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Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus ist ein Werk von Max Weber Es erschien im November 1904 und Juni 1905 in Form zweier Abhandlungen im Archiv fur Sozialwissenschaften und Sozialpolitik Bd XX und XXI I Das Problem II Die Berufsethik des asketischen Protestantismus Eine von Weber gegen Ende seines Lebens erstellte uberarbeitete und erganzte Fassung wurde 1920 unter dem Titel Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus veroffentlicht 1 Es zahlt neben Wirtschaft und Gesellschaft zu Webers wichtigsten Beitragen zur Soziologie und ist ein grundlegendes Werk der Religionssoziologie Sonderausgabe von 1934Max Weber 1894 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Die Fragestellung 3 Webers Aufgabenstellung im Besonderen 4 Die protestantische Ethik 4 1 Die religiosen Vorstellungen von Luther und Calvin 5 Der Geist des Kapitalismus 6 Okzidentaler Rationalismus und protestantische Ethik 7 Kritik und Bestatigung 8 Weiterentwicklungen 9 Ausgaben 10 Literatur 11 Weblinks 12 FussnotenEntstehung BearbeitenBevor Weber mit der Protestantischen Ethik begann war das wiederkehrende Motiv seiner Arbeiten die Frage nach den Ursachen Erscheinungsformen und Auswirkungen des Kapitalismus dessen revolutionierende Kraft Max Weber in allen bisher behandelten Arbeiten unter immer neuen Aspekten erforschte 2 Nachdem er sich bereits 1897 in einem Vortrag dem Thema angenahert hatte vgl Bd 2 siehe unten bei Ausgaben S 150 wurde Weber laut Dirk Kaesler zur Ausarbeitung durch zwei Umstande angeregt Zum einen durch Werner Sombarts zweibandiges Werk Der moderne Kapitalismus 1902 das der Bedeutung des Calvinismus und des Quakertums fur die Entwicklung des Kapitalismus nachging und in dem bereits von einem kapitalistischen Geist die Rede ist 3 sowie durch eine seit Jahren unter deutschen Historikern und Okonomen gefuhrte Diskussion uber die Zusammenhange zwischen religiosen und okonomischen Entwicklungen 4 Den unmittelbaren Anknupfungspunkt bildete dann eine empirische Studie seines Schulers Martin Offenbacher 5 Weber schrieb die Protestantische Ethik vor und nach seiner Reise in die USA von August bis November 1904 Jedoch wirkten sich die dort gesammelten Eindrucke kaum auf die Schrift bzw deren unmittelbar anschliessend verfassten zweiten Teil aus Anders verhalt es sich mit dem 1906 erschienenen Aufsatz Kirchen und Sekten in dem Weber mehrfach auf Gesprache und Beobachtungen wahrend jener Reise Bezug nahm Zu den Eindrucken die er hier gewann gehorten insbesondere die protestantischen Sekten die Organisation der politischen Maschinerie die Burokratisierung in den USA die Prasidentschaft und die amerikanische politische Struktur uberhaupt 6 Die Fragestellung BearbeitenDie Ausgangsfrage lautet weshalb die moderne Kultur gerade im Okzident entstanden sei und sich z B nicht auch in China oder Indien bzw im Orient entwickelt habe bzw warum sie in Westeuropa nicht schon fruher aufgetreten sei Weber fuhrt dies auf einen spezifisch gearteten Rationalismus der okzidentalen Kultur Bd 1 S 20 zuruck Sein Ziel ist daher die besondere Eigenart des okzidentalen Rationalismus und insbesondere seiner modernen Variante zu erkennen und ihre Entstehung zu erklaren Zwischen der protestantischen Ethik und dem Beginn der Industrialisierung bzw des Kapitalismus in Westeuropa besteht nach Weber ein enger Zusammenhang Die Kompatibilitat Wahlverwandtschaften der Ethik oder religiosen Weltanschauung der Protestanten insbesondere der Calvinisten und des kapitalistischen Prinzips der Akkumulation von Kapital und Reinvestition von Gewinnen waren ein idealer Hintergrund fur die Industrialisierung Besonders wichtig ist ihm die Frage nach der Bedingung der Entstehung einer Wirtschaftsgesinnung des Ethos einer Wirtschaftsform durch bestimmte religiose Glaubensinhalte Dieser Frage geht er am Beispiel der Zusammenhange des modernen Wirtschaftsethos mit der rationalen Ethik des asketischen Protestantismus Bd 1 S 21 nach Er behauptet dass der Charakter des Kapitalbesitzes und Unternehmertums vorwiegend protestantisch sei und konstatiert dass Protestanten eine eher technische Katholiken eher eine humanistische Schulbildung hatten sowie eine auffallend geringere Beteiligung der Katholiken am modernen Erwerbsleben in Deutschland Bd 1 S 32 Er will keine umfassende Kulturanalyse vorlegen sondern die Entwicklung des Menschentums darstellen welches durch das Zusammentreffen bestimmter religioser und okonomischer Bedingungen geschaffen wurde Zur gleichen Zeit beschaftigen sich zwei weitere Wissenschaftler mit ahnlichen Themen Ernst Troeltsch befasste sich mit der Geschichte des Protestantismus und fragte nach Aufgabe und Erkenntnisziele n in der Darstellung des religiosen Elements des Protestantismus und seiner Stellung zu den kulturgeschichtlichen Umgebungszusammenhangen Bd 2 S 192 Werner Sombart wollte schildern wie der Geist seiner Zeit geworden ist zumal dessen reprasentativer Trager als den er die Bourgeoisie bestimmt nicht nur im Geistigen sondern auch in ihren sozialen Beziehungen Weber Troeltsch und Sombart beeinflussten einander inhaltlich und in der methodischen Vorgehensweise Webers Aufgabenstellung im Besonderen BearbeitenDie Aufgabe die Max Weber sich stellte beschreibt er wie folgt in meinem