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Der Bisamberg ist ein 358 Meter hoher Berg im Bezirk Korneuburg in Niederosterreich dessen sudliche Auslaufer bis in den 21 Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf namlich nach Stammersdorf und Strebersdorf reichen Er beherbergt die floristisch reichste Trockenlandschaft des Weinviertels und besitzt aus naturschutzfachlicher Sicht internationale Bedeutung 1 BisambergBlick vom Leopoldsberg uber die Donau auf den BisambergHohe 358 m u A Lage Niederosterreich OsterreichDominanz 4 7 km BuchbergSchartenhohe 140 m sudostlich StettenKoordinaten 48 19 15 N 16 21 47 O 48 3207592 16 363003 358 Koordinaten 48 19 15 N 16 21 47 OBisamberg Berg Wien Gestein Flysch Kahlenberg Formation Alter des Gesteins Campanium MaastrichtiumWasserbehalter Bisamberg im HintergrundVorlage Infobox Berg Wartung BILD1 Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Natur 3 Geschichte 4 Siehe auch 5 Galerie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDer Bisamberg liegt grossteils im Gemeindegebiet der gleichnamigen Gemeinde Bisamberg die am Nordwestfuss des Berges liegt Weiters haben die Marktgemeinden Langenzersdorf und Hagenbrunn sowie der Wiener Bezirk Floridsdorf Anteil am Bisamberg Nach Westen fallt der Berg steil zur Donau hin ab und bildet zusammen mit dem sudlich gelegenen Leopoldsberg die Wiener Pforte den Durchbruch der Donau zum Wiener Becken Geologisch ist der Bisamberg eine Fortsetzung der Flyschzone des Wienerwaldes ostlich der Donau die in diesem Abschnitt von Nordnordwest nach Sudsudost fliesst Natur BearbeitenWiewohl der Bisamberg geologisch den Alpen angehort liegt er biogeographisch zwischen dem vom Westen einstrahlenden atlantisch beeinflussten niederschlagsreicheren mitteleuropaischen und dem vom Osten einstrahlenden pannonischen Klima Die Flora ist der Pannonischen Florenprovinz Teil der sudsibirisch pontisch pannonischen Florenregion zuzurechnen und unterscheidet sich signifikant von der Flora des Wienerwaldes Typisch ist ein kleinraumig verzahntes Mosaik von Felssteppen Trockenrasen Halbtrockenrasen Saumgesellschaften Gebuschen Hainbuchen Eichen Mischwaldern und an trockeneren Stellen auch Flaumeichen Buschwaldern 1 2 Weiters dienen die lossbedeckten Hange seit Jahrhunderten dem Weinbau 3 Durch die jahrhundertelange Bewirtschaftung durch den Menschen wurde der Bisamberg und seine Fauna und Flora in der heutigen Auspragung geformt Anderungen in der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in den letzten rund hundert Jahren haben zu einer drastischen Abnahme der offenen Flachen Weidern Acker und zu einer ebenso drastischen Zunahme der Waldflachen gefuhrt 4 Aus dem Franziszeischen Kataster ist ersichtlich dass um 1820 der westliche Teil des Bisamberges zu 67 aus Grunflachen zu 21 aus Weingarten und nur zu 7 aus Wald und Ackerland bestand 1880 sank der Waldanteil auf 1 was dem enormen Holzbedarf der Stadt Wien sowie der Anlage von freien Schussfeldern vor den in Kriegszeiten angelegten Verteidigungsanlagen geschuldet war Ende des 19 Jahrhunderts wurde mit grossraumigen Aufforstungen begonnen die das uber Jahrhunderte geformte Landschaftsbild massiv veranderten Bis 1994 nahm der Waldanteil auf 67 zu wahrend der Anteil der artenreichen Trocken und Halbtrockenrasen auf 7 dezimiert wurde 5 Bei den Aufforstungen wurden im grosseren Umfang standortfremde Geholzarten wie Robinie Schwarz Fohre und Gotterbaum