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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Dieser Artikel behandelt den Aufsatz von Rene Descartes Fur das gleichnamige Orchester siehe Les Passions de l Ame Orchester Les Passions de l ame deutsch Die Leidenschaften der Seele ist ein Aufsatz von Rene Descartes aus dem Jahre 1649 Les Passions de l ame Paris 1649Descartes wollte darin die menschlichen Leidenschaften analysieren und wissenschaftlich erlautern Im ersten Teil beschreibt Descartes zunachst ausfuhrlich den Korper und dessen Funktion Dann erlautert er den Begriff der Seele und auch ihre Funktionsweise Im zweiten Teil widmet sich Descartes den Emotionen Er betrachtet sie eingehend und geht detailliert auf ihre Funktion ihre Symptome und ihre einzelnen Eigenschaften ein Inhaltsverzeichnis 1 Erster Teil 1 1 Wie der Korper funktioniert 1 2 Wie die Seele funktioniert 1 3 Uber die Leidenschaften 2 Zweiter Teil 2 1 Die sechs ursprunglichen Leidenschaften 2 1 1 Die Verwunderung 2 1 2 Die Liebe 2 1 3 Der Hass 2 1 4 Die Traurigkeit 2 1 5 Die Freude 2 1 6 Die Begierde 2 2 Der besondere Nutzen der Leidenschaften 2 3 Der besondere Nutzen der Liebe und des Hasses 2 4 Die besonderen Eigenschaften der Begierde 2 5 Die innere Erregung der Seele 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 LiteraturErster Teil BearbeitenZunachst wird klargestellt dass man um dieses Thema adaquat behandeln zu konnen Korper und Seele als zwei getrennte und unabhangig voneinander funktionierende Dinge begreifen musse Dies sei nur dann moglich wenn man die rein korperlichen Vorgange dem Korper zuschreibe und die restlichen Vorgange der Seele zuteilwerden lasse Teil I Artikel 2 3 Er schreibt in Artikel 4 alle Gedanken der Seele und alle Arten der Warme und Bewegung dem Korper zu Die Funktionsweise des Korpers vergleicht Descartes mit einer Maschine Er stirbt nicht durch das Verschwinden der Seele sondern durch das Versagen wichtiger Organe Die Seele entweicht dem Korper demnach als Folge seines Todes nicht umgekehrt Teil I Artikel 5 6 Wie der Korper funktioniert Bearbeiten Descartes betrachtet zunachst den Aufbau und die Funktion des Korpers Teil I Artikel 7 16 Dabei geht er detailliert auf den Verlauf der Adern und das darin fliessende Blut ein Deren Beschreibung ist ebenso wie die Beschreibung des Herzens und der Muskelbewegungen im Grunde medizinisch korrekt Teil I Artikel 7 9 11 der wichtigste Punkt aber ist die Beschreibung des Gehirns und der damit verbundenen Nervenbahnen Denn die Muskelbewegungen und die Sinneseindrucke hangen von den Nerven ab die alle wie feine Faden oder Rohrchen aus dem Gehirn kommen und es mit dem Korper verbinden Teil I Artikel 7 12 Hier spielt sich nun etwas Besonderes ab Descartes beschreibt eine Art Gas das wie sehr feine Luft oder Aether Teil I Artikel 7 sich sehr schnell bewegen und durch die Nerven oder die Adern in grossen Mengen ins Gehirn stromen kann Teil I Artikel 7 10 Dieses Gas nennt er Lebensgeister Wegen ihrer feinen Art aber treten sie bald durch die Poren der Gehirnsubstanz wieder aus gelangen von da in die Nerven und Muskeln und setzen damit den Korper auf alle mogliche Art in Bewegung Teil I Artikel 10 In Artikel 11 beschreibt Descartes genau wie die Lebensgeister die aus dem Gehirn durch die Nerven stromen die im Muskel befindlichen Lebensgeister anregen und dadurch Muskelkontraktionen hervorrufen und steuern was die Bewegungen verursacht Des Weiteren konnen auch unsere Sinneseindrucke den Lauf der