Fall durch die Aufdeckung einer allerdings m E einer ganz besonders wichtigen Ursachenreihe beizutragen welche die Herausbildung einer wiederum besonders wichtigen konstitutiven Komponente des Geistes der modernen kapitalistischen Wirtschaft bedingte einer Farbung desselben also welche vom Altertum und Mittelalter in wichtigen Punkten spezifisch verschieden war Bd 2 S 284 f Da es sich bei dieser Aufgabenstellung um eine sehr komplexe historische Erscheinung handelt sucht er einen ideal typischen Begriff ein Gedankengebilde dem sich die faktischen Durchschnittsinhalte des Historischen in sehr verschiedenen Grade annahern Bd 2 S 304 Weber verfahrt so dass ich Weber zunachst 1 die von niemandem bisher bezweifelte Tatsache der auffallig starken Kongruenz von Protestantismus und modernen Kapitalismus durch Beispiele in Erinnerung rief sodann 2 illustrativ einige Beispiele vorfuhrte fur solche ethische Lebensmaximen Franklin und die Frage stellte wodurch sich diese ethischen Lebensmaximen von abweichenden speziell von den Lebensmaximen des Mittelalters unterscheiden und dann 3 die Art wie solche seelische Attituden sich zu dem Wirtschaftssystem des modernen Kapitalismus kausal verhalten wiederum durch Beispiele zu illustrieren suchte wobei ich 4 auf den Berufs Gedanken stiess dabei an die langst festgestellte ganz spezifische Wahlverwandtschaft des Calvinismus zum Kapitalismus erinnerte und gleichzeitig 5 aufzuzeigen suchte dass unser heutiger Begriff des Berufs irgendwie religios fundiert sei Bd 2 S 304 f Die Studie ist Weber zufolge nicht abgeschlossen Bd 2 Anmerkung 39 S 186 und musse wenigstens noch durch Folgendes erganzt werden vgl Bd 1 S 189 und Bd 2 S 322 eine sehr viel differenziertere Analyse der Wirkung calvinistischer tauferischer und pietistischer Ethik auf den Lebensstil eingehende Untersuchungen der Ansatze ahnlicher Entwicklungen im Mittelalter und im antiken Christentum eine Untersuchung inwieweit okonomische Bedingungen den asketischen Protestantismus forderten Ausfuhrungen uber die Bedeutung des asketischen Protestantismus auf die sozial politische Ethik d h also auf Gemeinschaften von der Familie bis zum Staat ferner eine Analyse uber den Einfluss des asketischen Protestantismus auf die Entwicklung des philosophischen und wissenschaftlichen Empirismus Die protestantische Ethik BearbeitenDie religiosen Vorstellungen von Luther und Calvin Bearbeiten Die protestantische Ethik entwickelt sich nach Weber aus zwei entscheidenden Ideen Die eine ist Luthers Reformation die andere ist sich aus dieser unter dem Einfluss Calvins entfaltend die innerweltliche Askese ein konstitutiver Bestandteil des modernen kapitalistischen Geistes Die Einschatzung der Berufe wandelt sich bei Luther von der Anschauung dass die Individuen in jedem Stande selig werden konnen es also sinnlos ist auf die Art des Berufes wert zu legen zu der Anschauung dass der Beruf eine von Gott gestellte Aufgabe ist Um Gott wohlzugefallen ist die Erfullung der irdischen Pflichten also die Arbeit mit Fleiss auszufuhren zu der er den Menschen berufen hat unter allen Umstanden der einzige Weg und nicht eine Uberbietung der innerweltlichen Sittlichkeit durch monchische Askese Diese Wandlung fuhrt Weber u a darauf zuruck dass das gestiegene Handelsvolumen zu Luthers Zeit die Bedeutung der Berufsarbeit fordert Gleichzeitig entwickelt sich u a hervorgerufen durch die Arbeit an der Bibelubersetzung bei Luther der Gedanke dass das Leben des Einzelnen vorherbestimmt ist und das Individuum sich dem Willen Gottes zu fugen hat Konkret heisst dies der Einzelne soll grundsatzlich in dem Beruf und Stand bleiben in den ihn Gott einmal gestellt hat und sein irdisches Streben in den Schranken dieser seiner gegebenen Lebensstellung halten Bd 1 S 71 Dabei ist jeder erlaubte Beruf vor Gott gleich viel wert die geistlichen genauso viel wie die weltlichen Berufe Diese Vorstellung ist immer noch sehr traditionalistisch gebunden und dies fuhrt Weber u a auf den Vorsehungsgedanken Luthers zuruck Auch die okonomischen Vorstellungen waren bei Luther noch traditionalistisch Luther tritt energisch gegen das Zinsnehmen ein wie er uberhaupt gegen kapitalistischen Erwerb war Die Entwicklung des orthodoxen Luthertums zeigte nach Weber nur etwas Negatives Wegfall der Uberbietung der innerweltlichen durch asketische Pflichten Weber meint wohl inner weltliche Sittlichkeit durch monchische Askese verbunden aber mit der Predigt des Gehorsams gegen die Obrigkeit und der Schickung in die gegebene Lebenslage war hier zunachst der einzige ethische Ertrag Bd 1 S 72 Luthers Intentionen der blosse Gedanke der Berufsarbeit sind nur von problematischer Tragweite Weber sucht nach Auspragungen des Protestantismus bei denen ein Zusammenhang der Lebenspraxis mit dem religiosen Ausgangspunkt leichter als beim Luthertum zu ermitteln ist Bd 1 S 73 In den verschiedenen Glaubensrichtungen die sich nach Luther gebildet haben sieht Weber die entscheidenden geschichtlichen Trager Neben dem Calvinismus sind dies der Pietismus der Methodismus sowie die aus den verschiedenen tauferischen Bewegungen hervorgegangenen Sekten namentlich die Quaker Weber konstatiert dass es den Reformatoren nicht um ethische Reformprogramme vgl Bd 1 S 75 gegangen sei stattdessen bildete die Frage nach dem Seelenheil den Angelpunkt