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Schlehen ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur polnischen Gemeinde siehe Tarnowo Podgorne Zum Schriftsteller siehe Friedrich Everling Der Schlehdorn Prunus spinosa auch Schlehendorn Gemeine Schlehe Sauerpflaume Heckendorn Schwarzdorn oder Deutsche Akazie genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus die zur Tribus der Steinobstgewachse Amygdaleae innerhalb der Familie der Rosengewachse Rosaceae gehort SchlehdornFruchtende Schlehen Anfang August SystematikOrdnung Rosenartige Rosales Familie Rosengewachse Rosaceae Unterfamilie SpiraeoideaeTribus Steinobstgewachse Amygdaleae Gattung PrunusArt SchlehdornWissenschaftlicher NamePrunus spinosaL Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 2 1 Vegetative Merkmale 2 2 Generative Merkmale 3 Okologie 3 1 Wurzelkriechpionier 3 2 Anpassungen 3 3 Synokologie 4 Verbreitung und Standort 5 Systematik 6 Nutzung 6 1 Heilkunde 6 2 Nahrungsmittel und Getranke 6 3 Ingenieurbiologie 6 4 Holz 6 5 Historisch 7 Brauchtum 8 Bilder 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name der Schlehe von mittelhochdeutsch slehe ist wohl auf die Farbe ihrer Frucht zuruckzufuhren und leitet sich von dem indogermanischen Wort S li ab was blaulich bedeutet Im Althochdeutschen wurde die Schlehe als sleha bezeichnet Die slawischen Varianten wie das russische Sliva Sliwa oder das serbokroatische sljiva davon abgeleitet Sliwowitz bedeuten Zwetschge 1 Beschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten nbsp Winterknospen an einem Kurztrieb nbsp BlutenDer sommergrune sparrige und sehr dornenreiche Schlehdorn wachst als Strauch oder als kleiner oft mehrstammiger Baum der bis zu 40 Jahre alt werden kann Er erreicht gewohnlich Wuchshohen von 3 Metern In seltenen Fallen konnen auch Exemplare bis 6 Meter Hohe beobachtet werden Da die zahlreichen Kurztriebe beinahe im 90 Winkel von den Langtrieben abstehen zeigt die Schlehe ein typisch stark verasteltes Erscheinungsbild Flach verzweigte bizarre Kruppelformen entstehen durch Wildverbiss oder auch dauerhaft starke Winde und sind insbesondere in den Eichengebuschen der Nordseekuste und den Hangen des Oberrheingrabens anzutreffen Die flachwurzelnde Schlehe besitzt eine sehr dunkle schwarzliche Rinde die im fortgeschrittenen Alter in schmale Streifen zerreisst Die Rinde der Triebe ist rotbraun gefarbt und filzig bis fein behaart spater verkahlen sie Die Zweige zeigen eine rundliche bis kantige Form und sind mit zahlreichen Kurztrieben besetzt Die Kurztriebe bilden Dornen aus die im botanischen Sinne umgewandelte Seitentriebe sind und als eine Anpassungsleistung an Trockenheit gedeutet werden Langtriebe besitzen keine echte Endknospe 2 Die 1 5 bis 2 Millimeter langen hellbraunen Knospen stehen meist zu dritt uber einer Blattnarbe wobei es sich bei den seitlichen gewohnlich um Blutenknospen handelt die rundlicher gestaltet sind als die ovalen bis oval kugeligen Blattknospen Am Ende der Kurztriebe kommen Blutenknospen oft ohne Internodien gehauft vor Die Blatter sind in der Knospenlage gerollt 2 Die Knospenschuppen sind meist behaart oder bewimpert und laufen in einer Spitze aus Die Laubblatter des Schlehdorns stehen an 2 bis 10 Millimeter langen Blattstielen die leicht behaart sein konnen jedoch meist