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Der Discours de la methode mit vollem Titel Discours de la methode pour bien conduire sa raison et chercher la verite dans les sciences Abhandlung uber die Methode seine Vernunft gut zu gebrauchen und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen ist ein philosophisches und autobiographisches Werk des franzosischen Philosophen Rene Descartes Discours de la methode von Rene Descartes ErstausgabeEs erschien erstmals 1637 anonym in Leiden in franzosischer Sprache und war daher auch philosophischen Laien zuganglich 1656 folgte eine lateinische Fassung die in Amsterdam herausgegeben wurde Inhaltsverzeichnis 1 Werkskontext 2 Aufbau 3 Zusammenfassung 3 1 Betrachtungen uber die Wissenschaften 3 2 Hauptregeln der Methode 3 3 Einige moralische Regeln 3 4 Fundamente der Metaphysik 3 5 Naturphilosophische Fragen 3 6 Grunde die den Autor zum Schreiben bewogen haben 4 Siehe auch 5 Ubersetzungen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWerkskontext BearbeitenDer Discours beinhaltet Descartes Auseinandersetzung mit Skeptizismus und dem Aristotelismus der Scholastik Ausgehend von einem allgemeinen Zweifel an uberlieferten Wahrheiten aber auch am eigenen Urteil ist es Descartes Ziel unwiderlegbare wahre Satze zu finden Umrahmt von Schilderungen seiner intellektuellen Autobiographie beschreibt Descartes dabei detailliert eines der fruhesten Programme zur wissenschaftlichen Naturforschung Der Discours gilt daher als einer der Ursprunge der Wissenschaftsphilosophie Der Discours bildet eine methodologische Vorrede zu drei naturphilosophischen Abhandlungen Descartes die gemeinsam mit ihm herausgegeben wurden La Dioptrique 1 Les Meteores 2 und La Geometrie 3 Diese Untersuchungen die Lichtbrechung Himmelserscheinungen und Analytische Geometrie zum Gegenstand haben in der Geometrie wird das cartesische Koordinatensystem vorgestellt stellen bereits eine Anwendung dieses Verfahrens dar Durch mathematische Modellierung werden die Naturphanomene mit Hilfe allgemeiner Regeln bestimmt die nach Vermessung und durch schrittweise Berechnung und zwingende Schlusse auf den Einzelfall angewendet werden Gemeinsam mit den Meditationes de prima philosophia den Principia Philosophiae und den Regulae ad directionem ingenii bildet der Discours die Basis der als Cartesianismus bekannten Form des Rationalismus Aus dem IV Teil des Discours de la methode stammt das beruhmte Zitat Je pense donc je suis dt Ich denke also bin ich Das Cogito ergo sum hingegen stammt aus 7 der Principia Philosophiae von 1644 Aufbau BearbeitenDer Discours selbst besteht aus sechs Teilen deren Einteilung Descartes in seinem Vorwort vorschlagt 4 Betrachtungen uber die Wissenschaften Hauptregeln der Methode Einige moralische Regeln Fundamente der Metaphysik Naturphilosophische Fragen Grunde die den Autor zum Schreiben bewogen habenIm Original finden sich im Gegensatz zu modernen Ausgaben aber keine Zwischenuberschriften Descartes hat fur den Discours die Form einer Autobiographie gewahlt tatsachlich handelt es sich aber um eine rationalistische Programmschrift Indem Descartes seinen eigenen intellektuellen Werdegang beschreibt liefert er Grunde und beschreibt Schritte um von den Vorurteilen seiner Zeit Abstand zu gewinnen und rationalistisch zu philosophieren Zusammenfassung BearbeitenBetrachtungen uber die Wissenschaften Bearbeiten Descartes beschreibt die Ausgangslage In allen Wissenschaften aber auch bezuglich der Moral und der Religion begegnen dem Wissbegierigen zahlreiche konkurrierende Theorien ohne dass ihr rivalisierender Geltungsanspruch entschieden werden konnte Nur in der Mathematik scheint Einigkeit hinsichtlich der Geltungskriterien zu herrschen sodass der Wissenschaftsbetrieb um die Prioritat von Entdeckungen nicht um alternative Systeme konkurriert 5 Hauptregeln der Methode Bearbeiten Auf diesen negativen Befund grundet Descartes die Notwendigkeit eines Neuanfangs Die historisch uberlieferte widerspruchliche Gestalt der Wissenschaften soll durch eine systematische ersetzt werden Durch das System sollen sich Widerspruche und Lucken schneller aufzeigen lassen Fur die Neubegrundung formuliert Descartes vier Regeln Akzeptiere nur als wahr was unbezweifelbar