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Dieser Artikel behandelt das romische Kastell in Deutschland Fur den gleichnamigen Hugel in der Stadt Rom siehe Caelius Caelius Mons war ein spatantikes Kohortenkastell auf dem Gebiet der Gemeinde Kellmunz an der Iller Landkreis Neu Ulm Bundesland Bayern Deutschland Caelius MonsAlternativname Kastell KellmunzLimes Donau Iller Rhein Limes Raetia IIDatierung Belegung ab 297 n Chr bis 5 JahrhundertTyp KohortenkastellEinheit Cohors III Herculea PannoniorumGrosse 8600 m Bauweise Stein und HolzErhaltungszustand Grundmauern wurden tw konserviert und sind oberirdisch sichtbar Ort Kellmunz an der IllerGeographische Lage 48 7 13 6 N 10 7 40 9 O 48 120435 10 128031 541 Koordinaten 48 7 13 6 N 10 7 40 9 OHohe 541 m u NHNVorhergehend Kastell Kempten Burghalde sudlich Anschliessend Burgus Finningen nordlich Rekonstruktion des Kastells 4 Jahrhundert Abbildung im Gelande des Archaologischen Parks im Ortszentrum von KellmunzArchaologischer Park Kellmunz CAELIUS MONSLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Befundplan des KastellsSteilufer der Iller bei Kellmunz um 1910 Ansicht aus SudwestPlateau mit der St Martinskirche Ansicht aus OstKonservierte Grundmauern des Turm 9 NW Seite nahe dem Museumsturm T7 Pflastersteinmarkierung des Hallenbaus Apsis bei der PfarrkircheSpolie aus den Fundamenten des Kastells Gewandstatue einer sitzenden Frau mit Hund Replik im Turmmuseum Befundplan des Osttores von 1913Mauerkonglomerat des OsttoresRekonstruktionsversuch des Osttores Zustand im 4 Jahrhundert n Chr Ansicht aus SOGranitwurfel im Strassenpflaster markieren den Verlauf von Mauern und Turmen T8 und T9 Konservierte Uberreste des Turm 9Konservierte Grundmauern des KastellsIm spaten 3 Jahrhundert n Chr erbauten die Romer auf dem Kellmunzer Plateau am Illerhochufer ein Kastell Die Besatzung war fur die Kontrolle und Sicherung des Donau Iller Rhein Limes DIRL Limes im Unteren Illertal zustandig der zum Schutz der Provinz vor Uberfallen der Germanen und Alamannen errichtet worden war Vor der Errichtung des Militarstutzpunktes befand sich hier eine kleine Siedlung aus Fachwerkbauten aufgrund ihrer Grosse handelte es sich dabei wahrscheinlich um ein Baulager Zwischen 1986 und 1993 wurden die Uberreste der Kastellbauten im Rahmen einer Grabungskampagne wissenschaftlich erforscht Von der Festungsanlage sind nur noch die Fundamente der Mauer und einiger Turme im Westen und Norden erhalten Ein hallenartiges Gebaude im Kastell diente wahrend der ersten Halfte des 4 Jahrhunderts wohl der staatlichen Reprasentation wahrend der Anwesenheit hochrangiger Amts und Wurdentrager der Zivil und Militarverwaltung sowie zum Empfang alamannischer Gesandtschaften und zur Rechtsprechung Sein Areal ist heute Teil des Archaologischen Parks Kellmunz Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Funktion 4 Forschungsgeschichte 5 Entwicklung 6 Kastell 6 1 Graben 6 2 Ringmauer 6 3 Osttor 6 4 Turme 7 Innenbebauung 8 Baulager 9 Garnison 10 Hinweise 11 Denkmalschutz 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Weblinks 15 AnmerkungenLage BearbeitenKellmunz lag etwa auf halber Strecke des ca 70 km langen Illerabschnitts zwischen Cambodunum Kempten und Guntia Gunzburg im Nordwesten der Provinz Raetia secunda Das Kastell stand auf einem 35 m hoch uber der Iller Hilaria auf einem durch die naturlichen Gegebenheiten geschutzten aus tertiaren Sanden bestehenden Plateau Es uberragt das Tal um 35 m 572 u NN Nach Westen und Sudwesten fallt es steil zum Flusstal hin ab Durch zwei tiefe erst in