ihrer religiosen und theologischen Gedanken Insofern geht es auch vollig an Webers Zielsetzung vorbei wenn der Kapitalismus als Ergebnis der Reformation verstanden wird Vielmehr soll festgestellt werden ob und in welchen Punkten bestimmte Wahlverwandtschaften zwischen gewissen Formen des religiosen Glaubens und der Berufsethik erkennbar sind Bd 1 S 77 Die Wahlverwandtschaften sieht Weber beim Calvinismus auf die anderen Glaubensrichtungen geht er hier nicht ein in der methodischen Lebensfuhrung und der Berufsauffassung Dieses begrundet sich wesentlich in der Pradestination der Lehre von der Gnadenwahl Diese Lehre besagt dass Gott durch seinen Beschluss einige Menschen zu ewigem Leben und andere zu ewigem Tod bestimmt Die Gnade ist bei Luther verlierbar kann aber durch Busse wieder gewonnen werden dagegen ist sie beim Calvinismus vorherbestimmt Wie erfahrt nun der Glaubige ob er erwahlt ist oder nicht Diese Ungewissheit fuhrt zu einer standigen Angst der Glaubigen Aber wie ertragen die Glaubigen diese standige Angst In der seelsorgerischen Praxis kristallisierten sich zwei miteinander verknupfte Typen seelsorgerischer Ratschlage hervor Bd 1 S 128 die u a fur den Pfarrer bestimmt sind Zum einen wird es dem Glaubigen zur Pflicht gemacht sich fur erwahlt zu halten Anderenfalls erliegt der Glaubige dem Teufel der Zweifel sat Hier sieht Weber die Erziehung zum selbstgewissen Heiligen die er noch in seiner eigenen Zeit zu erkennen vermag Hier bemerkt Weber auch den Unterschied zu Luther Ein Lutheraner ware ein reumutiger Sunder Zum anderen raten die Seelsorger dem Glaubigen zur Berufsarbeit als hervorragendes Mittel um Selbstgewissheit zu erlangen eigentlich aber um Angst abzubauen Auf die Selbstgewissheit muss hier noch etwas naher eingegangen werden Denn um Selbstgewissheit zu erlangen kann einem niemand helfen kein Prediger kein Sakrament keine Kirche kein Gott Der Glaubige ist auf sich selbst angewiesen Er darf sich niemandem anvertrauen da er dann schon wieder zweifeln wurde und damit dem Teufel verfallen ware Es wird vor Menschenhilfe und freundschaft gewarnt Selbst zum nachsten Freund wird tiefes Misstrauen verlangt Auch die Beichte verschwand stillschweigend das Mittel zum periodischen Abreagieren des heftig erregten Schuldbewusstseins Dies liest Weber in Erbauungsschriften der damaligen Zeit Er folgert daraus dass die Individuen in tiefer innerer Isolierung allein mit sich selbst beschaftigt sind Die Wirkung dieser Isolierung bzw dieser Angst fuhrt bei den einen zu jeder nur erdenklichen Selbsterniedrigung bei anderen zu rastlosem und systematischem Kampf mit dem Leben Um Gnadengewissheit zu erlangen sind gute Werke ungeeignet aber sie sind unentbehrlich als Zeichen der Erwahlung Anders gesagt Der Glaubige kann die Seligkeit nicht kaufen aber er kann die Angst um die Seligkeit loswerden Weber sagt dazu dass Gott dem hilft der sich selbst hilft Bd 1 S 131 Der Glaubige setzt sich damit unentwegt selbst unter Kontrolle und das ist somit eine konsequente Methode um die gesamte Lebensfuhrung zu gestalten Die Pradestinationslehre der Calvinisten fuhrte zu einer Verweltlichung des Gottesdienstes welcher nicht auf die Kirche beschrankt blieb sondern gekoppelt mit dem Bewahrungs Gedanken im taglichen Leben seinen Ausdruck fand Bd 1 S 111 Anmerkung 4 Mit Bezug darauf wird oft auch von der innerweltlichen Askese gesprochen welche Sparsam und Enthaltsamkeit verlangt Im Gegensatz zu anderen Religionen kann die Gnade Gottes nicht durch transzendente Handlungen Beten Beichte erlangt werden sondern ist vorherbestimmt Die Pradestination lasst sich zwar nicht positiv beeinflussen druckt sich jedoch im Diesseits durch Erfolg aus 7 Der Geist des Kapitalismus BearbeitenWeber sucht nach konstitutiven Bestandteilen die den Geist des modernen Kapitalismus zu dem gemacht haben was er heute ist Hierzu muss er zunachst einmal klaren was er darunter versteht Fur ihn ist dieser Geist zunachst ein historischer Begriff der aus seinen einzelnen der geschichtlichen Wirklichkeit entnommenen Bestandteilen komponiert wird Bd 1 S 39 vgl Idealtypus Diesen Begriff betrachtet Weber nur unter den Gesichtspunkten die fur die Bearbeitung dieses Gegenstandes wesentlich sind So kann es sich auch nur um eine provisorische Veranschaulichung dessen was hier mit dem Geist des modernen Kapitalismus gemeint ist handeln Bd 1 S 40 Kapitalismus ist nach Weber das Streben nach Gewinn nach Rentabilitat im kontinuierlich rational arbeitenden Betrieb Aber auch die Bedingung schrankenloser Erwerbsgier So versteht Weber den kapitalistischen Wirtschaftsakt als Ausnutzung von Tausch Chancen in formell friedlicher Weise Bd I S 12 13 Drei historische Entwicklungen markieren fur ihn Meilensteine im Heranwachsen des Kapitalismus die rationale Betriebsorganisation die Trennung von Haushalt und Betrieb und die rationale Buchfuhrung Bd 1 S 17 Um nun dem Geist des modernen Kapitalismus naher zu kommen vergleicht Weber Aussagen Jakob Fuggers und Benjamin Franklins zu ihrem jeweiligen Verstandnis von Geschaftsklugheit Als Ursache fur die Geschaftigkeit des Bankiers und Reichsgrafen Jakob Fugger der das grosste Bankhaus des Fruhkapitalismus leitete sieht Weber ausschliesslich kaufmannischen Wagemut und eine personliche sittlich indifferente Neigung Als Beleg fuhrt er einen Ausspruch