drusenlos sind 2 Die Blatter sind wechselstandig und haufig buschelig spiralig angeordnet Sie fuhlen sich relativ weich an Die Blattspreite entwickelt eine Lange von 2 bis 5 Zentimeter und eine Breite zwischen 1 und 2 Zentimeter Sie bildet eine verkehrt eiformige Form aus die sich zum Blattgrund hin keilformig verschmalert und in einer spitzen bis stumpfen Blattspitze auslauft Der Blattrand weist eine doppelte feine Zahnung auf Junge Blatter bilden an ihrer Blattunterseite zunachst eine flaumige Behaarung aus verkahlen in der Folge und zeigen dann eine mittelgrune Farbung Die Blattoberseite ist unbehaart und von dunkelgruner Farbe Linealische am Rand gezahnte Nebenblatter uberragen gewohnlich den Blattstiel Am Grund der Blattspreite befinden sich Nektarien Generative Merkmale Bearbeiten nbsp Bluten verschiedene StadienDer Schlehdorn ist protogyn also vorweiblich 3 Die weissen Bluten des Schlehdorns erscheinen im Marz und April lange vor dem Laubaustrieb Dadurch lasst sich die Schlehe in diesem Zeitraum leicht vom Weissdorn unterscheiden dessen Bluten erst nach den Blattern gebildet werden Die an kurzen starr abstehenden meist kahlen Blutenstielen stehenden Bluten sind radiarsymmetrisch funfzahlig und zwittrig mit doppelter Blutenhulle Ihr Durchmesser betragt etwa 1 5 cm Sie bilden sich an den verdornten Kurztrieben und stehen dort sehr dicht einzeln oder zu je zwei aneinander Charakteristisch ist ihr leichter Mandelduft Der Blutenbecher ist glockig Der Kelch besteht aus funf eiformigen Kelchblattchen Sie werden etwa 1 5 bis 2 mm lang und sind am Rand unregelmassig fein gezahnt An der Aussenseite ist der Kelch meist unbehaart Die elliptischen ganzrandigen ausladenden und kurz genagelten Kronblatter erreichen eine Lange von etwa 6 bis 8 Millimeter Sie sind nicht miteinander verwachsen und umgeben die etwa 20 5 bis 7 Millimeter langen Staubblatter mit gelben oder rotlichen Staubbeuteln Diese umgeben einen einzigen Griffel 2 Der mittelstandige Fruchtknoten ist weit in den Achsenbecher eingesenkt der Griffel mit kopfiger Narbe ist etwa so lang wie die Staubblatter Die Innenseite des Blutenbechers sondert reichlich Nektar ab so dass die Schlehe fur zahlreiche Insekten im zeitigen Fruhjahr eine wertvolle Nahrungsquelle darstellt Die Schlehe wird von Insekten bestaubt nbsp Steinfruchte des SchlehdornsAn einem aufrechten Fruchtstiel entwickelt sich eine kugelige bis schwach ellipsoide gefurchte Steinfrucht mit einem Durchmesser von 6 bis 18 mm Sie ist blauschwarz bereift eine Behaarung wird nicht ausgebildet Das grune feste Fruchtfleisch lost sich nicht vom Steinkern Der mehr oder weniger spitzige harte leicht abgeflachte Steinkern besitzt eine eiformige bis ellipsoide oder rundliche Gestalt Er wird etwa 9 Millimeter lang und 6 Millimeter breit ist leicht texturiert meist von rauer Struktur und mit netzartigen Adern Von der Ruckenfurche gehen schrag gestellte Kammstriche ab Das Fruchtfleisch ist zunachst sehr sauer und herb erst nach Frosteinwirkung wird es schmackhafter Die Fruchtreife erfolgt ab Oktober bis November Als Wintersteher bleiben die Fruchte den Winter uber am Strauch 2 Tiere die den Samen der Frucht wieder ausscheiden ubernehmen die Ausbreitung Die Chromosomenzahl betragt 2n 32 bei der Haferschlehe 16 oder 48 4 Okologie Bearbeiten nbsp Weiss bluhende