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Der Begriff Geistesadel wird seit dem 18 Jahrhundert gebraucht und umschreibt einen Adel der nicht angeboren oder verliehen sondern durch die Leistung eigener Bildung erworben ist Geistesadel ist eine Eigenschaft die das Bildungsburgertum fur sich beansprucht Der Begriff richtet sich gegen Standesgrenzen Voraussetzung dazu ist die wachsende Uberzeugung seit dem Renaissance Humanismus dass sich Adel nicht nur auf Herkunft sondern auch auf personliche Tugend grunden solle eine Tugend jedoch die sich zunehmend von religiosen Werten emanzipiert und eine stolze Zurschaustellung der eigenen Leistung erlaubt Ein solcher Geistesadel zeichnet sich bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts durch die burgerliche Aneignung hofischer Kultur aus so beim Phanomen der Preziositat Der Absolutismus benotigte eine Vielzahl gut ausgebildeter Hof und Staatsbeamter die die Nahe ihrer Fursten suchten Im deutschen Sprachgebiet war es etwa Johann Christoph Gottsched der sich an der franzosischen Klassik orientierte und dies den deutschsprachigen Burgern zu vermitteln versuchte Spater geht die Vorstellung eines Geistesadels eher von einem Naturbegriff aus der sich gegen die ausserliche hofische Kultur wendet Johann Caspar Lavater hatte zum Beispiel die Ansicht dass man Geistesadel an der Physiognomie erkenne und Friedrich Schiller brachte ihn in Zusammenhang mit weiblicher Anmut So hoher Sinn so seltner Geistesadel In dieser gottlichen Gestalt Schiller Turandot II 4 Am Ende des 19 Jahrhunderts entwickelte sich eine gewisse Bildungsfeindlichkeit des Adels der dem Eifer der gebildeten Burger nicht mehr gewachsen war sodass er sich auf standesgemasse Beschaftigungen wie Tanz und Jagd zuruckzog Damit verlor die Vorstellung des Geistesadels das Verbindende zwischen Adel und Burgertum das sie in der Salonkultur des 18 und 19 Jahrhunderts noch besass Wahrend des Nationalsozialismus gab es ein Interesse den durch eigene Leistung erworbenen Geistesadel wieder an die Vorstellung einer hohen Abstammung zuruckzubinden wie bei Hans Schmitz Blutsadel und Geistesadel in der hochhofischen Dichtung Wurzburg 1941 Dagegen sah Thomas Mann den Adel des Geistes im Zusammenhang mit Humanitat Literatur BearbeitenKlaus Garber Heinz Wismann Hg Europaische Sozietatsbewegung und demokratische Tradition Die europaischen Akademien der Fruhen Neuzeit zwischen Fruhrenaissance und Spataufklarung Tubingen Niemeyer 1996 2 Bde ISBN 3 484 36526 9 Thomas Mann Adel des Geistes Sechzehn Versuche zum Problem der Humanitat Stockholm Bermann Fischer 1945 Rob Riemen Adel des Geistes Ein vergessenes Ideal Siedler Munchen 2008 ISBN 978 3 88680 948 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geistesadel amp oldid 208340041