Lebensgeister steuern und den Korper reflexartig auf zum Beispiel visuelle Eindrucke reagieren lassen Zu den reflexartigen Bewegungen zahlt Descartes all jene die wir den Tieren gleichhaben wie das Essen Atmen Gehen und so weiter Diese Bewegungen werden nicht von unserem Willen gesteuert sondern resultieren aus der Offnung und Schliessung bestimmter Poren und der Freilassung der Lebensgeister in die Nerven und Adern ausgelost durch bestimmte Sinneseindrucke Teil I Artikel 11 Wie die Seele funktioniert Bearbeiten Alle Wirkungen die nicht dem Korper zugeschrieben werden konnen gehoren demnach zur Seele Diese hat zwei Zustande die tatigen Zustande und die leidenden Zustande Zunachst zu den ersten Zustanden zu denen das Wollen gehort was das Wissen voraussetzt Teil I Artikel 19 und von dem es zwei Arten gibt Dazu gehoren die Gedanken die sich nicht ausserlich zeigen wie das gezielte Denken an einen bestimmten Gegenstand Die zweite Art des Wollens endet in gezielten Bewegungen des Korpers zum Beispiel bei der Bewegung der Beine will man spazieren gehen Die Seele konne demnach mit dem Korper interagieren und sei obwohl Descartes Dualismus nach eigenstandig mit dem ganzen Korper untrennbar verbunden Der Ort an dem sie aber besonders mit dem Korper interagieren kann ist das Gehirn Descartes spricht hier von einer kleinen Eichel die sich in der Mitte des Gehirns befindet und wo die Lebensgeister besonders aktiv sind Teil I Artikel 30f Descartes schreibt dieser Eichel deshalb eine solch besondere Rolle zu weil sie im Gehirn keinen Gegenpart hat Damit ist sie der perfekte Sammelpunkt fur alle Sinneseindrucke die der Korper empfangt und kann mittels der Lebensgeister Reaktionen hervorrufen oder der Seele zuspielen In der Eichel hat die Seele ihren Hauptsitz und strahlt nach dem ganzen Korper vermittels der Lebensgeister der Nerven und selbst des Blutes Teil I Artikel 34 An einem Beispiel zeigt Descartes wie die Sinneseindrucke die Lebensgeister in der Eichel in Bewegung bringen und die Seele durch ebendiese mit dem Korper interagieren kann Sehen wir z B ein Thier auf uns zukommen so malt das zuruckgeworfene Licht seines Korpers zwei Bilder von ihm eines in jedem unserer Augen und diese Bilder erzeugen zwei andere mit Hulfe des Sehnerven in der inneren Flache des Gehirns von dort strahlen diese Bilder durch Vermittlung der Lebensgeister in der Weise nach der kleinen Eichel welche von diesen Geistern umgeben ist So bilden beide Bilder im Gehirn nur eines auf der Eichel was unmittelbar auf die Seele wirkt und sie die Gestalt des Thieres sehen lasst 1 35 Die Seele erkennt das Tier und kann es anhand von Erinnerungen als gefahrlich einstufen Diese Information wird dann wieder von den Lebensgeistern aufgenommen die zuruck in die Eichel stromen Der Korper kann dann mit einem Flucht oder Verteidigungsmechanismus reagieren indem die Lebensgeister bestimmte Poren des Herzens verengen oder erweitern und so den Puls steuern und die Muskeln der Beine durch die Nerven in Bewegung setzen Teil I Artikel 35f So kann die Seele durch das Stimulieren der Eichel den Korper so bewegen wie es ihrem Willen entspricht Ebenso kann sie durch das gezielte Anstossen der Lebensgeister in der Eichel Erinnerungen im Gehirn wachrufen auf die sie sich besinnen will Teil I Artikel 42 Erinnerungen spielen auch in einem anderen Sinn eine Rolle Descartes erklart in einem spateren Kapitel Zwischen Seele und Korper besteht namlich eine solche Verbindung dass wenn eine korperliche Handlung