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Cambidanum ist die Bezeichnung der befestigten spatromischen Siedlung auf der Burghalde in Kempten Sie ging aus der ostlich der Iller gelegenen mittelkaiserzeitlichen Zivilstadt Cambodunum hervor So ahnlich konnte Kempten Cambidanum im 4 Jahrhundert ausgesehen haben Lageplan des romischen Kempten Cambodunum spatantike Siedlung auf der Burghalde unten linksInhaltsverzeichnis 1 Name 2 Topographie 3 Geschichte 4 Archaologische Fundstellen der Spatantike in Kempten 4 1 Burghalde 4 1 1 Wehrmauer 4 1 2 Gebaude 4 2 Graberfelder 5 Literatur 6 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Name leitet sich direkt von der Vorgangersiedlung Cambodunum ab Er wird erwahnt in der Notitia dignitatum 1 Andere Quellen verwenden weiterhin den Namen der fruheren Siedlung so das Itinerarium Antonini Campoduno Beginn des 3 Jahrhunderts 2 und die Tabula Peutingeriana Camboduno zweite Halfte des 4 Jahrhunderts Topographie BearbeitenDas Plateau der Burghalde uberragt das Flusstal der Iller um etwa 25 Meter und besitzt eine Lange von 130 m bei einer Breite zwischen 20 und 95 m Am Fuss schliesst sich eine hochwasserfreie Terrasse von 200 50 m an 3 In der flavischen Zeit verlief die Iller westlich der Burghalde Der Durchbruch des Flusses zwischen Burghalde und Lindenberger Osch wo sich die fruhere Zivilsiedlung befand konnte mit einem Hochwasserereignis im 1 Jahrhundert n Chr zusammenhangen Dies wird belegt durch Funde von zwolf Eichenstammen aus dem Bereich des Rathausplatzes die wahrscheinlich von einer Brucke stammen dendrochronologisch konnten sie auf die Regierungszeit des Kaisers Tiberius datiert werden Ein C14 datierter Birkenstamm sowie verschiedene romische Kleinfunde in Schwemm und Kiesschichten unterhalb der heutigen Altstadt weisen in die gleiche Richtung 4 Geschichte Bearbeiten Hauptartikel Cambodunum Unter dem Druck der Alamanneneinfalle des Jahres 260 in die romische Provinz Raetien wurde die Siedlung auf dem Lindenberg spatestens zum Ende des 3 Jahrhunderts aufgegeben Eine vollstandige oder planmassige Zerstorung etwa durch Brand ist bisher nicht archaologisch nachgewiesen Die Grossen Thermen scheinen im 3 Jahrhundert bereits nicht mehr instand gehalten worden zu sein so dass Mauern und Dachkonstruktionen einsturzten 5 Erst die Kaiser Aurelian 270 275 und Probus 276 282 konnten nordlich der Alpen wieder militarische Erfolge erringen und die Provinz befrieden Die Einrichtung einer militarischen Verteidigung und der systematische Neubau von Kastellen des Donau Iller Rhein Limes geht aber auf die spateren Tetrarchen zuruck Moglicherweise wurde auch die Befestigung der Burghalde zur Aufnahme der mit knapp unter einem Hektar wesentlich reduzierten Siedlung bereits im letzten Viertel des dritten Jahrhunderts errichtet 6 Die Uberwachung der Grenze war nun wesentlich kleineren Einheiten Limitanei ubertragen deren Garnisonen wie in Kempten auf fortifikatorisch gunstig gelegenen Hohen eingerichtet wurden Cambodunum war damit zur Grenzstadt geworden Nordlich befand sich im heutigen Ort Kellmunz an der Iller das Kastell Caelius Mons Westlich von Kempten verlief die Reichsgrenze entlang der Romerstrasse Kempten Bregenz nicht als Flussgrenze Dieser Bereich zwischen dem Kastell Vemania bei Isny und Cassiliacum bei Memmingen wurde nach Angaben der Notitia dignitatum 1 Anfang des 5 Jahrhunderts von der in Cambidano stehenden vermutlich etwa 200 Mann starken Teileinheit der Legio III Italica kontrolliert Welche Einheit dort im spaten 3 Jahrhundert den Dienst versehen und die Befestigung erbaut hatte ist unbekannt 7 In konstantinischer Zeit und besonders im zweiten Viertel des 4 Jahrhunderts scheint sich die Lage an der Reichsgrenze etwas beruhigt zu haben In geringem Umfang konnte auch wieder die Siedlung auf dem Lindenberg genutzt worden sein worauf Munzfunde Konstantins