SchlehenheckeWurzelkriechpionier Bearbeiten Der Schlehdorn gehort zu den Wurzelkriechpionieren Die weit streichenden Wurzeln treiben Schosslinge so dass sich oftmals dichte Schlehenhecken bilden Wenn er einmal etabliert ist konnen durch die Wurzelbrut undurchdringliche Gestruppe entstehen Auf Pionierstandorten wie zum Beispiel Trockenhangen verdrangt er schnell die dort angesiedelte krautige Vegetation Okologisch betrachtet stellt der Schlehdorn fur die Erhaltung solch wertvoller und geschutzter Biotope eine Problemart dar 5 An Standorten die von extremer Trockenheit gepragt sind wie beispielsweise Steinhalden wachst die Schlehe oft langsam und bildet eine kruppelige Gestalt aus Hier kann sie fur Tiere und andere Pflanzen eine Schutzfunktion ausuben 2 Anpassungen Bearbeiten Seine langen Sprossdorne schutzen den Schlehdorn wirkungsvoll vor dem Frass grosserer Pflanzenfresser Megaherbivoren Synokologie Bearbeiten nbsp Raupen der Pflaumen Gespinstmotte an der SchleheDie Schlehe zahlt zu den wichtigsten Wildstrauchern fur Tiere Sie gilt als ausgesprochene Schmetterlingspflanze und dient zur Zeit ihrer Blute im Fruhjahr zahlreichen Schmetterlingen u a dem Tagpfauenauge als Nektarquelle 6 Ihre Blatter stellen insbesondere fur die Raupen des gefahrdeten Grauen Laubholz Dickleibspanners Lycia pomonaria und Gebusch Grunspanners Hemithea aestivaria oder des stark gefahrdeten Schwalbenwurz Kleinspanners Scopula umbelaria eine wertvolle Futterpflanze dar Der vom Aussterben bedrohte Hecken Wollafter legt vorwiegend in der Schlehe seine Eier ab Fur die Jungraupen stellen die Schlehenblatter die erste Nahrung dar Auch der Segelfalter nutzt die Schlehe Auch mehrere Kaferarten sind auf den Schlehdorn als Nahrungsquelle angewiesen Der selten gewordene Goldglanzende Rosenkafer knabbert gerne an den Blutenblattern und dem Pollen der Pflanze Eine Russelkaferart der Schlehen Blutenstecher Anthonomus rufus lebt als einzige mitteleuropaische Kaferart ausschliesslich auf der Schlehe Als Blattfresser an Schlehe sind die Blattkafer Clytra laeviuscula Smaragdina salicina und Cryptocephalus chrysopus beobachtet worden Im Holz der Schlehe entwickelt sich die Larve des warmeliebenden Bockkafers Phymatodes rufipes Fur etwa 20 Wildbienenarten stellt der Schlehdorn im zeitigen Fruhjahr einen wertvollen Pollen und Nektarspender dar 7 Von den Fruchten des Schlehdorns ernahren sich etwa 20 Vogelarten darunter auch Meisen und Grasmucken Schlehenhecken bieten speziell Strauchbrutern einen idealen Lebensraum Diesen nutzt zum Beispiel der selten auftretende Neuntoter Er spiesst an den Dornen der Schlehe seine Beutetiere wie Insekten oder Mause auf Der Schlehdorn wird von den Rostpilzen Tranzschelia pruni spinosae und vermutlich auch Tranzschelia discolor mit Uredien und Telien befallen 8 Zwei Arten aus der Gattung Taphrina parasitieren zudem auf dem Schlehdorn Taphrina pruni bildet Narrentaschen an den Fruchten die recht seltene Taphrina insititiae hingegen ruft Verwachsungen an den Trieben hervor 9 Verbreitung und Standort BearbeitenDie Heimat des Schlehdorns erstreckt sich uber Europa Vorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika In Nordamerika und Neuseeland gilt er als eingeburgert Im hohen Norden und auf Island sind keine Bestande belegt Er vermehrt sich durch Aussaat und durch