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Teriolis Teriola ist ein spatromisches Kastell und Strassenstation auf dem Gebiet der Marktgemeinde Zirl im Bezirk Innsbruck Land Bundesland Tirol in Osterreich Kastell ZirlAlternativname Teriolis TerioliaLimes Donau Iller Rhein Limes Raetia IIAbschnitt Strecke 5 ruckwartige Linie Datierung Belegung a 1 Jahrhundert n Chr b 3 5 Jahrhundert n Chr Typ a Strassenkastell b NachschubdepotEinheit a Legio III Italica b populares Grosse ca 2 55 haBauweise Holz und SteinbauweiseErhaltungszustand quadratische tiefengestaffelte Anlage rechteckiger Wehrturm Toranlage drei Speicherbauten oberirdisch nicht mehr sichtbarOrt ZirlGeographische Lage 47 16 24 N 11 14 29 O 47 273333333333 11 241388888889 Koordinaten 47 16 24 N 11 14 29 O hfVorhergehend Kastell VeldidenaAnschliessend Kastell FoetibusHistorische Darstellung des Martinsbuhels um 1700 die besonders die beherrschende Position des Kastellhugels im Inntal verdeutlicht Blick aus NOBlick von Nordosten auf den MartinsbuhelGrabungsbefunde auf der Sud West Terrasse des Martinsbuhels 1993 1997Rekonstruktionsskizze einer bronzenen Riemenzunge einer Kerbschnittgarnitur gefunden 1987 am MartinsbuhelBefunde des SW Turms von 1995Fundskizze einer spatromischen Wurfpfeilspitze gefunden auf den MartinsbuhelDas Kastell diente dem Schutz einer Fernverkehrsstrasse in die ratische Provinzhauptstadt und war Nachschubdepot fur die Garnisonstruppen am Donau Iller Rhein Limes Teriolis war damit neben dem Kastell Veldidena im heutigen Wilten einer der wichtigsten romischen Militarstutzpunkte im Inntal und mit einer Vexillation der Legio III Italica belegt Es stand auf dem Gebiet der Provinz Raetia nach der Provinzteilung unter Diokletian gehorte das Kastell zum Verwaltungsbereich der neugeschaffenen Raetia II Auch eine fruhchristliche Kirche aus dem 5 Jahrhundert ist an diesem Standort belegt Das Kastell selbst konnte archaologisch nur in kleinen Abschnitten ergraben werden Vom Kastell ist heute nichts mehr zu sehen Beweise fur die romische Besiedlung dieses Ortes sind jedoch reiche Gerat und Munzfunde Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Funktion 4 Forschungsgeschichte 5 Fundspektrum 6 Entwicklung 7 Kastell 7 1 SW Zwischenturm 7 2 Innenverbauung 7 3 Kanal 8 Garnison 9 Vicus 10 Heizungsanlage 11 Kuppelofen 12 Fruhchristliche Kirche 13 Graberfelder 14 Denkmalschutz 15 Siehe auch 16 Literatur 17 AnmerkungenName BearbeitenDer Name des Kastells wird in der Notitia Dignitatum als Teriola uberliefert 1 Er wurde von den Romern zuerst auf die Strassenstation und spater auch auf das Kastell ubertragen Im Zuge der Volkerwanderung und zwei Lautverschiebungen wandelte er sich zum heutigen Zirl Um 799 wird der Ort als Cyreolum urkundlich erwahnt Lage BearbeitenDie Ortschaft Zirl befindet sich am sudwestlichen Ende des Karwendelgebirges etwa zehn Kilometer westlich von Innsbruck im Inntal am sudostlichen Ende des Zirler Bergs 1057 m Sie liegt am Nordufer des Inns auf dem Schwemmkegel von Ehnbach und Schlossbach 2 Das spatantike Kastell lag auf dem 25 m bis 30 m hohen 2 5 ha grossen Martinsbuhel nahe am Ufer des Inn Aenus Geologisch besehen setzt sich das Gesteinsmaterial des