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Der Waldsteppen Beifuss Artemisia pancicii auch Waldsteppen Wermut oder Pancic Beifuss genannt 1 ist eine ausserst seltene Pflanzenart aus der Familie der Korbblutler Asteraceae Das Epitheton der in der Pannonischen Florenprovinz endemisch auftretenden Art ehrt den serbischen Botaniker Josif Pancic Waldsteppen BeifussWaldsteppen Wermut Artemisia pancicii am Bisamberg bei WienSystematikFamilie Korbblutler Asteraceae Unterfamilie AsteroideaeTribus AnthemideaeUntertribus ArtemisiinaeGattung ArtemisiaArt Waldsteppen BeifussWissenschaftlicher NameArtemisia panciciiRonniger ex Danihelka amp Marhold Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 1 3 Chromosomenzahl 2 Vorkommen Gefahrdung und Schutzmassnahmen 3 Entdeckungsgeschichte 4 Taxonomie 5 Quellen 5 1 Literatur 5 2 Einzelnachweise 6 WeblinksBeschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten nbsp Sterile LaubblattrosettenDer Waldsteppen Beifuss wachst als ausdauernde und krautige Pflanze und besitzt lange kriechende auslauferartige Rhizome Die Ausbreitung erfolgt vorwiegend vegetativ Bluhtriebe werden relativ spat und in geringem Ausmass gebildet 2 3 Die nicht aromatisch riechende Pflanze ist graugrun gefarbt und wird im Winter mehr oder weniger schwarz Sie bildet zahlreiche unfruchtbare 5 bis 10 Zentimeter hohe Triebe mit meist drei bis funf Laubblattern aus Die blutentragenden Stangel erreichen Wuchshohen von 30 bis 90 selten 20 bis 95 Zentimeter Die wechselstandigen Laubblatter wachsen als lang gestielte Grundblatter kurzer gestielte mittlere Stangelblatter und fast sitzende und geohrte obere Stangelblatter Sie sind beidseitig filzig silbrig behaart und gegen den Herbst zu manchmal kahl Die Grundblatter besitzen rinnenformige Blattstiele mit 4 bis 11 selten 2 5 bis 16 Zentimetern Lange Ihre zweifach selten dreifach unpaarig fiederspaltige Blattspreiten sind 4 bis 10 selten 2 bis 13 Zentimeter lang und 3 5 bis 6 selten 2 3 bis 7 Zentimeter breit mit einem breit eiformigen breit elliptischen oder breit verkehrt eiformigen Umriss Die Fiederabschnitte sind meist etwa 2 Zentimeter lang mit einem schmal eiformigen bis schmal verkehrt eiformigen Umriss die Endabschnitte sind schmal verkehrt lanzettlich bis lanzettlich 4 bis 8 Millimeter lang und 0 8 bis 2 Millimeter breit und spitz bis zugespitzt Generative Merkmale Bearbeiten nbsp BlutenstandDie Blutezeit erstreckt sich von September bis Oktober 1 In vielen Jahren werden nur Blattrosetten gebildet und die Entwicklung von Blutenrispen bleibt aus Stressfaktoren wie Trocken oder Hitzeperioden fuhren zu einer vermehrten Blutenbildung im Folgejahr 4 In achsel und endstandigen schmalen einseitswendigen rispigen Blutenstanden mit einer Lange von 8 bis 38 selten bis 59 Zentimeter stehen mehr als zehn korbchenformige Teilblutenstande zusammen Die sitzenden Tragblatter sind kurz geohrt gezahnt oder ganzrandig Die kurz gestielten nickenden Korbchen sind kugelig bis breit glockenformig und messen etwa 3 Millimeter im Durchmesser Die Hullblatter sind breit eiformig und am oberen Ende stumpf mit einem breiten trockenhautigen Rand Sie sind anfangs dicht flaumig behaart und verkahlen spater Der abgeflachte Korbboden ist kahl In jedem Blutenkorbchen befinden sich aussen funf bis zehn weibliche und in der Mitte zehn bis funfzehn zwittrige Rohrenbluten die von aussen nach innen aufbluhen Die funf flaumig behaarten Kronblatter sind gelblich In den fruchtenden Korbchen werden ellipsoide seitlich etwas zusammengedruckte Achanen mit einer Lange von etwa 1 Millimeter gebildet von denen nur wenige lebensfahige Samen ausbilden 3 Chromosomenzahl Bearbeiten Der Waldsteppen Beifuss ist hexaploid mit einer Chromosomenzahl von 2n 54 Vorkommen Gefahrdung und Schutzmassnahmen Bearbeiten nbsp Fundort am BisambergDer Waldsteppen Beifuss ist in Randbereichen der Pannonischen Tiefebene beheimatet Dort besiedelt er zwei Teilareale im sudlichen Mahren in Tschechien und im Osten Osterreichs einerseits und in der serbischen autonomen Provinz Vojvodina andererseits In Osterreich tritt die Art in Niederosterreich am Bisamberg bei Wien am Hundsheimer Berg und am Spitzerberg und im Burgenland am Steinberg im Teichtal bei Neusiedl am See bei Nickelsdorf und bei Monchhof auf In Sudmahren gibt es nur wenige Fundorte einige Vorkommen