Wurzelausschlage Der Schlehdorn bevorzugt sonnige Standorte an Weg und Waldrandern und felsigen Hangen oder in Gebuschen bei eher kalkhaltigen oft auch steinigen Boden Als Heckenpflanze ist er weit verbreitet Man findet ihn haufig in Gesellschaft von Wacholder Berberitze Haselnuss Wildrosen und Weissdornarten Auf den Dunen an der Ostsee ist er insbesondere mit Weiden vergesellschaftet Der Schlehdorn besiedelt geeignete Standorte von der Ebene bis in Hohenlagen von 1600 m Schlehenbuschegesellschaften gelten als Bindeglied in der Sukzession zum Hainbuchen Buchen oder Eichenwald Die Schlehe ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Prunetalia kommt aber auch in Gesellschaften der Verbande Alno Ulmion oder Carpinion vor 4 Man ordnet den Schlehdorn dem eurasischen Florenelement zu Zahlreiche Funde von Schlehenkernen in neolithischen Feuchtbodensiedlungen zeigen dass er spatestens wahrend der Jungsteinzeit nach Mitteleuropa eingewandert ist Im Pfahlbaudorf Sipplingen am Bodensee Schicht 11 dendrochronologisch um 3300 v Chr datiert gibt es durchlochte Schlehenkerne die offenbar als Kette getragen wurden 10 Siehe auch SchlehengauSystematik BearbeitenDer Schlehdorn wurde 1753 von Carl von Linne unter der heute gultigen Bezeichnung Prunus spinosa L in seinem Werk Species Plantarum Band 1 S 475 erstbeschrieben 11 Als Synonyme der im Mittelalter 12 und in der fruhen Neuzeit auch Acacia nostras 13 genannten Art sind die Bezeichnungen Prunus acacia germanica Crantz 1763 Prunus praecox Salisb 1769 und Prunus montana Schur 1866 akzeptiert 2 Eine alte Bezeichnung des Schlehdorns war lateinisch Prunus sylvestris 14 Die Schlehe ist hinsichtlich ihrer Merkmalsauspragung eine ausserst variable Art so dass eine systematische Gliederung auf Schwierigkeiten stosst Hildemar Scholz und Ilse Scholz unterscheiden mit Bezug auf Vitkoskij zwei Unterarten Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal wird in der Behaarung des Fruchtstiels und des Fruchtbechers gesehen 2 Prunus spinosa subsp spinosa Gewohnliche Schlehe Synonyme Bezeichnungen sind Prunus spinosa var vulgaris Ser ex DC 1825 und Prunus spinosa var typica C Schneider 1906 Die gewohnliche Schlehe wachst buschig Ihre Zweige bilden Dornen sowie eine massige Behaarung aus Die jungen Blatter sind behaart spater verkahlen sie Die Fruchtstiele und Fruchtbecher sind unbehaart Ihre Vorkommen sind weit verbreitet In Sudmahren existiert eine Varietat var dulcescens Domin die kleine susse Fruchte hervorbringt Prunus spinosa subsp dasyphylla Schur Domin 1945 Filzige Schlehe Als Basionym gilt Prunus spinosa var dasyphylla Schur 1866 Die Filzige Schlehe wachst als dorniger Strauch oder kleiner Baum Ihre Zweige weisen eine Behaarung auf Die Blatter entwickeln zumindest an der Unterseite eine dauerhafte Behaarung Fruchtstiel und Fruchtbecher sind behaart Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Sud und Sudwesteuropa uber Nordwestafrika die Turkei den Kaukasus bis in den Nordwestiran Im pannonischen Gebiet markiert Sudmahren die Verbreitungsgrenze Die systematische Einordnung der Haber oder Haferschlehe auch Krieche 15 Grosse Schlehe oder Susse Schlehe genannt wird unterschiedlich vorgenommen Zum einen wurde sie von Karel Domin und Werneck als Prunus spinosa subsp fruticans Weihe Nyman 1878 oder Prunus spinosa