eingebracht Wahrend Robinien im Boden Stickstoff anreichern und zu einer Eutrophierung fuhren versauern die abgefallenen Nadeln der Schwarz Fohre den Boden Ein weiteres Problem ist der hohe Siedlungsdruck im Gebiet und der damit verbundene standige Verlust von offenen Flachen und die steigende Belastung durch Verkehrsabgase der Pendler 6 Der Bisamberg ist zu grossen Teilen als Natura 2000 und Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen einzelne Teile wie die Alten Schanzen zusatzlich als Naturdenkmal oder geschutztes Biotop 7 Ein 2006 gestartetes LIFE Naturschutzprojekt der EU in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehorden Wiens und Niederosterreichs hatte das Ziel die einzigartige Pflanzen und Tierwelt des Bisambergs zu erhalten Dies soll beispielsweise durch Pflege und Ausweitung der Trockenrasen und die Entfernung standortfremder Geholze wie Robinien und Schwarz Fohren geschehen 6 Zu den seltenen am Bisamberg vertretenen Pflanzenarten gehoren u a das Fruhlings Adonis die Bunt Schwertlilie der Diptam der Gelb Frauenschuh das Purpur Knabenkraut die Spinnen Hummel und Bienen Ragwurz und die Schwarz und die Gross Kuchenschelle 8 Daruber hinaus findet man hochgradige botanische Raritaten wie den Waldsteppen Wermut 9 den Pannonien Pippau 10 oder das Sommergrun Immergrun 11 welche in Osterreich und Ost Mitteleuropa sonst nur mehr an wenigen Stellen zu finden und an vielen Orten bereits ausgestorben sind Aus faunistischer Sicht gilt der Bisamberg ebenfalls als einzigartig 731 Schmetterlingsarten 393 Bienenarten und 347 Wanzenarten wurden beispielsweise erfasst und sollen hier die hohe Diversitat darstellen Am Bisamberg und in Stammersdorf treten rund 56 der in Osterreich vorkommenden Bienenspezies auf weshalb dieses Gebiet als das an Bienenarten reichste des Landes bezeichnet werden kann 12 Geschichte BearbeitenDer Bisamberg ist seit Jahrtausenden besiedelt Funde belegen den altesten Nachweis von Kupferverarbeitung in Osterreich Auf dem Bisamberg bestand auch eine keltische Siedlung Da man vom Bisamberg einen Blick bis zu den Kleinen Karpaten den Hainburger Bergen und zum Leithagebirge hat und die Prager und Brunnerstrasse zwei wichtige Einfallstrassen nach Wien kontrollieren kann spielte der Berg aus militarischer Sicht mehrmals eine wichtige Rolle In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts projektierte Erzherzog Maximilian Joseph von Osterreich Este die Errichtung eines Befestigungssystems um Wien Dieses sollte aus steinernen Turmen mit 35 Meter Durchmesser bestehen ahnlich den Anlagen der Turmbefestigung Linz Geplant waren 35 Turme auf der rechten und 22 auf der linken Donauseite Einige Turme sollten auf dem Bisamberg errichtet werden Errichtet wurde jedoch nur ein einziger heute nicht mehr bestehender Turm bei Rothneusiedl und das Projekt wurde nach dem Tod des Erzherzogs 1863 aufgegeben 13 Schon vor Beginn des Preussisch Osterreichischen Kriegs wurde am 11 April 1866 mit der Projektierung von Befestigungsanlagen rund um Wien begonnen Bei Kriegsausbruch waren die Arbeiten am Bruckenkopf Wien bereits voll im Gange Es wurden zwei Ringe errichtet ein ausserer Ring der sogenannte Gurtel bestehend aus 31 einzelnen Festungswerken sowie der innere Ring bestehend aus zwei durchgehenden Verteidigungslinien bei Floridsdorf und Stadlau Der Verteidigungsgurtel erstreckte sich von Langenzersdorf uber den Bisamberg Leopoldau Kagran Hirschstetten