einmal mit einem Gedanken verbunden worden ist dann das eine von beiden auch das andere spater hervorruft Aber es werden nicht immer dieselben Handlungen mit denselben Gedanken verbunden Damit erklart er warum Menschen verschieden auf dieselben Reize reagieren Als Beispiel gibt er an dass eine Katze obwohl ein beliebtes Haustier bei einigen Menschen auf Widerwillen stosst Dies sei so weil man als Kind vielleicht eine schlechte Erfahrung mit einer Katze gemacht hat und obwohl man sich selbst nicht mehr erinnert hat das Gehirn das Bild der Katze mit einem negativen Gefuhl verbunden Und so spurt die Seele den Widerwillen immer aufs Neue wenn im Gehirn die Erinnerung an Katzen geweckt wird Teil II Artikel 136 Uber die Leidenschaften Bearbeiten Die leidenden Zustande der Seele sind die Leidenschaften Obgleich sie durch die Sinneseindrucke und den Lauf der Lebensgeister geweckt werden konnen Teil I Artikel 27 scheint ihre Wirkung nur in der Seele zu liegen Durch die Leidenschaften tritt deutlich die enge Verbindung zwischen Korper und Seele zutage da diese von der Bewegung der Lebensgeister bewirkt unterhalten und verstarkt werden Descartes definiert die Leidenschaften der Seele in Artikel 28 wie folgt Man kann sie auch Empfindungen nennen weil die Seele sie ebenso wie die Gegenstande der ausseren Sinne empfangt und nur so kennen lernt aber noch besser werden sie Erregtheiten genannt da dieser Name nicht bloss allen Veranderungen in der Seele beigelegt werden kann d h allen aufsteigenden Gedanken sondern hauptsachlich weil von allen ihren Gedanken keine sie so stark bewegen und erschuttern als diese Leidenschaften Teil I Artikel 28 Zu den Leidenschaften gehoren alle Empfindungen oder Emotionen wie Freude Zorn und ahnliches Es ist fur Descartes wichtig zu erkennen dass echte Leidenschaften nicht vorgetauscht werden konnen Gegenstande oder Situationen kann man sich zwar lebhaft ins Gedachtnis rufen und auch im Traum klar erkennen aber selbst der Schlafende kann sich im Traum nicht traurig oder sonst bewegt fuhlen wenn seine Seele diese Leidenschaft nicht wirklich hat Teil I Artikel 25f Wie unverwechselbar die Leidenschaften sind lasst sich auch an ihrer beharrlichen Intensitat bemerken Es ist namlich so dass keine Leidenschaft von uns allein durch unseren Willen geweckt werden kann Dies liegt daran dass sie ja durch die Lebensgeister geweckt und erhalten wird die mit den Sinnen in Verbindung stehen Wollten wir uns jetzt aber durch blossen Willen und ohne ausseren Einfluss einer Emotion hingeben oder in bestimmten Situationen erwecken so mussten wir uns ganz auf eine Erinnerung besinnen was die Lebensgeister im Gehirn dazu anregt die Orte aufzusuchen in denen die Erinnerung liegt um dann mit der Seele zu interagieren und Leidenschaften zu wecken Dass aber allein die Lebensgeister und nicht unser Wille fur die Erweckung der Leidenschaften zustandig ist bedeutet im Umkehrschluss auch dass diese auch nicht vom Willen kontrolliert werden konnen So bleiben die Leidenschaften so lange akut wie wir dem Reiz ausgesetzt sind der die Lebensgeister aktiviert hat Alles was der Wille wahrend dieser Erregung vermag ist den Wirkungen derselben nicht zuzustimmen und die Bewegung des Korpers zuruckzuhalten Teil I Artikel 46 Auf diese Weise kann man versuchen dem Reiz zu entkommen oder zumindest seine Reaktion zu kontrollieren Zum Beispiel kann ein Erzurnter die zum Schlag erhobene Faust bremsen oder der Verangstigte kann die Beine an der Flucht hindern Teil I