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Dieser Artikel beschaftigt sich mit der medizinischen Elektrostimulation Fur eine Beschreibung der gleichnamigen erotischen Elektrostimulation siehe Erotische Elektrostimulation Unter Elektrostimulation versteht man allgemein die Reizung des menschlichen Korpers durch elektrische Felder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Medizinische Elektrostimulation Elektrotherapie 3 Gefahren 4 Funktionelle Elektrostimulation 4 1 Nervenstimulation 4 2 Elektrische Muskelstimulation oder Elektromyostimulation EMS 4 3 Elektrische Muskelaktivierung EMA 4 3 1 EMS Anwendungsgebiete 4 3 1 1 Sport 4 3 1 2 Therapie 4 3 2 Elektrostimulation durch Cochlea Implantat 4 3 3 Elektrostimulation komplett denervierter Muskulatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Jahr 1819 hatte Giovanni Aldini erstmals Elektrostimulationen bei Herzen enthaupteter Menschen durchgefuhrt und galvanische Strome zur Behandlung von Synkopen empfohlen Der Franzose Duchenne wandte 1870 galvanischen Strom bei einem Patienten mit Diphtherie zur Behandlung eines verlangsamten Pulses an In Sydney hatte Gould 1929 ein Gerat entwickelt mit dem er durch Elektrostimulation einen Saugling mit Pulsverlust wiederbelebte Der Mediziner W H Sweet behandelte 1947 einen intraoperativen Herzstillstand erfolgreich durch Reizung des Sinuatrialknotens Mittels externer transthorakaler Elektrostimulation behob Paul Maurice Zoll 1952 einen Herzstillstand bei einem Menschen 1 Medizinische Elektrostimulation Elektrotherapie BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Beim Ausfall von Nerven in der Peripherie des Korpers also besonders an Armen und Beinen kommt es zum Abbau von Muskelzellen des vom gelahmten Nerven versorgten Muskels Um dies zu vermeiden wird wahrend einer Therapiesitzung mit Hilfe von angebrachten Elektroden mit geringen Stromstossen die Ansteuerung des betroffenen Nervs simuliert Dadurch wird der bedrohte Muskel stimuliert bewegt sich also wieder und soll nicht atrophieren Die Muskeln reagieren auf verschiedene Modulationsarten des Stromes unterschiedlich ausgepragt Im Allgemeinen werden mit exponentiell verlaufenden Spannungsverlaufen die besten Ergebnisse erzielt Die Elektrostimulation wird auch in der Humanmedizin bei Mannern mit Anejakulation und in der Veterinarmedizin zur Gewinnung von Ejakulat bei Zuchttieren genutzt Gefahren BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der menschliche Korper reagiert auf elektrische Strome Elektrische Spannungen lt 40 V konnen unter ungunstigen Bedingungen z B bei starker Schweissbildung und damit guter elektrische Leitfahigkeit zu Verletzungen Verbrennungen Funktionseinschrankung peripherer Nerven u a fuhren auch kann die Erregungsleitung zwischen den Herzmuskelzellen gestort werden sodass es eventuell zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstorungen kommt Siehe auch StromunfallFunktionelle Elektrostimulation BearbeitenAls Funktionelle Elektrostimulation FES wird die elektrische Stimulation eines Muskels direkt oder indirekt uber die Motornerven zur Durchfuhrung einer Muskelkontraktion bezeichnet die auf zweierlei Arten durchgefuhrt werden kann Die wohl erfolgreichste und bekannteste Anwendung von implantierter FES ist der Herzschrittmacher Je nach Schadigung wird auch hier der Herzmuskel meist im rechten Vorhof oder in der rechten Kammer vgl Herz elektrisch erregt Weitere FES Implantate Atemschrittmacher Phrenikusstimulator