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Transzendentale Elementarlehre Allgemeine Erkenntnistheorie Transzendentale Asthetik Theorie der Anschauung Transzendentale Logik Theorie des Denkens Transzendentale Analytik Theorie der Begriffe und Grundsatze Urteilsvermogen Transzendentale Dialektik Logik des Scheins Schlussvermogen Die transzendentale Dialektik innerhalb der Architektur der Kritik der reinen VernunftDie transzendentale Dialektik ist der zweite Hauptteil der transzendentalen Logik aus der Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant Die transzendentale Dialektik befasst sich mit der Vernunft im engeren Sinne In den vorlaufenden Abschnitten der Kritik der reinen Vernunft KrV hatte Kant dargelegt dass und wie Erkenntnis durch das Zusammenspiel von Wahrnehmung sinnlicher Anschauung und Denken als Begriffsbildung und Urteilen durch den Verstand entsteht Ausgehend davon war es sein Ziel in der transzendentalen Dialektik aufzuzeigen wo in der bisherigen Metaphysik aufgrund gedanklicher Fehler Aussagen gemacht wurden die zwar in der Natur der Vernunft liegen im Ergebnis aber als Schein zu beurteilen sind In einem einleitenden Abschnitt klarte Kant hierzu was er unter Schein verstand und wie Erkenntnis und Vernunft sich zueinander verhalten Dabei betonte er dass allein aus der Vernunft keine zusatzliche Erkenntnis entstehen kann weil diese nichts anderes ist als eine Reflexion auf die im Verstand schon vorhandenen Begriffe und Urteile Allerdings gehorte es fur ihn zum Wesen der Vernunft unablassig nach einer Erweiterung des Wissens zu streben So schrieb Kant schon in der Vorrede der ersten Auflage der KrV Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in der Gattung ihrer Erkenntnisse dass sie durch Fragen belastigt wird die sie nicht abweisen kann denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben die sie aber auch nicht beantworten kann denn sie ubersteigen alles Vermogen der menschlichen Vernunft A VII Im ersten Buch der transzendentalen Dialektik wird geklart welches die Begriffe der reinen Vernunft sind und bei welchen Fragen der Mensch dazu neigt uber die Grenzen der Vernunft hinaus erweiternde Erkenntnisse aus Vernunftschlussen anzunehmen Indem die Vernunft immer wieder zu einem Sachverhalt der stets ein Bedingtes ist die dahinter liegenden Bedingungen sucht kommt sie zu dem Punkt dass am Ende dieser Kette ein Unbedingtes stehen muss Dieses Unbedingte ist fur Kant in dreierlei Hinsicht denkbar Der innere Sinn verbindet die Vorstellungen des Subjekts mit einer unsterblichen Seele Der aussere Sinn strebt nach der Totalitat des Weltganzen Und der ewige Urgrund fur Seele und Welt die Bedingung aller Bedingungen wird in Gott gesucht Kant bezeichnete diese drei Vorstellungen als transzendentale Ideen da sie ohne jede empirische Grundlage nur in der reinen Vernunft gebildet werden Das Problem des transzendentalen Scheins entsteht wenn diesen Ideen reale Existenz zugesprochen wird Der Kern der transzendentalen Dialektik befasst sich damit aufzuzeigen dass in der Geschichte der speziellen Metaphysik immer wieder genau dieser Fehler gemacht wurde Inhaltsverzeichnis 1 Transzendentaler Schein 2 Transzendentale Ideen 3 Paralogismen 4 Antinomien 5 Gottesbeweis 6 Die Funktionen der menschlichen Vernunft 6 1 Von dem regulativen Gebrauch der Ideen 6 2 Endabsicht der naturlichen Dialektik der Vernunft 7 Anmerkungen 8 Literatur 9 WeblinksTranszendentaler Schein BearbeitenBereits eingangs der transzendentalen Logik hatte Kant darauf hingewiesen dass die Logik rein analytisch ist Mit ihr konnen keine inhaltlichen Erweiterungen der Erkenntnis erlangt werden Sie ist nur der negative Probierstein der Wahrheit B 84 Es ist ein grundsatzlicher Fehler sich der Logik als eines Werkzeugs Organon zu bedienen um seine Kenntnisse wenigstens dem Vorgeben nach auszubreiten und zu erweitern B 86 Wendet man die Prinzipien der Logik auf den Bereich der reinen Vernunft an konnen ebenso keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden Der logische Schein der in der blossen Nachahmung der Vernunftform besteht der Schein der Trugschlusse entspringt lediglich aus einem Mangel der Achtsamkeit auf die logische Regel B 353 Die Erzeugung solcher Trugschlusse liegt in der Natur des Menschen der Begriffe zu objektiven Grundsatzen verknupft Aus diesen Grundsatzen leitet der Mensch auch die objektive Gegebenheit des Gedanken ab und hierin liegt seine Illusion Dieser Gegensatz von Denkweise und Gegebenheit und dessen Auflosung ist der Grund fur den Titel Transzendentale Dialektik Die Bedingungen der Erkenntnis werden auf das Denken ubertragen auch wenn dieses hierzu keinen empirischen Gehalt hat Die subjektiv notwendige Weise Begriffe zu verknupfen wird als objektive Notwendigkeit der Bestimmung der Dinge an sich gedacht Aufgabe der