Artikel 45f Descartes geht noch auf einen scheinbar weit verbreiteten Irrtum ein nachdem die Leidenschaft im Herzen und nicht im Gehirn entstehen wurde Diese Fehlannahme liesse sich durch den Verlauf der Nerven erklaren Die Veranderung der emotionalen Lage durch die Bewegung der Lebensgeister wird mittels eines kleinen Nerven der vom Gehirn in das Herz langt automatisch dorthin weitergeleitet Daher empfindet man viele Emotionen im Herzen obwohl sie nicht dort entstehen Teil I Artikel 33 Zweiter Teil BearbeitenIm zweiten Abschnitt der Leidenschaften der Seele widmet sich Descartes den Leidenschaften im Einzelnen und betrachtet insbesondere die sechs ursprunglichen Leidenschaften und deren Nutzen Die letzten Ursachen der Leidenschaften in der Seele seien zwar die Lebensgeister aber um eine genaue Erkenntnis um die Leidenschaften zu erhalten musse man sie genauer beobachten Denn auch wenn die meisten Leidenschaften durch die Sinneseindrucke erweckt werden gibt es noch andere Ausloser Dazu gehoren die Tatigkeiten der Seele der Zustand des Korpers oder zufallig entstehende Eindrucke im Gehirn Allerdings gibt es weniger Leidenschaften als aussere Eindrucke und nicht auf jeden Eindruck reagieren wir in jeder Situation mit einer Leidenschaft dies geschieht nur wenn jener wichtig fur uns ist Teil II Artikel 51f Es sollen hier nun die wichtigsten Leidenschaften genannt werden und ihr Sinn ihre Symptome und korperlichen Ursachen sowie ihre Wirkungen auf den Korper untersucht werden Die sechs ursprunglichen Leidenschaften Bearbeiten Zu den sechs ursprunglichen Leidenschaften gehoren Verwunderung Liebe Hass Trauer Freude und Begierde Die Verwunderung Bearbeiten Zwei Eigenschaften machen die Verwunderung zu einer besonderen Leidenschaft erstens ist sie wohl die erste denn wenn wir einem Gegenstand zum ersten Mal begegnen und uns seine Existenz moglicherweise uberrascht so kommt noch vor jeder anderen wertenden Leidenschaft die Verwunderung in uns auf Zum zweiten gibt es keine Leidenschaft die der Verwunderung entgegengesetzt ist Etwas was uns nicht uberrascht bewegt uns auch nicht gegenteilig Zu den Unterkategorien der Verwunderung gehoren Achtung und Verachtung die entstehen wenn wir uns uber die Grosse oder Kleinheit des Gegenstandes wundern Definition und Ursache Das Verwundern ist eine plotzliche Uberraschung der Seele und entsteht also zuerst durch den Eindruck im Gehirn den Gegenstand als selten und deshalb der sorgsamen Betrachtung werth darstellt dann durch die Bewegung der Lebensgeister Teil II Artikel 70 Im Gegensatz zu den anderen Leidenschaften lasst sich bei der Verwunderung keine Veranderung im Blut feststellen Dies liegt daran dass sie nicht wertend ist und sich rein intellektuell mit einem neuen Gegenstand beschaftigt was nur im Gehirn und nicht im Herzen oder im Blut stattfindet Der Nutzen der Verwunderung Je nachdem wie neu ein Gegenstand fur uns ist und wie stark unsere Verwunderung im ersten Augenblick ist kann uns diese Leidenschaft sehr nutzlich sein Sie eignet sich namlich ausserordentlich um die Neugierde in dem Menschen zu wecken Dies treibt dann dazu an das Neue verstehen zu wollen und ermutigt zum Lernen Es ist allerdings wichtig ein gesundes Mass an Verwunderung zu entwickeln Wer sich selten oder gar nicht wundert wird auch wenige Ambitionen haben etwas Neues zu lernen Andererseits wird jemand der sich bei jeder Kleinigkeit wundert seinen Verstand kaum auf die wichtigen Dinge lenken konnen und sich mit unbedeutenden Dingen