jungster Zeit verfullte Erosionsrinnen war es im Norden vom Johannesberg dem Hennental und im Suden vom Heiligen Garten abgeschnitten Die Sudwestseite des Plateaus war schon immer starker Erosion ausgesetzt da dessen Fuss der Iller als Prallhang diente Es war daher nur an seiner Ostseite leicht zuganglich Die Reste des Kastells liegen im westlichen Teil des Ortskerns von Kellmunz und sind fast vollkommen uberbaut An seiner ehemaligen Sudostecke erhebt sich heute die romisch katholische Kirche St Martin Die Anbindungen an das regionale romische Strassennetz und die Streckenfuhrung der im Itinerarium Antonini angefuhrten von Nord nach Sud verlaufenden Hauptstrasse von Camboduno Kempten Celio Monte Kellmunz Guntia Gunzburg sind noch weitgehend unbekannt Wahrscheinlich verlief letztere im hochwassergeschutzten Bereich streckenweise vermutlich auf dem ostlichen Illerhochufer oder im hugeligen Hinterland wie z B der Abschnitt Kempten Memmingen oder vielleicht auch im Rothtal 1 Name BearbeitenDer antike Name wird in der Notitia dignitatum als Caelio uberliefert abgeleitet von Caelius dem Namen eines der sieben Hugel Roms Auch der heute gebrauchliche Ortsname konnte auf ihn zuruckzufuhren sein 2 Funktion BearbeitenDas Lager gehorte zum spatromischen Donau Iller Rhein Limes einer Linie von Grenzfestungen die nach dem Fall des Obergermanisch Ratischen Limes um 300 n Chr an den Ufern dieser Flusse entstand Seine Besatzung war fur die Nachrichtenweitergabe Kontrolle und Sicherung der Reichsgrenze im unteren Illertal zustandig Eventuell fuhrte dort auch eine Brucke uber den Fluss die es ebenfalls zu uberwachen galt Forschungsgeschichte BearbeitenBereits Mitte des 19 Jahrhunderts wurden beim Bau der ersten offentlichen Wasserleitungen von Kellmunz romische Mauerzuge aufgedeckt Planmassige Ausgrabungen von grossen Teilen der steinernen Wehrmauer fanden erstmals zwischen 1901 und 1913 durch den historisch interessierten Kellmunzer Kaufmann Roman Lindner mit Hilfe seiner drei Sohne statt Ihnen stand der Archaologe Paul Reinecke 1872 1958 beratend zur Seite Sein altester Sohn Johann Lindner verfasste danach auch mehrere Aufsatze uber das spatantike Kellmunz Im Laufe dieser Untersuchungen wurde eine Vielzahl von teils handwerklich hochwertigen Spolien aus dem spatantiken Mauerwerk Turme der Ostmauer geborgen darunter Architekturteile von Monumentbauten sowie vor den Einbau passend zurechtgehauene Marmorstatuen Es handelte sich um mittelkaiserzeitliche Architektur und Gebaudefragmente wie z B Saulenschafte und basen sowie Saulen und Pilasterkapitelle aus Marmor Tuff Molassesedimente und Jurakalkstein Vermutlich wurden sie nicht aus Kempten hierher verschleppt Sie stammen wohl eher aus der Nekropole eines herrschaftlichen Gutshofes in Kellmunz selbst oder in dessen naherer Umgebung In den ersten Jahren wurden die Grabungen hauptsachlich durch den Verkauf dieser Spolien an das Bayerische Nationalmuseum in Munchen finanziert 3 Eduard Anthes hielt 1917 das Kastell wegen des unregelmassigen Grundrisses und der an dieser Stelle ebenfalls angenommenen mittelkaiserzeitlichen Siedlung fur eine befestigte Stadt Auch Hans Jorg Kellner sah 1957 die Befestigung nicht als reines Kastell an sondern ging neben der militarischen Besatzung auch von der standigen Anwesenheit von Zivilpersonen im Kastell aus 1959 konnte N Walke den nordlichen Flankenturm des Kastelltores vor seiner endgultigen Zerstorung durch den Strassenbau noch einmal genauer in Augenschein nehmen Zwischen 1986 und 1993 fuhrte die Universitat Munchen im Auftrag der Spatromischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften eine Ausgrabung durch Leitung Michael Mackensen Hierbei wurden grosse Teile der Festungsmauern darunter das Haupttor sowie die Zwischen und Eckturme der Ostmauer und der Nordwestmauer sowie im heute nahezu vollstandig uberbauten Innenbereich Teile der antiken Bebauung untersucht 1987 wurde auch beim sudlichen Flankenturm des Osttores der durch die Anlage eines Hohlweges und Steinraub fast vollstandig zerstort worden war im Bereich der Friedhofsboschung nachgegraben und seine Reste dabei teilweise freigelegt Die jungsten romerzeitlichen Schichten des Kastells waren zwar zerstort und spatantike Funde haben sich nur in geringem Ausmass erhalten doch liess sich eine romische Siedlungstatigkeit aufgrund der vorgefundenen rollstempelverzierten Argonnensigillaten noch bis in die ersten Jahrzehnte des 5 Jahrhunderts nachweisen Die altesten um 300 n Chr datierbaren Besiedlungsschichten hatten sich innerhalb des alten Friedhofs erhalten Vereinzelte Streufunde der Mitte und der zweiten Halfte des 4 oder des fruhen 5 Jahrhunderts reprasentierten die jungeren Siedlungsschichten des Lagers die aber durch die Ausschachtung von mittelalterlichen und fruh neuzeitlichen Grabern ebenfalls fast vollstandig zerwuhlt wurden 1995 wurden die Grabungen beendet Im Anschluss daran wurde der Archaologische Park Kellmunz eingerichtet in dem die noch erhaltenen Kastellreste konserviert und fur die Offentlichkeit zuganglich gemacht worden sind Auf dem Parkgelande wurde die Westmauer mit zwei Rundturmen restauriert und konserviert Das untere Mauerwerk ist noch original romisch die oberen Lagen wurden zwischen 1993 und 1994 teilweise aus kleinen Tuffsteinquadern erganzt Zugleich wurde das gesamte Gelande unter Denkmalschutz gestellt 2001 fand am nordostlichen Eckturm eine Notgrabung der Kreisarchaologie Neu Ulm statt 4 Entwicklung BearbeitenDie Besiedlung der Kellmunzer Region setzte um ca 1500 v Chr ein Auf den Fuchsbuhl wurde ein bronzezeitliches Hugelgrab aus dieser Zeit entdeckt Am Illerufer kam 1927 ein bronzenes Schwert bei Kanalbauarbeiten zum Vorschein ca 1200 v Chr Graber aus der Hallstattzeit Am Brenner konnten auf das Jahr 800 v Chr datiert werden Ab 600 v Chr nahmen die Kelten Vindeliker das Land um Kellmunz in Besitz 15 v Chr eroberten schliesslich die Romer nach harten Kampfen ihr Gebiet und gliederten es als Provinz Raetien in ihr Reich ein Danach wurde die Region durch die systematische Ansiedlung von romischen Veteranen wirtschaftlich erschlossen indem sie Strassen bauten Stadte civitas Dorfer vici und Bauernhofe villa rustica grundeten 213 n Chr durchbrachen alamannische Scharen erstmals den ratischen Limes gelangten dabei jedoch nicht sehr weit ins Hinterland Dies gelang ihnen erst zwanzig Jahre spater und war nur deshalb moglich da die meisten Einheiten der romischen Grenzarmee an Rhein und Donau im spaten 3 Jahrhundert grosstenteils auf den ostlichen Kriegsschauplatz zum Kampf gegen die Sassaniden abgezogen worden waren Die Grenzgarnisonen waren dadurch in ihrer Abwehrkraft erheblich geschwacht Die Bevolkerung am obergermanisch ratischen Limes wurde von der Regierung in Rom sich selbst uberlassen was schon bald alamannische Plunderer anlocken sollte Ihre Einfalle hatten aber noch keine Landeroberung sondern nur Brandschatzung und Plunderung der reichen vollkommen ungesichert auf dem Land liegenden Stadte und Gutshofe zum Ziel Hatten die Alamannen einmal die auf weiten Strecken unbewachte Grenze uberwunden bot ihnen das gut ausgebaute romische