var macrocarpa als Abkommling einer alten Kultursippe die Prunus spinosa nahesteht gedeutet und deshalb als Varietat oder Unterart von Prunus spinosa gewertet zum anderen interpretiert Mang sie unter der Bezeichnung Prunus x fruticans Weihe als Bastard zwischen Prunus domestica subsp insititia der Kriechen Pflaume oder Pflaumenschlehe und Prunus spinosa Die Sippe ist schwierig von der echten Schlehe zu unterscheiden Die Haferschlehe wachst als zwei bis drei Meter hoher baumartiger Strauch Eine Dornenbildung ist nur vereinzelt an alteren Zweigen zu finden Die meist behaarten Blatter sind mit einer Breite von zwei bis drei Zentimetern und einer Lange von etwa funf Zentimetern etwas breiter als bei der Schlehe Laub und Blutenaustrieb erfolgen gleichzeitig Die Bluten stehen einzeln oder zu zweit und verteilen sich locker uber die Zweige Die kugelige Frucht misst circa 12 bis 25 Millimeter im Durchmesser ist schwarz bis blaugrau gefarbt und enthalt einen fast kugeligen und glatten Steinkern Der Geschmack des Fruchtfleischs wird als schwach herbsauer angegeben Die Haferschlehe ist im Gebiet zerstreut verbreitet Es ist unklar ob es sich dabei um Verwilderungen handelt da sie als Obstgeholz und Pfropfunterlage verwendet wird 2 16 Nutzung BearbeitenHeilkunde Bearbeiten Die Bluten Rinde und Fruchte wirken adstringierend zusammenziehend harntreibend schwach abfuhrend fiebersenkend magenstarkend und entzundungshemmend Ein Blutenaufguss wird besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen bei Blasen und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt 17 Schlehenelixier gilt als geeignetes Starkungsmittel nach Infektionskrankheiten 18 Als besonders wirksam galt Schlehdorn fruher wenn er etwa zwischen dem 15 August und 15 September im Frauendreissiger gesammelt wurde 19 Nahrungsmittel und Getranke Bearbeiten nbsp Angeschnittene reife Fruchte mit KernDie Schlehenfruchte reifen ab etwa September werden zumeist aber nach dem ersten Frost am Strauch geerntet Durch Frosteinwirkung Naturfrost oder Tiefkuhlkalte wird ein Teil der bitter schmeckenden und adstringierend wirkenden Gerbstoffe in den Fruchten enzymatisch abgebaut 20 Dabei sinkt der Gerbstoffgehalt im Fruchtsaft von ca 10 g l auf unter 5 g l 21 Ein vollstandiger Abbau der Gerbstoffe ist hingegen unerwunscht da sie wesentlich zum Geschmack der Produkte beitragen In unreifem Zustand kann das Steinobst z B wie Oliven eingelegt werden reif wird es beispielsweise zur Herstellung von Fruchtsaft und Obstwein sowie Marmelade und als Zusatz zu Likor Schlehenlikor bzw Sloe Gin Schlehenfeuer Schlehenbrand oder Schlehengeist verwendet 17 Schlehenwein ist ein Fruchtwein der nur auf den Fruchten des Schlehdorns basiert 22 In manchen Gegenden werden die Fruchte auch in geringen Mengen dem Apfelwein zugesetzt wodurch dieser aufgrund der Gerbstoffe in den Schlehenfruchten einen etwas weinahnlicheren Charakter erhalt 23 Ingenieurbiologie Bearbeiten nbsp Gradierwerk in Bad Salzuflen nbsp Monch im SkriptoriumIngenieurbiologische Bedeutung erlangt die Schlehe durch ihr weitreichendes Wurzelwerk ihre Ausbreitungsfreude und Windbestandigkeit Sie eignet sich deshalb besonders zur Befestigung von Hangen und Boschungen 24 Auch als Schneeschutzgeholz und Verkehrsbegleitgrun kommt der Schlehe einige Bedeutung zu 25 Die