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Theudebert I wohl zwischen 495 und 500 Ende 547 oder Anfang 548 war ein merowingischer rex bzw Konig der Franken Er herrschte von 533 bis zu seinem Tod in dem Reichsteil der spater als Austrasien bezeichnet wurde uber die Franken und residierte in Reims Gold Solidus Theudeberts nach ostromischem Vorbild um 534 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Regierungsantritt 2 Regierung 3 Familie 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungenJugend und Regierungsantritt BearbeitenTheudebert war der einzige Sohn von Theuderich I Seine Mutter war Theuderichs erste Gemahlin Suavegotta die wohl gotischer Herkunft war Theudeberts erste uberlieferte Taten waren militarische Aktionen die er im Auftrag seines Vaters durchfuhrte Dabei ging es um die Abwehr eines danischen Flottenangriffs um Beteiligung an einem Feldzug gegen den Kriegerverband der Thuringer wobei Theudebert schon eine eigene Streitmacht befehligte und dann 532 und 533 um die Zuruckeroberung von civitates in der Spatantike waren dies in Gallien teils einfache Siedlungskammern mit einer zentralen Festungsanlage und zugehorigen Siedlungen sowie kleinere Befestigungen teils aber auch noch romisch gepragte Stadte im Suden Aquitaniens Diese Siedlungen und ihr Umland hatten die Westgoten nach dem Tod von Theudeberts Grossvater Chlodwig I 511 wieder in ihren Besitz gebracht An den erfolgreichen Kampfen gegen die Westgoten war zeitweilig auch Gunthar ein Sohn von Theuderichs Halbbruder Chlothar I beteiligt Theudebert machte bedeutende Eroberungen und brachte damit die frankische Expansion in Sudwestgallien zum Abschluss fortan blieb die Grenze zum Westgotenreich weitgehend stabil Als Konig Theuderich I im Jahr 533 im Sterben lag liess er Theudebert laut Gregor von Tours eilig kommen und warnte ihn er werde falls er den Vater nicht mehr lebend antreffe von seinen Onkeln vom Erbe ausgeschlossen werden Die Warnung war berechtigt denn erst neun Jahre zuvor hatten Theuderichs Halbbruder Childebert I und Chlothar I nach dem Tod ihres Bruders Chlodomer dessen unmundige Sohne in ihre Gewalt gebracht und getotet um die Erbanspruche der Kinder des Verstorbenen auszuschliessen Um diesmal einen solchen Ausgang zu verhindern wollte Theuderich seinen Sohn zum Nachfolger designieren Er starb jedoch bevor Theudebert eintraf Wie erwartet versuchten Childebert und Chlothar Theudebert von der Nachfolge auszuschliessen 1 Diesmal scheiterten sie jedoch weil Theudebert bereits erwachsen war und bei seinen Leuten frankisch leodes Unterstutzung fand a leodibus suis defensatus est Diese Leute die Theudeberts regnum sicherten und gegen seine Onkel verteidigten wurden von der Forschung fruher als Adlige betrachtet Das geht jedoch aus den Angaben bei Gregor von Tours nicht hervor Vielmehr ist davon auszugehen dass die leodes durch deren Eingreifen die Krise gemeistert wurde die freien frankischen Krieger waren 2 Regierung Bearbeiten nbsp Das Frankenreich am Ende der Regierung Theudeberts er herrschte allerdings nur uber den austrasischen ReichsteilDa es Konig Childebert nicht gelungen war Theudebert auszuschalten arrangierte er sich mit ihm Er soll ihn wie einen Sohn behandelt haben was vielleicht im Sinne einer formlichen Adoption nach romischem Muster zu verstehen ist Childebert hatte namlich keine Sohne und wollte so seine Nachfolge regeln Das Bundnis der beiden richtete sich gegen Chlothar Childebert beteiligte Theudebert an der Aufteilung der im Burgundenkrieg eroberten Gebiete Gemeinsam gingen die merowingischen Konige dann gegen die Ostgoten vor