www.wikidata.de-de.nina.az
Der Blaue Berg sudostlich von Oberschoderlee im Bezirk Mistelbach in Niederosterreich beherbergt einen sudwestexponierten Losstrockenrasen mit bemerkenswerter pannonischer Trockenvegetation von nationaler Bedeutung 1 Auf diesem Trockenrasen befindet sich eines der einzigen zwei Vorkommen der Europa Hornmelde Krascheninnikovia ceratoides in Osterreich Die steil abfallende Gelandestufe des Blauen Berges mit dem Vorkommen der Europa Hornmelde Inhaltsverzeichnis 1 Geographie und Geologie 2 Flora und Fauna 3 Gefahrdung und Schutz 4 Bilder 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeographie und Geologie BearbeitenBeim Blauen Berg handelt es sich um einen etwa in Richtung Nord Sud verlaufenden am hochsten Punkt 284 m u A messenden Gelandezug Ostlich fallt das Gelande flach ab und weist wie fur das Weinviertel typisch eine intensive Ackerbaunutzung auf Nach Westen bzw Sudwesten bricht der Berg abrupt und mit uber 60 Neigung in Form einer Lossboschung ab Am Fusse dieser Boschung befindet sich ein Tal das sich vom Dorf Oberschoderlee nach Sudosten gegen den Haslerberg erstreckt und in dem der Giessbach entspringt der wenig weiter nordlich in die Pulkau mundet 2 3 Das Gebiet um Oberschoderlee gehort aus geologischer Sicht zur Laa Formation aus dem Karpatium 4 Am Blauen Berg entstand wahrend der letzten Eiszeit durch Bodenfliessen ein mit Loss bedeckter Steilhang Die windexponierte Position liess den Loss vielfach offen zutage treten und verhinderte zusammen mit der steilen Hanglage eine geschlossene Vegetationsdecke und fuhrt zur Entstehung einer Substratsteppe Dies erlaubte es nur Trockenheitsspezialisten den Ort dauerhaft zu besiedeln 5 Flora und Fauna BearbeitenDie grosste botanische Raritat des Blauen Berges ist die Europa Hornmelde eine Art aus der Familie der Fuchsschwanzgewachse die vor allem auf der Hangoberkante und auch teilweise auf den offenen Teilen der Boschung auftritt Die Hornmelde ist ein kraftiger aufgrund dicht stehender Sternhaare graufilzig erscheinender aufrecht wachsender und meist 50 bis 100 Zentimeter hoher Halbstrauch mit unscheinbaren grunlichen Bluten Die Bluhzeit ist von August bis September Das heutige Hauptverbreitungsgebiet der Art liegt in den kalten Gebirgssteppen Zentral und Ostasiens Wahrend und unmittelbar nach der letzten Eiszeit befanden sich auch in Mitteleuropa ausgedehnte Kaltesteppen und somit geeignete Habitate fur die Hornmelde Man geht davon aus dass sich die Art dadurch bis an den Rand der vergletscherten Teile der Alpen ausbreiten konnte Nach dem Ansteigen der Temperaturen wurde sie wieder von anspruchsvolleren Arten verdrangt und konnte sich nur an wenigen extremen Trockenstandorten wie dem Blauen Berg behaupten Ein endgultiger Beweis dass es sich bei der Hornmelde um ein eiszeitliches Kaltesteppenrelikt handelt steht allerdings noch aus Wahrend Gustav Wendelberger 1971 die Hornmelde als eines der altesten Relikte des pannonischen Raumes bezeichnete hielt sie 1890 Gunther Beck aufgrund der ruderalen Standorte fur wohl nur aus dem Oriente eingeschleppt In Osterreich sind heute Vorkommen der Hornmelde nur mehr am Blauen Berg sowie bei Goggendorf bekannt und die Art gilt als stark gefahrdet 2 5 6 Neben der Hornmelde sind als stark gefahrdete Arten der Loss Lowenzahn Taraxacum serotinum und die Spatzenzunge Thymelaea passerina