Fuggers gegenuber einem Geschaftsfreund an der ihn aufgefordert hatte sich zur Ruhe zu setzen da er doch nun genug verdient habe er Fugger hatte viel einen anderen Sinn wollte gewinnen dieweil er konnte Bd 1 S 43 Der amerikanische Naturforscher und Politiker Franklin ausserte hingegen zu diesem Thema Bedenke dass die Zeit Geld ist Bedenke dass Kredit Geld ist Bedenke dass Geld von einer zeugungskraftigen und fruchtbaren Natur ist Bedenke dass ein guter Zahler der Herr von jedermanns Beutel ist Neben Fleiss und Massigkeit tragt nichts so sehr dazu bei einen jungen Mann in der Welt vorwarts zu bringen als Punktlichkeit und Gerechtigkeit bei allen seinen Geschaften Der Schlag deines Hammers den dein Glaubiger um 5 Uhr morgens oder um 8 Uhr abends vernimmt stellt ihn auf sechs Monate zufrieden sieht er dich aber am Billardtisch oder hort er deine Stimme im Wirtshause wenn du bei der Arbeit sein solltest so lasst er dich am nachsten Morgen um die Zahlung mahnen und fordert sein Geld bevor du es zur Verfugung hast halte eine genaue Rechnung uber deine Ausgaben und dein Einkommen Wer 5 Schillinge verliert verliert nicht nur die Summe sondern alles was damit bei Verwendung im Gewerbe hatte verdient werden konnen was wenn ein junger Mann ein hoheres Alter erreicht zu einer ganz bedeutenden Summe auflauft Bd 1 S 40 42 Nach Weber ist Franklin vom Geist des modernen Kapitalismus durchdrungen auch wenn nicht alles was diesen Geist ausmacht in den aufgefuhrten Zitaten enthalten ist In dieser Philosophie des Geizes entdeckt Weber nicht nur Geschaftsklugheit sondern eine eigentumliche Ethik jener eigentumliche uns heute so gelaufige und in Wahrheit doch so wenig selbstverstandliche Gedanke der Berufspflicht einer Verpflichtung die der Einzelne empfinden soll und empfindet gegenuber dem Inhalt seiner beruflichen Tatigkeit gleichviel worin sie besteht Bd 1 S 42 Diese eigentumliche Ethik Franklins ist es die laut Weber den Geist des Fruh Kapitalismus vom Geist des modernen Kapitalismus unterscheidet Als das Zentrale dieser Ethik sieht er den Erwerb von Geld und immer mehr Geld unter strengster Vermeidung alles unbefangenen Geniessens so ganzlich aller eudamonistischen gluckseligen oder gar hedonistischen lustorientierten Gesichtspunkten entkleidet so rein als Selbstzweck gedacht dass es als etwas gegenuber dem Gluck oder dem Nutzen des einzelnen Individuums jedenfalls ganzlich Transzendentes und schlechthin Irrationales erscheint Bd 1 S 44 Diese Umkehrung des naturlichen Sachverhalts enthalt nach Weber zugleich eine Empfindungsreihe welche sich mit gewissen religiosen Vorstellungen eng beruhrt Bd 1 S 44 Als Zeugen fur diese These fuhrt er erneut Franklin an der als Grund seiner Philosophie auf einen haufig gehorten Ausspruch seines streng calvinistischen Vaters verweist Siehst du einen Mann rustig in seinem Beruf so soll er vor Konigen stehen Die Hochschatzung des Berufes ist ein weiteres ganz zentrales Element doch nicht im calvinistischen sondern im lutherischen Sinn Weber spricht von der Berufspflicht als in gewissem Sinne von konstitutiver Bedeutung fur die Sozialethik der kapitalistischen Struktur Bd 1 S 45 und beschreibt sie als eine Verpflichtung die der Einzelne empfinden soll und empfindet gegenuber dem Inhalt seiner beruflichen Tatigkeit gleichviel worin sie besteht gleichviel insbesondere ob sie dem unbefangenen Empfinden als reine Verwertung seiner Arbeitskraft oder gar nur seines Sachguterbesitzes als Kapital erscheinen muss Bd 1 S 45 Hier stellt sich Beruf als absoluter Selbstzweck dar und steht im Gegensatz zur vorkapitalistischen traditionalen Vorstellung in welcher der Bedarf als Zweck und die Arbeit als Mittel erscheint diesen Zweck zu erreichen und zwar mit einem Minimum an Leistung Diese traditionale Vorstellung verdeutlicht Weber u a am Beispiel von Landarbeitern Diese arbeiten bei Erhohung des Akkordlohnes in Mark je Morgen entsprechend der Erhohung weniger da sie ja nun mit geringerem Aufwand die Mittel fur ihren Bedarf erwirtschaften Bd 1 S 50 Bemerkenswert an der obigen Aussage zur Berufspflicht ist auch dass Weber die Verwertung von Arbeit und die Verwertung von Sachkapital als Beruf betrachtet Doch ist ihm der calvinistische Zug zum Erwerb der starkere Motor beim Start des Kapitalismus Starker deshalb weil nur so die notwendigen Kapitalien angesammelt werden konnten die den Kapitalismus investiv forcierten Dieses Sammeln von Kapitalien war wiederum notwendig weil der gewerbliche Mittelstand nach Weber der wesentliche Trager des modernen kapitalistischen Geistes in der Regel nicht uber grosse Finanzmittel verfugte Diesem aufstrebenden Mittelstand stellt Weber das traditionalistisch gefuhrte Unternehmen gegenuber dessen Arbeitsweise er am Beispiel eines Verlegers der Textilindustrie verdeutlicht Dessen Tatigkeit sei gekennzeichnet durch 5 bis 6 Std tagliche Arbeitszeit wenig Kundenpflege Konkurrenzlosigkeit durch Absprachen Genuss des bescheidenen aber sicheren Gewinns Er betont daruber hinaus Die absolute und bewusste Rucksichtslosigkeit des Gewinnstrebens stand oft ganz hart gerade neben strengster ethischer Traditionsgebundenheit Bd 1 S 48 Somit halt er fest Die kapitalistische Form einer Wirtschaft und der Geist in dem sie gefuhrt wird stehen zwar generell im Verhaltnis adaquater Beziehung nicht aber in dem