig und wird nur von wenigen Idealisten geleistet Hierdurch verschwinden weiter in zunehmendem Masse die fur Fauna und Flora wichtigen offenen trockenwarmen geholzarmen Standorte Den Beginn machen gewohnlich anspruchslose Arten wie Weisse Fetthenne Sempervivum globiferum Tripmadam und Scharfer Mauerpfeffer Wimper Perlgras fasst ebenfalls leicht Fuss und Konigskerzen sind haufig anzutreffen Danach folgen Busche wie die Schlehe Wilde Brombeeren und die Weisse Waldrebe Hopfen der zu fruheren Zeiten als zusatzliche Einnahmequelle an den Randern der Steinriegel angepflanzt worden war uberwuchert diese inzwischen recht haufig flachendeckend Die letzte Phase im Bewuchs der Steinriegellandschaft bilden Baume wie Walnuss Kirsche und Hartriegel ebenso wie Haselnussstraucher und Heckenrosen Seltener sind Weissdorne Liguster Holunder und Zwetschgenbaume Die Steinriegellandschaft beherbergt alle in Deutschland vorkommenden Grasmuckenarten Wendehalse sind zahlreich da ihnen reichhaltige Nahrung in Form von Ameisen zur Verfugung steht Zauneidechsen und Blindschleichen fuhlen sich auf den warmen Steinen ebenso wohl wie deren Fressfeind die Schlingnatter Der Steinkauz kam in fruheren Zeiten haufig vor ist aber aus ungeklarten Grunden inzwischen aus der Steinriegellandschaft verschwunden Mostloch Bearbeiten nbsp Mostloch in einem SteinriegelEin Mostloch bezeichnet in Suddeutschland eine Nische die bei der Errichtung eines Steinriegels mit grosseren Steinblocken eingefugt wurde Es diente zum Kuhlhalten des Mostes und der Speisen fur die im Weinberg tatigen Hacker und Hilfskrafte Es wurde auf der schattigen Seite eines Steinriegels errichtet um eine hochstmogliche Kuhlung zu gewahrleisten Pro Weinberg gab es ein Mostloch 5 Siehe auch BearbeitenBenjeshecke Lesesteinhaufen Trockenmauerwerk WallheckeLiteratur und Quellen BearbeitenGunter Huttl Steinriegel in unserer Landschaft In Historischer Verein fur Wurttembergisch Franken Hrsg 650 Jahre Niederstetten Veroffentlichungen zur Ortsgeschichte und Heimatkunde in Wurttembergisch Franken Band 4 Schwabisch Hall 1991 Carlheinz Grater Hohenloher Raritaten Geschichte und Geschichten Silberburg Verlag Tubingen 2010 ISBN 978 3 87407 901 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Steinriegel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kulturlandschaft im Wandel Beispiel fur die Erfassung einer typischen Steinriegellandschaft Schwabischer Heimatbund Rote Liste der Biotoptypen Naturschutzgesetz Baden WurttembergEinzelnachweise Bearbeiten Carlheinz Grater Hohenloher Raritaten Geschichte und Geschichten S 53 32 1 6 lubw baden wuerttemberg de Rote Liste der Biotoptypen Baden Wurttemberg Liste Memento des Originals vom 2 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lubw baden wuerttemberg de PdF Landesanstalt fur Umwelt Messungen und Naturschutz Baden Wurttemberg 2002 S 5 23 00 Morphologische Sonderformen anthropogenen Ursprungs 23 20 Carlheinz Grater Hohenloher Raritaten Geschichte und Geschichten Seite 56 Tauber Zeitung 9 Juni 2011 Burgerforum Stadtbild swp de Wengerterschlupf mit Mostloch Memento vom 7 April 2015 im Internet Archive abgerufen am 27 Februar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinriegel amp oldid 238723280