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Die Pannonische Florenprovinz ist ein Florengebiet eine Einheit der floristischen Gliederung in Mitteleuropa Aufgrund eines steilen Klimagradienten einer heterogenen Topographie und einer hohen Vielfalt an geologischen Substraten gehort die Provinz zu den abwechslungsreichsten Landschaften Mitteleuropas 1 Sie wurde nach der romischen Provinz Pannonien benannt und umfasst die Ungarische Tiefebene und angrenzende Gebiete Ungarns Serbiens Rumaniens der Slowakei Mahrens und Osterreichs Die Pannonische Florenprovinz ist der westlichste Teil der Sudsibirisch Pontisch Pannonischen Florenregion und grenzt innerhalb dieser ubergeordneten Struktur im Osten an die Pontische Florenprovinz Die Sudsibirisch Pontisch Pannonische Florenregion ist wiederum Teil der Palaarktis Lage der Pannonischen Florenprovinz in EuropaLage der Pannonischen Florenprovinz Detail Inhaltsverzeichnis 1 Klima und Vegetation 2 Bedeutung und Zustand 3 Erforschungsgeschichte 4 Pannonische Florenprovinz in Osterreich 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseKlima und Vegetation Bearbeiten nbsp Der Waldsteppen Wermut Artemisia pancicii tritt nur in der pannonischen Florenprovinz und nur an einigen wenigen Stellen auf nbsp Der Tatorjan Meerkohl Crambe tataria erreicht im pannonischen Gebiet seine westliche Ausbreitungsgrenze nbsp Die Adria Riemenzunge Himantoglossum adriaticum ist ein ost und submediterranes Florenelement das auch im Pannonikum auftritt Starken Einfluss auf die Flora in der Pannonischen Florenprovinz ubt das relativ warme sowie trockene Pannonische Klima nach osterreichischer Einteilung aus Die Jahresniederschlagssumme liegt unter 700 Millimetern teilweise auch unter 600 von Mai bis Juli unter 250 Vor allem die Sommertemperaturen sind recht hoch und liegen im Juli zwischen 19 und 21 C was fur Pflanzen eine deutliche sommerliche Trockenperiode bedeutet Das Klima ahnelt jenem in der Ukraine und den ostlichen Karpaten ist aber weniger kontinental gepragt Trocken sommerwarme Walder und Trockenrasen sind daher typische Habitate es gibt jedoch auch Feuchtgebiete z B die Donauauen oder die Feuchte Ebene sudlich von Wien namlich dort wo das Grundwasser knapp an die Oberflache reicht Im Gegensatz zu den ostlichen Provinzen wo klimatisch d h durch hohe Temperaturen und sehr geringe Niederschlage unter 250 mm pro Jahr bedingte Primarsteppen uber teilweise tiefgrundigen und nahrstoffreichen Boden dominieren ist das Pannonikum vegetationskundlich ein potentielles Waldgebiet Bereits seit der Jungsteinzeit wurde es vom Menschen u a durch Viehweidewirtschaft entwaldet weshalb Sekundarsteppen entstanden und Steppenarten aus dem Osten einwandern konnten Andere Autoren gehen jedoch davon aus dass die Grossherbivoren Waldelefant Waldnashorn und Steppennashorn welche moglicherweise vom Menschen im Postglazial in Europa ausgerottet wurden in der Lage gewesen sind grossere Flachen waldfrei zu halten 2 Das naturliche Landschaftsbild war vermutlich ein Mosaik aus offenen und bewaldeten Bereichen Im pannonischen Gebiet gibt es in jedem Fall kleinraumig auch echte Steppen dabei handelt es sich um Substratsteppen auf ungunstigem Untergrund namentlich Fels Schotter Sand Loss und Salzsteppen Substratbedingte Steppen bilden teilweise Durchmischungen mit niedrigem Flaumeichen Buschwald Dieses Habitat wird nach einem Begriff aus der russischen Geographie als Waldsteppe bezeichnet Typische Florenelemente in der Provinz sind der Waldsteppen Wermut Artemisia pancicii der Steppen Spitzkiel Oxytropis pilosa und die Neusiedlersee Salzschwaden Puccinellia peisonis Zu den Endemiten des Gebiets zahlen weiter die Spat Nelke Dianthus serotinus die Hugel Nelke Dianthus collinus sowie die Hainburger Feder Nelke Dianthus lumnitzeri Viele Arten stammen aus ostlicheren Provinzen der Florenregion und erreichen im pannonischen Gebiet ihre westlichste Verbreitung z B Tatorjan Meerkohl Crambe