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Als Akkumulation von lateinisch accumulare anhaufen wird in der Wachstumstheorie und Volkswirtschaftslehre die Rolle der Produktionsfaktoren fur das Wirtschaftswachstum verstanden In der klassischen Nationalokonomie und im Marxismus wird der Begriff fur Erweiterungsinvestitionen verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Wachstumstheorie 3 Marxismus 4 Wirtschaftliche Aspekte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIm wirtschaftlichen Sinne versteht man unter Akkumulation allgemein die Anhaufung des Reichtums in Form von Geld oder Produktionsmitteln 1 In der klassischen Nationalokonomie wird mit Akkumulation die durch Reinvestition des auf dem Markt realisierten Mehrwerts vorangetriebene Erweiterung des Kapitals bezeichnet Von den klassischen Produktionsfaktoren Arbeit Boden und Kapital kann ein Wachstum lediglich von Arbeit und Kapital ausgehen weil der okonomisch relevante Boden in einer Volkswirtschaft bis auf vernachlassigbare Ausnahmen nicht beliebig vermehrt werden kann Bei den ubrigen Faktoren wird von Arbeitsakkumulation oder Kapitalakkumulation gesprochen Arbeitsakkumulation sind Sachinvestitionen die uberwiegend auf dem Arbeitseinsatz beruhen und fur die keine Finanzierung erforderlich wird 2 Der Begriff der Arbeitsakkumulation chinesisch 英文 Pinyin laodong jilei ist besonders in China gebrauchlich 3 Wachstumstheorie BearbeitenDie goldene Regel der Akkumulation gibt die Bedingungen vor mit denen die Maximierung des Pro Kopf Konsums im konstanten Wirtschaftswachstum des Solow Modells englisch steady state equilibrium realisiert werden kann 4 Die goldene Regel der Kapitalakkumulation besagt dass in einem neoklassischen Wachstumsmodell unter der Pramisse einer vollkommenen Konkurrenz der Pro Kopf Konsum maximiert werden kann wenn die Investitionsquote I q displaystyle I q nbsp der Profitquote P q displaystyle P q nbsp und die Konsumquote K q displaystyle K q nbsp der Lohnquote L q displaystyle L q nbsp entspricht 5 I q P q displaystyle I q P q nbsp und K q L q displaystyle K q L q nbsp Nach dem neoklassischen Standardmodell bestimmen die Akkumulation der Produktionsmittel das Bevolkerungswachstum und der technische Fortschritt mit welchem Tempo sich eine Volkswirtschaft entwickelt 6 Marxismus BearbeitenUrsprungliche Akkumulation Hauptartikel Ursprungliche Akkumulation Die ursprungliche Akkumulation bezeichnet den Prozess wie sich der Kapitalismus als Gesellschaftsformation herausgebildet hat Dazu war Vorbedingung dass die Landwirtschaft von der Naturalwirtschaft uberging zur Produktion fur den Markt hierbei wurden die in der Landwirtschaft tatigen Bauern freigesetzt Ausserdem war schon immer aufgrund von Handelsbeziehungen Handelskapital vorhanden das sich unter gunstigen Bedingungen auf die gewerbliche und industrielle Produktion konzentrieren konnte 7 Der von Karl Marx eingefuhrte Begriff der ursprunglichen Akkumulation ist mit der erstmaligen Organisation kapitalistischer Produktionsprozesse abgeschlossen Damit ist die ursprungliche Akkumulation die Vorgeschichte des Kapitals 8 Marx zufolge hat Akkumulation zwei Seiten einerseits sammelt sich immer mehr Kapital in den Handen der Kapitalisten auf der anderen Seite der Arbeiter steigt das Elend Gerade dies halte aber den Kapitalismus in Gang weil dadurch die Lohnarbeiter stets okonomisch gezwungen seien ihre Arbeitskraft an die Kapitalisten zu deren Bedingungen verkaufen zu mussen Weitere EntwicklungDie Akkumulation kann sich auf die Produktionsmittel also auf das konstante Kapital beziehen aber auch auf die Beschaftigung indem ein Teil des Mehrwerts dazu verwendet wird mehr Arbeiter zu beschaftigen In diesem Fall wird variables Kapital akkumuliert also ein Teil des Mehrwerts dazu verwendet die Lohnsumme zu erhohen um mehr Arbeiter zu beschaftigen Es wird jedoch in der Regel nicht der gesamte Mehrwert reinvestiert sondern ein Teil des Mehrwerts wird als personliches Einkommen englisch Revenue der Kapitalisten unproduktiv verausgabt etwa fur Luxus oder Geltungskonsum Marx definierte die Kapitalakkumulation praziser als Verzicht auf die rein konsumtive Verwendung von Profit Wird der Gewinn vom Unternehmer thesauriert und