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Georg Misch 5 April 1878 in Berlin 10 Juni 1965 in Gottingen war ein deutscher Philosoph und Historiker Georg Misch Signatur 1959Das Grab von Georg Misch und seiner Ehefrau Clara geborene Dilthey auf dem Stadtfriedhof GottingenInhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenMisch beendete 1900 sein Studium in Berlin mit einer Dissertation uber Die philosophische Begrundung des Positivismus in den Schriften von D Alembert und Turgot Aufgrund einer im selben Jahr von der Preussischen Akademie der Wissenschaften gestellten Preisaufgabe reichte er 1904 seine ersten Forschungsergebnisse zu einer Geschichte der Autobiographie ein und erhielt dafur 1905 den Hauptpreis 1907 erschien als stark erweiterte Fassung des ersten Teils der erste Band seiner noch immer als Standardwerk geltenden fast 4000 Druckseiten umfassenden Geschichte der Autobiographie an der er bis zu seinem Tod 1965 arbeitete und deren 4 und letzter Band postum 1969 veroffentlicht wurde ein Werk das auch in der Literaturwissenschaft eifrig diskutiert wird Schon Mischs Lehrer und Schwiegervater Wilhelm Dilthey hatte auf die philosophische Unschatzbarkeit von Autobiographien hingewiesen weil sie geeignet seien gerade die allgemeinen Zuge der Lebensalter der Menschheitsgeschichte herauszuarbeiten 1 Dem Diltheyschen Begriff der Philosophie als Selbstbesinnung des Lebens entsprechend ist fur Misch die Autobiographie eine tiefschurfende Quelle philosophiehistorischer Forschung Sein opus magnum will die schier unbegrenzbare Mannigfaltigkeit des autobiographischen Schrifttums in dem universalgeschichtlichen Zusammenhang der Entwicklung des menschlichen Geistes und des Personlichkeitsbewusstseins der Menschheit erfassen Georg Misch war Philosoph und wollte es sein Programmatisch hat dies sein Schuler Josef Konig in einem Vortrag zum ersten Todestag Mischs vor der Gottinger Akademie der Wissenschaften erklart weil er vor allem als Historiker der Autobiographie beruhmt war 1905 hatte sich Misch bei Dilthey in Berlin habilitiert Ab 1911 war er als ausserordentlicher Professor in Marburg tatig 1916 wechselte er nach Gottingen wo er zunachst als ausserordentlicher und ab 1919 als ordentlicher Professor Philosophie lehrte 1923 wurde er zum ordentlichen Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 2 1923 24 hielt er mit Hans Lipps Ubungen zur Bedeutungslehre Hermeneutik Von 1927 bis 1934 hielt er viermal die Vorlesung Logik und Einleitung in die Theorie des Wissens 3 Misch versuchte damit auf dem Wege einer Genese logischer Phanomene aus dem vorsprachlichen und alltags sprachlichen Ausdrucksverhalten sowohl eine lebensphilosophische Grundlegung der Logik als auch eine Gebietserweiterung der Logik zu schaffen Sein Entwurf einer umfassenden Theorie des Wissens spiegelt das damalige Diskussionsfeld zwischen Diltheyscher Philosophie des Lebens Martin Heideggers Fundamentalontologie und der Phanomenologie Edmund Husserls wider das Misch auch in seinem 1930 erschienenen und nach 1933 auf hohere Anweisung eingestampften Buch Lebensphilosophie und Phanomenologie dargestellt und kritisch durchleuchtet hat zu dem Gadamer 1991 ruckblickend bemerkte Ich kann heute kaum noch ermessen was in diesen vorbereitenden Jahren in denen meine eigene hermeneutische Philosophie ihre ersten Keime zeigte die Aussaat mitbewirkt hat die Georg Misch in seinem grossen kritischen Buch ausgestreut hatte 4 1935 wurde Misch aus rassischen Grunden von der nationalsozialistischen Regierung aus seinem Lehramt vertrieben Er emigrierte nach England und kehrte 1946 nach Gottingen