Dialektik ist es diesen Schein offenzulegen Alle meine Erkenntnis hebt von den Sinnen an geht von da zum Verstande und endigt bei der Vernunft uber welche nichts Hoheres in uns angetroffen wird den Stoff der Anschauungen zu bearbeiten und unter die hochste Einheit des Denkens zu bringen B 354 Wahrend der Verstand das Vermogen der Regeln ist die Erscheinungen zur Einheit zu bringen so ist die Vernunft das Vermogen die Verstandesregeln unter Prinzipien zu stellen B 359 Die Vernunft greift also niemals unmittelbar auf sinnliche Anschauungen zu sondern nur auf Begriffe und Urteile des Verstandes Vernunftschlusse nach Kant B359 360 Verhaltnis der Erkenntnis im Verstande Verstandesregeln major Erkenntnis minor Pradikat der Regel conclusio kategorisch alle M sind P alle S sind M alle S sind Phypothetisch wenn p dann q nun p modus ponens nun nicht q modus tollens also qalso nicht pdisjunktiv X istentweder Yoder Z X ist YX ist nicht Z X ist nicht ZX ist YKant diskutierte in der Folge den logischen Gebrauch der Vernunft in Form von moglichen Vernunftschlussen Im Verstand erfolgen einfache zumeist unmittelbare und daher nur zweistufige Schlusse ausgehend von empirischen Gegebenheiten zum Beispiel Alle Menschen sind sterblich Einige Menschen sind sterblich oder Unsterbliche sind keine Menschen Komplexe Schlusse bedurfen dagegen eines Zwischenurteils So benotigt die Aussage Alle Gelehrten sind sterblich zusatzlich eine Bestimmung des Begriffs eines Gelehrten Solche Schritte werden nach Kant aus Gewohnheit allzu leicht ubersehen Die Zuordnung einer Erkenntnis zu einer Verstandesregel erfolgt durch die Urteilskraft B 360 Vernunftschlusse zeigen das Besondere im Allgemeinen Demnach restringieren wir in der Konklusion eines Vernunftschlusses ein Pradikat auf einen gewissen Gegenstand nachdem wir es vorher mit dem Obersatz in seinem gesamten Umfange unter einer gewissen Bedingung gedacht haben B 378 379 Entsprechend der eigentumlichen Natur der Vernunft wird fur die Regel erneut die Bedingung der Bedingung gesucht mit dem Ziel am Ende das Unbedingte zu finden Also ist der transzendentale Vernunftbegriff kein anderer als der von der Totalitat der Bedingungen zu einem gegebenen Bedingten Da nun das Unbedingte allein die Totalitat der Bedingungen moglich macht und umgekehrt die Totalitat der Bedingungen jederzeit selbst unbedingt ist so kann ein reiner Vernunftbegriff uberhaupt durch den Begriff des Unbedingten sofern er einen Grund der Synthesis enthalt erklart werden B 379 Dadurch dass sich Vernunftschlusse auf ein Bedingtes beziehen fallen sie in der Urteilstafel unter die Urteilsform der Relation sind also kategorisch hypothetisch oder disjunktiv Transzendentale Ideen BearbeitenAspekte Transzendentaler Ideen bei Kant Transzendentale Idee Seele Weltganzes Wesen aller WesenUnbedingtheit Unsterblichkeit Unendlichkeit EwigkeitVorstellung Subjekt Totalitat Urgrundmetaphysica specialis Psychologie Kosmologie TheologieVernunftschluss kategorisch hypothetisch disjunktivFehlschluss Paralogismus Antinomie GottesbeweisZweck Sittlichkeit Naturgesetze GluckseligkeitDenkenebene Praxis Theorie GlaubenHandlung Tun Wissen HoffenBegriffe der Vernunft nannte Kant unter Bezugnahme auf Platon Ideen Sofern diese Begriffe rein sind also ohne eine empirische Grundlage sind sie dann transzendentale Ideen Sie ubersteigen die Grenzen der Erfahrung und sind in concreto niemals vorstellbar Entsprechend den Schlussarten lassen sich die transzendentalen Ideen in drei Klassen einteilen die Seele als die unbedingte Einheit des denkenden Subjekts die Welt als die unbedingte Einheit der Reihe der Bedingungen der Erscheinung das Wesen aller Wesen Gott als die unbedingte Einheit der Bedingung aller Gegenstande des Denkens uberhaupt Kant folgte mit dieser Gliederung der Einteilung der speziellen Metaphysik von Christian Wolff in eine rationale Psychologie Seelenlehre eine rationale Kosmologie Weltwissenschaft und eine rationale Theologie Gotteserkenntnis Den Zusatz rational verwendete Kant um zu kennzeichnen dass die jeweiligen Betrachtungen transzendental also frei von empirischen Erkenntnissen zu erfolgen haben Die Diskussion fuhrte Kant zu den jeweiligen Themen anhand der Kategorien durch Im Sinne der Aufdeckung des transzendentalen Scheins der mit diesen Ideen verbunden ist sind die Folgeabschnitte uber die Paralogismen Trugschlusse der Seelenlehre Antinomien Widerspruche der Weltwissenschaft und uber das Ideal der reinen Vernunft fehlerhafte Gottesbeweise eine fundamentale Kritik der bisherigen Schulmetaphysik Paralogismen BearbeitenSiehe auch Paralogismus Kant Ein Paralogismus von gr para gegen und logos Vernunft also vernunftwidrig ist ein ungewollter logischer Fehlschluss der Form nach Transzendental nannte ihn Kant insofern er sich auf eine transzendentale Idee bezieht Im Schema des