Darmschrittmacher Blasenschrittmacher Nervenstimulation Bearbeiten Bei der Nervenstimulation wird eine elektrische Feldstarke mit genugend starken Gradienten angelegt die im Nerv die Auslosung von Aktionspotentialen bewirkt welche entlang der Motoneurone zu den Endplatten im innervierten Muskel gelangen Dort losen sie Aktionspotentiale aus die in weiterer Folge eine Kontraktion des Muskels bewirkt Elektrische Muskelstimulation oder Elektromyostimulation EMS Bearbeiten nbsp Fitnesstraining mit EMSDas Gehirn sendet ein elektrisches Signal uber das zentrale Nervensystem an den Muskel damit dieser sich kontrahiert zusammenzieht Dieser Effekt wird beim EMS Training gezielt genutzt Uber eine geeignet positionierte Elektrode wird der Strom der ublicherweise vom Gehirn kommt simuliert und gelangt uber die motorische Endplatte zum Muskel Durch Anderung der EMS Reizfrequenz konnen verschiedene Bereiche des Muskelfaserspektrums unterschiedlich stark beansprucht werden Die 2 4 Sekunden dauernden Impulse mit Reizstrom wechseln sich mit Pausen zwischen 0 und 6 Sekunden ab Wahrend der Impulsphasen wird der Muskel uber seine Reizschwelle gebracht und es kommt zur Muskelkontraktion Die Intervalle ahmen die naturliche Muskelbewegung nach Damit die Muskeln des Menschen aktiviert werden konnen sendet das Gehirn ublicherweise Impulse an die Muskeln Durch die Verwendung von Reizstrom werden die Impulse beim EMS Training nicht von innen sondern von aussen uber die Nerven an die Muskeln gesendet sodass sich diese wahrend der Impulsphase zusammenziehen und wahrend der Pausen entspannen In Kombination mit Bewegungen kann dieser Effekt verstarkt werden und die Muskeln konnen schneller aufgebaut werden Die Herz Kreislauf Ausdauer kann durch diese Form des Trainings nicht verbessert werden Durch verschiedene Frequenzen konnen jedoch verschiedene Muskelgruppen aktiviert werden Impulse im Bereich von 5 bis 30 Hz aktivieren die rote Ausdauermuskulatur wohingegen Strome mit Impulsen von 50 bis 80 Hz eher die grossflachige weisse Muskulatur aktiveren was fur den Aufbau der grossen sichtbaren Muskeln genutzt wird Diese Form der Stimulation wird auch als EMS Training bezeichnet und mindestens seit den 1970er Jahren sowohl auf ihre Einsatztauglichkeit bei Spitzensportlern als auch zur Rehabilitation hin untersucht Da die Stimulation nicht uber den physiologischen Weg Nervensystem Muskel sondern auf direkte Art ablauft ist die Elektromyostimulation nur begrenzt sinnvoll einsetzbar Sie kann in Ruhe oder nur mit einfachen Bewegungen kombiniert werden sodass die Koordinationsfahigkeit nicht entsprechend verbessert wird 2 3 4 Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Beim EMS Training fuhrt die durch Strom induzierte Muskelkontraktion zu strukturellen Anpassungen der Muskulatur welche die Grundlage einer messbar gesteigerten muskularen Leistungsfahigkeit darstellen Eine systematische Uberprufung der entsprechenden Literatur ergab positive muskulare Anpassungen bei Faserquerschnitt Faserzusammensetzung und Aktivitat der oxidativen Enzyme 5 Des Weiteren wurden nervale Anpassungen im Sinne einer Verbesserung der neuronalen Aktivierung der Muskulatur gezeigt 6 7 8 Aufgrund der positiven Wirkung von EMS auf strukturelle und funktionelle Muskelparameter und insgesamt auf die muskulare Leitungsfahigkeit findet diese Methode sowohl im Bereich Therapie als auch im Bereich Sport Anwendung Bei der Elektromyostimulation muss man die lokale EMS von der