Strassennetz die Moglichkeit rasch ins Limeshinterland vorzustossen Kaiser Maximinus Thrax 235 238 konnte zwar den ratischen Limes wieder stabilisieren aber bereits unter seinen Nachfolgern Valerian 253 260 und Gallienus 253 268 brach die Grenzverteidigung in Ratien erneut zusammen Infolgedessen konnten die Alamannen wieder ungehindert die Provinz verheeren dabei Augsburg und Kempten zerstoren und sogar bis nach Mailand Mediolanum vordringen Einmal mehr trafen diese Raubzuge vor allem die am Limes ansassige Zivilbevolkerung besonders hart Das Dekumatenland war jetzt nicht mehr zu halten und wurde von Armee und Verwaltung geraumt siehe Limesfall Zwischendurch vermochten aber einzelne Soldatenkaiser trotzdem energisch durchzugreifen und konnten damit den Grenzprovinzen eine kurze Atempause verschaffen Unter Kaiser Probus 276 282 wurde schliesslich zu deren wirksameren Schutz eine neue Kastellkette vom Bodensee bis zur Illermundung aufgebaut Anstatt der wesentlich grosseren Anlagen der mittleren Kaiserzeit errichtete man hier aber nur kleinere Befestigungen die so weit wie moglich den ortlichen Gelandestrukturen angepasst wurden Ahnliche Anlagen entstanden unter anderem in Kempten Cambodunum auf der Burghalde Isny Kastell Vemania und Gundremmingen Burgle Das Kastell entstand wohl im Rahmen des Festungsbauprogramms der Kaiser Diokletian und seines Mitregenten Maximianus Stratigraphisch gesichert sind zwei Munzen aus der Zeit von 296 bis 297 gepragt in Ticinum und Karthago Die beiden nur wenig abgenutzten Bronzemunzen wurden in einem Gebaude des Baulagers entdeckt Die Pragezeit der Munzen markiert somit den fruhestmoglichen Zeitpunkt fur die Errichtung des Kastells sog Holzbauperiode Die Ausgraber stellten im Bereich des sogenannten Kopfbaus Offiziersquartier der Mannschaftsbaracke auch eine dicke anhand der vorgefundenen Munzen auf die Jahre 300 303 eingrenzbare Brandschicht fest die sich auch an anderen Grabungsstellen innerhalb des Kastells nachweisen liess Die Ursache liess sich nicht mehr ermitteln Mackensen liess daher offen ob hier eine Unachtsamkeit Naturgewalten oder Kampfhandlungen dafur verantwortlich waren Auch ein ausserhalb des Kastells gefundener Munzhort aus dem Jahr 308 lasst sich nicht damit in Verbindung zu bringen Vielleicht hangt seine Verbergung mit der damaligen kurzzeitigen Ausdehnung des Machtbereiches des im Rahmen der zweiten Tetrarchie mit Konstantin dem Grossen regierenden Mitkaisers Maxentius 306 312 zusammen Dieser Grossbrand zerstorte die Kastellgebaude der Wiederaufbau dauerte mindestens bis zum Jahr 310 an Bemerkenswert ist auch die Errichtung einer grossen Halle Aula in dieser Zeit Mackensen nahm an dass ein solch aufwendiges Bauvorhaben nur mit der zumindest zeitweiligen Anwesenheit hoher ziviler und oder militarischer Amtstrager wie z B der Befehlshaber des ratischen Grenzheeres wahrend der ersten Halfte des 4 Jahrhunderts erklart werden kann Neben Reprasentationszwecken und zur Rechtsprechung diente sie wohl auch zum Empfang alamannischer Gesandtschaften legitationes vor ihrer Weiterreise in die oberitalienische Kaiserresidenz Mailand Mediolanum bzw als Sammelpunkt fur deren Eskorte Die meisten der Kastelle am DIRL waren nur bis in das fruhe 5 Jahrhundert n Chr belegt Vermutlich wurde Caelio aber erst um 430 von der regularen Armee aufgegeben Wahrend der Volkerwanderung wurde die Region um Kellmunz von den alamannischen Alaholfingern besetzt Ende des 6 Jahrhunderts wurde das Kastell von seinen Bewohnern verlassen Die Wiederbesiedlung setzte erst ab dem 9 oder 10 Jahrhundert