zu nennen Als gefahrdete Arten die am Blauen Berg auftreten sind Sommer Adonis Adonis aestivalis Essig Rose Rosa gallica Osterreich Tragant Astragalus austriacus Kletten Igelsame Lappula squarrosa Langstachel Haftdolde Caucalis platycarpos subsp platycarpos Pannonische Echt Schafgarbe Achillea pannonica und Wallis Schwingel Festuca valesiaca zu erwahnen Pflanzensoziologisch wurde der Losshang zum Salvio nemorosae Festucetum rupicolae bzw zum Astragalo exscapi Crambetum tatariae gestellt also zu den kontinentalen Trockenrasen Ausgehend vom Hangfuss wurde der Trockenrasen nach Aufgabe der klassischen Landnutzung bzw Beweidung im 20 Jahrhundert allmahlich von Robinien besiedelt und teilweise zerstort 2 6 Aus faunistischer Sicht konnten am Blauen Berg 27 Tagfalterarten von denen 8 auf der Roten Liste Osterreichs stehen 23 Heuschreckenarten von denen 7 auf der Roten Liste Osterreichs stehen die Europaische Gottesanbeterin und 39 Vogelarten darunter der Bienenfresser und der Uhu nachgewiesen werden 2 Gefahrdung und Schutz BearbeitenDas Vorkommen der Hornmelde am Blauen Berg wurde von Pfarrer Ripper aus Stronsdorf entdeckt und im Jahr 1906 vom Wiener Lehrer Teyber herbarisiert und dokumentiert 2 7 Im osterreichischen Trockenrasenkatalog wurde der Blaue Berg als national bedeutend eingestuft allerdings eine Zerstorung durch eine Besiedlung durch Robinien prophezeit 1 Am 19 Oktober 1987 wurde ein Teilbereich am Gipfel des Blauen Berges zum Naturdenkmal erklart dessen expliziter Zweck die Erhaltung des Hornmeldevorkommens ist Allerdings blieb das Vorkommen aufgrund fehlender Pflegemassnahmen weiterhin gefahrdet und es drangen Robinien zum Teil bis an die Hangoberkante vor Die Robinie lagert wie alle Schmetterlingsblutler im Boden Stickstoff an dungt diesen dadurch und macht ihn fur Allerweltsarten besiedelbar welche die seltenen spezialisierten Arten in Folge verdrangen Allerdings sind die steileren Gelandeabschnitte starken Erosionskraften ausgesetzt die eine Besiedlung durch andere Geholze ausser der Hornmelde verhindern Auf dem Hang vordringende Individuen der Robinie und Feld Ulme zeigen ausserdem deutliche Schadigungen durch Trockenheit Neben der Hornmelde scheinen an den extremsten Stellen nur Annuelle und krautige Trockenrasen Arten gedeihen zu konnen Eine Gefahrdung der Hornmelde durch vordringende Robinien besteht daher nur in den unteren Bereichen des Abhangs Eine Gefahrdung durch diffuse Nahrstoffeintrage oder Pestizide aus den unmittelbar angrenzenden landwirtschaftlichen Flachen oder aus der Luft ist bisher nicht nachweisbar Der Losstrockenrasen am Blauen Berg ist hier gegenuber vergleichbaren Biotopen im Weinviertel besser gestellt da er am hochsten Punkt des Berges liegt und sich keine landwirtschaftlichen Flachen hangaufwarts befinden aus denen die schadlichen Substanzen herunterrinnen konnten 2 Um das Jahr 2006 fuhrte der Naturschutzbund Niederosterreich ein Projekt zur Verbesserung der Naturschutzsituation am Blauen Berg durch Es galt die Vorkommen der Hornmelde zu sichern den Losstrockenrasen langfristig zu erhalten und zu fordern und in der lokalen Bevolkerung das Bewusstsein fur die vor der Hausture liegenden Naturschatze zu entwickeln Als konkrete Massnahmen wurden u a die Vorkommen der Hornmelde kartographisch erfasst eine floristische und faunistische Uberblickserhebung