tataria Es gibt jedoch auch einen starken submediterranen Einfluss da trocken warme Sommer auch dort bezeichnend sind und submediterrane Arten wie Flaum Eiche Quercus pubescens und Diptam Dictamnus albus daher auch im pannonischen Gebiet gut gedeihen Bedeutung und Zustand BearbeitenDie Pannonische Florenprovinz beherbergt eine bedeutende Zahl an gefahrdeten Pflanzen welche zum Teil nur hier vorkommen Pannonische Habitate konnen als besonders artenreich und biodivers gelten Eine Untersuchung fur Niederosterreich zeigt dass Trocken und Halbtrockenrasen 165 und trocken warme Walder und Saumgesellschaften 88 Arten beherbergen welche nach der Roten Liste als gefahrdet gelten Zum Vergleich trifft das bei wechselfeuchten Wiesen Feuchtwiesen und Flachmooren auf 96 bei Auwaldern auf 39 und bei Fettwiesen nur auf 2 Arten zu 3 Das Gebiet wurde seit Jahrtausenden vom Menschen extensiv genutzt und dadurch der Steppencharakter wahrend des gesamten Holozans erhalten und bis in das 19 Jahrhundert nahmen Steppenrasen und trockene bis feuchte Wiesen grosse Flachen in der Pannonischen Florenprovinz ein 1 Bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts wurden viele Flachen extensiv mit Ziegen Schafen Kuhen und Pferden beweidet und dadurch erhalten Eine Mehrfachnutzung als Weide und Niederwald in Form von kleinteiligen Strukturen war ublich Durch die weitgehende Aufgabe der Viehwirtschaft und die Motorisierung in der Landwirtschaft weshalb keine Pferde mehr grasen und die Umstellung auf Intensiv Ackerbau und Weinbau wurden viele Flachen umgebrochen und werden unter Dungemittel Insektizid und Pestizideinsatz sowie kunstlicher Bewasserung bewirtschaftet Dies hat gemeinsam mit den durch Verkehr und Industrie verursachten Emissionen negative Auswirkungen auf noch intakte Flachen Jene Flachen die zu wenig Profit abwerfen werden gar nicht mehr bewirtschaftet und verbuschen zusehends Heute sind nur mehr geringe Reste der ursprunglichen pannonischen Pflanzengesellschaften vorhanden Die anderen Flachen wurden und werden durch Intensivlandwirtschaft Aufforstungen Verkehrswege Freizeitanlagen Mulldeponien usw zerstort 4 Erforschungsgeschichte BearbeitenAufgrund des grossen Artenreichtums weckte das pannonische Gebiet schon fruh das Interesse von Botanikern und Floristen Als Geburtsstunde kann das 1583 herausgebrachte Werk Rariorum aliquot stirpium per Pannonium Austriam et vicinas quasdam Provincias observatum Historia Erforschung einiger seltenerer in Ungarn Osterreich und gewissen benachbarter Provinzen beobachteter Pflanzensippen des bedeutenden Botanikers Charles de l Ecluse lat Carolus Clusius gelten Das erste grundlegende grosse Standardwerk zur pannonischen Flora wurde vom burgenlandisch ungarischen Botaniker Pal Kitaibel und dessen Sponsor Franz Adam von Waldstein in Form der Descriptiones et icones plantarum rariorum Hungariae Beschreibungen und Abbildungen seltener Pflanzen Ungarns zwischen 1799 1802 1812 geschaffen Spater beschaftigten sich unter anderem August Neilreich Flora von Wien 1846 Flora in Nieder Osterreich 1859 1866 Kerner von Marilaun Das Pflanzenleben der Donaulander 1863 und Friedrich Karl Max Vierhapper Die Grenzen der pannonischen Vegetation in Niederosterreich 1922 mit der pannonischen Flora 1 5 Pannonische Florenprovinz in Osterreich Bearbeiten nbsp Die pannonische Florenprovinz gelb orange in OsterreichNach den Alpen ist das Pannonische Tief und Hugelland die zweitgrosste Grosslandschaft Osterreichs und von besonderem biogeographischem Interesse 1 In Osterreich gehoren das Weinviertel das ostliche Waldviertel Horner Becken unteres Kamptal Teile der Wachau das Marchfeld das Tullnerfeld das Wiener Becken der Alpenostrand entlang der Thermenlinie der Rand und die Vorhugel des Leithagebirges der grosste Teil von Wien die Parndorfer Platte der Seewinkel die niederen Lagen des Mittelburgenlands sowie ein Teil des Sudburgenlands zur Pannonischen Provinz Zusatzlich haben inneralpische