Ganzkorper Elektromyostimulation unterscheiden Bei der lokalen EMS werden mit Elektroden einzelne Muskeln bzw Muskelgruppen isoliert aktiviert Beim Ganzkorper EMS Training werden uber spezielle Manschetten und Westen oder ganzkorperanzuge mit eingearbeiteten Elektroden mehrere grosse Muskelgruppen gleichzeitig aktiviert Dabei ist es bei manchen Systemen moglich Agonisten und Antagonisten gezielt einzeln oder unterschiedlich stark zu aktivieren EMS kann passiv oder aktiv ablaufen sprich ohne oder mit zusatzlicher willentlicher Muskelaktivierung Bei der aktiven EMS uberlagern sich die strominduzierte und die willkurliche Aktivierung der Muskulatur woraus eine hohere Kontraktionsstarke resultiert Der Muskel kann willentlich isometrisch oder dynamisch aktiviert werden Teils werden auch komplexere Trainingsubungen ausgefuhrt deren muskulare Wirkung durch EMS gesteigert wird Eine Sonderform stellt die funktionelle EMS dar bei der bei vorliegenden Muskellahmungen koordinierte Muskelkontraktionen generiert werden die das Gehen erleichtern oder Radfahren ermoglichen s u Bei den angewendeten EMS Protokollen herrscht eine grosse Vielfalt wobei uberwiegend biphasische Impulse mit einer Impulsdauer zwischen 100 und 500 ms und einer niedrigen Impulsfrequenz von 10 100 Hertz Anwendung finden sog TENS Strome Elektrische Muskelaktivierung EMA Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Bem EMA Training wird das gleiche System wie beim EMS Training verwendet Der signifikante Unterschied liegt darin dass die Frequenzen wesentlich hoher sind und der Strom nicht durch das Nervensystem zum Muskel gelangt sondern direkt Dies ist einerseits interessant da die Effekte wesentlich starker sein konnen andererseits birgt diese Art des Reizstroms auch gewisse Risiken da der Nerv nicht wie beim EMS Training durch die motorische Endplatte vor einer zu starken Aktivierung geschutzt ist Beim EMA Training hat der Muskel quasi keine Chance er muss den Befehl von aussen ausfuhren und noch starker kontrahieren was unter Umstanden auch zu Muskelfaserrissen und weiteren Verletzungen fuhren kann Die Frequenz beim EMA Triaining liegt bei 1 000 bis 10 000 Hz In den 70ern wurden insbesondere verschiedene Hochleistungsathleten mit dieser Art des Reizstroms trainiert was sehr grosse Erfolge zu einem noch hoheren Preis mit sich brachte EMS Anwendungsgebiete Bearbeiten Sport Bearbeiten EMS wird im Sport eingesetzt um die muskulare Kraft zu steigern und den systematischen Trainingsprozess zu unterstutzen Die wissenschaftliche Datenlage ist hier inzwischen sehr umfangreich Ein umfassender systematischer Literaturuberblick der 89 wissenschaftliche Studien mit untrainierten und trainierten gesunden Probanden einschloss zeigte eine signifikante und meist ausgepragte Wirkung von EMS auf Parameter der muskularen Leistungsfahigkeit u a Maximalkraft Schnellkraft 9 So zeigten die Studien z B bei Sportlern nach isometrischem EMS signifikante Steigerungen sowohl bezuglich isometrischer im Mittel 32 15 6 als auch hinsichtlich dynamischer Maximalkraft im Mittel 34 1 21 7 Vergleichbare Effekte treten auch bei untrainierten und bei dynamischer EMS auf Die Schnellkraft verbesserte sich bevorzugt durch ein dynamisches EMS Training Die hohen Effekte auf die Schnellkraft werden darauf zuruckgefuhrt dass auf EMS Training bevorzugt die schnellzuckenden Muskelfasern ansprechen welche bei willkurlichem Training erst bei maximalen Lasten oder Bewegungsgeschwindigkeiten rekrutiert