durchgefuhrt Pflegemassnahmen wie das Entfernen von Robinen geplant und durchgefuhrt und Kommunikationsarbeit geleistet Das Zuruckdrangen der Robinien wurde bereits in der Erklarung zum Naturdenkmal als besondere Schutzmassnahme verfugt jedoch bis zum Start des Schutzprojekts nicht verwirklicht Eine im Projektendbericht vorgeschlagene Einrichtung einer Pufferzone zu den landwirtschaftlichen Flachen wurde bisher nicht umgesetzt 2 Bilder Bearbeiten nbsp Der Blaue Berg von Suden aus gesehen nbsp Der Bergfuss ist mit Robinien bestockt die sich in den Losstrockenrasen hineinfressen Im Vordergrund Hornmelde nbsp Blick vom steilen Losstrockenrasen Richtung Sudosten nbsp Blick Richtung Nordwesten auf den Ort Oberschoderlee nbsp Die Hangoberkante mit dem Vorkommen der Hornmelde rechts vom Weg eine landwirtschaftliche Monokultur nbsp Bluhende Europa Hornmelde Krascheninnikovia ceratoides in Osterreich stark gefahrdet 8 nbsp Blutenstand der Hornmelde mit einem Kanker nbsp Hornmelde erkennbar ist die starke Behaarung nbsp Loss Lowenzahn Taraxacum serotinum in Osterreich stark gefahrdet 8 nbsp Spatzenzunge Thymelaea passerina in Osterreich stark gefahrdet 8 nbsp Langstachel Haftdolde Caucalis platycarpos subsp platycarpos in Osterreich gefahrdet 8 nbsp Kletten Igelsame Lappula squarrosa in Osterreich gefahrdet 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons NO Naturdenkmal MI 080 Hornmelde Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Wolfgang Holzner et al Osterreichischer Trockenrasenkatalog Steppen Heiden Trockenwiesen Magerwiesen Bestand Gefahrdung Moglichkeiten ihrer Erhaltung In Grune Reihe des Bundesministeriums fur Gesundheit und Umweltschutz Band 6 Wien 1986 ISBN 3 900 649 065 Objekt OK 24 6 a b c d e f g Margit Gross Koordination Schutz der Hornmelde in Oberschoderlee Marktgemeinde Stronsdorf Memento vom 16 Marz 2014 im Internet Archive PDF 4 74 MB Endbericht Ein Projekt des Naturschutzbund NO und der Marktgemeinde Stronsdorf Wien Janner 2008 Bundesamt fur Eich und Vermessungswesen Osterreichische Karte 1 50 000 Blatt 5307 Haugsdorf Stand 2002 Geologische Bundesanstalt Hrsg Geologische Karte von Niederosterreich 1 200 000 Niederosterreich Nord Wien 2002 a b Heinz Wiesbauer Hrsg Die Pflanzenwelt der Steppen Niederosterreichs Memento vom 19 Februar 2014 im Internet Archive PDF 776 kB In Die Steppe lebt Felssteppen und Trockenrasen in Niederosterreich St Polten 2008 ISBN 3 901542 28 0 S 63 69 a b Manfred A Fischer Relikte der eiszeitlichen bis fruhnacheiszeitlichen Lossvegetation in Heinz Wiesbauer und Herbert Zettel Hohlwege und Lossterrassen in Niederosterreich Wien 2014 ISBN 3 901542 42 6 Gustav Wendelberger Aus den Anfangen des Naturschutzes in Niederosterreich Die fruhen Pachtgebiete der Zoologisch Botanischen Gesellschaft Ein Ruckblick im Europaischen Naturschutzjahr 1970 in Verhandlung der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien Bd 110 111 1971 1972 S 133 1 PDF 1 24 MB a b c d e Manfred A Fischer Karl Oswald Wolfgang Adler Exkursionsflora fur Osterreich Liechtenstein und Sudtirol 3 verbesserte Auflage Land Oberosterreich Biologiezentrum der Oberosterreichischen Landesmuseen Linz 2008 ISBN 978 3 85474 187 9 48 644805555556 16 345027777778 Koordinaten 48 38 41 3 N 16 20 42 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blauer Berg Oberschoderlee amp oldid 238902397