sparrigen Aste des Schlehdorns werden zur Konzentrierung der Salzsole in Gradierwerken zum Beispiel in Bad Kissingen Bad Salzuflen Bad Orb oder Bad Wilsnack verbaut 2 Holz Bearbeiten Das zerstreutporige leicht glanzende Holz der Schlehe zeichnet sich durch grosse Harte aus Es besitzt einen rotlichen Splint und einen braunroten Kern Es wird zum Schnitzen und zur Herstellung von Peitschenstielen und Spazierstocken verwendet 24 2 Historisch Bearbeiten Bereits in der Steinzeit wurden in Mitteleuropa Schlehenfruchte gesammelt Hiervon zeugen Pflanzenreste in Kugelamphoren Keramik oder Abdrucke der Kerne an neolithischen Tongefassen 2 Im Mittelalter wurde aus der Rinde Tinte gewonnen Dazu musste die Rinde von den Zweigen geklopft und in Wasser eingelegt werden Nach drei Tagen wurde das Wasser abgegossen aufgekocht und erneut uber die Rinde gegossen Dieser Vorgang wurde solange wiederholt bis die Rinde vollkommen ausgelaugt und alle farbgebenden Substanzen gelost waren Danach wurde die Flussigkeit mit Wein versetzt und eingekocht Diese Dornentinte wurde in den mittelalterlichen Skriptorien verwendet geriet dann aber in Vergessenheit Aus der Schlehenrinde gewonnene rote Farbe wurde zur besseren Haltbarkeit von Kase eingesetzt Schlehenblatter dienten als Tabakersatz Die Dornen der Schlehe verwendeten Wursthersteller als Sperrholzchen 2 Die Samen des Schlehdorns enthalten das Blausaure Glykosid Amygdalin Brauchtum BearbeitenDie Schlehe zahlte fruher zu den Pflanzen mit deren Hilfe sich Ernte und Wetter vorhersagen liessen So wurden die Tage die zwischen dem Erbluhen der Schlehe und dem 23 April dem Georgitag lagen gezahlt um den genauen Erntetermin der Getreideernte um den Jakobitag 25 Juli zu bestimmen Ein gehauftes Auftreten von Schlehen bedeutete einen besonders strengen Winter so der Volksglaube Dem dornenreichen Geholz wurde auch eine starke Schutzwirkung gegen Hexen zugeschrieben Deshalb wurden Weiden und Hofe oftmals mit Schlehen umpflanzt Zahlreiche Legenden befassen sich mit dem fruhbluhenden auffallig reinweissen Blutenschmuck der Schlehe In Posen wird berichtet dass der Kreuzdorn der Schlehe unterstellte ihre Zweige fur die Dornenkrone Jesu bereitgestellt zu haben Um die Unschuld der Schlehe zu offenbaren schuttete Gott des Nachts unzahlige weisse Bluten uber dem Strauch aus 26 Bilder Bearbeiten nbsp Bluhender Schlehenstrauch nbsp Schlehdorn im Hintergrund als typische Pflanze sonnenexponierter Lagen in Hecken und an Waldrandern Er tragt zu einem reichbluhenden Fruhjahrsaspekt bei nbsp Bluhender Zweig des Schlehdorns nbsp Bluhender Schlehdorn nbsp Blutenknospen nbsp Bluhender SchlehenbuschLiteratur BearbeitenKurt Harz Baume und Straucher Blatter Bluten Fruchte der heimischen Arten 12 Auflage BLV Taschenbuch illustriert von Hellmut Hoffmann und Marlene Gemke Munchen 2005 ISBN 3 405 15107 4 Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 444 64175 5 S 511 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlehdorn Prunus spinosa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schlehdorn FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Prunus spinosaL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 10 November 2015 Verbreitungskarte weltweit Memento vom 23 Februar 2002 im Internet Archive Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Blausaure