kategorischen Urteils wird im Mittelsatz minor unbemerkt durch die Verwendung eines aquivoken Begriffs das Subjekt der Aussage vertauscht Alle Fuchse haben rote SchwanzeSokrates ist ein FuchsFehlschluss Sokrates hat einen roten SchwanzEntsprechend der kategorischen Art zu schliessen entspringt die Idee einer unbedingten allen unseren Vorstellungen zugrunde liegenden Einheit des denkenden Subjekts die psychologische Idee der Seele Dieser wird Substantialitat Immaterialitat und schliesslich Unsterblichkeit zugeschrieben Der zu einem Fehlschluss fuhrende Missverstand liegt darin dass die rein sprachlogische Einheit des Bewusstseins das Ich denke als identisch mit der Anschauung des Subjekts seiner selbst also als Objekt gleichgesetzt und darauf die Kategorie der Substanz angewandt wird Das transzendentale Ich denke ist eine rein gedankliche Figur ein Grenzbegriff ein inhaltsleeres X das zur Kennzeichnung des Sachverhalts verwendet wird dass jeder Gedanke immer nur von einem Subjekt gedacht werden kann Jeder Gedanke und jede Aussage ist notwendig davon begleitet dass ein Ich diesen Gedanken tragt Es ist ein Vehikel aller Begriffe uberhaupt B 399 Dieses Ich ist immer Subjekt und niemals ein Pradikat also Inhalt des Gedachten Das logische Ich ist das bestimmende Selbst im Gegensatz zum empirischen Ich als dem bestimmten Selbst B 407 Man kann uber dieses Ich denke keine inhaltlichen Aussagen machen In dem Satz Ich denke dass X der Fall ist hat das Ich noch keinen empirischen Gehalt Es hat keine andere Funktion als dass es den Satz an ein Subjekt bindet Die logische Erorterung der transzendentalen Einheit des Subjekts ist rein analytisch also bloss eine Zergliederung des Begriffs Ich denke aus dem sich keine inhaltliche Erweiterung ergibt Uber die Seele uber das Selbst kann man dagegen nur Aussagen aufgrund von Erfahrung machen Aussagen die auf Erfahrung grunden sind aber nicht geeignet die Unsterblichkeit der Seele nachzuweisen Die These der Unsterblichkeit der Seele ist transzendent denn sie ist auf eine jenseitige nicht erfahrbare Welt gerichtet Eine rationale Psychologie die allein auf Vernunft grundet kann nur analytisch sein Andernfalls ware sie eine empirische Disziplin die sich aufgrund von Erfahrung mit der Psyche des Menschen befasst Der Grundfehler der rationalen Psychologie steckt in folgendem Vernunftschluss Was nicht anders als ein Subjekt gedacht werden kann existiert auch nicht anders als ein Subjekt und ist also Substanz Nun kann ein denkendes Wesen bloss als ein solches betrachtet nicht anders als Subjekt gedacht werden Also existiert es auch als solches d i Substanz B 410 411 Kant verwies darauf dass im Obersatz das empirische Ich zugrunde liegt das man durch Anschauung und Reflexion auf das eigene Bewusstsein erfasst Der Untersatz des Vernunftschlusses bezieht sich hingegen nur auf die logische Einheit des Subjekts Das Denken wird in beiden Pramissen in ganz verschiedener Bedeutung genommen Im Obersatze wie es auf das Objekt uberhaupt mithin wie es in der Anschauung gegeben werden mag geht im Untersatz aber nur wie es in der Beziehung auf das Selbstbewusstsein besteht wobei also an gar kein Objekt gedacht wird sondern nur die Beziehung auf sich als Subjekt als die Form des Denkens vorgestellt wird Im ersteren wird von Dingen geredet die nicht anders als Subjekte gedacht werden konnen im zweien aber nicht von Dingen sondern vom Denken indem man von allen Objekten abstrahiert in welchem das Ich immer zum Subjekt des Bewusstsein dient B 411 FN Der Begriff der Substanz ist immer schon ein empirisch geladener Begriff Denn eine Substanz ist immer auch ein Objekt ein Bestimmtes Auf das Subjekt bezogen kann man nur von einer Substanz reden wenn man versucht das Bewusstsein als empirischen Gegenstand zu denken Die Frage des Selbst ist eine Frage der Erkenntnis Im Wege der Erkenntnis ist aber eine Aussage uber die Unsterblichkeit nicht moglich Kant betonte demgemass dass der erste Vernunftschluss der transzendentalen Psychologie uns nur eine vermeintliche neue Einsicht aufhefte indem er das bestandige logische Subjekt des Denkens fur die Erkenntnis des realen Subjekts der Inharenz ausgibt von welchem wir nicht die mindeste Kenntnis haben noch haben konnen weil das Bewusstsein das einzige ist was Vorstellungen zu Gedanken macht und worin mithin alle unsere Wahrnehmungen als dem transzendentalen Subjekte mussen angetroffen werden und wir ausser dieser logischen Betrachtung des ich s keine Kenntnis von dem Subjekte an sich selbst haben A 350 Paralogismen der rationalen Psychologie nach Kant B 407 409 Kategorie In der logischenErorterungist das Ich denke analytisch in der rationalenPsychologieist die Seele synthetisch ParalogismusderRelation immer dasbestimmende Subjekt eine Substanz SubstanzialitatQualitat im Denken ein Singular logisch einfach