sind bereits erloschen In Serbien tritt die Art an rund funf Stellen in der Deliblater Sandpuszta auf Die Vorkommen sind teilweise fraglich ein Vorkommen zwischen den Orten Grebenac und Susara konnte aber kurzlich bestatigt werden Die rund zehn Vorkommen befinden sich alle im pannonischen Gebiet und sind jeweils nur wenige hundert Quadratmeter gross Die Art wird in der Roten Liste Osterreichs als stark gefahrdet gefuhrt Mahren gilt sie als vom Aussterben bedroht 1 2 4 Er gilt als Bewohner von warmeliebenden Saumstandorten luckigen Waldsteppen sowie offenen Steppen Trockenrasen Er kann verschiedene Habitate besiedeln Vorkommen sind fur warmeliebende Eichenwalder Quercion pubescenti petraeae und Gebuschsaumgesellschaften Geranion sanguinei Trespen Halbtrockenrasen Bromion erecti und Rasensteppengesellschaften Festucion valesiacae belegt Eine massvolle Beweidung stellte keine Bedrohung dar Betritt und Frass regen sogar die Blattneubildung an eine Gefahrdung besteht vor allem durch Verbrachung durch hochwuchsige Graser und Stauden 2 3 4 Auf europaischer Ebene wurde der Waldsteppen Beifuss als europaische wildlebende Pflanze 1979 durch die Berner Konvention unter Schutz gestellt 5 Die Europaische Union fuhrt den Waldsteppen Beifuss in der FFH Richtlinie in Anhang II der Tier und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse fur deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden mussen Zusatzlich wurde diese Schutzmassnahme als prioritar zu behandelnd festgelegt 6 In Niederosterreich wurde das Europaschutzgebiet Bisamberg errichtet im Burgenland die Nickelsdorfer Haide 7 Am Bisamberg wurden 2009 im Zuge eines LIFE Naturschutzprojekts Auslauferstucke entnommen und im Botanischen Garten der Universitat Wien daraus Pflanzen herangezogen Diese wurden im Folgejahr an zwei Stellen ausgesetzt 4 Im Rahmen eines Artenschutzprojektes wurde unter anderem 2009 eine Ex situ Haltung im Sichtungsgarten Konigshof im Burgenland durchgefuhrt 3 Entdeckungsgeschichte BearbeitenEntdeckt wurde die Art im Jahre 1867 von Josif Pancic zwei Kilometer sudwestlich des Dorfes Susara in der Deliblater Sandpuszta Deliblatska pescara in der Vojvodina Die Lokalitat ein ausgedehntes Binnendunengebiet befindet sich wenig ostlich von Belgrad und nordlich der Donau und gehort heute zu Serbien damals lag sie auf dem Gebiet Osterreich Ungarns Da Pancic jedoch nur sterile Laubblatter vorfand war eine sichere Zuordnung zu einer Familie oder Gattung nicht moglich Der Versuch Pflanzen im Botanischen Garten in Belgrad zu kultivieren scheiterten ebenso wie Versuche die Pflanzen am Fundort zum Bluhen zu bringen Als 1874 der ungarische Botaniker Vincze von Borbas die Pflanze wiederfand bat er den dortigen Forster in zu verstandigen sobald sie zur Blute gelangen sollte Es sollte uber 20 Jahre dauern bis es soweit war Nachdem die Art zuvor in die Gattung Chrysanthemum gestellt und mit dem Artephitheton pancicii versehen worden war konnte anhand der bluhenden Exemplare die richtige Zuordnung zur Gattung Artemisia vorgenommen werden allerdings falschlich als Artemisia latifolia Das Vorkommen am Bisamberg wurde erst 1932 von Franz Berger entdeckt Die spate Entdeckung vor den Toren Wiens und am gut erforschten Bisamberg ist darauf zuruckzufuhren dass die Pflanze nur auf einem sehr kleinen Areal wachst und nicht jedes Jahr bluht Berger kontaktierte Karl Ronniger einen der fuhrenden Botaniker der damaligen Zeit der nach weiteren Fehlbestimmungen schliesslich die Verbindung zum Fundort in der Vojvodina herstellen und die Pflanze als eigene Art Artemisia pancicii einordnen konnte Die Gattung Artemisia umfasst im Deutschen Beifuss und Wermut aufgrund der grosseren Ahnlichkeit der Laubblatter empfiehlt sich die Standardbezeichnung Waldsteppen Wermut 4 Taxonomie BearbeitenDie lange Zeit mit Artemisia latifolia verwechselten Populationen wurden 1881 von Viktor Janka als eigenstandige Art erkannt und mit dem Namen Chrysanthemum pancicii 8 versehen Die lange Zeit als gultig angesehene Umkombination in Artemisia pancicii Janka Ronniger erfolgte 1938 durch Karl Ronniger 9 Erst 2003 fanden Jiri Danihelka und Karol Marhold heraus dass beide Namen wegen fehlender bzw unzureichender Diagnosen ungultig 10 sind und veroffentlichten den Namen Artemisia pancicii Ronniger ex Danihelka amp Marhold mit