Hugels aus Alpinem Muschelkalk und Partnach Schichten zusammen Bis zur Flussregulierung in den 1950er Jahren umspulte der Fluss bei Hochwasser den Hugel noch an allen vier Seiten Dies war vermutlich auch in der Antike der Fall Durch seine steil abfallenden Hange im Norden und im Suden war der Martinsbuhel hervorragend als Standort eines Kastells geeignet Von hier aus hatte die Besatzung auch Sichtkontakt zum ostlich gelegenen rund zehn Kilometer entfernten Kastell in Veldidena Wilten 3 Funktion BearbeitenZirl war zur Romerzeit eine wichtige Etappenstation an der Romerstrasse via Claudia Augusta Altinate heute als Via Raetia bekannt nach Augusta Vindelicum Augsburg 4 Die Strasse zwischen Veldidena und Teriolis verlief vermutlich am rechten Innufer Hier begann der steile Anstieg zum Seefelder Sattel der Verlauf der Romerstrasse ist heute jedoch nicht mehr eindeutig zu klaren Bei Teriolis existierte ein Flussubergang wahrscheinlich eine Furt Fahre oder Brucke am sudostlichen Ende des Hugels der von der Kastellbesatzung uberwacht wurde 5 Der mit Tragtieren uber den Brenner herangeschaffte Nachschub wurde von den Soldaten und Milizionaren des Kastells wohl zuerst zwischengelagert bevor er von ihnen bis zum Seefelder Sattel eskortiert und dort der Kohorte aus Fussen Foetibus zum Weitertransport ubergeben wurde Von Fussen aus konnte er mit Booten das Lechtal hinab verschifft werden um die Einheiten am Donaulimes zu versorgen Forschungsgeschichte BearbeitenDer aus Hall stammende Bibliothekar und Chronist Anton Roschmann berichtete 1756 von einem Jager der einen ganzen Hut voll romischer Munzen von Zirl nach Innsbruck gebracht haben soll Bei der Errichtung einer Stutzmauer an der Strasse Zirl Seefeld stiess man auf einen romischen Meilenstein aus der Zeit des Kaisers Decius 6 1881 bis 1882 beobachtete Franz von Wieser im Steinbruch am Westhang des Martinsbuhels die Freilegung von romischem Mauerwerk Turm und Umfassungsmauerfundamente und drei Skelettgrabern Das Mauerwerk wurde fotografiert Im spaten 19 Jahrhundert kamen immer wieder zahlreiche Kleinfunde Mauerwerk und Graber ans Tageslicht Richard Heuberger sah die Ruinen nur als Uberreste einer befestigten Zivilsiedlung Strassensperre und Etappenstation an 7 1913 erkannte Osmund Menghin den Standort als die in der Notitia angegebene romische Militarstation 1950 stiess er nordwestlich der Martinskapelle auf eine Hypokaustenanlage antike Warmluftheizung Erste archaologische Untersuchungen durch Alfons Wotschitzky fanden 1964 bei der Martinskapelle statt Liselotte Zemmer Plank legte auf der sudostlichen Hugelkuppe 1987 die Reste von holzernen und steinernen Lagerhausern frei Horrea Von 1993 bis 1997 wurden bei Notgrabungen immer wieder Teile der Kastellmauern angeschnitten Im Laufe dieses Jahrzehnts konnten insgesamt 15 Mauerreste 19 Korperbestattungen und ein quadratischer Turm aus der Spatantike beobachtet werden Im Westen des Hugelareals entdeckte man 1995 einen zum Kastell gehorigen Abwasserkanal und einen Kuppelofen Die Befunde waren allerdings durch zahlreiche neuzeitliche Eingriffe die teilweise bis auf den gewachsenen Fels herabreichten gestort Fundspektrum BearbeitenErwahnenswert sind Lavezgeschirr