gewiss ist Zerlege jede Frage in Teilprobleme und einfache Fragen die mit Gewissheit entschieden werden konnen Baue das Wissen der Reihe nach aus den Antworten auf diese einfachen Fragen auf und unterstelle fur alle komplexe Fragen einen solchen einfachen Aufbau Uberprufe diese Elemente daraufhin ob sie eine vollstandige Ordnung bilden Diese Problemlosungsstrategie sieht Descartes in der antiken Geometrie bereits verwirklicht 6 Einige moralische Regeln Bearbeiten Mit diesen Regeln lassen sich zwar Probleme wissenschaftlich losen aber sie erfordern Zeit zur Analyse und Beantwortung der elementaren Fragen Bis sich daraus ein Weltbild ergibt das auch handlungsleitende Funktion haben kann empfiehlt Descartes eine provisorische Moral die auf einer abwagenden und Extreme meidenden Konformitat an das Umfeld beruht Eine ahnliche Moral hatte auch der Skeptiker Montaigne empfohlen Descartes erklart eine solche Skepsis allerdings fur vorlaufig mit den Regeln sollen alle Fragen auch normative wahrheitsgemass beantwortet werden konnen Fundamente der Metaphysik Bearbeiten Descartes Ziel ist also die Erforschung der Wahrheit Dieses Ziel geht er methodisch so an dass er alles was angezweifelt werden kann zunachst zuruckweist Descartes legt zunachst dar dass aussere Erfahrung Schlussfolgerungen und selbst phanomenales Bewusstsein diesem Kriterium nicht genugen Da die Sinneswahrnehmungen uns bisweilen tauschen konnen sind sie also nicht gewiss Ebenso stellt er fest dass formal korrekte logische Schlusse der traditionellen Syllogistik dennoch zu falschen Ergebnissen fuhren konnen Auch sie sind also nicht gewiss Drittens ist sogar moglich dass wir im Traum dieselben Gedanken haben wie im wachen Zustand Daraus zieht er die Konsequenz dass alle Bewusstseinsinhalte ebenso gut Trugbilder sein konnen Ausgenommen von diesem Vorbehalt ist aber der formale Akt des Denkens hier Zweifelns selbst Das Zweifeln setzt ein zweifelndes Subjekt voraus das Denken ein Subjekt das denkt Das findet in der beruhmten Formel Ich denke also bin ich Je pense donc je suis seinen Ausdruck In der Principia philosophiae 7 heisst es Cogito ergo sum Aus der Gewissheit die das Bewusstsein uber seine Existenz hat macht er ein Beispiel dafur wie gewiss uns eine Wahrheit im Allgemeinen zu sein hat Alle Urteile uber die Dinge die Wahrheit beanspruchen mussen uns in ahnlicher Weise einleuchten und evident werden wie der Satz Ich denke also bin ich Dem Bewusstsein konnen bestimmte Sachverhalte nur dann klar und evident einleuchten wenn es in der Lage ist diese Sachverhalte als klar und deutlich gemeint ist durch Eigenschaften bestimmt und von anderen unterscheidbar clara et distincta zu erkennen und das heisst ihre besondere Qualitat gegenuber den gewohnlichen Zweifeln wahrzunehmen Es hat also die Fahigkeit Gewissheit vom Zweifel zu unterscheiden Descartes vermutet dass diese Fahigkeit daher kommt dass das Bewusstsein von vornherein eine Vorstellung von Vollkommenheit hat die den Massstab bzw das Bewertungskriterium bildet um auch Bewusstseinsinhalte einordnen zu konnen Erkenntnisse und Gewissheit sind vollkommener als Zweifel Die Vorstellung von Vollkommenheit kommt von Gott dabei aber nicht in der Weise dass er sie als einzelne Vorstellung in uns in unser Bewusstsein eingepflanzt hatte sondern vielmehr daher dass das Bewusstsein wenn es Gott wahrnimmt Vollkommenheit als ein Attribut Gottes mit erfassen muss und diesen Begriff dann in anderen Zusammenhangen weiter verwenden kann Oder umgekehrt Da der Begriff der Vollkommenheit in unserem Bewusstsein beweisbar vorhanden ist zieht Descartes den Schluss dass Gott notwendig existiert und zwar fur uns erkennbar existiert denn wie sonst sollte das Bewusstsein zu diesem Begriff kommen und wie ohne ihn in der Lage sein uberhaupt etwas zu erkennen Dass das Bewusstsein aber in der Lage ist etwas zu erkennen zeigt die Evidenz der Satze Ich denke also bin ich und Ein vollkommenes Wesen muss existieren Im folgenden Abschnitt werden nun diese beiden Ergebnisse aus dem vierten und funften Abschnitt miteinander verknupft Was wir klar und deutlich erfassen ist wahr Gott ist Garant fur die Wahrheit Also Was wir klar und deutlich erfassen stammt von Gott Im letzten Abschnitt greift Descartes noch