ein Zwischen 980 und 990 gelangt das Herrschaftsgebiet Bechtholds des letzten Alaholfingers uber Gerberga Herzogin und Tochter von Konrad Konig von Burgund an deren Gemahl Herzog Hermann III von Schwaben Im Laufe des Mittelalters wurde das Kastell nach und nach abgebrochen und sein Steinmaterial fur andere Bauvorhaben in der Umgebung verwendet 5 6 Kastell BearbeitenDen Befunden nach handelte sich um ein polygonales Kastell mit mehrperiodiger Innenbebauung drei Bauphasen Der 112 m langen massiven Ostmauer schliessen sich die 60 und 64 m lange Nord und Sudmauer an Die Sudmauer knickt im Westen in einem Winkel von 45 Grad nach Nordwesten ab die Nordmauer setzt sich in einem Winkel von 20 Grad nach Sudwesten fort sodass die Westmauer als Abschluss am Steilhang nur noch eine Lange von 25 m erreichte Der Grundriss entsprach damit nahezu einem Quadrat allerdings mit topographisch bedingt zuruckgenommener Nordwest und Sudwestecke der das fur eine Befestigung sehr gunstige Gelande des Plateaus so geschickt ausnutzen konnte An diesen beiden Stellen war die Kastellmauer jeweils abgeschragt und im Norden nochmals stumpfwinklig nach aussen vorgeschoben 6 Graben Bearbeiten Als Annaherungshindernis wurde an der Ostseite ein Spitzgraben 5 6 m breit 2 5 m tief und ein zweiter sechs Meter breiter Sohlgraben ausgehoben Von diesen war der innere Graben vor dem Tor durchgezogen aber hier etwas verschmalert worden Analog dazu durfte hier auch der Verlauf des ausseren Grabens auf dieselbe Art verengt worden sein 4 Ringmauer Bearbeiten Sie umschloss mit einer 101 50 m Lange und 98 50 m Breite eine Innenflache von 0 86 ha Vermutlich war sie einst ca sieben bis acht Meter hoch und an der Oberseite mit Zinnen bewehrt Sie bestand im Kern aus einer Mischung aus Sand Steinen und gebranntem Kalk diese betonahnliche Substanz wurde zum Schutz aussen durch Bruchsteinlagen verstarkt Bei ihrer Freilegung war der opus caementitium Gussmauerkern teilweise noch bis zu einer Hohe von zwei bzw drei Quaderlagen erhalten Die ostlichen Fundamente bestanden im unteren Bereich zu einem grossen Teil aus den zweitverwendeten Spolien An der ca 112 m langen und 3 6 m breiten Ostmauer Schildmauer standen die Turme in ungewohnlich geringen Abstanden von nur etwa acht bis zehn Meter voneinander entfernt Die Fundamentstarke der Sudmauer mit einer von Lindner entdeckten Schlupfpforte betrug ebenso wie im Norden ca 1 85 m An der Nordwestseite war es hingegen nur 1 5 m stark 7 Osttor Bearbeiten Die Toranlage porta praetoria verfugte uber eine Durchfahrt eine daruberliegende Wachstube mit Wehrgang und zwei halbrunde 8 m vor die Kurtine vorkragende Flankenturme Zwischen den beiden Turmen verlief die eigentliche Kastellmauer und davor eine weitere 2 5 m breite Mauer Sie waren wiederum durch zwei Quermauern miteinander verbunden die gleichzeitig als Fundament fur die inneren Wangen der Flankenturme dienten Die wahrscheinlich nur teilweise uberdachte Durchfahrt verbreiterte sich zu einem 3 60 m breiten und insgesamt 8 0 m tiefen schikanenartig verwinkelten Torkammer die an ihrer Vorder und Hinterseite verschlossen werden konnte Das zweiflugelige vordere Tor konnte wahrscheinlich auch durch ein Fallgitter cataracta gesichert werden Solche Fallgitter sind u a auf 294 in der Munze von Siscia gepragten Silbermunzen Argentei mit der Legende Virtus Militum abgebildet 7 Turme Bearbeiten Die Mauer war zusatzlich mit vierzehn ca 12 15 m hohen und mit Ziegeln abgedeckten Zwischenturmen verstarkt Sie hatten halbrunde an den Ecken der Ostseite runde Grundrisse und kragten