einer gesetzmassigen Abhangigkeit voneinander weil jene Gesinnung in der modernen kapitalistischen Unternehmung ihre adaquateste Form die kapitalistische Unternehmung andererseits in ihr die adaquateste geistige Triebkraft gefunden hat Und ferner Die Frage nach den Triebkraften der Expansion des modernen Kapitalismus ist nicht in erster Linie eine Frage nach der Herkunft der kapitalistisch verwertbaren Geldvorrate sondern vor allem nach der Entwicklung des kapitalistischen Geistes Bd 1 S 54 und 58 Okzidentaler Rationalismus und protestantische Ethik BearbeitenFur Weber stellt sich die Frage welche Bedingungen gegeben sein mussten um zu den von ihm behandelten konstitutiven Bestandteilen des modernen kapitalistischen Geistes zu kommen Zunachst fallt Weber auf dass die kapitalistisch fortgeschrittensten Regionen am haufigsten im Okzident anzutreffen sind Dies fuhrt er auf eine eher systematisch rationale Grundhaltung des Okzident zuruck die er an einigen Beispielen zu erlautern versucht Er verweist auf die im Gegensatz zu anderen Regionen wie Indien China Babylonien und Agypten mathematische Durchdringung der Naturwissenschaften schon bei den Hellenen Griechen Diese gelten auch als Erfinder der Idee des rationalen Beweises Bd 1 S 9 Im Bereich der Geschichtsschreibung nennt Weber China das hier ohne das thukydideische Pragma auskommt Bd 1 S 10 Als weiteres benennt Weber die systematische Staatslehre nach Aristoteles und die juristischen Schemata und Denkformen des Okzidents die auf romischem Recht basieren und bis in die heutige Zeit Einfluss auf das okzidentale Geschehen haben An dieser Stelle fuhrt Weber auch das kanonische Recht Kirchenrecht an das nach ihm in dieser systematischen Form nur im Okzident existiert Bd 1 S 10 Als Nachstes bezieht Weber die oben genannten Punkte auf die Form des Kapitalismus die im Okzident seiner Meinung nach existiert Er mochte herausfinden wie es im Okzident zur Entstehung des burgerlichen Betriebskapitalismus mit seiner rationalen Organisation der freien Arbeit kommt Bd 1 S 18 Die Entwicklung technischer Moglichkeiten basierend auf mathematisch und experimentell exakten rational fundierten Naturwissenschaften nennt Weber als erstes Die kapitalistische Verwertbarkeit der Technik als ein Ausfluss der okzidentalen Sozialordnung deren wichtigste Bestandteile wiederum die rationale Struktur des Rechts und der Verwaltung also berechenbar sind fuhrt Weber als Nachstes an Bd 1 S 19 An dieser Stelle macht er auf die Probleme aufmerksam welche die Begriffe rational und irrational aufwerfen Je nachdem unter welchen Blickpunkten Handlungen betrachtet werden konnen sie rational bzw irrational sein Bd 1 S 20 Fur Weber kommt es zunachst darauf an die besondere Eigenart des modernen okzidentalen Rationalismus zu erkennen und ihre Entstehung zu erklaren Hierfur ist neben den okonomischen Bedingungen das Augenmerk auf die Fahigkeit und Disposition der Menschen zu bestimmten Arten praktisch rationaler Lebensfuhrung Bd 1 S 20 21 zu richten Diese Lebensfuhrung wird im Wesentlichen durch magische oder und religiose Machte geformt die bestimmte ethische Pflichtvorstellungen entwickeln Bd 1 S 21 So stellt sich fur Weber die Frage nach dem Zusammenhang zwischen modernem Wirtschaftsethos Geist des modernen Kapitalismus und religioser Ethik Ausgehend von der Behauptung dass Kapitalbesitz und hohere technische Arbeiter und Angestellte mehrheitlich protestantisch sind konzentriert er sich auf die rationale Ethik des asketischen Protestantismus Hier beschreibt er dann die bemerkenswerten Parallelen insbesondere des Berufsbegriffs und der Pflicht zur Genugsamkeit des asketischen Protestantismus wie er u a bei Calvin zu finden ist mit den konstitutiven Bestandteilen des modernen kapitalistischen Geistes Beruf und Erwerb als Selbstzweck Ein Beispiel soll die Bedeutung des Religiosen fur die kapitalistische Entwicklung zeigen Hier werden junge unverheiratete Frauen die besonders schwer zu rationalem Arbeiten zu erziehen sind anderen gegenubergestellt die pietistisch erzogen worden sind Deren zentrale Haltung sich der Arbeit gegenuber verpflichtet zu fuhlen finden sich hier besonders oft vereint mit strenger Wirtschaftlichkeit die mit dem Verdienst und seiner Hohe uberhaupt rechnet und mit einer nuchternen Selbstbeherrschung und Massigkeit welche die Leistungsfahigkeit ungemein steigert Bd 1 S 53 Weber versucht zu belegen dass aus dem Geist des Kapitalismus durch Einfluss im Wesentlichen der protestantischen Ethik der Geist des modernen Kapitalismus entstanden ist In diesem Zusammenhang ist die Frage Was war zuerst da der Geist des modernen Kapitalismus oder der moderne Kapitalismus von entscheidender Bedeutung Liesse sich belegen dass der Geist vor dem modernen Kapitalismus eine bedeutende Verbreitung erfahren hat ware dies zumindest ein wichtiges Indiz fur den Einfluss des Geistes auf die Expansion des modernen Kapitalismus Weber behauptet D as jedenfalls ohne Zweifel im Geburtsland Benjamin Franklins Massachusetts der kapitalistische Geist in unserem hier angenommenen Sinn vor der kapitalistischen Entwicklung da war Es liegt also vom materialistischen Standpunkt aus betrachtet eine Umkehr des Kausalverhaltnisses zumindest in diesem Fall vor Bd 1 S 46 Weiterhin verweist Weber aber auch auf die starke Bedeutung des