einfach SimplizitatQuantitat selbst identisch eine Person PersonalitatModalitat von ausseren Dingenverschieden das Dasein aussererDinge zweifelhaft IdealitatKant erganzte in der 1 Auflage der KrV seine grundsatzliche Kritik an der rationalen Psychologie mit weiteren Paralogismen die er entsprechend seinen Kategorien bildete Die Reihenfolge der Kategorien ist dabei verandert da der Begriff der Substanz den Schlussel zu allen Paralogismen bildet und so von Kant zuerst betrachtet wurde Der zweite Paralogismus ist die These dass die Seele einfach ist Dasjenige Ding dessen Handlungen niemals als die Konkurrenz vieler handelnden Dinge angesehen werden kann ist einfach Nun ist die Seele oder das denkende ich ein solches Also etc A 351 Kant bezeichnete diesen Paralogismus als Achilles aller dialektischen Schlusse der reinen Seelenlehre A 351 weil das Argument stark und kaum widerlegbar ist Der Vernunftschluss klingt fur Kant zunachst plausibel weil ein Gedanke auch wenn er aus noch so vielen Elementen besteht nur zu einer Einheit kommt wenn es einen einfachen Bezugspunkt des inneren Sinns die Einheit des denkenden Subjekts gibt Der Vers eines Gedichts entsteht nicht nur aus den einzelnen Wortern sondern durch die Art ihrer Kombination Kant setzte seine Kritik am Begriff der absoluten Einheit des denkenden Subjekts an Dieser ist keine analytische Aussage sondern hat deshalb einen empirischen Gehalt weil die Vorstellung eines denkenden Wesens das einen Gedanken bildet bereits Gegenstand Objekt des Denkens ist Der Satz ich bin einfach ist synthetisch Hierin liegt nach Kant auch das Problem von Descartes S o wie der vermeintliche cartesianische Schluss cogito ergo sum in der Tat tautologisch ist indem das cogito sum cogitans ich bin denkend die Wirklichkeit unmittelbar aussagt A 355 Bei Descartes und in dessen Nachfolge bei Wolff und Baumgarten wird das Ich denke mit der Vorstellung der eigenen Existenz verknupft Das ist aber eine empirische Vorstellung B 428 die nicht Grundlage des Nachweises der Unsterblichkeit der Seele sein kann Es liegt erneut eine Verwechslung der logischen Funktion des mit der Anschauung meiner selbst als denkendes Objekt vor B 406 Die Einfachheit aber der Vorstellung von einem Subjekt ist darum nicht eine Erkenntnis von der Einfachheit des Subjekts selbst denn von dessen Eigenschaften wird ganzlich abstrahiert wenn es lediglich durch den an Inhalt ganzlich leeren Ausdruck Ich welchen ich auf jedes denkende Subjekt anwenden kann bezeichnet wird A 355 Im dritten Paralogismus wird die These betrachtet dass die Seele eine Person ist Was sich der numerischen Identitat seiner selbst zu verschiedenen Zeiten bewusst ist ist eine Person Nun ist die Seele etc Also ist sie eine Person A 361 Die These der Identitat beinhaltet dass ein Gegenstand beharrlich in der Zeit ist Auch die Identitat des Selbst setzt die numerisch identische Ubereinstimmung im Zeitablauf voraus Kants Kritik nimmt erneut den Gegensatz von logischem Subjekt und empirischem Bewusstsein auf Es ist also die Identitat des Bewusstseins meiner selbst in verschiedenen Zeiten nur eine formale Bedingung meiner Gedanken und ihres Zusammenhanges beweiset aber gar nicht die numerische Identitat meines Subjekts in welchem ohnerachtet der logischen Identitat des Ich doch ein solcher Wechsel vorgegangen sein kann der es nicht erlaubt desselben beizubehalten A 363 Der vierte Paralogismus hat nicht allein die Seele sondern deren Verhaltnis zur Materie zum Gegenstand Es ist eine unmittelbare Auseinandersetzung mit Descartes und damit eine Skizze der Philosophie des Geistes bei Kant Der Paralogismus lautet Dasjenige auf dessen Dasein nur als eine Ursache zu gegebenen Wahrnehmungen geschlossen werden kann hat eine zweifelhafte Existenz Nun sind alle ausseren Erscheinungen von der Art dass ihr Dasein nicht unmittelbar wahrgenommen sondern auf sie als die Ursache gegebener Wahrnehmungen allein geschlossen werden kann Also ist das Dasein aller Gegenstande ausserer Sinne zweifelhaft Diese Ungewissheit nenne ich die Idealitat ausserer Erscheinungen und die Lehre dieser Idealitat Idealism in Vergleichung mit welchem die Behauptung einer moglichen Gewissheit von Gegenstanden ausserer Sinne der Dualism genennt wird A 366 367 Kant stimmte Descartes zunachst ausdrucklich zu dass man auf aussere Dinge nur schliessen kann weil man die Wirkung des inneren Sinns wirklich kennt Dieser Schluss ist aber unsicher weil die Wirkung verschiedene Ursachen sowohl in den ausseren Dingen als auch in der Art der Verarbeitung im inneren Sinn haben kann Daher kann man berechtigt nur von dem als Existenz reden was im inneren Sinn unmittelbar gegeben ist und das sind die Erscheinungen Transzendentaler Idealismus 4 Paralogismus A369 371 Transzendentaler Idealismus Transzendentaler RealismusRaum und Zeit sind