werden 10 Eine Analyse der Studienergebnisse ergab als Bedingungen fur eine gute Wirksamkeit eine angemessene Trainingshaufigkeit und dauer eine ausreichende Muskelkontraktionsstarke 50 der maximal willentlichen Kontraktionsstarke eine Impulsdauer von 200 bis 400 ms und eine Stimulationsfrequenz von 50 bis 100 Hz 11 Eine weitere Literaturanalyse mit der Fragestellung des optimalen Protokolls welche die Starke des sensiblen Diskomforts und die frequenzabhangige Ermudung high frequency fatique und damit reduzierte Ansprechbarkeit der Muskulatur mit einbezog kam zum Ergebnis dass eine Impulsdauer von 400 bis 600 ms und eine Frequenz von 30 bis 50 Hz ideal zum Muskeltraining sind 12 Die Wirkung mittelfrequenter Strome auf muskulare Leistungsparameter ist weniger gut untersucht Nur 4 der 89 Studien in dem o g Review von Filipovic et al arbeiteten mit mittelfrequenten Stromen lt 1000 Hz Dass niederfrequente und mittelfrequente Strome in ahnlicher Weise geeignet sind die Muskulatur zu aktivieren zeigte eine aktuelle Metaanalyse 13 Diese ergab auch dass hinsichtlich des sensiblen Diskomforts keine Unterschiede zwischen beiden Methoden bestehen Die alte Lehrmeinung dass mittelfrequente Strome wegen der Verringerung des Hautwiderstandes sensorisch angenehmer sind muss somit revidiert werden Auch hinsichtlich resultierender Muskelschadigung und Muskelkater CK DOMS existiert entgegen fruheren Annahmen zwischen beiden Methoden kein Unterschied 14 Die Wirkung mittelfrequenter Strome ist allerdings von der Stromform abhangig So erwiesen sich die lange Zeit bevorzugten modulierten 2500 Hz Strome Russian mit Blick auf die Aktivierung der Muskulatur und den sensiblen Diskomfort den modulierten 1000 Hz Stromen Aussie und niederfrequenten TENS Stromen unterlegen 15 16 17 18 Vergleicht man die durch EMS erzielten Effekte mit denen die durch konventionelles Krafttraining generiert werden so zeigen die wenigen Untersuchungen ein heterogenes Ergebnis mit teils Effekten zugunsten von EMS 19 teils zu Gunsten von Krafttraining 20 oder ohne Unterschied 21 22 23 Hainault und Duchateau schlussfolgerten daher dass die Kraftzugewinne durch EMS vergleichbar aber nicht grosser sind als durch willentliches Training 24 Aber EMS scheint gerade wegen der Besonderheit der Reizsetzung 25 und der Spezifitat der Adaptionen 26 welche durch ein konventionelles willkurliches Training in dieser Form nicht realisiert werden konnen eine sinnvolle Erganzung zum Training zu sein und einen Beitrag zur Realisierung der Trainingsprinzipien Reizsteigerung und Reizvariation leisten zu konnen Mit Blick auf die Studienergebnisse der o g Analyse schlussfolgern Filipovic et al 9 dass es sich bei EMS um einen vielversprechenden Ansatz zur Steigerung von muskularen Leistungsparametern handelt Kritikpunkt an EMS ist das mangelnde Training der Koordination da die Ruckkopplungs Mechanismen der zentralnervosen Ansteuerung der Muskulatur nicht beansprucht werden In diesem Zusammenhang ist jedoch festzuhalten dass sich in Studien durchaus eine elektromyografisch messbare Verbesserung der neuronalen Aktivierung der Muskulatur nach einem EMS Training zeigte 6 7 8 welche eine zentralnervose Anpassung belegt Die EMS induzierte Verbesserung der Muskelansteuerung liegt vermutlich darin begrundet dass die Muskelaktivierung nicht nur direkt uber periphere Nervenaste sondern auch indirekt uber eine Reflexaktivierung von Motoneuronen erfolgt 27 Des Weiteren wurde eine Aktivierung von