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Robert King Merton 4 Juli 1910 1 in Philadelphia Pennsylvania als Meyer Robert Schkolnick 23 Februar 2003 in New York war ein US amerikanischer Soziologe Er war der 47 Prasident der American Sociological Association Robert K Merton 1965 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Merton These 3 Werk 4 Echte und unechte Wissenschaft 5 Anomietheorie 6 Ehrungen 7 Publikationen 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseLeben BearbeitenRobert K Merton wurde am 4 Juli 1910 in Philadelphia als Meyer Robert Schkolnick in eine Familie Jiddisch sprechender russischer Juden die 1904 in die USA ausgewandert waren geboren Merton studierte ab 1927 an der Temple University bei George E Simpson Ab 1931 war er Forschungsassistent bei Pitrim A Sorokin an der Harvard Universitat wo er danach bis 1937 lehrte 1938 wurde er Professor an der Tulane University und 1941 an der Columbia University wo er 1963 Giddings Professor fur Soziologie wurde und 1974 den Rang eines University Professor erhielt 1942 bis 1971 war er dort Associate Director des Bureau of Applied Social Research 1979 ging er in den Ruhestand 1984 zog er sich aus der Lehre zuruck Er war ausserdem Adjunct Professor an der Rockefeller University und war an der Russell Sage Foundation tatig Merton ist Vater aus erster Ehe mit Suzanne Carhart die 1934 geschlossen und 1968 geschieden wurde und aus der auch zwei Tochter stammen von Robert C Merton dem Wirtschafts Nobelpreistrager von 1997 In zweiter Ehe war er ab 1993 mit der Soziologin Harriet Zuckerman verheiratet Merton These BearbeitenMerton begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit einem wichtigen Beitrag sowohl zur Religionssoziologie als auch zur Soziologie der Naturwissenschaften Er entwickelte 1938 in seinem ersten Buch Science Technology and Society in 17th Century England die nach ihm benannte Merton These engl Merton Thesis Sie besteht aus zwei unabhangigen Teilen Erstens die These ist eine Theorie der zufolge Veranderungen in den Naturwissenschaften durch eine Anhaufung von Beobachtungen sowie von verbesserten experimentellen Techniken und methodischen Ansatzen verursacht werden Zweitens die These argumentiert dass die naturwissenschaftliche Revolution im 17 und 18 Jahrhundert im Wesentlichen vom Protestantismus insbesondere englischen Puritanern und deutschen Pietisten getragen wurde In spateren Publikationen baute Merton seine These weiter aus und verteidigte sie gegen Kritik 2 3 Werk BearbeitenEr versuchte die Statik des Parsons schen Strukturfunktionalismus durch eine Betonung der Dynamik sozialer Prozesse zu uberwinden Merton pragte unter anderem die Begriffe selbsterfullende Prophezeiung englisch self fulfilling prophecy Focus Group Rollenmodell role model Matthauseffekt unter starker Mitwirkung seiner Frau 4 unbeabsichtigte Folgen und Wissenskommunismus und rief das Gleichnis Auf den Schultern von Riesen wieder in Erinnerung Bekannt geworden ist Merton fur seine Position dass der Soziologie zur Entwicklung von Grosstheorien grand theories die empirische Grundlage fehle Dementsprechend pladierte er dafur sich auf Theorien mittlerer Reichweite zu konzentrieren bei denen die Theoriegenerierung mit einer empirischen Fundierung verknupft werden kann Echte und unechte Wissenschaft BearbeitenMitte der 1930er Jahre zeigte sich Merton beunruhigt vom Phanomen des Nationalsozialismus und besonders von der Bereitschaft deutscher Wissenschaftler sich in den Dienst des NS Regimes zu stellen Daher versuchte er in einer Vorlesung aus dem Jahr 1937 Science and the Social Order und einem Essay aus dem Jahr 1942 Science and Democratic Social Structure eine strenge Trennlinie zwischen echter das heisst demokratischer und ethischer Wissenschaft auf der einen und unethischer antiintellektueller Anti Wissenschaft auf der anderen Seite zu ziehen Vier Charakteristika zeichneten nach Merton 5 echte Wissenschaft aus Universalismus universalism Die Bewertung wissenschaftlicher Forschung muss unabhangig von der Person oder den sozialen Attributen des verantwortlichen Wissenschaftlers erfolgen Das