sinnliche Formen unserer Anschauung Raum und Zeit existierenals Dinge an sichRealitat habennur Erscheinungen Raum und Zeit sindBedingungen der ObjekteDas Dasein der Materie beruhtauf dem Selbstbewusstseinder sicheren eigenen Existenz Die Dinge habenihre Existenzauch ohne unsere SinneDie Sicherheit meiner Existenzmacht auch die Realitatder ausseren Dinge gewiss Die Wirklichkeitder Dinge ausser unsist blosse VorstellungDas Bewusstseinist mir ausreichender Beweisder Wirklichkeit der Dinge Das Daseinder ausseren Dingeist zweifelhaftEmpirischer Realismus Empirischer IdealismusFur die Folgeuberlegungen arbeitete Kant den Unterschied zwischen transzendentalem Idealismus und transzendentalem Realismus heraus A 369 377 Die beiden entgegengesetzten Positionen unterscheiden sich durch ihre Einschatzung der Dinge an sich An dieser Stelle wird klar warum Kant nach der klassischen erkenntnistheoretischen Einteilung als wenn auch schwacher Realist einzuordnen ist Fur den transzendentalen Idealisten sind Raum und Zeit reine Formen sinnlicher Anschauung Sie gehoren damit in den Bereich des inneren Sinns Die Vorstellung des Raumes gehort als reine Anschauung zum inneren Sinn ist dabei aber auf die ausseren Erscheinungen gerichtet Gegenstande im Raum haben deshalb nur als Erscheinungen Realitat Das Dasein der Materie beruht auf dem Selbstbewusstsein der eigenen Existenz Es wird nicht geschlossen sondern wahrgenommen Die Sicherheit der eigenen Existenz durch die Wahrnehmung des inneren Sinns macht durch die Verknupfung mit der Vorstellung des Raumes auch die Realitat der ausseren Dinge gewiss Das Bewusstsein war fur Kant ausreichender Beweis fur die Wirklichkeit der Dinge In dieser Hinsicht konnte er sich auch als empirischen Realisten bezeichnen Allerdings kann der Mensch inhaltlich nichts uber die Dinge an sich sagen sondern nur uber sie als Erscheinungen auch zu materiellen Aussagen kommen Beim transzendentalen Realisten verhalt es sich umgekehrt Fur ihn existieren Raum und Zeit als Dinge an sich Raum und Zeit sind Bedingungen fur die Existenz von Objekten Als Konsequenz existieren diese auch ohne dass der Mensch sie mit seinen Sinnen erfasst Empirisch besteht aber das Problem dass man nicht genau weiss auf welche Weise sich die Dinge ausser uns von unserer Wahrnehmung unterscheiden Das Dasein der ausseren Dinge ist also bloss zweifelhaft Dies macht aus dem transzendentalen Realisten jemanden der die Erkennbarkeit der Realitat aus der Erfahrung bezweifelt also einen empirischen Idealisten Unter einem empirischen Idealisten muss man also nicht denjenigen verstehen der wie Berkeley das Dasein ausserer Gegenstande der Sinne leugnet sondern der wie Hume nur nicht einraumt dass es durch unmittelbare Wahrnehmung erkannt werde daraus aber schliesst dass wir ihrer Wirklichkeit durch alle mogliche Erfahrung niemals vollig gewiss werden konnen A 368 369 Das Problem des Zweifels entsteht nach Kant durch die Verdinglichung Hypostasierung der ausseren Erscheinungen wenn man diese nicht mehr als Vorstellungen sondern in derselben Qualitat wie sie in uns sind auch als ausser uns vor sich bestehende Dinge betrachtet A 386 Wenn man stattdessen annimmt dass Korper oder Bewegungen blosse Erscheinungen wer weiss welches unbekannten Gegenstandes A 387 sind hat man keine Probleme dass Erkannte als Wirklichkeit aufzufassen Kant nannte das Leib Seele Problem eine beruchtigte Frage A 392 Eine solche vorgegebene Gemeinschaft zwischen zwei Arten von Substanzen der denkenden und der ausgedehnten legt einen groben Dualism zum Grunde und macht die letztere die doch nichts als blosse Vorstellungen des denkenden Subjects sind zu Dingen die fur sich bestehen Immanuel Kant AA 000004 IV 245 A 392 1 Der Beweisgrund fur den physischen Einfluss ist nichtig und erschlichen A 392 Eine solche Behauptung kann man nicht begrunden sondern nur voraussetzen A 394 Hierdurch entsteht eine eingebildete Wissenschaft die sich so in einem ewigen Zirkel von Zweideutigkeiten und Widerspruchen drehet A 395 Ebenso wie die Frage der Unsterblichkeit war auch das Leib Seele Problem fur Kant ein Scheinproblem 2 Die Erkenntnis des Selbst ist beschrankt auf das logische Ich denke Die Psyche kann ebenso wie der Korper allenfalls empirisch als Objekt erfasst werden Antinomien BearbeitenSiehe auch Antinomien der reinen Vernunft So wie die Suche nach dem Unbedingten im inneren Sinn zur Seele als der absoluten Einheit des denkenden Subjekts fuhrt so sucht die Vernunft auch im ausseren Sinn vom Bedingten dem wahrgenommenen Phanomen auf das Unbedingte die Totalitat aller Erscheinungen zu schliessen Die spezielle Metaphysik die sich mit dieser Frage befasst ist die rationale Kosmologie Die Prinzipien des Unbedingten im ausseren Sinn versuchte Kant mit dem Begriff der absoluten Vollstandigkeit und aus den Kategorien herzuleiten