weit aus der Mauer hervor Wahrscheinlich waren auf ihnen auch Torsionsgeschutze Balliste aufgestellt Einzige Ausnahme von dieser Norm bildet ein Turm T7 an der Westseite der Befestigung Er wurde wohl aufgrund statischer Probleme auf dem aberodierten Steilhang mit rechteckigem Grundriss konstruiert Dieser nach Mackensen strebepfeilerartige Turm entstand jedoch sicher zur gleichen Zeit wie die Kastellmauer Die Kurtine stand hier deutlich von der Gelandekante zuruckgenommen und verlief schrag vom T8 uber T7 zur Sudmauer Von T6 fanden sich keine Spuren mehr er durfte im Laufe der Zeit der Hangerosion zum Opfer gefallen sein Eine an der Sudwestseite angenommene symmetrische Erganzung des Grundrisses mit einem weiteren halbrunden Turm an der stumpfwinklig vorgeschobenen Mauer liess sich sudlich von Turm 8 nicht nachweisen Weder konnten hier Fundamentspuren noch eine Ausrissgrube festgestellt werden Die Umrisse des Nordost T1 und Sudosteckturms T4 waren ebenfalls dreiviertelkreisformig jedoch nur mit einer halbrunden Fundamentaussparung Der Abstand zwischen den T9 und T10 ausserer Durchmesser 7 3 bzw 7 8 m war mit 20 5 m wesentlich grosser als es die an der Ostmauer waren 8 10 m Der 4 20 5 25 m messende T5 wies dieselbe Mauertechnik im Fundament und Aufgehenden wie T9 und T10 auf 7 8 Innenbebauung BearbeitenSchwerpunkt der Ausgrabungen von 1986 bis 1993 war das Areal des aufgelassenen Friedhofs um die Kirche von St Martin Zur Romerzeit befand sich dieser Bereich direkt hinter dem Tor und sudlich der 3 6 m breiten Kastellhauptstrasse Diese verlief durch das Haupttor in gerader Linie weiter und bildete so die Vermessungsachse fur die ubrigen Strassen weshalb auch die Innengebaude vermutlich in einem regelmassigen Gitternetz angeordnet wurden Kommandantur Das Kastell verfugte wohl uber ein in Stein errichtetes Stabsgebaude eine sog principia Moglicherweise beherbergte es auch die Unterkunft des Lagerkommandanten das praetorium Es durfte relativ zentral am Ende der Hauptstrasse an einer T formigen Kreuzung gestanden haben 9 Mannschaftsbaracken Nahe dem Tor fand sich ein 6 85 m breites und etwa 26 m langes Holzgebaude mit Latrine und Estrichfussboden Die Wande waren in Fachwerktechnik errichtet worden Eine Deutung als ziegelgedeckte Mannschaftsbaracke mit ca funf Contubernien liegt nahe Kurz nach seiner Erbauung am Ende des 3 Jahrhunderts brannte es wieder ab Westlich davon wurden noch zwei Feuerstellen beobachtet die nach derselben Nordwest Sudost Flucht ausgerichtet waren und moglicherweise zu einer weiteren Mannschaftsunterkunft gehorten 10 Hallenbau Anstelle der Mannschaftsunterkunfte wurde um 310 parallel zur Ostmauer ein 26 14 Meter grosser einschiffiger Saalbau errichtet Der auch als Aula oder Empfangshalle bezeichnete Monumentalbau besass eine Kanalheizung eine Saulenvorhalle ein Giebeldach und einen halbrunden apsidialen Abschluss aber keine daran anschliessenden Seitenraume Dieser fur ratische Kastelle ungewohnliche Befund lasst sich sonst nur noch an spatromischen Kastellen der pannonischen Provinz Valeria im heutigen Ungarn nachweisen z B Kastell Tokod Kastell Pilismarot Dort wurden ahnliche Hallenbauten erst im spaten 4 Jahrhundert in Verbindung mit je einem grossen Horreum Speicherbau errichtet Ausserdem lassen sich Reprasentationsgebaude dieses Typs in den Provinzhauptstadten und Kaiserresidenzen des romischen Reiches belegen 11 Baulager BearbeitenVor Baubeginn wurde auf dem Plateau eine Reihe von Gebauden in Fachwerkbauweise errichtet Einer dieser Bauten war sogar mit einer y formigen Kanalheizung