glasierte Reibschalen glaserne Nuppenbecher das Bruchstuck eines Sigillata Tellers 8 eine Faltenschale aus grunem Glas Mitte 5 Jahrhundert sowie die Munzfunde 32 v Chr bis 423 n Chr Sie datieren mehrheitlich in das 4 bis 5 Jahrhundert An Militaria kam die Spitze eines Wurfgeschosses eine sogenannte Plumbata mamillatae vom Typ 1 ans Tageslicht Weiters fanden sich Fragmente von bronzenen Gurtelkerbschnittgarnituren wie sie von germanischen Soldnern getragen wurden Der Fund von 15 mit Kaisertitulaturen punzierten Bleibullen bestatigte die Existenz eines Nachschubdepots auf dem Martinsbuhel Wahrscheinlich dienten sie zur Versiegelung von Geldbeuteln fur Soldzahlungen 9 Entwicklung BearbeitenDie Region um Zirl ist bereits seit vorromischer Zeit besiedelt Funde von Urnengraberbestattungen lassen annehmen dass die Breonen Breuni in der Bronzezeit 2000 1000 v Chr in das Inntal eingewandert waren Ihre nur aus einfachen Hutten bestehende Siedlung befand sich wahrscheinlich auf der vom Schloss und Ehnbach aufgeschutteten Schotterterrasse nahe dem Zirler Berg Vermutlich wurde unter Augustus am Martinsbuhel zuerst ein romischer Militarposten Statio Teriolis gegrundet Es wird weiters angenommen dass das Ackerland entlang der Strasse und am rechten Innufer als landwirtschaftliche Staatsdomanen ager publicus fur die Versorgung des staatlichen Kurierdienstes cursus publicus verwendet wurde 10 Unter Tiberius 14 37 n Chr oder Claudius 41 54 n Chr wurden die Gebiete zwischen dem westlichen Bodensee der Donau und dem Inn sowie des nordlichen Tirol in den Militarbezirk Raetia et Vindelicia spater die Provinz Raetia eingegliedert In der mittleren Kaiserzeit scheint der Hugel nicht grossflachig besiedelt gewesen zu sein Ab 180 oder 195 existierte eine gut ausgebaute und fast ganzjahrig benutzbare Strasse eine sogenannte via publica mehr als funf Meter breit ausgehend von Vipitenum Sterzing uber den Brennerpass und den Zirler Berg bis nach Parthenum Partenkirchen Auch acht aufgefundene Meilensteine stammten aus dieser Zeit 215 konnte der letzte Bauabschnitt fertiggestellt werden Nur wenige Jahre spater wurde auch eine Verbindung nach Telfs in Betrieb genommen Im 3 Jahrhundert kam es zu einer Verlagerung des Hauptverkehrs von der Via Claudia Augusta auf die Brennerroute Um diese nun wichtigste Nord Sud Transitroute in die Provinzhauptstadt und an den Donaulimes besser zu sichern und uberwachen zu konnen erbaute das Militar nach Aufgabe des Obergermanisch ratischen Limes Limesfall und Reichskrise des 3 Jahrhunderts auf dem Martinsbuhel ein Kastell bzw Nachschubdepot zur Versorgung der Garnisonstruppen am Donau Iller Rhein Limes der neuen Grenzlinie des Reiches Anton Hock vermutet dass das Kastell in der Regierungszeit des Aurelian oder des Probus gegrundet dann unter Konstantin I und letztmals unter Valentinian I weiter ausgebaut wurde 11 Grund fur die Anlage eines Kastells an diesem Standort war wohl auch seine beherrschende Position an einem Flussubergang und dem Strassenaufstieg Zirler Berg uber das Ausserfern zum benachbarten Kastell Foetibus Fussen Foetibus stand direkt am Endpunkt des Gebirgsabschnittes der Fernverkehrsstrasse Via Claudia Augusta 12 Teriolis konnte zu dieser