Hieraus bildete Kant das System der kosmologischen Ideen Sie beschaftigen sich mit der Totalitat der regressiven Synthesis also einem Zuruckgehen auf einen Ursprung Die Totalitat ist das zusammenhangende Ganze aller empirischen Dinge und Ereignisse Kosmologische Ideen bei Kant Gegenstand Das Unbedingte Die absoluteVollstandigkeit B 442 MerkmalWeltanfang Weltgrenze Einheit der Zusammensetzungdes gegebenen Ganzenaller Erscheinungen Weltbegriffemathematisch Grosse und Zahl Materie Einfachheit der Teilungeines gegebenen Ganzenin der ErscheinungSelbsttatigeUrsache Kausalitat der Entstehungeiner Erscheinunguberhaupt Naturbegriffedynamisch Dasein derErscheinungen Weltgrund Notwendigkeit der Abhangigkeit des Daseinsdes Veranderlichenin der ErscheinungDen Ursprung bezogen auf die Quantitat bilden die reinen Verstandesbegriffe Raum und Zeit Deren Einheit ergibt sich aus der absoluten Vollstandigkeit der Zusammensetzung des gegebenen Ganzen aller Erscheinungen Die Regression fuhrt bei der Betrachtung des Raumes zu einer gedachten Weltgrenze und bei der Betrachtung der Zeit zu einem gedachten Weltanfang In Hinblick auf die Qualitat sah Kant das Unbedingte in der Absoluten Vollstandigkeit der Teilung eines gegebenen Ganzen in der Erscheinung Eine vollstandige Teilung fuhrt zu der Einheit der Materie In der Relation ist es die Kausalitat welche eine Reihe der Ursachen zu einer gegebenen Wirkung darbietet Der Regress auf die absolute Vollstandigkeit der Entstehung einer Erscheinung uberhaupt fuhrt zu einer selbsttatigen Ursache eines jeden Daseins Das Absolute in der Modalitat ergibt sich als Notwendigkeit eines Weltgrundes Dieser ist die absolute Vollstandigkeit der Abhangigkeit des Daseins des Veranderlichen in der Erscheinung Ahnlich wie Kant in der transzendentalen Analytik mathematische Urteilsformen in Hinblick auf Quantitat und Qualitat von dynamischen Urteilsformen in Hinblick auf Relation und Modalitat unterschied so traf er auch bei den kosmologischen Ideen eine Unterscheidung zwischen mathematischen und dynamischen Ideen Die Betrachtung der Totalitat der Welt unter dem Gesichtspunkt von Raum und Zeit sowie von Materie geschieht der Zahl und der Grosse nach Zusammensetzung und Teilung fuhren zu einem Weltbegriff eines mathematischen Ganzen Untersucht man hingegen die Entstehung der Dinge und die Abhangigkeiten der Veranderungen der Erscheinungen untereinander so ergibt sich im Dasein der Erscheinungen ein Bild des dynamischen Ganzen in der Natur Wir haben zwei Ausdrucke Welt und Natur welche bisweilen in einander laufen Das erste bedeutet das mathematische Ganze aller Erscheinungen und die Totalitat ihrer Synthesis im Grossen sowohl als im Kleinen d i sowohl in dem Fortschritt derselben durch Zusammensetzung als durch Teilung Eben dieselbe Welt wird aber Natur genannt so fern sie als ein dynamisches Ganzes betrachtet wird und man nicht auf Agregation im Raume oder der Zeit um sie als Grosse zustande zu bringen sondern auf die Einheit im Dasein der Erscheinungen siehet B 446 447 Das Problem der reinen Vernunft liegt nach Kant darin dass sie sich nach Auffinden der kosmologischen Ideen die die Einheit des Denkens ermoglichen dazu verleiten lasst Aussagen zu machen die sich durch keine Erfahrung belegen lassen Solche Urteile uber kosmologische Ideen fuhren nach Kant zu Antinomien die er auch als Widerstreit der Gesetze B 434 bezeichnete Um diesen Widerstreit aufzuzeigen verwendete er die skeptische Methode Diese ist nicht mit dem Skeptizismus zu verwechseln sondern ein methodisches Verfahren das fur den Kritizismus von besonderer Wichtigkeit ist und in dem die widerstreitenden Aussagen jeweils in einer These und einer Antithese Antithetik gegenubergestellt werden Antinomien der reinen Vernunft nach Kant B454ff These AntitheseI Die Welt hat einen Anfang in der Zeit und ist dem Raum nach auch in Grenzen eingeschlossen Die Welt hat keinen Anfang und keine Grenzen im Raume sondern ist sowohl in Ansehung der Zeit als des Raumes unendlich II Eine jede zusammengesetzte Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen und es existiert uberall nichts als das Einfache oder das was aus diesem zusammengesetzt ist Kein zusammengesetztes Ding in der Welt besteht aus einfachen Teilen und es existiert uberall nichts Einfaches in derselben III Die Kausalitat nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesamt abgeleitet werden konnen Es ist noch eine Kausalitat durch Freiheit zur Erklarung derselben anzunehmen notwendig Es ist keine Freiheit sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur IV Zu der Welt gehort etwas das entweder als ihr Teil oder ihre Ursache ein schlechthin notwendiges Wesen ist Es existiert uberall kein schlechthin notwendiges Wesen weder in der Welt noch ausser der Welt als ihre Ursache Kant versuchte nun gemass seinem