aufhalten Teil II Artikel 72 78 Die Liebe Bearbeiten Nachdem wir einen Gegenstand kennengelernt haben und entscheiden dass er gut fur uns ist so fassen wir Lieben zu ihm Teil II Artikel 56 Sobald wir einen Gegenstand lieben werden die Lebensgeister dazu angeregt ihren Willen auf die geliebten Gegenstande zu richten Es ist zwischen zwei Arten der Liebe zu unterscheiden die wohlwollende Liebe die das Wohl des geliebten Gegenstandes erstrebt und die begehrliche Liebe die einen nach dem geliebten Gegenstand streben lasst Das unterscheidet aber nicht das Wesen der Liebe denn wenn man liebt egal ob wohlwollend oder begehrend hat man das gleiche Entgegenkommen fur den Gegenstand Und somit verlangt man danach oder versucht dem Gegenstand moglichst nahe zu sein Dies so Descartes sei die gewohnlichste Wirkung der Liebe Teil II Artikel 81 Die Unterkategorien der Liebe sind Zuneigung Freundschaft und Hingebung Je nachdem ob man eine Person oder einen Gegenstand mehr oder weniger achtet als sich selbst empfindet man Hingabe oder Zuneigung Achtet man die Person gleichermassen empfindet man Freundschaft Zu den physischen Symptomen gehort ein gleichmassiger aber ungleich starkerer und heftigerer Puls der von einem angenehmen Warmegefuhl in der Brust begleitet wird Insgesamt ist die Liebe durch ihre Auswirkungen auf den Korper gesundheitsfordernd Teil II Artikel 97 Der Nutzen der Liebe Da das Erstreben eines Guts immer von Hoffnung und Freude begleitet ist Teil II Artikel 87 hat die Liebe zweierlei Nutzen Zum einen lasst sie uns gute Dinge erkennen und danach streben und zum anderen erschaffen ihre Begleiterscheinungen ein gutes Gefuhl im Korper und fordern die Gesundheit des Korpers Der Hass Bearbeiten Der Hass ist das Gegenteil der Liebe Aber er hat nicht so viele Unterkategorien wie die Liebe da man die Ubel an sich auch nicht sehr unterscheidet Das Hauptaugenmerk liegt dann darauf sich von den Ubeln zu trennen Nachdem man einen neuen Gegenstand eingeschatzt hat und ihn nicht liebt sondern er sich uns als schlecht und schadlich zeigt empfinden wir ihm gegenuber Hass Als physische Symptome tritt ein schwacher aber schneller Puls auf In der Brustgegend wechseln sich die Gefuhle von Kalte und Hitze ab Das austreten schlechter Dunste kann auch dazugehoren Teil II Artikel 98 Der Nutzen des Hasses Lost ein Gegenstand das Gefuhl des Hasses in uns aus werden wir durch den Lauf der Lebensgeister dazu angetrieben diesen zu meiden So bleiben wir einem Ubel fern und trennen uns von schadlichen Dingen Teil II Artikel 79 Die Traurigkeit Bearbeiten Die Traurigkeit entsteht wenn die Seele einen Mangel erfahrt oder ihr Ubel widerfahrt Definition und Ursache Die Traurigkeit entsteht dadurch dass die Seele den durch die Lebensgeister ubertragenen sinnlichen Eindruck erhalt ihr wurde ein Ubel geschehen Wie auch bei der scheinbar unbegrundeten Freude gibt es eine scheinbar unbegrundete Traurigkeit Diese wird durch rein korperliche Eindrucke ausgelost die im Gehirn entstehen und zu denen die Seele keinen Bezug hat Besonders wenn der Korper krank ist und man sich dessen nicht bewusst ist entsteht das Gefuhl der Traurigkeit Teil II Artikel 93f Physische Symptome der Traurigkeit sind ein schwacher und langsamer Puls in der Brustgegend empfindet man ein beengendes Gefuhl Teil II Artikel 100 Die Freude Bearbeiten Bei der Freude empfangt die Seele eine positive Gemutsbewegung Diese kann auch durch gutes Wetter ausgelost werden oder wenn man sich nach einem guten Schlaf sehr erholt