Zeit auch Veldidena als Hauptort der Breonen abgelost haben 13 Das Schicksal von Teriolis ab der Mitte des 4 Jahrhunderts liegt mangels historischer Quellen weitgehend im Dunkeln Es konnte schon bei den Germaneneinfallen der Jahre 357 358 zerstort oder zumindest schwer beschadigt worden sein 14 Nach den Funden zu urteilen waren hier aber noch bis zur Mitte des 5 Jahrhunderts romische Soldaten stationiert Die romische Zivil und Militarverwaltung loste sich nach Mitte des 5 Jahrhunderts im Inntal endgultig auf und Ratien fiel an das Reich der Ostgoten unter Theoderich 439 526 Wahrscheinlich hielt sich auch der ratische Bischof Martinus im 6 Jahrhundert fur kurze Zeit hier auf Ein fruhchristlicher Kirchenbau auf dem Martinsbuhel aus dieser Zeit liess sich archaologisch nachweisen 15 Die Breonen bzw Romanen lassen sich bis 765 n Chr in der Region um Zirl nachweisen Bischof Arbeo von Freising berichtet von einem freien Grossgrundbesitzer nobilis namens Dominicus der bei den Preonenes im Oberinntal lebte und seiner Abkunft und seines Aussehens nach ein Romanus war 16 Im 15 Jahrhundert wurde uber der Ruine des Kastells ein Jagdschloss fur Friedrich IV und Herzog Sigmund erbaut Kastell BearbeitenVom Kastell und der Strassenstation ist heute oberirdisch nichts mehr zu sehen Zuganglich war der Kastellhugel wohl uber schrag am Hang angelegte Rampen Grundriss Ausmasse und Konstruktionsmerkmale des Lagers sind weitgehend unbekannt Es handelte sich vermutlich um eine quadratische etwa 2 55 ha grosse dem Gelande angepasste und mehrphasige Anlage Wahrscheinlich wurde zuerst auf dem zentralen Plateau des Hugels ein Kleinkastell mit Zwischenturmen Kasernen Kommandantur etc errichtet das dann erheblich nach Westen und Suden hin vergrossert wurde Anscheinend verfugte die Festung nur uber eines an der Westmauer gelegenes Zugangstor Die bei den Grabungen in den 1990er Jahren angeschnittenen Mauerzuge gehorten wohl diesem Torbau und den Gebauden der Innenbebauung an Mauer 1 9 Diese Zuordnung ist jedoch rein spekulativ da nur sehr wenig Mauerwerk freigelegt werden konnte Im Westen des Hugels stiess man ebenfalls auf Teile der Umfassungsmauer Sie bestand aus Gussmortelwerk ihr mit Kalkbruch unbearbeiteten Bachgerollen und Mortel verfullter Kern war mit Kalksteinen eingefasst Vereinzelt waren die Kopfe der Bachgerolle an der Stirnseite der Mauer abgeschlagen worden Fur die Fundamente wurden grosse Steinbollen verwendet Die Fundamentbreite der bisher ausgegrabenen Mauersektionen schwankte zwischen 0 75 m bis 1 8 m Horizontale Baufugen oder Spolien konnten keine beobachtet werden 17 SW Zwischenturm Bearbeiten Von den Befestigungen konnte beim sogenannten Verwaltergebaude auf der Sudwestterrasse des Hugels die unterste Fundamentlage eines quadratischen Turms Turm 1995 im Plan aus der spatromischen Bauperiode fast vollstandig West und Sudmauer Innenkante der Nordmauer ergraben werden Der Befund war durch neuzeitliche Eingriffe stark gestort Die Breite der Mauer betrug 1 3 m bis 1 6 m Das Gussmauerwerk setzte sich aus Kalkkonglomerat vermischt mit gelblichem Mortel zusammen Der Innenraum mass 2 5 m bis 2 7 m 2 5 m bis 2 7 m Aussenmasse 5 3 m 5 5 m Aufgehendes Mauerwerk hatte