Trockentaler konkret das oberste Inntal das Virgental das Molltal und nur andeutungsweise das mittlere Murtal als Exklaven Anteil an der Provinz Die Pannonische Florenprovinz unterteilt sich in Osterreich in zwei Florenbezirke das Eupannonicum als echtes pannonisches Gebiet sowie das Praenoricum Letzteres liegt im Sudburgenland und wird starker vom subillyrischen Klima beeinflusst und ist daher etwas feuchter und kuhler 6 Das restliche Osterreich gehort der Mitteleuropaischen Florenregion an Laut der Fauna Flora Habitat Richtlinie der Europaischen Union endet die Pannonische Biogeographische Region an der Osterreichischen Staatsgrenze bzw uberschreitet diese nicht Das Pannonikum Osterreichs wird stattdessen der Kontinentalen Biogeographische Region hinzugerechnet Diese abwegige und naturlichen Gegebenheiten widersprechende Einstufung ruhrt daher dass diese Biogeographische Region beim EU Beitritt Osterreichs noch nicht existierte und seitdem keine Anpassung der Richtlinie erfolgte 1 Fur die Pannonische Florenprovinz in Osterreich sind vor allem folgende Habitate typisch Pannonische Flaumeichenwalder diese nehmen die warmsten und trockensten Hange ein und bilden eine Exklave der submediterranen Vegetationszone und der sudostlichen Steppenwaldzone Es handelt sich um niedrige und luckige Buschwalder die vermutlich infolge jahrhundertelanger extensiver Wiedernutzung entstanden sind Typische Arten sind neben der namensgebenden Flaum Eiche Quercus pubescens u a Liguster Ligustrum vulgare und Warzen Spindelstrauch Euonymus verrucosus sowie in der Krautschicht Purpur Rindszunge Buglossoides purpurocaerulea und Purpur Knabenkraut Orchis purpurea Waldsaume und Sekundarsteppen Saumgesellschaften bestehen vor allem aus Hochstauden die von den gunstigen Bedingungen am Saum der Boden ist tiefgrundig die Traufsituation besser als im Wald es steht mehr Licht zur Verfugung die Lage ist windgeschutzt und die landwirtschaftliche Nutzung eingeschrankt profitieren Typische Arten sind Diptam Dictamnus albus und Blut Storchschnabel Geranium sanguineum Die pannonische Wiesensteppe entstand auf ehemaligem Waldboden durch Schwendung und extensive Beweidung uber die Jahrhunderte Der Standort ist extrem arten und blutenreich typische Arten sind neben vielen anderen Fruhlings Adonis Adonis vernalis Purpur Konigskerze Verbascum phoeniceum und Osterreich Lein Linum austriacum Rasensteppe diese Volltrockenrasen bestehen auf flachgrundigen aber feinerdereichen Boden die keine Waldwuchs zulassen Teilweise handelt es sich um Primarsteppen andere sind durch Bodenerosion infolge jahrhundertelanger Beweidung entstanden und leiten zu den Substratsteppen uber denen sie in floristischer Hinsicht stark ahneln Typische Arten sind u a Gross Kuchenschelle Pulsatilla grandis Seiden Backenklee Dorycnium germanicum und Zypressen Wolfsmilch Euphorbia cyparissias Substratsteppen bestehen dort wo der Boden keine hohe Vegetation zulasst Felssteppen gibt es dort wo das Gestein bis knapp unter oder bis an die Oberflache reicht Die vertretenen Arten zeigen deutliche Xeromorphosen also Anpassungen an die Trockenheit durch Wachsuberzuge schmale oder gefaltete Laubblatter oder weissfilzige Behaarung Typische Vertreter sind u a Sand Fingerkraut Potentilla incana Osterreich Schwarzwurzel Scorzonera austriaca und Hainburger Feder Nelke Dianthus lumnitzeri Serpentinvegetation entsteht uber ultrabasischen Gesteinen die vermutlich durch die Aussonderung giftiger Schwermetalle das Pflanzenwachstum hemmen Ein entsprechendes Gebiet befindet sich im Dunkelsteiner Wald typische Arten sind Europa Pelzfarn Notholaena marantae und Serpentin Streifenfarn Asplenium cuneifolium Schottersteppen sind an manchen Voralpenflussen und im Steinfeld nordlich von Wiener Neustadt vorhanden Pflanzensoziologisch ahneln sie den Kalk Felssteppen und bieten u a den Lebensraum fur Sand Veilchen Viola rupestris und Liege Schneckenklee Medicago prostrata Losssteppen treten v a