diese befanden sich seit 535 im Krieg mit Ostrom und uberliessen den Merowingern daher freiwillig einige sudgallische Gebiete um nicht an zwei Fronten kampfen zu mussen Durch die Annexion der heutigen Provence gewannen die Merowinger erstmals einen direkten Zugang zum Mittelmeer Doch Theudebert hielt sich nicht an die Vereinbarungen Im Bundnis mit dem Verband der Langobarden dazu hatte er Wisigarda geheiratet die Tochter ihres Anfuhrers und den Gepiden gewann Theudebert die norischen Provinzen sowie Raetien Grosse Teile Venetiens wurden 545 unter Ausnutzung der heftigen Kampfe zwischen den Ostgoten und dem ostromischen Kaiser Justinian zeitweilig besetzt und geplundert die Konfrontation mit den Ostromern aber weitgehend vermieden nur ein einziges grosseres Gefecht ist bezeugt Der ostromische Historiker Prokopios von Caesarea berichtet dass die frankischen Truppen zudem bereits 539 barbarisch in Italien gehaust und sogar Menschen dem Flussgott des Po geopfert haben sollen 3 Die Ostgoten mit denen die Franken eigentlich verbundet waren sollten diesen frankischen Einfall bis zu ihrem Ende nicht vergessen Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Merowinger die Oberhoheit des Kaisers akzeptiert und waren formal sogar moglicherweise noch foederati gewesen 4 Doch nun als kaiserlicher und frankischer Machtbereich direkt aneinandergrenzten anderte sich dies Theudebert unterstrich sein imperiales Auftreten durch die Annahme kaiserlicher Titel die Pragung von Goldmunzen mit eigenem Bild Goldmunzen von Biesenbrow ein Privileg das bislang dem ostromischen Kaiser als dem nominellen Oberherren auch des westlichen Mittelmeerraumes vorbehalten gewesen war und durch die Ausrichtung von Circusspielen im von ihm eroberten Arles Damit trat der Frankenkonig selbst wie ein Kaiser auf Die Bezeichnung dominus noster Unser Herr die er in der Beischrift der Munzen beanspruchte war in der Tat eigentlich dem Kaiser vorbehalten Ebenso erklarte er in einem prahlerischen Brief an Justinian dass er ein Reich beherrsche welches sich vom Westgotenreich und der Nordsee bis nach Pannonien erstrecke 5 Inwieweit dies der Realitat entsprach ist strittig Moglicherweise sollte diese Beschreibung nur die Machtambitionen Theudeberts verdeutlichen moglicherweise aber ist es ein weiterer Hinweis darauf dass sich die Sachsen bereits zu dieser Zeit in einem Abhangigkeitsverhaltnis zum Frankenreich befanden Eine direkte militarische Konfrontation mit Kaiser Justinian vermied Theudebert bis zum Schluss stellte aber gleichzeitig sein Beharren auf eine von Ostrom unabhangige Machtstellung heraus 6 Als hochster Hofbeamter diente Theudebert spatestens seit 544 der vornehme Galloromer Parthenius der sich durch seine rigorose Steuerpolitik allerdings sehr unbeliebt machte Als Theudebert Ende 547 oder Anfang 548 starb wurde sein Sohn Theudebald sein Nachfolger Familie BearbeitenTheudebert wurde um 531 von seinem Vater mit Wisigarde einer Tochter des Langobarden Wacho verlobt Als er sich jedoch 532 auf dem Feldzug gegen die Westgoten befand begegnete er Deoteria einer verheirateten Romerin die aus einem senatorischen Geschlecht stammte 7 ihr war die Festung Cabrieres anvertraut die sie Theudebert ubergab nachdem ihr Ehemann nach Beziers geflohen war Sie wurde Theudeberts Konkubine und Mutter seines einzigen Sohnes Theudebald Theudowald Die Verbindung mit Deoteria stiess jedoch auf den Widerstand der Franken die Theudebert um 537 538 zwangen Deoteria zu verstossen und seine Verlobte Wisigard zu heiraten Bei den Franken die dem Konig diese Entscheidung aufzwangen handelte es sich anscheinend