Religiosen fur das alltagliche Leben im Spatmittelalter und zu Beginn der Neuzeit Bd 1 S 166 Um den Zusammenhang von asketischem Protestantismus und Geist zu beleuchten konzentriert er sich auf einen seiner Meinung nach bedeutenden Prediger des 16 Jahrhunderts den englischen Puritaner Richard Baxter und dessen Kompendium der puritanischen Moraltheologie Christian Directory Wichtige Elemente dieser Moraltheologie sind die sittliche Gefahr der Versuchung durch Reichtum das Verwerfliche des Ausruhens auf dem vorhandenen Besitz das Tatigsein als Wille Gottes zur Mehrung seines Ruhmes Arbeit als alterprobtes asketisches Mittel Bd 1 S 166 ff Aber Nicht Arbeit an sich sondern rationale Berufsarbeit ist eben das von Gott verlangte Bd 1 S 171 So trug nach Weber der Puritanismus das Ethos des rationalen burgerlichen Betriebs und der rationalen Organisation der Arbeit Bd 1 S 174 Dieser Protestantismus verpflichtet den Einzelnen zum Ruhme Gottes Besitztum zu erhalten und durch rastlose Arbeit zu vermehren beides wesentliche Bestandteile des modernen kapitalistischen Geistes In diesem Zusammenhang weist Weber darauf hin dass die Genesis dieses Lebensstils in einzelnen Wurzeln wie auch bei anderen Bestandteilen bis ins Mittelalter zuruck reicht Bd 1 S 179 Fur Weber ist aber nicht die blosse Begunstigung der Kapitalbildung die wichtigste Folge puritanischer Lebensauffassung sondern eine durch sie bedingte Tendenz zu burgerlicher okonomisch rationaler Lebensfuhrung Genau diese Lebensfuhrung fuhrt nach ihm zum modernen Wirtschaftsmenschen als Trager der kapitalistischen Expansion Bd 1 S 182 Zur Zeit Webers hat sich die Ethik von ihren religiosen Fesseln befreit der kapitalistische Geist bedarf dieser Stutze nicht mehr Diese Entwicklung hatte der Mitbegrunder der Methodisten John Wesley schon vorausgesehen Nachdem er feststellte dass durch Religion Arbeitsamkeit und Sparsamkeit und somit auch Reichtum ganz automatisch gefordert wurde kommt er zu dem Schluss dass auf diese Weise zwar die Form der Religion bleibt aber der Geist allmahlich schwindet Bd 1 S 183 Kritik und Bestatigung BearbeitenUnmittelbar nach der Veroffentlichung entbrannte eine heftige Debatte uber die Protestantische Ethik die etwa funf Jahre dauerte Bis zu Webers Tod 1920 war die zeitgenossische Wirkung Webers gering und beschrankte sich auf den Kreis im Hause der Webers Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Weber starker wahrgenommen vor allem durch Talcott Parsons der Webers Werke ins Englische ubersetzte Erst der Heidelberger Soziologentag 1964 machte auch den deutschen Soziologen den Stand der internationalen Weber Rezeption deutlich 8 Eine marxistische Kritik an Webers These der besonderen Rolle der protestantischen Ethik an den Ursprungen und bei der Entwicklung des Kapitalismus ubte Henryk Grossmann in seinem Mitte der 30er Jahre im Zuge seiner Kritik an Franz Borkenau verfassten und erst 2006 auf Englisch erstmals veroffentlichten Aufsatz The Beginnings of Capitalism and the New Mass Morality Der Calvinismus habe nicht wie Weber annimmt als Moral gedient die die Massen zur Akzeptanz der Lohnarbeit fuhren sollte oder habe die Interessen der Bourgeoisie ausgedruckt Vielmehr sei er als eine Doktrin der Handwerkerschicht entstanden welche den Kapitalismus aber nicht hervorgebracht habe Zudem sei der Kapitalismus bereits zwei Jahrhunderte vor dem Calvinismus in Italien ohne die Mithilfe irgendeines religiosen Irrationalismus aufgetreten Der entscheidende durch Borkenau und Weber aber vernachlassigte Aspekt bei der Erziehung zur Arbeitsdisziplin sei eher Zwang als Religion gewesen Anhand der in Marx Das Kapital vorgestellten Materialien zur Entwicklung des Kapitalismus in England erganzt um Beispiele aus dem Frankreich des 17 Jahrhunderts schliesst Grossmann dass Religion ganz allgemein als ein Instrument zur Zahmung der Massen diene Bestimmte Linien des Katholizismus wie der Molinistische Gehalt des Jesuitismus und der Jansenismus seien besser fur eine kapitalistische Massenmoral geeignet als der Protestantismus 9 Die nach dem US amerikanischen Soziologen Robert King Merton benannte Merton These 1938 besagt dass die naturwissenschaftliche Revolution des 17 und 18 Jahrhunderts hauptsachlich von englischen Puritanern und deutschen Pietisten getragen worden sei Merton fuhrte dies insbesondere auf die asketische Verhaltensweise von Protestanten zuruck die Weber beschrieben hatte 10 11 Der US amerikanische Soziologe Gerhard Lenski fand 1958 in einer breit angelegten empirischen Untersuchung im Grossraum Detroit Bundesstaat Michigan eine Reihe wichtiger Thesen Webers bestatigt Protestanten wurden eher als Katholiken im Wirtschaftssystem aufsteigen vor allem in der oberen Mittelschicht Katholiken hatten im Allgemeinen mehr Kinder als Protestanten Sie hatten eher eine traditionalistische Orientierung dem Uberkommenen verpflichtet wahrend Protestanten mehr der rationalistischen Denkweise zuneigten das Unerforschte suchend Die betrachtlichen Beitrage des Protestantismus zum materiellen Fortschritt seien grosstenteils unbeabsichtigte Nebenwirkungen unintended by products bestimmter protestantischer Verhaltensweisen gewesen Schon mehr als hundert Jahre vor Weber habe John Wesley ein Mitbegrunder der Methodistischen Kirche beobachtet dass Methodisten durch Fleiss