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Dagobert I um 608 oder 610 19 Januar 639 1 in Epinay sur Seine war seit 623 Unterkonig in Austrasien und seit 629 Konig der Franken Dagobert war Sohn von Konig Chlothar II und gilt traditionell als der letzte bedeutende Herrscher aus dem Geschlecht der Merowinger Grab von Dagobert I in der Kathedrale von Saint DenisDagobert Thron Faltsitz im 12 Jahrhundert mit Rucken und Seitenlehnen versehen Eisen und Bronze Cabinet des medailles Bibliotheque Nationale de France Richelieu ParisGoldmunze mit dem Bild Dagoberts I Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehen und Nachkommen 3 Nachfolge und posthume Lebensbeschreibung 4 Lex Ripuaria 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenLeben BearbeitenNur wenige Quellen wie die Fredegarchronik berichten uber die Regierungszeit Dagoberts die in der Forschung in der Regel positiv bewertet wird 2 Allerdings erlaubt die dunne und teils recht tendenziose Quellenlage nicht den Konig als Person genau zu erfassen zumal es nicht immer moglich ist ihm zugeschriebene Handlungen konkret auf Dagoberts Politik zuruckzufuhren 3 Dagobert wurde 623 von seinem Vater Chlothar als Unterherrscher in Austrasien eingesetzt Einige Territorien waren von diesem neuen Unterkonigreich abgetrennt worden doch setzte er 625 26 eine Vergrosserung seines Herrschaftsbereiches durch 629 wurde Dagobert Konig des Gesamtreichs 632 starb nach dem Tod seines Halbbruders Charibert II auch dessen Sohn Chilperich angeblich war Dagobert am Tod Chilperichs beteiligt doch ist dies nicht gesichert Dagobert hatte dadurch nun Burgund und Aquitanien unter seiner Herrschaft Er war der machtigste der merowingischen Konige und der meistrespektierte westliche Herrscher seiner Zeit Die merowingischen Herrscher vor Dagobert hatten zuletzt viel von ihrer Macht eingebusst Dagobert gelang es noch einmal diesen Prozess fur einige Jahre umzukehren Als Gesamtherrscher machte er Paris zu seiner Residenz die Verwaltung orientierte sich noch immer teils am spatantiken romischen Verwaltungsmuster Seine Berater waren zunachst der Hausmeier Pippin der Altere der Stammvater der Pippiniden und der Bischof Arnulf von Metz die beide Stammvater der Karolinger waren Arnulf zog sich jedoch 629 zuruck Den Einfluss seines Hausmeiers Pippin reduzierte Dagobert nachdem er die Herrschaft im Gesamtreich angetreten hatte Den neustrischen Hausmeier Gundoland hatte Dagobert bereits 629 politisch weitgehend entmachtet und stattdessen Aegas gefordert Wahrend die Fredegarchronik Dagoberts Konigszeit in Austrasien positiv bewertete werden ihm in der Chronik fur die Zeit nach 629 schwere Vorwurfe gemacht Dagobert habe sich ganz der Fleischeslust luxuria hingegeben und sich an der Kirche bereichert 4 Kern dieser Kritik ist anscheinend die energische Innenpolitik Dagoberts der neue Steuerquellen erschloss und dabei die reiche und einflussreiche Kirche nicht ausnahm Im Adel formierte sich wohl teils ebenfalls Widerstand gegen Dagobert doch scheint der Konig alles in allem innenpolitisch erfolgreich und vor allem selbststandig agiert zu haben Der sehr religiose Dagobert war fur den Bau der Basilika Saint Denis beim Benediktinerkloster nordlich von Paris verantwortlich wo noch lange nach seinem Tod das gute Andenken des Konigs gepflegt wurde Wirtschaftlich waren die Verhaltnisse stabil es sind mehrere neue Goldmunzen erhalten die in der Zeit Dagoberts gepragt wurden vor allem aus der Munzstatte in Limoges Auch aussenpolitisch war Dagobert durchaus erfolgreich Der ostromische Kaiser Herakleios hatte Kontakt zu ihm aufgenommen und wohl auf ostromische Initiative hin kam es auch im Merowingerreich zu Zwangstaufen von Juden Zudem schickte ihm Herakleios um 630 eine kostbare Kreuzreliquie sie wurde nach 1789 zerstort Im Sudwesten gelang Dagobert 636 37 ein erfolgreicher Feldzug gegen die Basken auch Judicael der Konig der Bretonen unterwarf sich 5 Andererseits musste Dagobert auch Niederlagen einstecken wie gegen die Slawen Der Feldzug gegen deren Herrscher Samo scheiterte 631 6 Die Lage an der Grenze zu den Slawen blieb angespannt doch Dagobert sicherte den Grenzraum durch Abkommen mit den Sachsen und den Thuringern 7 Der Fehlschlag gegen Samo sorgte wohl dafur dass er bei Teilen des frankischen Adels in die Kritik geriet Dagobert setzte 633 seinen Sohn Sigibert III damals noch ein Kleinkind als Unterkonig in Austrasien ein Allerdings ist unklar ob diese Einsetzung als Schwache Dagoberts gegenuber dem Adel zu interpretieren ist da die entsprechende Hauptquelle die Fredegarchronik generell dazu neigt Dagoberts Autoritat als Konig abzuschwachen 8 634 erklarte Dagobert sich bereit eine Nachfolgeregelung fur den Todesfall zu treffen Demnach sollte das Reich unter seinen Sohnen geteilt werden Der Plan sollte auch den Bedenken des neustrischen Adels gegen eine Bevormundung aus Austrasien Rechnung tragen Dagobert scheint an der Christianisierungspolitik verschiedener Missionare in den Randbereichen des Reiches recht interessiert gewesen zu sein die indirekt auch den frankischen