zuruck wo er bis zu seinem Tod 1965 seine Arbeit an der Geschichte der Autobiographie als Emeritus fortfuhrte Misch war mit Clara geb Dilthey verheiratet die gemeinsame Tochter Lore heiratete spater den Physiker Felix Bloch 5 Werke BearbeitenBucher Geschichte der Autobiographie Das Gesamtwerk umfasst 4 Bande in 8 Halbbanden und ist seit 1985 in der 4 Auflage bei Klostermann Frankfurt am Main 1976 erschienen ISBN 3 87730 024 3 Band 1 1 von insgesamt 8 Teilbanden Band I Das Altertum Teubner Leipzig Berlin 1907 2 Auflage 1931 3 stark vermehrte Auflage in 2 Teilbanden Erste Halfte Franke Bern Munchen 1949 4 Auflage Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1976 Zweite Halfte Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1950 4 Auflage 1974 Band II Das Mittelalter Die Fruhzeit Erste Halfte Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1955 2 Auflage 1969 3 Auflage 1988 bei Klostermann Zweite Halfte Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1955 2 Auflage 1970 3 Auflage 1992 bei Klostermann Band III Das Mittelalter Das Hochmittelalter im Anfang Erste Halfte Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1959 2 Auflage 1976 3 Auflage 1998 bei Klostermann Zweite Halfte Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1962 2 Auflage 1979 Band IV Erste Halfte Das Hochmittelalter in der Vollendung Aus dem Nachlass herausgegeben von Leo Delfoss Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1967 Zweite Halfte Von der Renaissance zu den Autobiographischen Hauptwerken des 18 und 19 Jahrhunderts Aus dem Nachlass herausgegeben in der Bearbeitung von Bernd Neumann Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1969 Der Weg in die Philosophie Teubner Verlag Berlin 1926 2 stark erweiterte Auflage Francke Bern Lehnen Munchen 1950 Lebensphilosophie und Phanomenologie Eine Auseinandersetzung der Diltheyschen Richtung mit Heidegger und Husserl F Cohen Verlag Bonn 1930 2 Auflage Teubner Leipzig Berlin 1931 3 Auflage Teubner Stuttgart 1967 Vom Lebens und Gedankenkreis Wilhelm Diltheys Schulte Bulmke Frankfurt am Main 1947 Der Aufbau der Logik auf dem Boden der Philosophie des Lebens Gottinger Vorlesungen uber Logik und Einleitung in die Theorie des Wissens Aus dem Nachlass hrsg von Gudrun Kuhne Bertram und Frithjof Rodi Alber Freiburg Munchen 1994 ISBN 3 495 47777 2 Editionen Hermann Lotze Logik Drei Bucher vom Denken vom Untersuchen und vom Erkennen System der Philosophie I Leipzig 1912 2 Auflage 1928 Erstes und Drittes Buch neu hrsg von Gottfried Gabriel 2 Bande Hamburg 1989 Hermann Lotze Metaphysik Drei Bucher der Ontologie Kosmologie und Psychologie System der Philosophie II Leipzig 1912 Wilhelm Dilthey Das Erlebnis und die Dichtung Lessing Goethe Novalis Holderlin 4 Auflage Berlin 1913 Wilhelm Dilthey Weltanschauung und Analyse des Menschen seit Renaissance und Reformation Ges Schriften Band 2 Leipzig Berlin 1914 11 Auflage Gottingen 1991 Wilhelm Dilthey Die geistige Welt Einleitung in die Philosophie des Lebens Ges Schriften Band 5 und 6 Leipzig Berlin 1924 8 Auflage von Band 5 Gottingen 1990 7 Auflage von Band 6 Gottingen 1994 Wilhelm Dilthey Von deutscher Dichtung und Musik Aus den Studien zur Geschichte des deutschen Geistes Leipzig Berlin 1933 2 Auflage Stuttgart Gottingen 1957 zusammen mit Herman Nohl Literatur BearbeitenEine andere Hermeneutik Georg Misch zum 70 Geburtstag Festschrift aus dem Jahr 1948 Hrsg v Michael Weingarten transcript Bielefeld 2005 ISBN 3 89942 272 4 Diese Festschrift sollte 1948 unter der Herausgeberschaft von Josef Konig und Bruno Snell erscheinen doch kam es aufgrund der Wahrungsreform