einmal das Traumargument des Anfangs auf Die erste Schlussfolgerung war ja dass alle Wirklichkeitserkenntnis bezweifelbar ist weil wir uns wie im Traum tauschen konnten Nun aber da die Existenz eines wahrhaftigen und vollkommenen Gottes aus dem Begriff der Vollkommenheit abgeleitet zu sein scheint kann Gott als Bedingung der Moglichkeit wahrer Erkenntnis postuliert werden wobei allerdings die Unvollkommenheit des Menschen als Ursache fur falsche Erkenntnis eingeraumt werden muss Naturphilosophische Fragen Bearbeiten In dieser Sektion fuhrt Descartes seine Methode an zwei Beispielen vor Zum einen anerkennt er zwar als einer der ersten Harveys Entdeckung des Blutkreislaufs nicht aber dessen Auffassung von der Pumpfunktion des Herzens sondern behauptet die Bewegung des Blutes werde durch dessen Erwarmung und Hitzeausdehnung im Herzen verursacht 7 zum anderen bestimmte er den Unterschied zwischen Mensch und Tier neu Wahrend Tiere biologische Automaten sind zeigt der Mensch dass er eine Seele besitzt die seinen Korper res extensa zu Bewegungen veranlasst die uber die naturliche Determination hinausgehen So ist vor allem das Sprechen ein Ausdruck des Denkens das nach Descartes ein Zustand der Seelensubstanz res cogitans ist Grunde die den Autor zum Schreiben bewogen haben Bearbeiten Obwohl er bereits ein angesehener Gelehrter ist erkennt Descartes dass seine Leistungen nicht einem uberlegenen Intellekt entwachsen sind sondern ihren Ursprung in seiner Fahigkeit haben sich nicht von Uberbestimmtheit blenden zu lassen Weiterhin geht er Schritt fur Schritt vor wobei jeder Schritt klar und distinkt sein muss In dieser Schrift stellt er seine analytische Methode vor und zeigt in einem breiten Spektrum ihre Anwendung und ihre Leistungsfahigkeit Descartes stellt sich die Frage wie sichere Erkenntnisse in Philosophie Naturwissenschaft Medizin und Ethik gewonnen werden konnen Das Ergebnis seiner Uberlegungen ist dass es zum einen eines sicheren Fundamentes bedarf auf dem alle Erkenntnis aufbauen kann Zum anderen bedarf es einer Methode um anhand dieser vom Fundament aus gesichert zu weiteren Erkenntnissen fortschreiten zu konnen Es ergibt sich eine Hierarchie der Wissenschaften bzw Wissensbereiche So ist die Philosophie das Fundament oder die Wurzel aller Erkenntnisse Darauf baut die Physik als Stamm auf uber die man schliesslich zu gesicherten Erkenntnissen der Medizin Mechanik und der Moral kommen kann Da die richtige Ethik erst am Schluss des Prozesses gefunden werden kann fuhrt Descartes auch die Notwendigkeit einer provisorischen Moral fur die Ubergangszeit vor Augen Siehe auch BearbeitenRationale PsychologieUbersetzungen BearbeitenVon der Methode Discours de la methode Aus dem Franzosischen neu ubersetzt und mit Anmerkungen und Register hrsg von Luder Gabe Hamburg 1960 Philo Biblio Band 15 Weblinks BearbeitenVolltext auf wikisource Discours de la methode 1637 edition Adam et Tannery 1902 PDF 80 Seiten 362 kB Abhandlung uber die Methode Volltext in deutscher Ubersetzung von Kuno Fischer 1863 Vierter Abschnitt des Discours in deutscher Ubersetzung Discours de la methode bei Zeno org in deutscher Ubersetzung von J H v Kirchmann PhB 25 1 Berlin 1870 Einzelnachweise Bearbeiten Rene Descartes La Dioptrique ed V Cousin Rene Descartes Les Meteores ed V Cousin Rene Descartes La Geometrie Rene Descartes Abhandlung uber die Methode Vorwort dt von Julius von Kirchmann 1870 S 19 20 vgl die Darstellung von Emerich Coreth und Harald Schondorf Philosophie des 17 und des 18 Jahrhunderts Abgerufen am 20 Marz 2011 Stuttgart Kohlhammer 1983 S 34 vgl die Darstellung von Emerich Coreth Harald Schondorf Philosophie des 17 und des 18 Jahrhunderts Abgerufen am 20 Marz 2011 Stuttgart Kohlhammer 1983 S 34 W Bruce Fye Profiles in Cardiology Rene Descartes Clin Cardiol 26 49 51 2003 PDF 58 2 kB Werke von Rene Descartes Musicae compendium Regulae ad directionem ingenii Inquisitio veritatis per lumen naturale Discours de la methode Meditationes de prima philosophia Principia philosophiae Les Passions de l ame De homine Le Monde de M Descartes Normdaten Werk GND 4398058 2 lobid OGND AKS LCCN n2001062316 VIAF 314781491 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Discours de la methode amp oldid 239205250