fuhlt Definition und Ursache Die Ursache der Freude ist sehr simpel Glaubt die Seele ein Gut zu besitzen empfindet sie Freude Ausgelost wird dies dadurch dass das Gehirn ihr ein Gut als ihr Eigen darstellt Durch den sinnlichen Eindruck den der Korper von dem Gut bekommt werden die Lebensgeister aktiviert die in der Seele die Freude erwecken Teil II Artikel 91 Manchmal kann man aber keine sinnliche Quelle der Freude ausmachen In dem Fall sei davon auszugehen dass im Gehirn also im Korper der Eindruck eines Guts entsteht ohne dass die Seele damit zu tun hat Frei nach dem Motto In einem gesunden Korper lebt ein gesunder Geist werden die Lebensgeister durch den guten physischen Zustand angeregt ein freudiges Gefuhl zu erzeugen Teil II Artikel 93f Physische Symptome der Freude sind ein gleichmassiger aber leicht schneller schlagender Puls und eine angenehme Warme in der Brust die durch das rasch zirkulierende Blut verursacht wird Teil II Artikel 99 Die Begierde Bearbeiten Nun ist es so dass sich durch die oben genannten Leidenschaften eine positive oder negative Haltung einem Gegenstand oder einer Person gegenuber entwickelt Im Blick auf die Zukunft folgt darauf automatisch die Begierde Dazu gehort zum einen dass man sich etwas Gutes was bald eintritt wunscht und etwas Schlechtes was bald eintritt meiden will Zum anderen kann man sich aber auch wunschen dass etwas Gutes bleibt oder hoffentlich bald kommt oder dass etwas Schlechtes bald voruber geht oder hoffentlich nie eintritt Teil II Artikel 57 Das Verlangen nach etwas Gutem ist aber nicht immer gleich stark ausgepragt So kann man einige Dinge nur kurz geniessen wollen andere aber begehrt man mehr und man will sie ganz erfahren oder besitzen So reizt die Schonheit einer Blume nur sie zu betrachten die der Fruchte aber sie zu essen Das bedeutendste Begehren ist aber das was aus der Vollkommenheit entspringt die man in einer Person voraussetzt von welcher man meint dass sie unser zweites Selbst werden konne Teil II Artikel 90 Damit ist naturlich das gemeint was man im Volksmund Liebe nennt Diese Art der Liebe darf aber nicht mit der gleichnamigen Leidenschaft verwechselt werden Der besondere Nutzen der Leidenschaften Bearbeiten Aber wozu haben wir diese Leidenschaften und welchen Nutzen haben sie fur den Menschen Es sei nun so dass die Leidenschaften alle nur fur den Korper eingerichtet sind und sie haben fur die Seele nur durch ihre Verbindung mit dem Korper Bedeutung Teil II Artikel 137 Ihr Zweck also sei es die Seele zu solchen Taten zu veranlassen oder zu unterstutzen die zur Erhaltung oder Vervollkommnung des Korpers dienen Teil II Artikel 137 Denn wie schon erwahnt empfindet die Seele zu neuen Gegenstanden Freude oder Trauer die dann in Liebe oder Hass umschlagen konnen Daraus entsteht dann das Bedurfnis den Gegenstand zu halten oder zu meiden Allerdings so Descartes seien die Trauer und der Hass wichtiger als die Freude und die Liebe Dies sei so weil die Ersteren uns vom Ubel fernhielten wahrend die Letzteren uns nur helfen die Vollkommenheit zu mehren was zwar schon aber nicht unbedingt notwendig sei Teil II Artikel 137 Wenn es darum geht Dinge zu begehren oder zu meiden durfe man sich aber nicht nur auf die Gefuhle verlassen denn einige Dinge konnen zunachst gut scheinen obwohl sie langfristig schadlich sind z B Drogen wahrend andere einem schlecht scheinen obwohl sie langfristig gut fur uns sind z B bittere Medizin Daher ist der Gebrauch des Verstandes unabdingbar wenn man nicht instinktiv