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Die Breonen Breunen oder Breuni waren ein antiker Stamm auf dem Gebiet des heutigen Tirol Die Breonen werden in verschiedenen antiken Texten erwahnt haufig in engem Zusammenhang mit den Genaunen In alterer Literatur wurden sie gerne den Kelten zugeordnet was aber nicht mit archaologischen Befunden zusammenpasst Plausibler erscheint eine Zugehorigkeit zu den Ratern es gibt jedoch auch abweichende Theorien Im Verlauf der Antike wurden die Breonen nach und nach romanisiert Breuni in der romischen Provinz Raetia gelb Die Breuni unter den Stammen in den neuen romischen Provinzen 14 n Chr Man lokalisiert sie im zentralen Tirol also im mittleren Inntal im vorderen Stubai und im Wipptal nordlich und sudlich des Brenners dessen Namensursprung aber nichts mit ihnen zu tun hat 1 Sie gehoren zu den Stammen die Drusus ein Stiefsohn des Kaisers Augustus bei seinem Eroberungszug 15 v Chr bezwang Sie finden sich daher auch in der Liste der Stamme erwahnt die Augustus auf der Inschrift am Tropaeum Alpium in La Turbie oberhalb von Monaco zum Gedenken an diesen Alpenfeldzug anfertigen liess 2 Horaz erwahnt sie in einer den Feldzug feiernden Ode Carm 4 14 9ff woraus man auf ihren herausragenden Widerstand schliessen konnte milite nam tuo Drusus Genaunos inplacidum genus Breunosque velocis et arcis Alpibus inpositas tremendis deiecit Denn mit deinem Heer warf Drusus die Genaunen ein friedloses Volk und die schnellen Breunen sowie die auf den furchterlichen Alpenhohen liegenden Burgen nieder 3 Nach der Eroberung Italiens durch die Ostgoten wurden die schon zuvor wehrpflichtigen Grenztruppen der Breonen nordlich des Brenners zu einheimischen Foederaten des Ostgotenreiches 4 Spater verbundeten sie sich mit den Bajuwaren gegen eindringende Langobarden und Slawenstamme 5 Die Bajuwaren losten in frankischem Auftrag 540 die Breonen als Wachter der Alpenpasse ab 6 Um die Mitte des 6 Jahrhunderts erwahnt der frankische Chronist Gregor von Tours die Breonen und das regio Brionum Auch Venantius Fortunatus schreibt uber die Breonen in seinem Epos uber das Leben des heiligen Martin im Rahmen einer Reisebeschreibung von 565 66 die von Rhein und Donau nach Suden uber den Inn und die Alpen fuhrt Er schildert ihre Siedlungen am Inn und ihren befestigten Hauptort Imst das antike oppidum Humiste 7 Ein spates Zeugnis der Breonen lasst sich 765 n Chr in die Nahe von Zirl lokalisieren Bischof Arbeo von Freising berichtet von dem reichen Gutsbesitzer freien Standes nobilis Dominicus der bei den Preonenes im Oberinntal wohnt und seiner Abkunft und seines Aussehens nach ein Romanus war 8 Die letzten Erwahnungen finden sich in den Quarti nus Urkunden von 827 28 n Chr im Sterzinger Raum 9 der dortige Gutsbesitzer Quarti nus bezeichnete sich selbst als ego Quarti nationis Noricorum et Pregnariorum also als breonischen Nurihtaler und stiftete seinen Besitz in Bozen Sterzing und im Unterinntaler Raum an das Kloster Innichen 10 Es gab damals offenbar noch eine Fuhrungsschicht der bairischen Romanen die sich zu ihrer breonischen Herkunft und gentilen Gemeinschaft bekannte 11 Die langbezeugte Existenz der Breonen vom 1 bis ins 9 Jahrhundert zeigt dass trotz der zahlreichen grossen Umbruche mindestens bis zum Aussterben der Agilolfinger hier eine selbst und traditionsbewusste Ethnie existierte 12 In der Folge der bajuwarischen Alpenbesiedlung gingen die Breonen schliesslich in diesen auf 13 Einzelnachweise Bearbeiten Karl Finsterwalder Hermann M Olberg Hrsg Tiroler Ortsnamenkunde Gesammelte Aufsatze und Arbeiten Forschungen zur Rechts und Kulturgeschichte Band 2 Einzelne Landesteile betreffende Arbeiten Inntal und Zillertal Wagner Innsbruck 1990 ISBN 3 7030 0222 0 S 232 Plinius der Altere Naturalis historia 3 136 Franz Schon Der Beginn der romischen Herrschaft in Ratien Thorbecke Sigmaringen 1986 ISBN 3 7995 4079 2 S 124 Herwig Wolfram Geschichte der Goten Von den Anfangen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts 4 Auflage Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 33733 3 S 20 und 316 Raimund von Klebelsberg zu Thumburg Hrsg Festschrift zu Ehren Emil von Ottenthals Schlern Schriften 9 Wagner Innsbruck 1925 S 405 Herwig Wolfram Ethnogenese im fruhmittelalterlichen Donau und Ostalpenraum 6 bis 10 Jh In Helmut Beumann Werner Schroder Hrsg Fruhmittelalterliche Ethnogenese im Alpenraum Thorbecke Sigmaringen 1985 ISBN 3 7995 6105 6 S 97 151 Heinz Dopsch Zum Anteil der Romanen und ihrer Kultur an der Stammesbildung der Baiuwaren In Hermann Dannheimer Hrsg Die Bajuwaren Von Severin bis Tassilo 488 788 Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg Prahistorische Staatssammlung Munchen 1988 S 47 55 hier S 51 Andreas Otto Weber Studien zum Weinbau der altbayerischen Kloster im Mittelalter Altbayern osterreichischer Donauraum Sudtirol Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 141 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07290 X S 65 und Walter Leitner Josef Fontana Geschichte des Landes Tirol Band 1 Von den Anfangen bis 1490 Athesia Bozen 1985 ISBN 88 7014 390 2 S 235 Anselm Sparber Die Quartinus Urkunde von 827 28 In Festschrift fur Konrad Fischnaler Schlern Schriften 12 Innsbruck Universitatsverlag Wagner 1927 S 176 185 Hannes Obermair Das Recht der tirolisch trientinischen Regio zwischen Spatantike und Fruhmittelalter In Concilium Medii Aevi 9 2006 S 141 158 hier S 151 DOI 10 2364 1437905809107 Herwig Wolfram Hrsg Die Geburt Mitteleuropas Kremayr und Scheriau Wien 1987 ISBN 3 218 00451 9 S 337 Wilhelm Stormer Die Baiuwaren Von der Volkerwanderung bis Tassilo III C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 47981 2 S 97 Manfred Menke Die bairisch besiedelten Landschaften im 6 und 7 Jahrhundert nach den archaologischen Quellen In Hermann Dannheimer Hrsg Die Bajuwaren Von Severin bis Tassilo 488 788 Gemeinsame Landesausstellung des Freistaates Bayern und des Landes Salzburg Prahistorische Staatssammlung Munchen 1988 S 70 78 hier S 73 Literatur BearbeitenPeter Anreiter Breonen Genaunen und Fokunaten Archaeolingua Alapitavany Budapest 1997 ISBN 963 8046 18 X Friedrich Schipper Die Christianisierung der Breonen und der Baiuwaren im Tiroler Inland Diplomarbeit Wien 1996 Albert Jager Uber das rhatische Alpenvolk der Breuni oder Breonen In Sitzungsberichte der philosophisch historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 42 10 Gerold Wien 1863 S 351 440 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Breonen amp oldid 216151587