heisst dass Ethnie Nationalitat Religion sozialer Stand und personliche Eigenschaften des Forschers nicht herangezogen werden durfen um dessen Forschungen zu diskreditieren oder um deren Glaubwurdigkeit zu unterstreichen Dieses Prinzip wandte sich vor allem gegen den Ausschluss der Juden aus dem deutschen Wissenschaftsbetrieb Kommunismus communism Die Ergebnisse wissenschaftlicher Wissensproduktion sind das Produkt kollektiver kooperativer Anstrengungen und sie stehen grundsatzlich allen Mitgliedern der Wissenschaftsgemeinschaft jederzeit zur freien Verfugung Uneigennutzigkeit disinterestedness Antriebsfeder echter Wissenschaft ist nicht Eigennutz sondern die Leidenschaft zu wachsender Erkenntnis Neugier im positiven Sinne und altruistisches Interesse am Wohlergehen der Menschheit Organisierter Skeptizismus organized scepticism Sowohl in den Forschungsmethoden wie in der institutionellen Absicherung der Forschung muss gewahrleistet sein dass ein abschliessendes Urteil erst gefallt wird wenn alle notigen Fakten zur Verfugung stehen Diese Charakteristika nach den englischen Anfangsbuchstaben auch CUDOS Prinzipien genannt hatten insbesondere in Grossbritannien und den USA Einfluss auf die extrem negative Wahrnehmung der deutschen Wissenschaft der NS Zeit die in ihrer Gesamtheit als unethisch oder sogar als wertlos verworfen wurde Das stand allerdings im Widerspruch zu dem bereits wahrend des Zweiten Weltkrieges zu Tage tretenden Interesse aller alliierten Kriegsparteien moglichst vieler deutscher Wissenschaftler habhaft zu werden um von deren Erkenntnissen zu profitieren siehe Operation Overcast Anomietheorie BearbeitenMerton ist zudem der Begrunder einer kriminalsoziologisch bedeutenden Anomietheorie 1938 erstmals formuliert Dabei geht er von einem Widerspruch zwischen den als legitim erkannten kulturellen Zielen einer Gesellschaft etwa Konsum in Verbindung mit Statussymbolen und der ungleichen Verteilung der Mittel etwa Geld Einfluss Beziehungen mit denen diese Ziele zu erreichen sind aus In einer solchen Situation entsteht Anomie auf die nach Merton in funf Weisen reagiert werden kann Konformitat Kulturelle Ziele werden akzeptiert die legalen Mittel zur Erreichung sind vorhanden Innovation Kulturelle Ziele werden akzeptiert die Mittel zur Erreichung sind nicht vorhanden und werden durch illegale Mittel ersetzt Folge Kriminalitat Ritualismus Kulturelle Ziele werden akzeptiert aber individuelle werden reduziert damit die legalen Mittel zu ihrer Erreichung genugen Ruckzug Kulturelle Ziele wie auch legale Mittel werden abgelehnt Folge Selbst oder Fremdexklusion Rebellion Kulturelle Ziele und legale Mittel werden aufgegeben und sollen durch neue ersetzt werden Ehrungen BearbeitenMerton war mehr als zwanzigfacher Ehrendoktor unter anderem Columbia University Chicago Oxford Harvard Yale Hebrew University Leiden 1962 war er Guggenheim Fellow und 1983 war er MacArthur Fellow 1994 erhielt er die National Medal of Science Er war Mitglied der American Academy of Arts and Sciences 1950 der National Academy of Sciences der Academia Europaea der American Philosophical Society und der Koniglich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und war korrespondierendes Mitglied der British Academy 1982 erhielt den John Desmond Bernal Prize der Society for Social Studies of Science 1990 wurde die Robert K Merton Professur fur Sozialwissenschaften an der Columbia University nach ihm benannt Publikationen Bearbeiten2003 The Travels and Adventures of Serendipity A Study in Sociological Semantics and the Sociology of Science mit Elinor Barber Princeton University Press ISBN 0 691 11754 3 1993 1965 On the Shoulders of Giants A Shandean Postscript The Post Italianate Edition mit Umberto Eco und Denis Donoghue University of Chicago Press Reprint edition ISBN 0 226 52086 2 1985 Entwicklung und Wandel von Forschungsinteressen Aufsatze zur Wissenschaftssoziologie Mit einer Einleitung von Nico Stehr Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main ISBN 3 518 57710 7 1976 Sociological Ambivalence and other Essays The Free Press New York ISBN 0 02 921120 4 1973 The Sociology of Science