sich nur im Norden unter dem Verwaltergebaude das dort direkt auf der Turmmauer aufsass erhalten Im Sudosten schloss sich fugenlos eine 1 6 m breite Mauer an Sie wurde auf einer Lange von vier Meter freigelegt und sass direkt auf dem gewachsenen Fels auf Die Reste des Turmmauerwerks wurden nach der archaologischen Untersuchung wegen Anlage einer Sickergrube beseitigt Derartige Turme mit vergleichbarer Grosse sind in Ratien Innsbruck Wilten Bregenz Irgenhausen Schaan haufig anzutreffen Auffallend ist am Martinsbuhel seine Lage innerhalb der Umwehrung Er sicherte wohl einen inneren Mauerring der offensichtlich bei der Vergrosserung des Lagers unter Valentinian I entstanden war Diese Sektion ware dann der alteste Teil des Kastells gewesen Innenverbauung Bearbeiten Den grossten Teil der ummauerten Flache nahmen wahrscheinlich drei 7 5 m 10 m 40 m grosse Hallenbauten Lagerhauser horrea ein die auf dem West und Sudostteil des Hugels situiert und nur vom Kastellinneren aus zuganglich waren Innenverbauung II Auf der Sud Terrasse konnten auch mehrphasige Holzbauten spatkonstantinisch 4 Jahrhundert auf Steinfundamenten lokalisiert werden Sie dienten vermutlich als Mannschaftsunterkunfte contubernia und waren in schatzungsweise 3 m 4 m grosse Kammern unterteilt 18 Der Fund einer grossen Anzahl von Leistenziegeln tegula spricht dafur dass die Gebaude mit solchen Ziegeln abgedeckt waren Die Boden der Kastellgebaude bestanden aus Holz und Estrichlagen mit und ohne Rollierung Kanal Bearbeiten In einer Entfernung von 25 m sudlich des Turmes stiess man auf den Abwasserkanal des Kastells der zeitgleich mit dem Turm entstanden sein muss Seine Abdeckung bestand teilweise aus Dachziegeln denen man vor ihrer Verlegung die Leisten abgeschlagen hatte Fur die seitliche Einfassung wurden hauptsachlich Kalkbruch und Steine verwendet Der Boden bestand aus Gussmortel und wies deutliche Brandspuren auf Die Abmauerung des Kanals an der Einbindung zum Gussmortelboden bestand aus verbranntem Tuff Sein Gefalle betrug von der ausgegrabenen Nordkante bis zum Gussmortelboden etwa zwolf Zentimeter das sind zwei Prozent Als Beifunde kamen u a 16 Munzen gepragt zwischen 320 und 387 ans Tageslicht 19 Garnison BearbeitenUber Besatzungseinheiten vor dem 4 Jahrhundert ist nichts bekannt Sicher belegt ist nur die Garnison der Spatantike Teriolis wird in der Notitia Dignitatum als Dienstsitz von zwei Offizieren ein Tribun und ein Legionsprafekt der ratischen Provinzarmee exercitus Raeticus unter dem Oberkommando eines Dux Raetiae angegeben Moglicherweise waren im Kastell bis zu 700 Mann stationiert 20 Zeitstellung Truppenname Bemerkung4 bis 5 Jahrhundert Tribunus gentis per Raetias deputatae 21 Ob mit der gens die Breonen gemeint sind ist noch umstritten Vermutlich kommandierte der Tribun nur eine vor Ort ausgehobene Miliz populares oder gentiles 22 4 bis 5 Jahrhundert Praefectus legionis tertiae Italicae transvectioni specierum deputatae 21 ein Prafekt der III italischen Legion abkommandiert zur Sicherung des Nachschubes Seit Ende des 4 oder Anfang des 5 Jahrhunderts trat die ursprunglich in Regensburg stationierte ratische Legio III Italica nicht mehr als geschlossene Einheit auf Vielmehr hatte