www.wikidata.de-de.nina.az
Der Krieger von Kemathen war ein germanischer Soldner im Dienste der romischen Armee der in der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts im Limesvorland nahe der heutigen Ortschaft Kemathen bei Kipfenberg im oberbayerischen Landkreis Eichstatt ehrenvoll bestattet wurde Das Einzelgrab das 1990 entdeckt wurde enthielt neben Teilen des Skeletts des ca 30 jahrigen Mannes zahlreiche Grabbeigaben die ihn sowohl als romischen Offizier als auch als germanischen Stammesfuhrer der Gruppe Friedenhain Prestovice auszeichnen Sein Skelett und die Grabfunde befinden sich zusammen mit einer originalgetreuen Nachbildung der Grabanlage im Romer und Bajuwaren Museum in Kipfenberg Grabrekonstruktion des Kriegers von Kemathen im MuseumSchadel des KriegersObere Halfte seines Skeletts Inhaltsverzeichnis 1 Lage des Grabes 2 Bestattung 2 1 Ausstattung des Grabes 3 Zeitliche und biografische Einordnung 4 Zuordnung zu den Bajuwaren 5 Prasentation der Grabungsfunde 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenLage des Grabes BearbeitenDas Kriegergrab wurde am 28 September 1990 anlasslich einer Flurbereinigungsmassnahme in der Ortsflur von Kemathen einem Ortsteil des Marktes Kipfenberg entdeckt Es liegt im Altmuhltal ca 25 km nordlich der damaligen romischen Reichsgrenze die zu dieser Zeit wieder an die Donau zuruckverlegt war Der Fundort liegt zentral im Verbreitungsgebiet der Gruppe Friedenhain Prestovice einer archaologischen Fundgruppe des 5 Jahrhunderts in Bohmen und Bayern die aufgrund ihrer Keramik dem sogenannten elbgermanischen Kreis zugeordnet wird Bestattung BearbeitenIm Gegensatz zur gewohnlichen Feuerbestattung erhielt der Mann eine aufwandige Korperbestattung in einem reich ausgestatteten Einzelgrab Dies verdeutlicht die herausgehobene gesellschaftliche Stellung des Toten Das holzerne Kammergrab war ursprunglich von einem Hugel uberdeckt und somit fur alle deutlich erkennbar Es befand sich am Rande einer zeitgleich bestehenden Siedlung und hatte eine Grosse von knapp 3 m Der Tote wurde darin in gestreckter Ruckenlage annahernd Nord Sud ausgerichtet abgelegt mit dem Kopf nach Norden 1 Er lag ursprunglich auf einem Tierfell gebettet in voller Ausrustung und Bekleidung 2 Ausstattung des Grabes Bearbeiten Die Bekleidung des Mannes und die Grabbeigaben sind kulturell uneinheitlich und deuten sowohl auf germanische als auch romische Brauche Auf der linken Seite des Toten lag ein 90 Zentimeter langes breites eisernes Schwert das in einer Scheide steckte und von seinem linken Arm umfasst war Im Bereich des Schwertgriffs wurde eine Schwertperle gefunden die scheibenformig aus der Rose eines Hirschgeweihs geschnitten war 3 4 Das Schwert stammte aus einer romischen Werkstatt 5 Am linken Ringfinger trug er einen Ring aus spiralig gewundenem kraftigen Silberdraht 6 Daneben fand man einen zweireihigen Beinkamm und ein Hornsteinartefakt das einst als Feuerstein gedient hatte Beides war wohl in einer Gurteltasche verwahrt die sich nicht erhalten hat 7 Um den Leib trug der Tote einen 10 cm breiten prachtigen romischen Militargurtel mit bronzenen Beschlagen 8 9 der im nordostlichen Gallien angefertigt und nachtraglich in Raetien in der Nahe des Bestattungsortes repariert und erganzt worden war 10 11 An der rechten Schulter wurde eine schlichte eiserne Bugelfibel festgestellt die seinen Mantel zusammenhielt 12 Am Rucken fand man eine Tasche mit einem eisernen Messer 13 Oberhalb des Kopfes war der Schild abgelegt von dem nur der Handgriff und der kegelformige Schildbuckel erhalten geblieben sind Sie bestehen beide aus Eisen wobei die Spitze des Schildbuckels aus Bronze gefertigt ist 14 Ebenfalls am Kopfende fanden sich eiserne Beschlage die vermutlich von einer Offizierskiste stammen 15 Ebenfalls an seiner linken Korperseite befanden sich etwas abgesetzt die Speisebeigaben Knochen eines Jungschweins Ein 18 5 cm hoher romischer Spitzbecher mit Fadenauflage aus grunlichgelbem Glas 16 Funf handgemachte dunkelbraune bis schwarze Tongefasse Zwei Kumpfe ein Becher ein Teller mit Standring und eine grosse Schale vom Typ Friedenhain Letztere besitzt am Umbruch schrage Kanneluren deren erhabene Rippen profiliert