einer formal korrekten Erstbeschreibung 11 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten T G Tutin Artemisia In T G Tutin V H Heywood N A Burges D M Moore D H Valentine S M Walters D A Webb Hrsg Flora Europaea Volume 4 Plantaginaceae to Compositae and Rubiaceae Cambridge University Press Cambridge 1976 ISBN 0 521 08717 1 S 178 182 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gattung Artemisia L Schlussel zu und Beschreibung von Sektion Artemisia und Art Artemisia pancįcii aus dem unveranderten Nachdruck von 2010 ISBN 978 0 521 15369 0 Jiri Danihelka Karol Marhold Validation of the name Artemisia pancicii Asteraceae Notulae ad floram euro mediterraneam pertinentes No 9 In Willdenowia Band 33 Nr 2 2003 ISSN 0511 9618 S 251 254 bgbm org PDF 69 kB Franz Michael Grunweis Artemisia pancicii der Waldsteppen Wermut ein lange Zeit unentdeckte Raritat vor der Haustur In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 3 901542 34 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 S 923 a b c Bernhard Frank Frank Schumacher Thorsten Englisch Artensteckbrief Waldsteppen Beifuss Artemisia pancicii Ronniger ex Danihelka amp Marhold Hrsg Amt der NO Landesregierung Abt Naturschutz St Polten 2015 a b c d Jurgen Knickmann Der Waldsteppen Wermut Artemisia pancicii Aufbau eines Bestands fur Steppengarten und Artenschutzprojekte Ex situ Haltung am Sichtungsgarten Konigshof Hrsg Hohere Bundeslehr und Forschungsanstalt fur Gartenbau Schonbrunn in Wien Wien 2009 uber das Informationsnetzwerk Gartenbau hortigate online gestellt a b c d e Franz Michael Grunweis Artemisia pancicii der Waldsteppen Wermut ein lange Zeit unentdeckte Raritat vor der Haustur in Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer und Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 3 901542 34 5 Europarat Hrsg Berner Konvention Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats Anhang I Bern 19 September 1979 Online abgerufen am 3 Februar 2012 Status vom 1 Marz 2002 mit Artemisia pancicii Janka Ronn Richtlinie 92 43 EWG des Rates vom 21 Mai 1992 zur Erhaltung der naturlichen Lebensraume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen FFH Richtlinie in der konsolidierten Fassung vom 1 Januar 2007 Anhang I S 17 19 23 In ABl L 206 22 Juli 1992 S 36 Artemisia pancicii in Anhang II Bundeskanzleramt Hrsg Landesrecht Burgenland Gesamte Rechtsvorschrift fur Europaschutzgebiet Nickelsdorfer Haide Wien 2008 uber das Rechtsinformationssystem RIS online gestellt Schutzgegenstand Waldsteppen Beifuss Artemisia pancicii Janka Ronn Viktor Janka Correspondenz Szczawnica in Galizien am 14 August 1881 In Oesterreichische Botanische Zeitschrift Band 31 Nr 9 1881 S 303 304 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3Dhttp 3A 2F 2Fbiodiversitylibrary org 2Fpage 2F28850812 GB 3D IA 3D MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D Karl Ronniger in F Knoll F Kovarik Hrsg Samen Tauschliste 1938 Botanischer Garten der Universitat Wien Wien 1938 S 5 J McNeill F R Barrie H M Burdet V Demoulin D L Hawksworth K Marhold D H Nicolson J Prado A J Silverside J E Skog J Wiersema amp N J Turland Hrsg International Code of Botanical Nomenclature Vienna Code adopted by the Seventeenth International Botanical Congress Vienna Austria July 2005 In Regnum Vegetabile Band 146 2006 Artikel 32 online Jiri Danihelka Karol Marhold Validation of the name Artemisia pancicii Asteraceae Notulae ad floram euro mediterraneam pertinentes No 9 In Willdenowia Band 33 Nr 2 2003 ISSN 0511 9618 S 253 bgbm org PDF 69 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Artemisia pancicii Album mit Bildern Videos und Audiodateien Asteraceae Artemisia pancicii Waldsteppen Beifuss In Botanik im Bild Flora von Osterreich Liechtenstein und Sudtirol Das Naturhistorische Museum Wien 3 Dezember 2007 abgerufen am 2 Februar 2012 Wildpflanzen Osterreichs Bild Datenbank Artemisia pancicii Waldsteppen Beifuss In botanische spaziergaenge at Abgerufen am 2 Februar 2012 Bilder von Osterreichs Flora ein Forum mit Bildergalerie und Beschreibung Verbreitungskarte Euro Med Artemisia pancicii in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 1 Eingestellt von Bernhardt K G amp Dostalova A 2011 Abgerufen am 8 September 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldsteppen Beifuss amp oldid 207747484