ausgestattet Zwei pragefrische romische Munzen die unter dem Mortelestrich dieses Hauses zum Vorschein kamen datieren seine Entstehung fruhestens in das Jahr 297 n Chr Neben dieser Ansiedlung entstand auch ein rund 4 5 Meter breiter Spitzgraben der sie nach Osten hin schutzte Die Ausgraber vermuteten dass die Gebaude als Unterkunfte fur die von der Armee gestellten Bauvexillationen dienten 12 Garnison BearbeitenAls Besatzung des Kastells wird in der Notitia Dignitatum die Cohortis tertiae Herculea Pannoniorum die dritte pannonische Kohorte des Herkules eine Limitaneikohorte unter dem Kommando eines Tribunen angegeben Der Namenszusatz Herculea konnte bedeuten dass diese Truppe wahrend der ersten Tetrarchie aufgestellt wurde Sie konnte ursprunglich in den Reihen der Armee von Diokletians Mitregent im Westen Maximian dessen Beiname Herculius Herkules war gestanden haben Den Oberbefehl uber die ratischen Limitanei Grenzwachter oder Ripenses Uferwachter hatte ein Dux Raetiae inne 13 Ob die Pannonier schon seit 300 n Chr in Kellmunz stationiert waren lasst sich mangels Schriftquellen nicht beweisen Die diesbezugliche Truppenliste in der ND entstanden zwischen 420 und 425 spiegelt nur die zu dieser Zeit aktuelle in der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts sich aber standig andernde Truppenverteilung in Raetien wider Aufgrund der Grosse der Innenflache liessen sich mit Mannschaftsunterkunften nur mit Erdgeschoss ohne Stockwerk hier um die 300 Mann unterbringen Diese Anzahl ist jedoch aus Unkenntnis uber grossflachige Abschnitte der Innenbebauung nur reine Spekulation Man nimmt an dass diese wohl uberwiegend aus Germanen bestehende Einheit bis 430 n Chr in Kellmunz lag 14 Hinweise BearbeitenIm kleinen archaologischen Park im Ortskern von Kellmunz kann man die ausgegrabenen antiken Mauerreste des Festungsbaus erkunden Er prasentiert neben zahlreichen Kleinfunden sehr anschaulich die Fundamente von Graben Mauern Turmen und Gebauden einer Verteidigungsanlage der spaten Romerzeit Die Fundamente der halbrunden Turme T9 und T10 mit dem dazwischen liegenden Kurtinen wurden komplett freigelegt und konserviert Der viereckige Turm T7 wurde wieder aufgebaut und verputzt Im Erdgeschoss des Museumsturms wird die Forschungsgeschichte der Ausgrabungen im Kastell dargestellt im Obergeschoss die Geschichte der Provinz Ratien Auch das Osttor wurde zeichnerisch rekonstruiert Die Spolien befinden sich heute in der Archaologischen Staatssammlung in Munchen Abgusse davon stehen in Kellmunz Der Verlauf der Kastellmauern kann auf einem beschilderten archaologischen Rundgang beginnend bei der Kirche St Martin nachverfolgt werden Bei der Kirche sind auch die Fundamente der nach Suden orientierten romischen Aula durch eine farbige Pflasterung markiert Das Parkgelande kann ganzjahrig und entgeltfrei besichtigt werden Der Museumsturm ist von April bis Oktober an Wochenenden zwischen 10 und 17 Uhr oder nach Vereinbarung geoffnet in der Wintersaison kann nur das Parkgelande besichtigt werden Denkmalschutz BearbeitenDas Kastell und die erwahnten Anlagen sind eingetragene Bodendenkmale im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde sind den Denkmalbehorden anzuzeigen Siehe auch BearbeitenListe der Kastelle des Donau Iller Rhein LimesLiteratur BearbeitenMichael Mackensen Das Kastell Caelius Mons Kellmunz an der Iller eine tetrarchische Festungsbaumassnahme in der Provinz Raetien In Arheoloski vestnik 45 1994 ISSN 0570 8966 S 145 161 Michael Mackensen Das spatromische Grenzkastell Caelius Mons in Kellmunz an der