in zusatzliche Produktionsmittel investiert liegt Kapitalakkumulation vor Marx sieht eine Abhangigkeit der Profitrate von der Kapitalakkumulation sie sinkt bei steigender Akkumulation Je nach Wahl der Produktionstechnik werden nach Verlauf der Kapitalakkumulation Produktionsmittel beschafft oder Arbeitskrafte eingestellt 9 Der Wert der Arbeitskraft wird Marx zufolge im Produktionsprozess nicht angemessen entlohnt Diese Wertdifferenz vom Kapitalisten beim Warenverkauf als Mehrwert Profit realisiert ermogliche die Kapitalakkumulation 10 Ubersteigt jedoch die Entlohnung den Wert der Arbeit sinkt die Profitrate was die Kapitalakkumulation verringert Der hieraus resultierende Nachfrageruckgang fuhre Marx zufolge zu Massenentlassungen die zur Entstehung einer industriellen Reservearmee Arbeitslosigkeit fuhrten 11 Wahrend gesamtwirtschaftlich die Kapitalakkumulation durch den Mehrwert begrenzt ist kann das einzelne Kapital auch rascher akkumulieren indem es sich mit anderen Kapitalien zusammenschliesst fusioniert andere Kapitalien ubernimmt oder aufkauft Es kommt also zu einer Zentralisation des Kapitals da im Konkurrenzkampf die grossen Unternehmen durch die Vorteile der Massenproduktion die kleineren besiegen und so nicht nur ihre Betriebsgrosse standig wachst sondern daruber hinaus die Anzahl der Unternehmen immer wieder sich vermindert Der Kredit ist beim Unternehmenskauf ein wichtiges Instrument Das blosse Unternehmenswachstum wenn sich also immer mehr Kapital in den Handen des einzelnen Kapitalisten konzentriert wird als Kapitalkonzentration bezeichnet im Unterschied zur Kapitalzentralisation in welcher dieses Wachstum daruber hinaus durch Ubernahme fremder Kapitalien beschleunigt wird Entscheidendes Element aus Marxscher Sicht ist dass es nur eine Ware gibt deren Gebrauchswert darin besteht Mehrwert zu produzieren das ist die Arbeitskraft Denn Nur Arbeitskraft ist nach Marx ein Gut dessen Re Produktion gunstiger ist als der Wert den es produziert anders ausgedruckt der Tauschwert der Ware Arbeitskraft Lohn Gehalt ist kleiner als die Wertsumme was sein Gebrauchswert erzeugt Mehrprodukt die Differenz ist der Mehrwert Produktion Verteilung Krise Hauptartikel Zusammenbruchstheorie Die neoklassische Theorie stutzt sich auf Says Theorem und die Flexibilitat der Einsatzproportionen Marx stellt in Zusammenhang mit der Einfuhrung des Maschinenwesens eine Elastizitat fest eine plotzlich sprungweise Anpassungsfahigkeit die nur an dem Rohmaterial und dem Absatzmarkt Schranken findet und grundet darauf seine Theorie des industriellen Zyklus wonach die Industrie eine Reihenfolge von Perioden mittlerer Lebendigkeit Prosperitat Uberproduktion Krise und Stagnation durchlauft 12 Wie Marx bricht auch John Maynard Keynes mit Says Theorem die Investitionsentscheidungen werden von ihm unabhangig vom Sparen angenommen Roy F Harrod und Nicholas Kaldor haben sodann unternommen Keynes Analyse auf die langfristige dynamische Betrachtung auszudehnen 13 Intentionen und Problemstellungen der Akkumulationstheorie von Karl Marx werden so durch die neuere Wachstumstheorie wieder aufgenommen 14 Rosa LuxemburgRosa Luxemburg vertrat im Jahre 1913 die These dass der Imperialismus der politische Ausdruck des Prozesses der Kapitalakkumulation in ihrem Konkurrenzkampf um den Rest des noch nicht mit Beschlag belegten nicht kapitalistischen Welt Milieus sei 15 Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenFaktorakkumulation ist der erhohte Einsatz der Produktionsfaktoren Arbeit und oder Kapital durch vermehrten Arbeitseinsatz und oder erhohten Kapitalstock Die Faktorakkumulation wird durch die Einkommensverwendungsentscheidung der Privathaushalte bestimmt 16 Sie betrifft das Realkapital Humankapital und Wissenskapital Der Staat kann die Faktorakkumulation direkt durch den Einsatz von Realkapital Infrastruktur Humankapital Bildung und Ausbildung und Wissenskapital Forschung und Entwicklung Innovation und indirekt durch Forderung Subvention oder Erganzung privater Investitionen beeinflussen 17 Wirtschaftswachstum stellt nicht mehr nur das Ergebnis der Faktorakkumulation dar sondern ist tatsachlich auch Ergebnis der Faktorproduktivitat und wie das Baldwin Forslid Modell 18 gezeigt hat