man sie in sechs grosseren Vexillationen neu organisiert Eine davon war wohl ab 300 zur Sicherung des Nachschubs im Inntal stationiert worden Moglicherweise war ihr Prafekt auch fur die Verwaltung der Lagerhauser in Veldidena verantwortlich 23 nbsp Der Steinbruch am Westhang des Martinsbuhel Aufnahme von 1881 nbsp Inschrift vom Meilenstein des Decius gefunden im 19 Jahrhundert am Zirler Berg nbsp Hof vor der MartinskircheVicus BearbeitenIst die von Anton Hock geschatzte Anzahl der hier stationierten Soldaten zutreffend muss im Nahbereich des Kastells auch ein dementsprechend grosses Lagerdorf existiert haben Nachgewiesen konnte es bisher allerdings nicht Anton Hock vermutet es auf dem Areal des heutigen Zirl Kirchfeld da der Ort seine Namenstradition seit dem Fruhmittelalter bruchlos weitergefuhrt hat 24 Heizungsanlage BearbeitenIm Nordosten des Martinsbuhels wurden der Rest einer versturzten Mauer und eine mehrperiodige Kanalheizung Feuerungskammern eines antiken Gebaudes angetroffen Insgesamt konnten drei Bauphasen voneinander unterschieden werden Von Phase I 330 335 bis 348 350 haben sich ein Praefurnium Praefurnium III und durch Feuer beschadigte Reste der Kanalabmauerung erhalten Das Praefurnium war Nord Sud ausgerichtet den Heizkanal befeuerte man von einer Offnung im Norden aus In Phase II 348 350 bis 364 378 wurde das Praefurnium Praefurnium II um 90 Grad gedreht wieder neu aufgebaut und nach West Ost ausgerichtet Die Befeuerung des Heizkanals erfolgte vom Westen aus Der Hauptheizkanal lief im rechten Winkel auf den Hauptheizkanal der Phase III zu Die Sohle Mortelbett mit hohem Sandanteil des Kanals wurde zweimal erhoht Die letzte Umbauphase ist am Praefurnium I abzulesen Es lag leicht verschoben direkt uber dem Praefurnium III Die Heizungsanlage war erneut um 90 Grad gedreht worden und nun wieder Nord Sud ausgerichtet Der y formige Heizkanal wurde aus dem Norden befeuert Als Feuerungsunterlage hatte man einen Dachziegel mit abgeschlagenen Leisten verwendet Da keine weiteren Mauerreste mehr entdeckt werden konnten nimmt man an dass die Praefurnien zusatzlich durch ein Schutzdach aus Holz uberdeckt wurden Nachweis von Pfostenlochern Neben spatromischen Munzen 334 378 konnten aus den Praefurnien I III auch Tierknochen und diverses Glasgeschirr aus dem 4 und 5 Jahrhundert geborgen werden 25 Kuppelofen BearbeitenIm Areal zwischen dem Kanal und einer neuzeitlichen Steingrube wurde Mitte der 1990er Jahre auch ein spatantiker Kuppelofen entdeckt Sein Unterbau war quadratisch und von seinen Erbauern direkt in den Lehmuntergrund gesetzt worden Der Lehmputz war durch die Befeuerung mit einer verziegelten Schicht uberzogen Nach Munzfunden zu schliessen stand der Ofen im 4 oder 5 Jahrhundert in Verwendung 26 Fruhchristliche Kirche BearbeitenUnter der heutigen St Martins Kapelle konnten die Reste einer 13 85 m 8 35 m grossen Basilika aus dem 5 oder 6 Jahrhundert ausgegraben werden Sie war nach Osten orientiert wurde als Saalkirche unter Einbeziehung eines antiken Vorgangerbaus errichtet und bedeckte eine Flache von 200 m Abgeschlossen wurde sie durch eine an der Aussenseite rechteckig ausgefuhrte im Innenbereich jedoch halbrunde Apsis Die rechteckige