sind 17 18 Zeitliche und biografische Einordnung BearbeitenDer Tod des Mannes wird anhand des Glasgefasses in die erste Halfte 19 oder in die Mitte des 5 Jahrhunderts 20 datiert Der Mann war uberdurchschnittlich gross von schlanker Gestalt und im Alter von 25 30 Jahren gestorben 21 Er lebte demnach in der Spatantike in den letzten Jahrzehnten des Westromischen Reichs in der Zeit der sogenannten Volkerwanderung nach dem Einfall der Hunnen in Europa um 375 Eine Analyse der rund 1 600 Jahre alten DNA des Mannes mit der sein Alter und seine Herkunft genauer bestimmt werden konnten wurde bisher nicht durchgefuhrt Ebenso steht eine genauere Datierung der Skelettreste mittels C14 Analyse noch aus Dass es sich bei dem Toten um einen romischen Offizier handelt belegen die Funde von Schwert Schild Gurtel und Trinkbecher aus Glas Andererseits kennzeichnen Tongefasse Silberring Eisenfibel und Schweineknochen sowie die Korperbestattung mit voller Bewaffnung den Toten als germanischen Hauptling 22 Im 4 und 5 Jahrhundert war es nicht unublich dass Germanen Dienst im spatromischen Heer leisteten 23 Zuordnung zu den Bajuwaren BearbeitenDer Krieger von Kemathen wird vielfach als erster Baiuware bezeichnet Dies ist er aber mit Sicherheit nicht sondern ein germanischer Hauptling der im spatromischen Heer Dienst tat in die grenznahe Region nordlich der Donau zuruckkehrte und dort bestattet wurde rund 100 Jahre bevor uberhaupt von den Baiuwaren die Rede ist 24 Das Kriegergrab von Kemathen ist der erste Fund eines Korpergrabes der Friedenhain Gruppe in Bayern 25 26 Ob jedoch die Friedenhain Gruppe als Ursprung der Baiuwaren gilt ist eine traditionsreiche Hypothese die von der modernen Forschung in Frage gestellt wird 27 Prasentation der Grabungsfunde BearbeitenUm die Grabungsfunde prasentieren zu konnen wurde auf der Burg Kipfenberg das Romer und Bajuwaren Museum gegrundet Es zeigt seit 1999 die originalen Fundstucke und das rekonstruierte Skelett aus dem Kriegergrab von Kemathen sowie eine originalgetreue Nachbildung der Grabanlage Ausserdem werden im Museum Grabungsfunde aus dem Bereich des Romerkastells Bohming und ein Modell dieses Kastells gezeigt Literatur BearbeitenKarl Heinz Rieder Das Kriegergrab von Kemathen Ein hochrangiger Germane des fruhen 5 Jahrhunderts mit zahlreichen Attributen eines romischen Offiziers In Bayerische Archaologie Jahrgang 2017 Nummer 3 S 23 27 Brigitte Haas Gebhard Die Baiuvaren Archaologie und Geschichte Pustet Regensburg 2013 ISBN 978 3 7917 2482 9 Roland Gschlossl Die echten Bayern sind langst ausgestorben In Bayerische Archaologie Jahrgang 2011 Nummer 1 S 16 21 Hubert Fehr Uberlegungen zu den Anfangen der Bajuwaren unter besonderer Berucksichtigung des Ingolstadter Raums In Bayern und Ingolstadt in der Karolingerzeit Beitrage zur Geschichte Ingolstadts Band 5 Stadt Ingolstadt u a Ingolstadt 2008 ISBN 978 3 932113 51 2 S 89 99 Bernd Steidl Zeitgenosse der Nibelungen Der Krieger von Kemathen In Archaologie in Bayern Fenster zur Vergangenheit Pustet Regensburg 2006 ISBN 978 3 7917 2002 9 S 234 Karl Heinz Rieder Kemathen Der erste echte Bajuware In Bayerischer Genossenschaftskalender Jahrgang 1998 S 88 91 online Erwin Keller Karl Heinz Rieder Eine germanische Kriegerbestattung des fruhen 5 Jahrhunderts n Chr aus Kemathen In Das Archaologische Jahr in Bayern Jahrgang 1991 erschienen 1992 S 132 137 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Krieger von Kemathen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Rieder 2017 S 24 f Steidl 2006 Rieder 2017 S 24 f Rieder 1998 Steidl 2006 Rieder 2017 S 25 Rieder 2017 S 25 Rieder 2017 S 24 f Keller Rieder 1992 S 133 Steidl 2006 Haas Gebhard 2013 S 60 Rieder 2017 S 24 f Rieder 2017 S 25 Rieder 2017 S 25 Rieder 2017 S 25 Keller Rieder 1992 S 134 Rieder 2017 S 25 Rieder 1998 Rieder 2017 S 23 Fehr 2008 S 94 Steidl 2006 Rieder 2017 S 24 Haas Gebhard 2013 S 58 ff Haas Gebhard 2013 S 60 Rieder 2017 S 24 Gschlossl 2011 S 16 Fehr 2008PersonendatenNAME Krieger von KemathenKURZBESCHREIBUNG germanischer Soldner im Dienste der romischen ArmeeGEBURTSDATUM 5 JahrhundertSTERBEDATUM 5 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krieger von Kemathen amp oldid 211536078