Aspern und die Lobau bis in die Freudenau Rund ein Dutzend der Werke wurde am oder in der unmittelbaren Nahe des Bisamberges errichtet siehe historische Landkarte Dazu wurde im Zentralbereich der Schanzen der Oberboden abgetragen sowie um die Anlagen Graben ausgehoben Das anfallende Material wurde dazu verwendet um Walle aufzuschutten Einige Werke wurden mit optischen Telegrafenstationen ausgestattet und das notige Trink und Waschwasser musste mit Pferdefuhrwerken auf den trockenen Berg gekarrt werden Ein Werk war mit bis zu acht Batteriegeschutzen zwischen 4 und 10 Feldgeschutzen und 50 bis 300 Soldaten armiert Es kam nur zu minimalen Feindkontakten mit preussischen Aufklarungseinheiten da ein Waffenstillstand geschlossen wurde und die preussischen Truppen am Russbach zum Stehen kamen Am 27 Juli begann man damit den Bruckenkopf abzubauen 13 14 Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die bereits in die Jahre gekommenen ehemaligen Schanzen reaktiviert und sollten als Teil des Wiener Bruckenkopfes die Stadt vor einem moglichen russischen Angriff schutzen Nachdem die russischen Truppen in den Karpaten aufgehalten werden konnten wurden die Verteidigungsanlagen auch diesmal nicht eingesetzt 6 Heute sind noch die ehemaligen Festungswerke III bei der Gamshohe bis VI am Waldrand in der Nahe des Zigeunerbrundls sowie X bis XIII im Gelande sichtbar Die letzteren vier Alten Schanzen liegen am freien Feld sind aber aufgrund ihrer Topographie wirtschaftlich nicht nutzbar und beherbergen unberuhrte Rasen und Wiesensteppen und stehen teilweise unter Naturschutz Im Herrenholz einem Waldstuck am Osthang befand sich im Zweiten Weltkrieg ein Ausbesserungswerk fur Flugzeugmotoren Austro Fiat Flugmotoren Ges m b H spater umbenannt in Wiener Flugmotoren Reparaturwerk das durch Luftangriffe zerstort wurde Nur die Luftschutzbunker und ein Loschwasserbecken blieben weitgehend erhalten und wurden erst 2002 beseitigt Am 11 Juni 1899 wurde im Gedenken an die 1898 ermordete Kaiserin Elisabeth auf der hochsten Erhebung des Bisamberges heute Elisabethhohe genannt die Elisabethsaule eingeweiht 15 Von 1933 bis 2010 befand sich unterhalb des Falkenbergs einem Vorgipfel des Bisambergs 320 Meter hoch eine Mittelwellensendeanlage der Sender Bisamberg Lange Zeit waren deren Masten auf Wiener Gemeindegebiet die hochsten Bauwerke Osterreichs Am Fuss des Bisambergs nordostlich von Stammersdorf befindet sich der Wasserbehalter Bisamberg mit 60 000 m Fassungsvermogen der Wiener Wasserwerke Siehe auch BearbeitenAlte Schanzen Stammersdorf Galerie Bearbeiten nbsp Der Bisamberg und seine Umgebung um 1873 mit den alten Schanzen aus der Zeit um 1866 Aufnahmeblatt der Landesaufnahme nbsp Im Donautal im Suden des Bisamberges liegen Langenzersdorf und weiter sudlich ab Strebersdorf die Randgemeinden von Wien nbsp Der Waldsteppen Wermut wachst in einem kleinen Bereich am Bisamberg und sonst nur an einer Handvoll weiterer Fundorte in der pannonischen Florenprovinz nbsp Der Pannonien Pippau hat sein Hauptverbreitungsareal viel weiter im Osten und tritt in Osterreich nur am Bisamberg und am einige Kilometer entfernten Kronawettberg auf nbsp Das Sommergrun Immergrun ist ein submediterran pontisch pannonisches Florenelement das in Osterreich sehr selten auftritt nbsp Die Zwerg Schwertlilie die am Bisamberg vor allem am Westabhang wachst bietet Bestaubern keinen Nektar enttauscht fliegen diese zu einer andersfarbigen Pflanze