und seiner Nachfolger Constantinus II Constantius II Valentinian I und Valens aus dem Bereich der Kleinen Thermen des galloromischen Tempelbezirks und einer insula hindeuten 8 nbsp Kastell Cambidanum RekonstruktionDas Ende der befestigten Siedlung auf der Burghalde und des Donau Iller Rhein Limes ist anhand des sparlichen spatesten Fundmaterials schwierig zu bestimmen so auch in Kempten Generell liegen nur wenige spatromische Funde von der Burghalde vor Ein Trachtenzubehor zu einem Militargurtel aus dem kleinen Gebaude mag einem Soldaten der vielleicht bis 420 430 n Chr hier stationierten Abteilung zuweisbar sein die seit dem 4 Jahrhundert zunehmend aus germanischen Soldnern bestand Aussagen uber diesen Zeitraum hinaus sind mangels datierender Funde nicht moglich Auf das Ende von Cambidanum weist moglicherweise eine machtige nicht datierbare Brandschicht an der Sudmauer des Burghalde Plateaus hin die in den 1950er Jahren entdeckt wurde 9 nbsp Rekonstruktion eines Soldaten der Legio Italica III Stationiert im spatantiken Kastell Kempten Archaologische Fundstellen der Spatantike in Kempten Bearbeiten nbsp Ansicht der Burghalde von Nordwesten nbsp Plan nbsp Mauervorsprung als Rest der spatromischen Befestigungsmauer in der BurgstrasseBurghalde Bearbeiten Hauptartikel Burghalde Kempten Wehrmauer Bearbeiten Die heute sichtbaren Wehranlagen auf der Burghalde stammen aus dem spaten Mittelalter und der fruhen Neuzeit Aufgrund der Topographie durften sie teilweise deckungsgleich mit den spatromischen Befestigungsmauern verlaufen Nahe der Sudwestbastion wurde 1950 eine 1 2 m breite Mauer auf einer Lange von 15 m festgestellt die aufgrund ihrer Konstruktion aus der Spatantike stammen durfte 10 Im Westen ist die Befestigungsmauer 1 8 m breit und verlauft in oder knapp neben der spatmittelalterlichen Mauer des protestantischen Friedhofes Oberirdisch ist ein Teil der nordlichen Front durch einen 1 2 m hohen Mauervorsprung im Kreuzungsbereich der Burgstrasse und der spatmittelalterlichen Stadtmauer markiert Ein halbrunder Schalenturm mit einer Breite von 4 5 m befand sich knapp drei Meter sudlich der Aussegnungshalle 11 Der ummauerte Bereich nahm damit eine Flache von 0 75 ha ein und ware fur die Aufnahme einer 200 Mann starken Teileinheit geeignet Unklar bleibt in welchem Umfang die Umwehrung auch die zivile Siedlung mit aufnahm Gebaude Bearbeiten Von der Innenbebauung sind nur wenige Gebaude bekannt Ein kleines Wohnhaus an der nordostlichen Mauer weist die Masse von 5 5 9 5 m auf 12 Ein grosserer Bau mit zwei Apsiden freigelegter Innenraum 11 4 18 4 m 13 nach anderen Angaben 13 2 20 6 m 14 konnte nur in seinem sudlichen Teil ergraben werden Die Deutung schwankt zwischen einem Bade 15 und einem Empfangsgebaude ahnlich der Aula im Kastell Kellmunz 16 Mangels Belegen und wegen Abweichungen in der Bauweise wurde eine altere Annahme des Ausgrabers Ludwig Ohlenroth 1941 dass es sich um eine spatromische Bischofs Kirche handeln soll verworfen 17 Graberfelder Bearbeiten Zwei spatantike Graberfelder konnten in Kempten bisher archaologisch nachgewiesen werden Eine Gruppe von 38 spatromischen Korperbestattungen im fruh und mittelkaiserzeitlichen Graberfeld Auf der Keckwiese Bereich der spateren Keckkapelle ist aufgrund seiner Lage wahrscheinlich einer Nachnutzung der Siedlung auf dem Lindenberg zuzuweisen 28 dieser Graber waren beigabenlos Herausragend ist die Bestattung eines erwachsenen Mannes mit konischem Glasbecher und silberner Gurtelgarnitur der vielleicht der Oberschicht des dritten Viertels des 4 Jahrhunderts angehorte 18 Zur spatantiken Besiedlung auf der Burghalde gehort ein kleineres Graberfeld unter dem heutigen Rathausplatz Es besteht aus etwas mehr als einem Dutzend vorwiegend beigabenlosen Korpergrabern Bemerkenswert ist die Bestattung in Bauchlage eines erwachsenen Mannes aus der 2 Halfte des 4 Jahrhunderts