Iller Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Bayern Schwaben Band 3 Herausgegeben vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Theiss Stuttgart 1995 ISBN 3 8062 1203 1 Michael Mackensen Besiedlung und militarisches Grenzgebiet im unteren Illertal und an der oberen Donau in der spatromischen Kaiserzeit In Brigitte Reinhardt Kurt Wehrberger Hrsg Romer an Donau und Iller Neue archaologische Forschungen und Funde Thorbecke Sigmaringen 1996 ISBN 3 7995 0410 9 S 135 151 Lothar Bakker Bollwerk gegen die Barbaren Spatromische Grenzverteidigung an Rhein und Donau In Die Alamannen Ausstellungskatalog Theiss Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1302 X S 111 118 Michael Mackensen Das tetrarchische Kastell Caelius Mons Kellmunz am raetischen Donau Iller Limes In Clive Bridger Karl Josef Gilles Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen BAR International Series 704 Archaeopress u a Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 S 119 135 Ludwig Wamser Hrsg Die Romer zwischen Alpen und Nordmeer Zivilisatorisches Erbe einer europaischen Militarmacht Schriftenreihe der Archaologischen Staatssammlung Munchen 2000 S 214 Hans Jorg Kellner Kellmunz Lkr Neu Ulm Schw Spatromisches Kastell In Wolfgang Czysz u a Die Romer in Bayern Nikol Hamburg 2005 ISBN 3 937872 11 6 S 461 f Michael Mackensen Raetia Secunda neue Festungsbauten und das spatromische Heer in Nordraetien In C Sebastian Sommer Hrsg Archaologie in Bayern Fenster zur Vergangenheit Pustet Regensburg 2006 ISBN 3 7917 2002 3 S 218 222 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romerkastell Caelius Mons Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ludwig Maximilians Universitat Munchen Fakultat fur Kulturwissenschaften Provinzialromische Archaologie Spatromisches Grenzkastell Caelius Mons Kellmunz a d Iller Bayern Landratsamt Neu Ulm Archaologischer Park Kellmunz CAELIUS MONS Rundgang Archaologie Freunde Neu Ulm Lage des Kastells auf Vici orgAnmerkungen Bearbeiten Michael Mackensen 1994 S 149 ND Occ XXXV 8 30 Michael Mackensen 1996 S 141 und S 135 136 im Speziellen die Abb 127 129 a b Michael Mackensen 1996 S 151 153 Michael Mackensen 1996 S 147 und 153 derselbe 2000 S 214 a b Jurgen Weber Karlheinz Eckardt Die spatromische Zeit Experimentalgruppen in Europa Historische Reihe Band 2 ec Verlag Benningen N 1998 S 45 a b c Michael Mackensen 1996 S 150 Lothar Bakker 1997 S 116 Michael Mackensen 1996 S 155 Michael Mackensen 1996 S 144 und 153 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 71 Michael Mackensen 1996 S 141 142 Occ XXXV 8 30 Tribunus cohortis tertiae Herculea Pannoniorum Michael Mackensen 1996 S 151 und 155 Kastelle und Burgi des Donau Iller Rhein Limes Provinz Raetia secunda Kastell Isny Vemania Burgus Ahegg Kastell Kempten Burghalde Cambidanum Kastell Kellmunz Caelio Kastell Goldberg Turkheim Burgus Finningen Burgus Strass Kastell Gunzburg Guntia Burgle bei Gundremmingen Burgus Faimingen Phoebiana Burgus Unterthurheim Burgus Lauterbach Burgus Donauworth Kastell Burghofe Submuntorium Burgus Oberpeiching Kastelle von Burgheim Parrodunum Kleinkastell Neuburg Kastell Eining Abusina Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Burgus Thaldorf Burgus Untersaal Burgus Alkofen Burgus Oberndorf Burgus Grossprufening Castra Regina Regensburg Kastelle von Straubing Sorviodurum Kastell Kunzing Quintana Kastelle von Passau Batavis Kastell Fussen Foetibus Kastell Zirl Teriolis Kastell Wilten Veldidena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Caelius Mons amp oldid 238026946