nbsp und landen auf einem Individuum derselben Art wo sie wieder keinen Nektar erhalten sogenannte Tauschblume nbsp Die Bluten der Hummel Ragwurz imitieren eine weibliche Langhornbiene und locken so mannliche Langhornbienen an welche unfreiwillig die Bestaubung der Ragwurz ubernehmen nbsp Die Elisabethsaule auf dem Bisamberg in Niederosterreich Im Hintergrund zu sehen ist Klosterneuburg am rechten Donauufer nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Die Abdeckung des Wasserbehalters und seine Einbettung in die UmgebungLiteratur BearbeitenHeinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bisamberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Bisamberg im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon http www hcrs at BSBG HTM Sendeanlage am Bisamberg Geschichte Technisches und Bilder Eintrag uber den Bisamberg auf der Webseite Vienna TripsEinzelnachweise Bearbeiten a b Wolfgang Holzner et al Osterreichischer Trockenrasenkatalog Steppen Heiden Trockenwiesen Magerwiesen Bestand Gefahrdung Moglichkeiten ihrer Erhaltung In Grune Reihe des Bundesministeriums fur Gesundheit und Umweltschutz Band 6 Wien 1986 ISBN 3 900 649 065 Objekt OK 41 20 Erich Hubl Rudolf Maier Vegetation und Flora des Bisambergs In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Die Heurigen am Bisamberg sind beliebte Ausflugsziele Memento des Originals vom 14 Februar 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wien gv at Rudolf Maier Landschaft unter Siedlungsdruck Bisamberg quo vadis In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Heinz Wiesbauer Managementmassnahmen im Rahmen des LIFE Natur Projekts In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 a b c Rudolf Maier Der Bisamberg Naturinsel am Rande einer Millionenstadt Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive PDF 1 23 MB In D Amerding Hrsg Natural Heritage Heimische Orchideen in Osterreich und Deutschland 1 Fachtagung in Osterreich uber heimische Orchideen Ausgewahlte Vortrage Osterr Orchideenschutz Netzwerk 2009 http www wien gv at umweltgut public Wien Umweltgut Karte E Vitek A Ch Mrkvicka W Adler E Horak W Fleck B Haslehner Wiens Pflanzenwelt Wien 2004 ISBN 3 902421 04 5 Franz Michael Grunweis Artemisia pancicii der Waldsteppen Wermut ein lange Zeit unentdeckte Raritat vor der Haustur In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Manfred A Fischer Der Pannonien Pippau die zweitgrosste botanische Kostbarkeit des Bisambergs In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Manfred A Fischer Vinca herbacea das Immergrun das weder immergrun noch immer grun ist In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 Heinz Zettel Heinz Wiesbauer Wildbienen Apidae sowie die Einleitung In Heinz Wiesbauer Herbert Zettel Manfred A Fischer Rudolf Maier Hrsg Der Bisamberg und die Alten Schanzen Vielfalt am Rande der Grossstadt Wien St Polten 2011 ISBN 978 3 901542 34 3 a b Erich Hillbrand Die Befestigungen des Bisambergs in den letzten 100 Jahren Teil 1 In Erich Gusel Red Rund um den Bisamberg Ein Heimatbuch Band 2 Lang Enzersdorf 1961 Preussisch osterreichischer Krieg In Raimund Hinkel Kurt Landsmann Floridsdorf von A Z Der 21 Bezirk in 1 000 Stichworten Wien 1997 ISBN 3 85447 724 4 Ein Kaiserin Elisabeth Monument auf dem Bisamberge In Das Vaterland Abendblatt 12 Juni 1899 S 3 oben Mitte online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bisamberg Berg amp oldid 234672820