Einflussbereich vergrosserte 9 Ehen und Nachkommen BearbeitenDagobert I heiratete viermal Im Jahre 625 schloss er die Ehe mit Gomatrud einer Schwester der Sigihild der dritten Ehefrau seines Vaters 629 trennte er sich von ihr da die Ehe kinderlos geblieben war und heiratete die Sachsin Nantechild die ihn uberlebte und nach seinem Tod die Regentschaft fur ihren unmundigen Sohn ubernahm Als weitere Ehefrauen werden Wulfegundis und Berchildis genannt der letzteren gehorte wohl ein Ring mit der Aufschrift Berteildis regina Wann diese Ehen geschlossen wurden und wie lange sie bestanden ist unbekannt Von Nantechild hatte er sein einziges eheliches Kind den spateren Konig Chlodwig II 634 657 Mit Ragnetrud der Nichte Nantechildes hatte er vier Jahre zuvor ausserehelich einen weiteren Sohn den spateren Konig Sigibert III 630 656 Nachfolge und posthume Lebensbeschreibung BearbeitenNach Dagoberts Tod wurde das Konigreich zwischen seinen beiden Sohnen aufgeteilt Sigibert III erhielt Austrasien mit Residenz Metz der jungere Chlodwig II Neustrien und Frankoburgund mit Residenz Paris Das dezentralisierte Gebiet verfiel dann aufgrund einer Reihe schwacher und inkompetenter Herrscher Wahrenddessen konnten Adelsfamilien immer mehr Macht gewinnen und die Kontrolle uber das Land ubernehmen Die bedeutendste dieser Familien waren die Karolinger Versuche einiger Konige im spaten 7 Jahrhundert wieder die tatsachliche Herrschaft zu ubernehmen scheiterten Dagobert war der erste frankische Konig der in der koniglichen Grablege von St Denis begraben wurde Dort entstand zweihundert Jahre spater wahrscheinlich von der Hand Abt Hilduins die verklarende Lebensbeschreibung Gesta Dagoberti Bei der Plunderung der Konigsgraber von Saint Denis wahrend der Franzosischen Revolution wurde sein Grab am 19 Oktober 1793 geoffnet und geplundert seine Uberreste wurden in einem Massengrab ausserhalb der Kirche beerdigt In den Volkssagen wird Dagobert I als der gute Konig Dagobert beschrieben Das gleichnamige Spott Lied Le bon roi Dagobert stammt wahrscheinlich erst aus der Zeit der franzosischen Revolution Mit Dagobert I ist auch die Sage um Notburga von Hochhausen verknupft Auf seinen Namen bezogen sich im Hochmittelalter verschiedene Uberlieferungen besonders wenn versucht wurde ein besonders altes Herkommen zu beanspruchen z B Dagobertsche Schenkung in Soest Lex Ripuaria BearbeitenDie wahrscheinlich wahrend der Herrschaft von Dagobert I in Austrasien erschienene Gesetzessammlung Lex Ripuaria fasste mundlich uberliefertes Recht der Rheinfranken zusammen in der neueren Forschung ist die Datierung allerdings umstritten 10 Die 89 Kapitel insbesondere die des zweiten Teiles von drei waren von der Lex Salica stark beeinflusst die der Merowinger Chlodwig I zwischen 507 und 511 als Gesetzbuch der Salischen Franken herausgegeben hatte Literatur BearbeitenMaurice Bouvier Ajam Dagobert Tallandier Paris 1980 ISBN 2 235 00821 6 Hans Hubert Anton Dagobert I In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 5 Walter de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 177 f Peter Classen Dagobert I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 474 f Digitalisat Eugen Ewig Die Merowinger und das Frankenreich Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 392 4 erganzte Auflage Kohlhammer Stuttgart u a 2001 ISBN 3 17 017044 9 Patrick J Geary Die Merowinger Europa vor Karl dem Grossen Beck sche Reihe 1507 Aktualisierte Neuausgabe Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 49426 9 Sebastian Scholz Die Merowinger Kohlhammer Stuttgart 2015 ISBN 978 3 17 022507 7 S 204ff Christoph Wehrli Mittelalterliche Ueberlieferungen von Dagobert I Geist und Werk der Zeiten Nr 62 Lang Bern u a 1982 ISBN 3 261 04914 6 Zugleich Zurich Universitat Dissertation Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dagobert I Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Zur Datierung siehe Margarete Weidemann Zur Chronologie der Merowinger im 7 und 8 Jahrhundert In Francia Bd 25 Nr 1 1998 S 177 230 hier S 179 f Vgl etwa Patrick J Geary Die Merowinger Munchen 2003 S 154ff Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 213f Fredegar IV 60 Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 212 Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 209f Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 210f Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 211 Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 213 Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 214f VorgangerAmtNachfolgerChlothar II Mitkonige im Sonderreich Aquitanien bis etwa 632 Charibert II Chilperich von AquitanienKonig der Franken von 629 bis 639Sigibert III in Austrasien Chlodwig II in Neustrien und BurgundNormdaten Person GND 118523287 lobid OGND AKS LCCN n82119332 VIAF 79038721 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dagobert I KURZBESCHREIBUNG merowingischer Konig des Frankenreichs 629 639 GEBURTSDATUM um 609STERBEDATUM 19 Januar 639STERBEORT Epinay sur Seine Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dagobert I amp oldid 236358642