Glykoside in den Samenkernen der Schlehe Einzelnachweise Bearbeiten Duden das Herkunftsworterbuch 1 Auflage Dudenverlag Mannheim 2014 a b c d e f g h i j k l m Hildemar Scholz Ilse Scholz Prunus In H Scholz Hrsg Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band IV Teil 2B Spermatophyta Angiospermae Dicotyledones 2 3 2 Auflage Parey Berlin Hamburg 1994 ISBN 3 8263 2533 8 S 495 500 A R Clapham T G Tutin D M Moore Flora of the British Isles Third Edition Cambridge Univ Press 1987 ISBN 0 521 30985 9 S 231 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 575 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands Ein botanisch okologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten 6 vollig neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2005 ISBN 3 494 01397 7 S 384 Schmetterlingspflanzen Memento vom 3 Februar 2004 im Internet Archive auf br online de Bayerischer Rundfunk BUND Schleswig Holstein Memento vom 7 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 243 kB Peter Zwetko Die Rostpilze Osterreichs Supplement und Wirt Parasit Verzeichnis zur 2 Auflage des Catalogus Florae Austriae III Teil Heft 1 Uredinales PDF 1 8 MB Svengunnar Ryman Ingmar Holmasen Pilze Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 87815 043 1 Martin Kolb Kulturwandel oder Kulturbruch Betrachtungen zum Ubergang von der Pfyner zur Horgener Kultur In Barbara Fritsch Margot Maute Irenaus Matuschik Johannes Muller Claus Wolf Hrsg Tradition und Innovation Prahistorische Archaologie als historische Wissenschaft Festschrift fur Christian Strahm Internationale Archaologie Studia honoraria Band 3 1998 ISBN 3 89646 383 7 S 129 141 Species Plantarum Band 1 Lars Salvius Stockholm 1753 S 475 online Vgl etwa Ute Obhof Rezeptionszeugnisse des Gart der Gesundheit von Johann Wonnecke in der Martinus Bibliothek in Mainz ein wegweisender Druck von Peter Schoffer In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 S 25 38 hier S 34 Accacia schlechen safft Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 133 Acacia Acatia A nostras Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 152 Heinrich Marzell Heinz Paul Worterbuch der deutschen Pflanzennamen Band III Stuttgart Wiesbaden 1977 S 1117 Nachdruck Koln 2000 W Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland 20 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2011 ISBN 978 3 8274 1606 3 S 478 a b Info zur Schlehe bei Plants for a Future Manfred Boksch Das praktische Buch der Heilpflanzen BLV Verlag ISBN 3 405 14937 1 S 228 f Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 133 zum Einsammeln von Maria Himmelfahrt bis zum Maria Namensfest Barbel Schermer Die grosse Teubner Kuchenpraxis Grafe und Unzer 2008 S 141 Paul Arauner Weine und Safte Likore und Schnapse selbstgemacht Falken Niedernhausen 1985 ISBN 3 8068 0702 7 Information zum Schlehenwein Memento vom 22 Mai 2008 im Internet Archive Landesverband der Gartenbauvereine Merkinfo zur Schlehe a b G K F Stinglwagner I Haseder R Erlbeck Das Kosmos Wald und Forstlexikon Kosmos 2005 ISBN 3 440 10375 7 S 668 Julius Kuhn Institut u a Eigenschaften der Schlehe Christl Vorstellung bei kath Domradio Koln Zugriff 6 Okt 2020Normdaten Sachbegriff GND 4260795 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlehdorn amp oldid 236788388