Der Schadel wies eine Hiebverletzung auf von der der Mann anscheinend genesen war Die wenigen Beigaben eine Bronzehulse mit drei Sonden konnten im medizinischen Bereich benutzt worden sein 19 Literatur BearbeitenJochen Garbsch Der spatromische Donau Iller Rhein Limes Kleine Schriften zur Kenntnis der romischen Besetzungsgeschichte Sudwestdeutschlands 6 Stuttgart 1970 bes S 14f Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen British Archaeological Reports International Series 704 Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 S 137 141 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten Erste Hauptstadt der romischen Provinz Raetien Zaberns Bildbande zur Archaologie Sonderband Antike Welt von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2691 2 S 134 146 Michael Mackensen Raetia Secunda neue Festungsbauten und das spatromische Heer in Nordraetien In C Sebastian Sommer Hrsg Archaologie in Bayern Fenster zur Vergangenheit Pustet Regensburg 2006 ISBN 3 7917 2002 3 S 218 222 Einzelnachweise Bearbeiten a b Notitia dignitatum occidentis XXXV 8 19 Itinerarium Antonini 237 Angaben nach Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 139 Gerhard Weber Die polis Kambodounon In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 15 24 hier S 15 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 135 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 136 138 Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Archaeopress Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 British Archaeological Reports International Series 704 S 137 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 140f Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Archaeopress Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 British Archaeological Reports International Series 704 S 137 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 146 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 139 Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Archaeopress Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 British Archaeological Reports International Series 704 S 137 Nach Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Oxford 1998 S 137 nach Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 4 2 9 3 m Zahlen nach Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Oxford 1998 S 137 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Archaeopress Oxford 1998 ISBN 0 86054 887 2 British Archaeological Reports International Series 704 S 137 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Gerhard Weber Kempten Cambidano in spatromischer Zeit In Karl Josef Gilles Clive Bridger Hrsg Spatromische Befestigungsanlagen in den Rhein und Donauprovinzen Oxford 1998 S 137 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Michael Mackensen Cambidanum eine spatromische Garnisonsstadt an der Nordwestgrenze der Provinz Raetia secunda In Gerhard Weber Hrsg Cambodunum Kempten 2000 S 143 Kastelle und Burgi des Donau Iller Rhein Limes Provinz Raetia secunda Kastell Isny Vemania Burgus Ahegg Kastell Kempten Burghalde Cambidanum Kastell Kellmunz Caelio Kastell Goldberg Turkheim Burgus Finningen Burgus Strass Kastell Gunzburg Guntia Burgle bei Gundremmingen Burgus Faimingen Phoebiana Burgus Unterthurheim Burgus Lauterbach Burgus Donauworth Kastell Burghofe Submuntorium Burgus Oberpeiching Kastelle von Burgheim Parrodunum Kleinkastell Neuburg Kastell Eining Abusina Kleinkastell Weltenburg Frauenberg Burgus Thaldorf Burgus Untersaal Burgus Alkofen Burgus Oberndorf Burgus Grossprufening Castra Regina Regensburg Kastelle von Straubing Sorviodurum Kastell Kunzing Quintana Kastelle von Passau Batavis Kastell Fussen Foetibus Kastell Zirl Teriolis Kastell Wilten Veldidena 47 7229 10 3206 Koordinaten 47 43 22 4 N 10 19 14 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cambidanum amp oldid 239268940