und Genugsamkeit diligence and frugality wohlhabend geworden seien so wohlhabend dass sich Wesley um ihren Glaubensgehorsam Sorgen machte 12 Weber und Lenski zufolge teilten Methodisten diese Verhaltensweisen mit den Mitgliedern anderer reformatorischen Kirchen insbesondere Puritanern und Pietisten weniger stark mit Anglikanern und Lutheranern Jedoch stellte Lenski fest dass bei modernen Protestanten kaum noch eine asketische Einstellung anzutreffen sei Auch die Lehre vom Beruf calling wie Weber sie beschrieb sei in den Hintergrund getreten Stattdessen spiele bei heutigen Protestanten die intellektuelle Autonomie intellectual autonomy eine immer starker werdende Rolle Diese sei durch die Reformation vor allem bei Taufern Puritanern Pietisten Methodisten und Presbyterianern gestarkt worden Sie sei eine gunstige Voraussetzung fur das Ergreifen naturwissenschaftlicher oder technischer Berufe Dagegen sei bei Katholiken eher eine intellektuelle Haltung festzustellen die Gehorsam obedience und Treue gegenuber der kirchlichen Lehre betone Dies sei ein Nachteil fur einen naturwissenschaftlichen oder technischen Beruf Katholische Soziologen 13 14 seien zu denselben Forschungsergebnissen gelangt 15 Dies ist unter anderem eine Bestatigung von Webers These dass Protestanten eher eine technische Katholiken eher eine humanistische Schulbildung bevorzugten siehe oben Richard Sennett fasst in seinem Werk Der flexible Mensch die Protestantische Ethik zusammen und kritisiert sie Er schreibt Als Studie zur Wirtschaftsgeschichte steckt Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus voller Irrtumer Als okonomische Analyse umgeht sie seltsamerweise jede Betrachtung des Konsums als treibende Kraft des Kapitalismus Als Analyse eines charakterlichen Typus sind jedoch sowohl Absicht wie Ausfuhrung schlussig Das Arbeitsethos des getriebenen Menschen erscheint Max Weber nicht als Quelle menschlichen Glucks auch nicht als Grundlage psychischer Starke Der getriebene Mensch ist zu sehr unter der Last des Gewichts gebeugt das er der Arbeit zuzumessen gelernt hat Disziplin ist ein Akt der Selbstverleugnung sagt Michel Foucault und genauso erscheint sie in Webers Darstellung des Arbeitsethos 16 Webers Hypothese dass der Protestantismus die wirtschaftliche Entwicklung fordere wurde von Davide Cantoni anhand von Daten zu 272 Stadten des Heiligen Romischen Reiches im Zeitraum 1300 1900 empirisch getestet Cantonis Ergebnisse von 2009 widersprechen Webers Theorie der Protestantismus hatte keinen Einfluss auf Wachstum 17 Der Theologe Friedrich Wilhelm Graf Religionssoziologen wie Peter L Berger und David Martin haben die protestantische Glaubensrevolution in Lateinamerika als eine implizite Bestatigung von Grundelementen der Weber These wissenschaftsgeschichtlich praziser wohl der Weber Troeltsch These interpretiert Jedenfalls deuten hier viele Fromme ihren Ubergang aus der romisch katholischen Kirche in eine protestantische Pfingstgemeinde selbst in Konzepten einer moralischen Okonomie die langfristige Gewinne durch starke innerweltliche Askese verspricht Die strenge asketische Selbstdisziplin die in den pfingstlerischen Gemeinden erfolgreich institutionalisiert ist die Bereitschaft mehr und harter zu arbeiten und weniger in den Tag hineinzuleben fuhrt auch dazu dass viele der Pfingstchristen ihren neuen Gottesglauben durch wirtschaftliche Erfolge bestatigt sehen Ihr sozialer Aufstieg von anderen haufig als ein Zeichen wunderbarer Errettung durch Gott gedeutet wird so zum Vehikel erfolgreicher Mission 18 Weiterentwicklungen BearbeitenChiapello und Boltanski versuchen in ihrem Buch Der neue Geist des Kapitalismus den aktuellen Geist zu ergrunden und bezeichnen als Geist des Kapitalismus eine Ideologie die das Engagement fur den Kapitalismus rechtfertigt 19 Die Autoren unterscheiden drei historische Etappen des kapitalistischen Geistes Die heroischen Aspekte des Bourgeois des ausgehenden 19 Jahrhunderts verdichten sich dabei in der Figur des Unternehmers des Hochstaplers des Eroberers 20 Die zweite Phase erreichte nach ihnen in den Jahren zwischen 1930 und 1960 ihren Hohepunkt Zentral ist hier das grosse zentralisierte durchburokratisierte und gigantomanische Industrieunternehmen 21 Der aktuelle dritte Geist weise Strukturmerkmale mit einem globalisierten und neue Technologien einsetzenden Kapitalismus auf 22 Ausgaben BearbeitenMax Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus In Archiv fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 20 1904 S 1 54 Online verfugbar bei archive org Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus In Archiv fur Sozialwissenschaft und Sozialpolitik 21 1905 S 1 110 Online verfugbar bei archive org Max Weber Gesammelte Aufsatze zur Religionssoziologie I S 1 206 Max Weber 1920 8 Auflage Mohr Tubingen 1988 ISBN 3 16 845366 8 Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus Mohr Tubingen 1934 Max Weber Die Protestantische Ethik I Eine Aufsatzsammlung herausgegeben von Johannes Winckelmann Siebenstern Hamburg 1965 ab 5 Auflage GTB Siebenstern Gutersloh 1979 ISBN 3 579 01433 1 im Text als Bd 1 Max Weber Die Protestantische Ethik II Kritiken und Antikritiken herausgegeben von Johannes Winckelmann Siebenstern Hamburg 1968 ab 3 Auflage GTB Siebenstern Gutersloh 1978 ISBN 3 579 03827 3 im Text als Bd 