skeptischen Verfahren jeweils These und Antithese zu beweisen Zu beachten ist dass die hierzu gehorigen Argumentationen inszeniert sind denn am Ende hatte Kant das Ziel die Widerspruche als nicht auflosbar nachzuweisen und damit seine grundlegende These zu untermauern dass aus der reinen Vernunft Erkenntnisse dieser Art nicht abzuleiten sind Bei der Auflosung der beiden ersten der mathematischen Antinomien ergibt sich die Erkenntnis dass Thesis und Antithesis falsch sind denn sie argumentieren dogmatisch und behandeln die Erscheinungen als waren sie Dinge an sich Hinsichtlich der Auflosung der beiden letzten der dynamischen Antinomien ist es moglich dass Thesis und Antithesis zugleich wahr sind Wahrend die Thesis sich auf die Dinge an sich bezieht erortert die Antithesis die Welt der Erscheinungen So sind die Freiheit des Handelns und die Existenz eines notwendigen Wesens zumindest denkbar Gottesbeweis BearbeitenDer disjunktiven ausschliessenden Art der Verknupfung entspringt die Idee einer unbedingten Einheit aller Gegenstande des Denkens uberhaupt die Idee eines hochsten Wesens die theologische Idee Gottes In der Erorterung der drei klassischen Gottesbeweise stellt sich heraus dass der eigentliche Beweisgrund im ontologischen Argument liegt Denn der kosmologische Beweis kann von der unterstellten absolut notwendigen Existenz eines Wesens nur auf das hochste Wesen ubergehen wenn dieses selbst als unbedingt notwendig nachgewiesen werden kann und der physiko theologische Beweis gelangt nur zu einem Weltbaumeister nicht aber zu einem absolut notwendigen Wesen Der Fehler des ontologischen Beweises liegt im Gedanken der notwendigen Existenz Ihm konnen wir nur entrinnen wenn wir den Gedanken der Notwendigkeit und dem ihm korrespondierenden der Zufalligkeit nicht als Bestimmungen der Dinge sondern als regulative Prinzipien der Vernunft auffassen Gott kann gedacht aber nicht erkannt werden Die Funktionen der menschlichen Vernunft BearbeitenDie systematische Kritik an der traditionellen speziellen Metaphysik hat gezeigt dass Hoffnungen eine unsterbliche Seele die Welt als Totalitat der Erscheinungen oder Gott als Urgrund der Welt mit den Mitteln der reinen Vernunft erkennen zu konnen sich als transzendentaler Schein erweisen Moses Mendelssohn sprach deshalb vom alles zermalmenden Kant 3 Allerdings beliess es Kant nicht dabei Das Schlusskapitel der transzendentalen Dialektik der Anhang gibt vielmehr einen positiven Ausblick auf die Funktion einer durch den Kritizismus gelauterten reinen Vernunft Fur Kant ware es unsinnig wenn der Mensch uber eine Vernunft verfugte die ihn nur in Irrtumer treibt Alles was in der Natur unserer Krafte gegrundet ist muss zweckmassig und mit dem richtigen Gebrauche derselben einstimmig sein wenn wir nur einen gewissen Missverstand verhuten und die eigentliche Richtung derselben ausfindig machen konnen B 670 671 Von dem regulativen Gebrauch der Ideen Bearbeiten Funktion der Vernunft ist es Begriffe und Urteile des Verstandes unter Prinzipien zu bringen Dabei entsteht zwar keine neue Erkenntnis aber eine Ordnung die notwendig fur den Erkenntnisfortschritt des Menschen in den Wissenschaften ist Ich behaupte demnach die transzendentalen Ideen sind niemals von konstitutivem Gebrauche so dass durch Begriffe gewisse Gegenstande gegeben wurden und in dem Falle dass man sie so versteht sind es bloss vernunftelnde dialektische Begriffe Dagegen aber haben sie einen vortrefflichen und unentbehrlichnotwendigen regulativen Gebrauch namlich den Verstand zu einem gewissen Ziele zu richten B 672 Vernunft erzeugt in der Erkenntnis Systematik Fur eine solche Systematik bedarf es der Vorstellung eines dahinter liegenden Ganzen Erst dadurch verlieren Erkenntnisse den Charakter des Zufalligen Empirisch gibt es kein reines Wasser oder reine Luft Dennoch benotigt man fur die wissenschaftliche Forschung solche Begriffe als Vorstellung um Wirkungen in der Natur erklaren zu konnen Bei der Erzeugung regulativer Prinzipien wird die Vernunft nur hypothetisch gebraucht um das Besondere aus dem Allgemeinen abzuleiten B 674 alle moglichen Verstandeserkenntnisse darunter die empirischen haben Vernunfteinheit und stehen unter gemeinschaftlichen Prinzipien woraus sie unerachtet ihrer Verschiedenheit abgebildet werden konnen das wurde ein transzendentaler Grundsatz der Vernunft sein welcher die systematische Einheit nicht bloss subjektiv und logisch als Methode sondern objektivnotwendig machen wurde B 676 Zur Verdeutlichung dieser These verwies Kant auf so genannte Schulregeln oder logische Prinzipien in der Philosophie dass man die Anfange Prinzipien nicht ohne Not vervielfaltigen musse entia praeter necessitatem non esse mulitplicanda B 680 siehe Ockhams Rasiermesser Kant nannte das das logische Prinzip der Gattungen das Gesetz der Homogenitat oder die