weiss ob man sich auf sein Gefuhl verlassen kann Teil II Artikel 138 Der besondere Nutzen der Liebe und des Hasses Bearbeiten Sofern es aber so ist dass man die Dinge richtig eingeschatzt hat und das vermeintlich Gute wirklich ein Gut ist so kann die Liebe auch direkt aus dem Wissen um diese Tatsache heraus entstehen und man braucht nicht erst Freude zu empfinden Diese Liebe kann laut Descartes nicht gross genug sein da sie uns zu den wahrhaften Gutern und zur Vollkommenheit fuhrt Die Liebe kann nicht zu gross werden denn selbst das ausserste Maass lasst uns nur so innig mit dem Guten vereinen dass die Liebe zu uns selbst dann zwischen beiden nicht mehr unterscheidet und dies kann niemals Unrecht sein Teil II Artikel 139 Demgegenuber ist der Hass selbst im geringen Grade schadlich Auch wenn er notig ist um sich vom Ubel zu entfernen ware es besser sich von der Liebe zu dem entgegengesetzten Gut treiben zu lassen Ausserdem gibt es kein Ubel dem nicht auch ein Gut enthalten ist Mit der Entfernung des Ubels wird dann auch der gute Teil entfernt weshalb die Traurigkeit immer mit dem Hass einhergeht Daher ist Hass immer schadlich und sollte vermieden werden erst recht wenn er auf einer falschen Annahme beruht Bei Liebe und Freude kann man das nicht so streng sehen Denn selbst wenn sie auf einer falschen Annahme beruhen sind sie doch dienlich fur den Korper Und da eine falsche Freude mehr wert ist als eine begrundete Traurigkeit soll man sich wenn man in einer nicht eindeutigen Situation die Wahl hat der Freude zuwenden Bei der Liebe und dem Hass ist es anders denn echter Hass entfernt uns immer von dem Ubel Daher ist er der falschen Liebe vorzuziehen die uns moglicherweise nur an das Ubel binden wurde Teil II Artikel 144 Die besonderen Eigenschaften der Begierde Bearbeiten Es hat sich also gezeigt dass aus der Liebe und dem Hass die Begierde entsteht jenes zu erlangen und dieses zu meiden Und dies ist notwendig fur den Korper und kann nicht schlecht sein wenn die Begierde von einer wahren Erkenntnis ausgeht Dennoch gibt es zwei Dinge auf die man achten sollte Jede Art des Ubermasses sollte gemieden werden ob bei der Liebe dem Hass oder bei der Begierde Teil II Artikel 141 Des Weiteren sollte darauf geachtet werden nichts zu begehren von dem man falsche Vorstellungen hat da die darauf folgenden Handlungen schadlich sein konnen Teil II Artikel 143 Dennoch wird dieser Fehler oft gemacht Der gewohnlichste Irrthum der hierbei begangen wird ist dass man die Dinge welche von uns abhangen nicht genug von denen sondert wo dies nicht der Fall ist Teil II Artikel 144 Gemeint sind damit die Dinge die von unserem freien Willen abhangen Dazu gehort zum Beispiel der Erwerb von Wissen das Erlernen einer Fertigkeit oder korperliche Ertuchtigung um gesund zu bleiben Da die Begierde nach diesen Dingen ihren Ursprung in dem Wissen hat dass die Dinge gut fur uns sind konnen wir uns in ihrem Urteil uber sie nicht tauschen Des Weiteren konnen wir unser Ziel immer erreichen da es nur von uns abhangt und erlangen dadurch oft Zufriedenheit Descartes zahlt es zu den Tugenden wenn man das von sich abhangige Gute tut Teil II Artikel 144 Dinge deren Erfullung aber nicht von uns abhangen sollten aller Verlockung zum Trotz nicht begehrt werden Die entsprangen namlich nur einem Irrtum unseres Verstandes und nahmen unsere Gedanken ein um unser Streben nach den wichtigen Dingen abzulenken Etwas zu begehren was nicht von uns abhangt bedeute sich auf das Gluck zu verlassen