2 Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus Vollstandige Ausgabe Herausgegeben und eingeleitet von Dirk Kaesler 3 durchgesehene Auflage Beck Munchen 2010 ISBN 3 406 51133 3 Literatur BearbeitenSeminar Religion und gesellschaftliche Entwicklung Studien zur Protestantismus Kapitalismus These Max Webers Hrg von Constans Seyfarth u Walter M Sprondel Suhrkamp Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 518 07638 8 suhrkamp taschenbuch wissenschaft 38 Herbert Marcuse Calvin und Luther In Institut fur Sozialforschung Hrsg Studien uber Autoritat und Familie Paris 1936 Werner Sombart Der Bourgeois Zur Geistesgeschichte des modernen Wirtschaftsmenschen Munchen Leipzig 1913 Neudruck 1920 Dirk Kaesler Max Weber Eine Einfuhrung in Leben Werk und Wirkung Campus Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 593 37360 2 Markus Lilienthal Interpretation Max Weber Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus in Interpretationen Hauptwerke der Sozialphilosophie Reclam Stuttgart 2001 S 94 107 ISBN 3 15 018114 3 Luc Boltanski Eve Chiapello Der neue Geist des Kapitalismus UVK Konstanz 2003 ISBN 3 89669 991 1 Peter Ghosh A Historian Reads Max Weber Essays on the Protestant Ethic Studies in Cultural and Social Sciences Harrassowitz Wiesbaden 2008 ISBN 978 3 447 05777 6 siehe dazu die Rezension bei H Soz u Kult Heinz Steinert Max Webers unwiderlegbare Fehlkonstruktionen Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus Campus Frankfurt am Main New York 2010 ISBN 3 593 39310 7 Birger P Priddat Arbeit und Musse Luther Schiller Marx Weber Lafargue Keynes Russell Marcuse Precht Uber eine europaische Hoffnung der Verwandlung von Arbeit in hohere Tatigkeit Metropolis Marburg 2019 ISBN 978 3 7316 1409 8 darin S 9 27 Anfang und Ende der Protestantischen Ethik Hartmann Tyrell Worum geht es in der Protestantischen Ethik Ein Versuch zum besseren Verstandnis Max Webers In Saeculum 41 1990 S 130 177 Weblinks BearbeitenDie protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus bei Zeno org Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus E Book Epub Mobi Bildet euch Die Zeit 23 Dezember 2008 Der Bildungsokonom Ludger Wossmann hat den Zusammenhang von Protestantismus und wirtschaftlichem Erfolg neu erforscht Seine Erkenntnis Der Soziologe Max Weber hatte nur halb recht Zugehorige Publikation Sascha Becker und Ludger Wossmann Was Weber Wrong A Human Capital Theory of Protestant Economic History Quarterly Journal of Economics 124 2 2009 S 531 596Fussnoten Bearbeiten Die Uberarbeitung besteht im Textteil im wesentlichen in Einfugungen im Fussnotenteil in einer ausfuhrlichen Auseinandersetzung mit der inzwischen erschienenen Literatur insbesondere mit den Arbeiten von Werner Sombart und Lujo Brentano Wolfgang Schluchter Die Entstehung des modernen Rationalismus Frankfurt am Main 1998 S 273 Fussnote 1 Dirk Kaesler Max Weber Eine Einfuhrung in Leben Werk und Wirkung Frankfurt am Main 2003 S 99 Luc Boltanski Eve Chiapello Der neue Geist des Kapitalismus Konstanz 2003 S 605 Fussnote 11 sie verweisen auf ein Essay von H Bruhns 1997 S 105 Dirk Kaesler 2003 S 99f Vgl Dirk Kaesler 2003 S 100 f Dirk Kaesler 2003 S 27 Erfolgreiches Bemuhen im Beruf zeugt von der Pradestination des Individuums welches somit zum erstrebenswerten Ideal wurde wer nicht arbeitet verschleudert eine Gnadengabe wer einem Bettler etwas gibt halt ihn davon ab was passiv dem Geist des Kapitalismus entsprach Dirk Kaesler 2003 S 257 Rick Kuhn Introduction to Henryk Grossman s critique of Franz Borkenau and Max Weber in Journal of Classical Sociology 6 2 July 2006 Preprint online englisch I Bernard Cohen Puritanism and the Rise of Modern Science the Merton Thesis Rutgers University Press 1990 ISBN 0 8135 1530 0 Russell Heddendorf Religion Science and the Problem of Modernity In JASA 38 December 1986 S 226 231 Calvins Pradestinationslehre hatte auf diese Verhaltensweisen keinen Einfluss da Wesley und die von ihm gepragten methodistischen Gemeinden diese Lehre ablehnten Thomas F O Dea American Catholic Dilemma An Inquiry into the Intellectual Life New York N Y 1958 Frank L Christ and Gerard Sherry Eds American Catholicism and the Intellectual Ideal New York N Y 1961 Gerhard Lenski The Religious Factor A Sociological Study of Religion s Impact on Politics Economics and Familiy Life Revised Edition Garden City N Y 1963 S 279 284 347 348 350 351 357 358 Richard Sennett Der flexible Mensch Die Kultur des neuen Kapitalismus Wiesbeck 2000 S 141f Davide Cantoni The Economic Effects of the Protestant Reformation Testing the Weber Hypothesis in the German Lands Job Market Paper Harvard University 10 November 2009 Memento vom 19 November 2012 im Internet Archive PDF 689 kB Friedrich Wilhelm Graf Der Protestantismus Geschichte und Gegenwart 2 uberarbeitete Auflage Munchen 2010 S 116 f Vgl Trad Nogueira Godsey Weberian Sociology and the Study of Pentecostalism Historical Patterns and Prospects for the Future In Journal for the Study of Religion 25 2 2012 S 51 70 Luc Boltanski Eve Chiapello 2003 S 43 Luc Boltanski Eve Chiapello 2003 S 54 Luc Boltanski Eve Chiapello 2003 S 55 Luc Boltanski Eve Chiapello 2003 S 57Normdaten Werk GND 4315154 1 lobid OGND AKS LCCN n83137205 VIAF 178221877 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus amp oldid 236065363