Sparsamkeit der Grundursachen Die Verschiedenheit der Dinge darf nicht blindlings vermindert werden entium varietatis non temere esse minuendas B 683 Dies ist das Prinzip der Varietat der Arten das Gesetz der Spezifikation oder die Mannigfaltigkeit der Wirkungen Der kontinuierliche Ubergang von einer jeden Art zu einer anderen durch stufenartiges Wachstum der Verschiedenheit B 685 686 als das Prinzip der Kontinuitat der Formen das Gesetz der Affinitat aller Begriffe oder die Verwandtschaft der Glieder der Natur datur continuum formarum es gibt ein Kontinuum der Formen B 687 Diese Prinzipien der Vernunft sind synthetische Satze a priori da sie unabhangig von Erfahrung gelten Sie sind zwar objektiv aber nicht konstitutiv fur Erkenntnis sondern nur hypothetisch weil es sich um blosse Ideen handelt Es gibt fur sie kein korrespondierendes Schema der Sinnlichkeit B 692 Wissenschaftstheoretische Konzepte sind demgemass reine Konstrukte des Verstandes nur subjektiv gultige Maximen B 694 Sie mussen aber logischen Prinzipien folgen sei es im Abstieg vom Allgemeinen von einer hochsten Gattung sei es im Aufstieg vom Mannigfaltigen von den untersten Arten Das Prinzip der Kontinuitat erfordert dazu Koharenz der Theorien Endabsicht der naturlichen Dialektik der Vernunft Bearbeiten Die Dialektik stammt nicht unmittelbar aus den Ideen der reinen Vernunft sondern es ist ihr blosser Missbrauch der zum truglichen Schein fuhrt Kant wollte die Ideen der Vernunft nicht als bloss leere Gedankendinge entia rationis ratiocinantis B 697 betrachten Kant war der Uberzeugung dass es in der Natur eine Zweckmassigkeit gibt an der sich die Naturforschung orientiert Und dieser Zweckmassigkeit liegt die Idee eines Urhebers zugrunde Fragt man denn also ob es etwas von der Welt Unterschiedenes gebe was den Grund der Weltordnung und ihres Zusammenhanges nach allgemeinen Gesetzen enthalte so ist die Antwort Ohne Zweifel B 722 723 Dieses Unterschiedene liegt aber ausserhalb der Erfahrung und ist nur eine Analogie nur ein Gegenstand in der Idee und nicht in der Realitat Man kann diese Idee sogar mit gewissen Anthropomorphismen verknupfen solange man es nur als regulatives Prinzip der systematischen Einheit der Welt betrachtet B 723 Denn das regulative Gesetz der systematischen Einheit will dass wir die Natur so studieren sollen als ob allenthalben ins Unendliche systematische und zweckmassige Einheit bei der grosstmoglichen Mannigfaltigkeit angetroffen wurde B 728 Der Mensch kann die Dinge der Welt so betrachten als ob sie von einer hochsten Intelligenz ihr Dasein hatten B 699 Daraus folgt fur den Naturforscher dass er jenseits des Erkannten immer noch etwas anderes vermuten kann und als Grundlage seiner Theorien eine Metaphysik der Natur moglich ist Andererseits berechtigt die regulative Idee eines Ursprungs der Welt auch zu einer Metaphysik der Freiheit die im praktischen Bereich des menschlichen Handelns in der Metaphysik der Sitten ihren Niederschlag findet 4 Anmerkungen Bearbeiten Immanuel Kant Gesammelte Schriften Hrsg Bd 1 22 Preussische Akademie der Wissenschaften Bd 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin ab Bd 24 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Berlin 1900ff AA 000004 IV 245 A 392 Otfried Hoffe Kant Beck Munchen 7 Aufl 2007 147 Moses Mendelssohn Morgenstunden oder Vorlesungen uber das Daseyn Gottes 1785 in Gesammelte Werke Band 3 2 Stuttgart 1974 S 3 Hans Michael Baumgartner Kants Kritik der reinen Vernunft 6 Aufl Munchen 2006 123 124Literatur BearbeitenJiri Chotas Hrsg Metaphysik und Kritik Interpretationen zu der Transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2010 ISBN 978 3 8260 3580 7 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft Rudolf Eisler Kant Lexikon Olms ISBN 3487007444 online Nikolai F Klimmek Kants System der transzendentalen Ideen Buchreihe Kant Studien Erganzungshefte Band 147 Kant Gesellschaft Hrsg Gerhard Funke Manfred Baum Bernd Dorflinger Thomas M Seebohm de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 978 3 11 018349 8 doi 10 1515 9783110919301 Jannis Pissis Kants transzendentale Dialektik Zu ihrer systematischen Bedeutung Zugleich Dissertation Berlin Freie Universitat 2010 u d T Jannis Pissis Zur systematischen Bedeutung von Kants transzendentaler Dialektik De Gruyter Berlin u a 2012 ISBN 978 3 11 028156 9 Friedhelm Schneider Kants transzendentale Dialektik oder Die Unvernunft in der Vernunft Attempto Verlag Tubingen 1999 ISBN 3 89308 303 0 Weblinks BearbeitenSamtliche Werke und Briefe im Volltext Universitat Bonn Vorlander Geschichte d Philosophie 38 Die transzendentalen Dialektik Kant s Critique of Metaphysics In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 2 und nicht Parameter 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transzendentale Dialektik amp oldid 211303915