stellt diese eine starke agglomerative Kraft dar Die Neue Okonomische Geografie bezieht die raumliche Dimension ein und berucksichtigt den Einfluss der Faktormobilitat und der Faktorakkumulation 19 Denn bei grenzuberschreitender Arbeitsteilung setzen Mechanismen der Faktormobilitat 20 und Faktorakkumulation 21 ein die eine Angleichung der Faktorausstattung und damit letztlich der Produktionsstrukturen begunstigen 22 Siehe auch BearbeitenHarrod Domar Modell Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate VerteilungstheorieLiteratur BearbeitenHenryk Grossmann Das Akkumulations und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems Zugleich eine Krisentheorie C L Hirschfeld Leipzig 1929 Schriften des Instituts fur Sozialforschung an der Universitat Frankfurt a M Bd I Hrsg von Carl Grunberg Nachdruck Verlag Neue Kritik Frankfurt a M 1967 1970 ISBN 3 8015 0065 9 Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein Beitrag zur okonomischen Erklarung des Imperialismus Berlin 1923 Joan Robinson Die Akkumulation des Kapitals Berlin 1972 ISBN 3 548 02862 4 Ernest Mandel Einfuhrung in den Marxismus Koln 1998 ISBN 3 929008 04 1 Stephan Kruger Allgemeine Theorie der Kapitalakkumulation Konjunkturzyklus und langfristige Entwicklungstendenzen Kritik der politischen Okonomie und Kapitalismusanalyse Band 1 Hamburg 2011 ISBN 3 89965 376 9 Weblinks BearbeitenKarl Marx Karl Marx Friedrich Engels MEW Band 23 Das Kapital Band I Siebenter Abschnitt Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation S 640 677Einzelnachweise Bearbeiten Kapitalistische Akkumulation in Hanns Wienold Otthein Rammstedt Rudiger Lautmann Werner Fuchs Heinritz Hrsg Lexikon zur Soziologie 1994 S 26 f Dirk Betke Chinas neue Wirtschaftspolitik 1980 S 84 ISBN 3 593 32832 1 Ernst Hagemann Volkskommune und landliche Kleinindustrie in China als Modelle integrierter landlicher Entwicklung in Deutsches Institut fur Wirtschaftsforschung Hrsg Vierteljahresheft 3 1977 S 178 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 10 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 232 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 460 Karl Marx 20 Kapitel Die ursprungliche Akkumulation und die Akkumulation der Kapitalien in Roman Rosdolsky Zur Entstehungsgeschichte des Marxschen Kapital Der Rohentwurf des Kapital 1857 1858 Band I 4 Auflage Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1974 S 315 ff ISBN 3 434 45003 3 Karl Marx Das Kapital Band I MEW 23 Das allgemeine Gesetz der kapitalistischen Akkumulation Everhard Holtmann Heinrich Pehle Heinz Ulrich Brinkmann Politik Lexikon 2000 S 295 Everhard Holtmann Heinrich Pehle Heinz Ulrich Brinkmann Politik Lexikon 2000 S 371 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 265 Karl Marx Das Kapital Band I 1890 S 418 Heinz D Kurz Akkumulation Einkommensverteilung und effektive Nachfrage in Harald Hagemann Heinz D Kurz Hrsg Beschaftigung Verteilung und Konjunktur Zur Politischen Okonomik der modernen Gesellschaft Festschrift fur Adolph Lowe 1984 S 161 ff ISBN 3 926570 09 1 Jurgen Kromphardt Wachstumstheoretische Beziehungen in der Akkumulationstheorie von Karl Marx in Jahrbuch fur Nationalokonomie und Statistik 174 1962 S 258 261 Rosa Luxemburg Die Akkumulation des Kapitals Ein Beitrag zur okonomischen Erklarung des Imperialismus 1913 S 391 Heinz Dietrich Ortlieb Hamburger Jahrbuch fur Wirtschafts und Gesellschaftspolitik Bande 12 13 1968 S 162 Angelika Pasterniak Budgetregeln und die Qualitat der offentlichen Finanzen 2006 S 81 Richard Baldwin Rikard Forslid Philippe Martin Gianmarco Ottaviano Frederic Robert Nicoud Economic Geography and Public Policy 2005 S 1 ff Christiane Krieger Boden Nationale und regionale Spezialisierungsmuster im europaischen Integrationsprozess in Die Weltwirtschaft 1999 S 236 Robert Mundell International Trade and Factor Mobility in American Economic Review 47 1957 S 321 335 Michael Posner International Trade and Technological Change in Oxford Economic Papers 13 1961 S 232 241 Harald Zschiedrich Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Grenzregionen 2011 S 86Normdaten Sachbegriff GND 4125168 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Akkumulation Wirtschaft amp oldid 230603628