Ummantelung konnte auch aus spaterer Zeit stammen Vor den Resten einer Priesterbank cathedra fand sich ein Reliquienschrein Der Altarbereich war ursprunglich durch eine Holzschranke vom ubrigen Kirchenraum abgetrennt Das Gebaude fiel einer Brandkatastrophe zum Opfer Die ursprungliche Annahme dass es sich bei diesen Bau in Wirklichkeit um eine Art Empfangs oder Audienzhalle gehandelt hat ist umstritten 27 Graberfelder BearbeitenIm Hof vor der Martinskirche stiess man bei Baggerarbeiten auf 14 Korpergraber Sie orientierten sich von West nach Ost und befanden sich 0 3 m bis 0 9 m unter dem Asphalt des Hofes Das Inventar aus acht Grabern wurde teilweise geborgen Nach der Radiokarbonanalyse des Knochenmaterials zu schliessen durften die Graber im hohen Mittelalter angelegt worden sein 970 1020 Es handelt sich wahrscheinlich um die Nachkommen jener Romanen die auch nach Abzug des romischen Militars an ihrem Wohnsitz festhielten Einige Graber ohne Beigaben wurden schon im 19 Jahrhundert von Osmund Menghin bei der Hypokaustenanlage beobachtet Vermutlich gehorten sie zum selben Graberfeld Die sogenannte NO Senke befindet sich nordlich des Kastellhugels und wird von der Martinswand durch die Trasse der heutigen Bundesstrasse getrennt Am Ostende des Hugels stiess man 1917 und nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls auf antike Korperbestattungen Bei Kultivierungsarbeiten in der NO Senke stiess man auf weitere funf Graber Drei von ihnen konnten noch in situ erfasst werden Grab 3 und 4 war ostwestlich orientiert Grab 5 hingegen von West nach Ost Die meisten der Graber waren durch Hochwasserereignisse in ihrer Lage verandert worden Die Grabgruben waren rechteckig und hatten abgerundete Ecken Die Graber 4 und 5 waren zusatzlich mit Kalksteinen eingefasst worden Das Graberfeld gehorte wohl mit ziemlicher Sicherheit zum Kastell da sich unter den Grabbeigaben Glasgefassfragmente Frauenschmuck Munzen auch eine eiserne Gurtelschnalle elb bzw ostgermanischer Provenienz befand wie sie von germanischen Soldnern getragen wurden Den Beigaben nach zu schliessen wurden die Graber im 4 und 5 Jahrhundert angelegt 28 Denkmalschutz BearbeitenDie Anlagen sind Bodendenkmaler im Sinne des Osterreichischen Denkmalschutzgesetzes Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar Zufallige Funde archaologischer Objekte sowie alle in den Boden eingreifenden Massnahmen sind dem Bundesdenkmalamt Abteilung fur Bodendenkmale zu melden Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle des Donau Iller Rhein LimesLiteratur BearbeitenBenjamin Floss Zirl in Wort und Bild Steiger Verlag Innsbruck 1983 ISBN 3 85423 021 4 Anton Hock Die spatromische Befestigung Teriola am Martinsbuhel MG Zirl Notgrabungen auf der Sudterrasse 1997 In Fritz Blakolmer Hubert D Szemethy Hrsg Akten des 8 Osterreichischen Archaologentages am Institut fur Klassische Archaologie der Universitat Wien vom 23 April bis 25 April 1999 Wiener Forschungen zur Archaologie Band 4 Verlag Phoibos Wien 2001 ISBN 3 901232 28 1 Wolfgang Solder Zur Urgeschichte und Romerzeit in Nordtirol In Zeugen der Vergangenheit Archaologisches aus Tirol und Graubunden Ratisches Museum Chur und Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck Innsbruck 2002 ISBN 3 9500278 6 6 S 19 76 Anton Hock Archaologische Forschungen in Teriola Rettungsgrabungen auf dem Martinsbuhel bei Zirl von 1993 1997 Spatromische Funde und Befunde zum Kastell Fundberichte aus Osterreich Materialheft A 14 Berger Horn 2003 ISBN 3 85028 370 4 darin u a Thomas Reitmaier Brucke Furt oder Fahre Ein Beitrag zum Innubergang bei Teriola Martinsbuhel in antiker Zeit S 101 103 Volltext Franz Glaser Castra und Hohensiedlungen in Karnten und Nordtirol In Heiko Steuer Volker Bierbrauer Hrsg Hohensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter von den Ardennen bis zur Adria Reallexikon der germanischen Altertumskunde Erganzungsbande Band 58 Walter de Gruyter Berlin 2008 ISBN 978 3 11 020235 9 S 595 642 zu Teriolis S 614 616 Auszug bei Google Books Anmerkungen Bearbeiten Notitia Dignitatum Occ XXXV 22 31 Benjamin Floss Zirl in Wort und Bild Steiger Verlag Innsbruck 1983 ISBN 3 85423 021 4 Anton Hock 2001 S 165 Franz Glaser 2008 S 615 Anton Hock 2003 S 77 Anton Hock 2003 S 9 Thomas Reitmaier 2003 S 102 Inschrift CIL 3 5988 Anton Hock 2003 S 11 12 Terra Sigillata aus Nordafrika Typ Hayes 61b Anton Hock 2001 S 167 Franz Glaser 2008 S 614 Franz Glaser 2008 S 614 Franz Glaser 2008 S 616 Anton Hock 2001 S 175 Franz Glaser 2008 S 614 Wolfgang Solder 2002 S 59 Anton Hock 2003 S 81 Andreas Otto Weber Studien zum Weinbau der altbayerischen Kloster im Mittelalter Altbayern osterreichischer Donauraum Sudtirol Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Beiheft 141 Steiner Stuttgart 1999 ISBN 3 515 07290 X S 65 und Walter Leitner Josef Fontana Geschichte des Landes Tirol Band 1 Von den Anfangen bis 1490 Athesia Bozen 1985 ISBN 88 7014 390 2 S 235 Anton Hock 2003 S 13 27 und S 77 Franz Glaser 2008 S 616 Anton Hock 2003 S 80 Anton Hock 2001 S 167 Franz Glaser 2008 S 615 Franz Glaser 2008 S 616 a b Martin Bitschnau Hannes Obermair Tiroler Urkundenbuch II Abteilung Die Urkunden zur Geschichte des Inn Eisack und Pustertals Bd 1 Bis zum Jahr 1140 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2009 ISBN 978 3 7030 0469 8 S 4 Nr 4 Franz Glaser 2008 S 614 Anton Hock 2003 S 79 Franz Glaser 2008 S 616 Anton Hock 2003 S 77 Anton Hock 2001 S 170 173 Anton Hock 2001 S 169 Franz Glaser 2008 S 616 Anton Hock 2003 S 12 Anton Hock 2003 S 19 23 Kastelle und Burgi des Donau Iller Rhein Limes Provinz Raetia secunda Kastell Isny Vemania Burgus Ahegg Kastell Kempten Burghalde Cambidanum Kastell Kellmunz Caelio Kastell Goldberg Turkheim Burgus Finningen Burgus Strass Kastell Gunzburg Guntia Burgle bei Gundremmingen Burgus Faimingen Phoebiana Burgus Unterthurheim Burgus Lauterbach Burgus Donauworth Kastell Burghofe Submuntorium Burgus Oberpeiching Kastelle von Burgheim Parrodunum Kleinkastell Neuburg Kastell Eining Abusina Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Burgus Thaldorf Burgus Untersaal Burgus Alkofen Burgus Oberndorf Burgus Grossprufening Castra Regina Regensburg Kastelle von Straubing Sorviodurum Kastell Kunzing Quintana Kastelle von Passau Batavis Kastell Fussen Foetibus Kastell Zirl Teriolis Kastell Wilten Veldidena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Teriolis amp oldid 230285264