nicht zur Publikation Dilthey Jahrbuch fur Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften Band 11 1997 98 Herausgegeben von Frithjof Rodi in Verbindung mit U Dierse K Grunder H U Lessing R Makkreel O Poggeler und G Scholtz Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen Thematischer Schwerpunkt Der Philosoph Georg Misch Teil I Im Bezugsfeld von Phanomenologie Fundamentalontologie und Logik Beitrage von Hans Georg Gadamer Gottfried Gabriel Jean Grondin Alexander Haardt Matthias Jung Guy van Kerckhoven Gudrun Kuhne Betram Giovanni Matteucci Elisabeth Stroker und Claudius Strube Dokument Heideggers erste Entgegnung auf die Kritik von Georg Misch ISBN 3 525 30365 3 Dilthey Jahrbuch fur Philosophie und Geschichte der Geisteswissenschaften Band 12 1999 2000 Herausgegeben von Frithjof Rodi in Verbindung mit U Dierse K Grunder H U Lessing R Makkreel O Poggeler und G Scholtz Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen Thematischer Schwerpunkt Der Philosoph Georg Misch Teil II Metaphysik philosophische Anthropologie und Geschichte der Autobiographie Beitrage von Jean Greisch Friedrich Kummel Karl Heinz Lembeck Hans Ulrich Lessing Rudolf A Makkreel Kate Meyer Drawe Massimo Mezzanzanica Ernst Wolfgang Orth und Otto Poggeler Dokumente Edmund Husserls Randnotizen zu Mischs Lebensphilosophie und Phanomenologie Heideggers Marginalien zu Mischs Auseinandersetzung mit der phanomenologischen Ontologie Bibliographie Georg Misch ISBN 3 525 30366 1 Otto Friedrich Bollnow Studien zur Hermeneutik Band II Zur hermeneutischen Logik von Georg Misch und Hans Lipps Alber Freiburg Munchen 1983 ISBN 3 495 47513 3 Massimo Mezzanzanica Georg Misch Dalla filosofia della vita alla logica ermeneutica Franco Angeli Milano 2001 ISBN 88 464 3111 1 Eric S Nelson Heidegger Misch and the Origins of Philosophy In Chinese and Buddhist Philosophy in Early Twentieth Century German Thought Bloomsbury London 2017 ISBN 978 1 350 00256 2 Gunter Pflug Misch Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 559 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Misch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Misch Georg Hessische Biografie Stand 26 September 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Otto Friedrich Bollnow Lebensphilosophie und Logik Georg Misch und der Gottinger Kreis Memento vom 31 Oktober 2007 im Internet Archive PDF Jean Grondin Georg Misch und die Universalitat der Hermeneutik Logik oder Rhetorik PDFf Friedrich Kummel Zum Verhaltnis von Logik Metaphysik und geschichtlicher Weltansicht bei Georg Misch PDF 161 kB Massimo Mezzanzanica Georg Misch Dalla filosofia della vita alla logica ermeneutica Eric S Nelson Heidegger Misch and the Origins of PhilosophyEinzelnachweise Bearbeiten Dilthey Gesammelte Schriften V 225 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 170 Unter diesem Titel ist das Manuskript der Vorlesung in der Handschriftenabteilung der Staats und Universitatsbibliothek Gottingen archiviert Eine Edition des zweiten systematischen Teils erschien 1994 unter dem Titel Der Aufbau der Logik auf dem Boden der Philosophie des Lebens siehe Werke H G Gadamer Die Hermeneutik und die Diltheyschule In Philosophische Rundschau 38 Jg 1991 H 3 S 161 177 hier S 164 watson chNormdaten Person GND 118582720 lobid OGND AKS LCCN nr91015628 VIAF 61673036 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Misch GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 5 April 1878GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 10 Juni 1965STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Misch Philosoph amp oldid 233335590