Aber in Wirklichkeit entsteht die Hoffnung auf einen Glucksfall aus dem Ungewissen Das was wir Gluck nennen gibt es namlich so nicht denn Ereignisse treten immer dann ein wenn die notigen Ursachen gegeben sind Fehlt nun eine Ursache und man bekommt das Begehrte nicht denkt man man habe kein Gluck gehabt In Wirklichkeit aber hatte die Wirkung aufgrund der unzureichenden Ursachen nie eintreten konnen und es zeigt sich deutlich dass man in dem Fall seine Energie darauf verschwendet hat etwas zu begehren was von vornherein unmoglich zu bekommen war Teil II Artikel 145 Aber so wie sich Descartes gegen das Hoffen auf das Gluck ausspricht vertritt er das Vertrauen auf die Gottliche Vorsehung Demnach ist alles notwendig und vorausbestimmt Dies sollte man akzeptieren und sein Begehren von den Dingen abwenden die demnach nicht von uns ausgehen Dies liesse sich uben indem man zwischen Zufall und Vorherbestimmung unterscheidet So kann es namlich kommen dass man bei einer Sache seinem Verstand folgt und dennoch Schaden erleidet z B wird man auf einem sicheren Pfad beraubt auf dem unsicheren aber verschont Das erfahrene Ubel hatten wir aber nicht voraussehen konnen da wir nach unserem besten Wissen gehandelt haben So kann es nur Vorherbestimmung gewesen sein die uns zu dem Ubel gefuhrt hat und wir konnen uns daher nicht beschweren Diese Vorherbestimmung auch bei schlechtem Ausgang zu akzeptieren hilft dabei das von uns unabhangige nicht mehr kontrollieren zu wollen und uns auf die Wunsche zu konzentrieren deren Erfullung nur von uns abhangt Teil II Artikel 146 Die innere Erregung der Seele Bearbeiten Descartes stellt den Leidenschaften eine andere Erregung gegenuber die er die innere Erregung der Seele nennt Diese kommt wie der Name sagt aus dem Inneren und ist nicht von dem Lauf der Lebensgeister abhangig Diese innere Erregung ist so stark dass sie auch trotz heftiger und negativer Leidenschaften gespurt werden kann Teil II Artikel 148 Je starker diese innere Freude ausgepragt ist desto weniger konnen uns negative Leidenschaften in Mitleidenschaft ziehen Im Gegenteil sie ist sogar so vollkommen dass sie nicht verletzt werden kann Dadurch wird die Freude die man durch die innere Erregung sowieso spuren kann noch starker Den Tugenden zu folgen das heisst immer nach bestem Gewissen gehandelt zu haben lasst die innere Freude so stark werden dass selbst die starksten Ausbruche der Leidenschaften niemals die Ruhe seiner Seele zu storen vermogen Teil II Artikel 148 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenLes passions de l ame Die Leidenschaften der Seele 1868 ISBN 3 7873 0544 0 Die Leidenschaften der Seele Hrsg u ubers von Klaus Hammacher Hamburg Felix Meiner Verlag 1984 Philosophische Bibliothek Bd 345 Les passions de l ame Hrsg u vollst neu ubers von Christian Wohlers Stuttgart Meiner 2014 Philosophische Bibliothek 663 ISBN 978 3 7873 2685 3Literatur BearbeitenWilhelm Halbfass Les passions de l ame Kindlers Literatur Lexikon Bd 4 3 vollig neu bearb Aufl Stuttgart Metzler 2009 S 527 428 G Belgioioso V Carraud Les Passions de l ame et leur reception philosophique Turnhout Brepols 2020 ISBN 978 2 503 58452 2Werke von Rene Descartes Musicae compendium Regulae ad directionem ingenii Inquisitio veritatis per lumen naturale Discours de la methode Meditationes de prima philosophia Principia philosophiae Les Passions de l ame De homine Le Monde de M Descartes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Les Passions de l ame amp oldid 215951845