um Krieger die einen Aufruhr veranstalteten Unklar ist das Motiv der Franken moglicherweise handelte es sich um eine ethnisch bedingte Abneigung gegen die Galloromanin 8 Deoteria hatte aus ihrer ersten Ehe eine erwachsene Tochter die sie wie Gregor von Tours berichtet angeblich ertrankte weil sie befurchtete die Tochter konne ihre Rolle als Konkubine Theudeberts ubernehmen 9 Wisigard starb nach kurzer Ehe und Theudebert schloss eine neue Ehe mit einer unbekannten Frau Entweder von ihr oder von Wisigard hatte er eine Tochter namens Berthoara Quellen BearbeitenDie wichtigste Quelle fur Theudebert ist das Geschichtswerk Gregors von Tours die Historiae Gregor behandelt Theudeberts Herrschaft im dritten Buch Kapitel 20 37 wobei er die ersten vier Bucher der Historiae wohl um 575 verfasste Weitere Nachrichten bieten die ostromischen Geschichtsschreiber Prokop ein Zeitgenosse Theudeberts und Agathias um 580 Literatur BearbeitenFritz Beisel Theudebertus magnus rex Francorum Personlichkeit und Zeit Schulz Kirchner Idstein 1993 ISBN 3 8248 0082 9 Wissenschaftliche Schriften im Wissenschaftlichen Verlag Dr Schulz Kirchner Reihe 9 Geschichtswissenschaftliche Beitrage 109 Roger Collins Theodebert I Rex Magnus Francorum In Patrick Wormald Hrsg Ideal and reality in Frankish and Anglo Saxon society Blackwell Oxford 1983 S 7 33 Grundlegender Beitrag Eugen Ewig Die Merowinger und das Frankenreich 5 aktualisierte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2006 ISBN 3 17 019473 9 Kohlhammer Urban Taschenbucher 392 Andrew Gillett Telling off Justinian Theudebert I the Epistolae Austrasicae and communication strategies in sixth century Merovingian Byzantine relations In Early Medieval Europe 27 2019 S 161 194 Reinhard Schneider Konigswahl und Konigserhebung im Fruhmittelalter Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern Anton Hirsemann Stuttgart 1972 ISBN 3 7772 7203 5 Monographien zur Geschichte des Mittelalters 3 Zugleich Berlin Freie Univ Habil Schr 1970 71 Matthias Springer Theudebert In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 30 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018385 4 S 455 459 Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts Auf der Grundlage des Werkes von Ludwig Schmidt unter Mitwirkung von Joachim Werner neu bearbeitet Beck Munchen 1970 ISBN 3 406 02211 1 Anmerkungen Bearbeiten Gregor von Tours Historiae 3 23 Heike Grahn Hoek Die frankische Oberschicht im 6 Jahrhundert Sigmaringen 1976 S 172 175 Prokop Bella 6 25 Vgl zum Kontext Henning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian Stuttgart 2013 S 123 ff Epistolae Austrasiacae 20 in Epistolae in Quart 3 Epistolae Merowingici et Karolini aevi I Herausgegeben von Wilhelm Gundlach Ernst Dummler u a Berlin 1892 S 132 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Vgl Andrew Gillett Telling Off Justinian Theudebert I the Epistolae Austrasicae and Communication Strategies in Sixth Century Merovingian Byzantine Relations In Early Medieval Europe 27 2019 S 161 194 Vgl Jorg Jarnut Agilolfingerstudien Stuttgart 1986 S 29 32 und 38 40 vermutet uberdies dass ihre Mutter Agilolfingerin war Grahn Hoek S 174 f Gregor von Tours Historiae 3 26 VorgangerAmtNachfolgerTheuderich I Konig der Franken Reich von Reims 533 548TheudebaldNormdaten Person GND 11912517X lobid OGND AKS LCCN nr95000122 VIAF 26949958 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Theudebert I KURZBESCHREIBUNG merowingischer Konig in AustrasienGEBURTSDATUM um 500STERBEDATUM 547 oder 548 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theudebert I amp oldid 236092128