Theoretical and Empirical Investigations University of Chicago Press Chicago ISBN 0 226 52091 9 1968 The Matthew effect in science In Science 159 S 59 63 1968 Sozialstruktur und Anomie In F Sack R Konig Hrsg Kriminalsoziologie Frankfurt am Main S 283 313 1965 On the shoulders of giants siehe 1993 deutsche Ausgabe Auf den Schultern von Riesen Ein Leitfaden durch das Labyrinth der Gelehrsamkeit Syndikat Frankfurt 1980 ISBN 3 8108 0128 3 auch Suhrkamp suhrkamp taschenbuch wissenschaft zuletzt 3 Auflage Frankfurt a M 2010 1949 Social Theory and Social Structure Toward the codification of theory and research Glencoe Ill Revised and enlarged edition 1959 1946 Mass Persuasion The Social Psychology of a War Bond Drive Harper amp Brothers Publishers New York 1938 Science Technology and Society in 17th Century EnglandSiehe auch BearbeitenMerton TheseLiteratur BearbeitenRenate Breithecker Amend Wissenschaftsentwicklung und Erkenntnisfortschritt zum Erklarungspotential der Wissenschaftssoziologie von Robert K Merton Michael Polanyi und Derek de Solla Price Waxmann Munster 1992 Craig J Calhoun ed Robert K Merton sociology of science and sociology as science Columbia University Press New York 2010 I Bernard Cohen ed Puritanism and the Rise of Modern Science the Merton Thesis Rutgers University Press 1990 ISBN 0 8135 1530 0 Jon Clark ed Robert K Merton consensus and controversy The Falmer Press London 1990 Lewis A Coser The Idea of Social Structure Papers in Honor of Robert K Merton Harcourt Brace Jovanovich New York 1975 ISBN 0 15 540548 9 Charles Crothers Robert K Merton Ellis Horwood Chichester 1987 ISBN 0 7458 0122 6 Thomas F Gieryn Science and Social Structure A Festschrift for Robert K Merton In New York Transactions of The New York Academy of Sciences 1980 ISBN 0 89766 043 9 Gonke Christin Jacobsen Sozialstruktur und Gender Analyse geschlechts spezifischer Kriminalitat mit der Anomietheorie Mertons VS Verlag Wiesbaden 2007 Realino Marra Merton e la teoria dell anomia In Dei Delitti e delle Pene V 2 1987 S 207 221 Markus Schnepper Robert K Mertons Theorie der self fulfilling prophecy Adaption eines soziologischen Klassikers Lang Frankfurt 2004 Piotr Sztomka Robert Merton In George Ritzer ed Blackwell Companion to Major Contemporary Social Theorists Blackwell Publishing ISBN 1 4051 0595 X Google Print Piotr Sztompka Robert K Merton An intellectual profile Macmillan Basingstoke 1986 ISBN 0 333 37210 7 Jurgen Mackert Jochen Steinbicker Zur Aktualitat von Robert K Merton VS Verlag Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 531 18417 3 Maritsa V Poros Elizabeth Needham Writings of Robert K Merton in Social Studies of Science Vol 34 No 6 Dezember 2004 Seiten 863 878 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Robert K Merton im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Robert K Merton in der Deutschen Digitalen Bibliothek Bibliografie von Mertons VeroffentlichungenEinzelnachweise Bearbeiten columbia edu I Bernard Cohen ed Puritanism and the Rise of Modern Science the Merton Thesis Rutgers University Press 1990 ISBN 0 8135 1530 0 Piotr Sztomka Robert K Merton In George Ritzer ed Blackwell Companion to Major Contemporary Social Theorists Blackwell Publishing 2003 ISBN 1 4051 0595 X Google Print S 13 Robert K Merton The Matthew Effect in Science The reward and communication systems of science are considered In Science Band 159 Nr 3810 5 Januar 1968 ISSN 0036 8075 S 56 63 doi 10 1126 science 159 3810 56 science org abgerufen am 18 Marz 2023 Robert K Merton 1942 The Normative Structure of Science In The Sociology of Science Theoretical and Empirical Investigations 1973 S 267 278 PDF 1 7 MB Normdaten Person GND 118783424 lobid OGND AKS LCCN n81097162 VIAF 34521128 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Merton Robert K ALTERNATIVNAMEN Merton Robert King vollstandiger Name Schkolnick Meyer Robert Geburtsname KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer SoziologeGEBURTSDATUM 4 Juli 1910GEBURTSORT Philadelphia PennsylvaniaSTERBEDATUM 23 Februar 2003STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Robert K Merton amp oldid 238684707