im Weinviertel auf und sind fur die im Gebiet sehr seltenen Arten welche sie beherbergen und ihren Verbreitungsschwerpunkt viel weiter ostlich besitzen bekannt Bemerkenswerte Stellen liegen bei Goggendorf und Oberschoderlee Europa Hornmelde Krascheninnikovia ceratoides bei Jetzelsdorf Halbstrauch Radmelde Bassia prostrata bei Ottenthal Tatorjan Meerkohl Crambe tataria und bei Stillfried an der March Kamm Quecke Agropyron pectiniforme Die Losssteppen sind wahrscheinlich Reste pleistozaner und postglazialer Kaltesteppen Pannonische Sandsteppen gehoren zu wegen der geringen Wasserhaltekapazitat zu den okologischen Extremstandorten die nur von entsprechenden Spezialisten besiedelt werden konnen Sie entstanden wahrend der letzten Eiszeit und Nacheiszeit durch Feinsedimentablagerungen die aus den Flussen insbesondere der Donau ausgeweht wurden und konnten spater durch den Bewuchs stabilisiert werden Durch Rodung und Uberweidung im Mittelalter entstanden im Marchfeld Wanderdunen welche erst durch Fohrenaufforstungen gezahmt werden konnten Heute existieren noch basische Sandflachen im Naturschutzgebiet Sandberge Oberweiden sowie sehr saure Sanddunen an der March Typische Arten sind Sand Strohblume Helichrysum arenarium und Fruhlings Sporgel Spergula morisonii Salzsteppen existieren im Burgenland im Seewinkel sowie in Niederosterreich bei Zwingendorf und bei Baumgarten an der March Sie entstanden durch das Vorhandensein salzreicher Bodenhorizonte und das sommerwarme Klima durch welches das Salz an die Oberflache stieg Fur die meisten Pflanzen sind die Salze giftig nur wenige benotigen es obligatorisch einige sind salztolerant dazu zahlen das Strand Milchkraut Glaux maritima sowie der Salzsteppen Wermut Artemisia santonicum Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pannonische Flora Album mit Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenManfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 120f 127 Luise Schratt Ehrendorfer Die Pflanzenwelt der Steppen Niederosterreichs Flora und Vegetation Standortsvielfalt und Gefahrdung In Heinz Wiesbauer Hrsg Die Steppe lebt Felssteppen und Trockenrasen in Niederosterreich St Polten 2008 ISBN 3 901542 28 0 Manfred A Fischer Ein Hauch Orient pannonische Vegetation und Flora In Natur im Herzen Mitteleuropas 2002 ISBN 3 85214 776 X Wolfgang Willner Pannonische Steppenrasen in Osterreich In Henryk Baumbach Stephan Pfutzenreuter Hrsg Steppenlebensraume Europas Gefahrdung Erhaltungsmassnahmen und Schutz Thuringer Ministerium fur Landwirtschaft Forsten Umwelt und Naturschutz TMLFUN Erfurt 2013 ISBN 978 3 00 044248 3 S 155 PDF 549 kB Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Wolfgang Willner Pannonische Steppenrasen in Osterreich In Henryk Baumbach Stephan Pfutzenreuter Hrsg Steppenlebensraume Europas Gefahrdung Erhaltungsmassnahmen und Schutz Thuringer Ministerium fur Landwirtschaft Forsten Umwelt und Naturschutz TMLFUN Erfurt 2013 ISBN 978 3 00 044248 3 S 155 PDF 549 kB Margret Bunzel Druke Joachim Druke Henning Vierhaus Der Einfluss von Grossherbivoren auf die Naturlandschaft Mitteleuropas In Heinz Wiesbauer Hrsg Die Steppe lebt Felssteppen und Trockenrasen in Niederosterreich St Polten 2008 S 64f ISBN 3 901542 28 0 Luise Schratt Rote Liste gefahrdeter Farn und Blutenpflanzen Niederosterreichs unveroffentlicht 1990 zitiert nach MA22 Biotopschutz in Wien Wien 2007 Manfred A Fischer Ein Hauch Orient pannonische Vegetation und Flora In Natur im Herzen Mitteleuropas 2002 ISBN 3 85214 776 X Marianne Klemun Manfred A Fischer Von der Seltenheit zur gefahrdeten Biodiversitat Aspekte zur Geschichte der Erforschung der Flora Osterreichs In Verein zur Erforschung der Flora Osterreichs Hrsg Neilreichia Band 1 2001 ISSN 1681 5947 zobodat at PDF 1 MB Manfred A Fischer Josef Fally Pflanzenfuhrer Burgenland Deutschkreutz 2006 ISBN 3 901573 09 7 S 18f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pannonische Florenprovinz amp oldid 235164893