motorischen Hirnarealen durch EMS beobachtet 28 Da allerdings die Bewegungssteuerung im Sinne der sensomotorischen Ruckkopplungsmechanismen mit EMS nicht adaquat trainiert wird sollte ein EMS Training idealerweise mit konventionellen funktionellen Ubungen oder propriozeptivem Training kombiniert werden Grundsatzlich besteht auch die Moglichkeit bei der Durchfuhrung entsprechender komplexer Ubungen deren Wirkung auf die Muskulatur durch simultane Applikation von EMS zu erhohen Zusammenfassend lasst sich feststellen dass es sich bei EMS Training um eine spezifische und spezielle Form des Muskeltrainings handelt mit der man nicht alle Dimensionen der sportlichen Leistungsfahigkeit trainieren kann Dementsprechend kann EMS ein sportliches Training erganzen nicht jedoch ersetzen Das EMS Training welches ursprunglich aus der therapeutischen Anwendung kommt spielt inzwischen eine bedeutende Rolle im Profi und Breitensport In Deutschland trainieren mittlerweile rund 140 000 Menschen bei rund 1 500 Ganzkorper EMS Anbietern Stand Dezember 2015 29 Viele der Anbieter sind als sogenannte Microstudios organisiert Therapie Bearbeiten Zur Frage der medizinischen Anwendung von EMS adressiert ein aktueller umfassender Cochrane Review die Wirkung von EMS im Fall von Muskelschwache bei Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen chronische Lungen Herzerkrankungen Krebs Basierend auf der Analyse von 18 Publikationen 933 Patientendaten schlussfolgern die Autoren dass EMS welches sowohl die Kraft als auch die Muskelmasse sowie die Gehfahigkeit beim 6 Minuten Walking Test verbesserte eine effektive Massnahme gegen Muskelschwache ist und als Behandlungsmassnahme im Rahmen von Rehabilitationsprogrammen in Betracht gezogen werden sollte 30 In allen 18 Studien kamen niederfrequente TENS Strome zum Einsatz 15 bis 75 Hz 200 bis 700 ms Im orthopadischen Bereich konnten in Studien gute Ergebnisse durch EMS bei chronischen Ruckenschmerzen bezogen auf Ruckenkraft und Schmerzen erzielt werden 31 32 33 34 35 Die Wirkung bei Arthrose ist unklar wobei eine neue Metaanalyse eine schmerzlindernde Wirkung bei Kniearthrose zeigte 36 Im neurologischen Bereich findet EMS v a bei peripheren Nervenschadigungen Anwendung Der Einsatz von EMS bei partieller Denervation peripherer Nerven war lange Zeit ausserst umstritten Neuere Studien belegen allerdings eindeutig den Nutzen durch eine Verringerung der Atrophie der Muskulatur und eine Reinnervation die vermutlich unter anderem durch die Ausschuttung neurotropher Faktoren hervorgerufen wird 37 38 39 Bei zentralnervosen neurologischen Erkrankungen ist die Anwendung von klassischem EMS weniger verbreitet und kaum erforscht Bei entsprechenden Krankheitsbildern wie Hemiplegie oder Multipler Sklerose kommt funktionelle Elektromyostimulation FES zum Einsatz deren Ziel es ist die motorischen Defizite durch eine Aktivierung der Muskulatur zu reduzieren und so Greiffunktion oder Gehfunktion durch koordinierte Impulse zu verbessern 40 41 Bei kompletter Querschnittslahmung wird FES zur Koordinierung der Muskelaktivitat auf einem Fahrradergometer oder an einer Beinpresse eingesetzt Das Potential der FES im Rahmen der Rehabilitation verdeutlicht eine Studie in der ein FES Training auf dem Fahrradergometer bei Querschnittspatienten zur positiven Beeinflussung der neurologischen Funktion der Muskelmasse und struktur der funktionellen Fahigkeiten der Spastizitat und schliesslich der Lebensqualitat fuhrte 42 Gerade in der Therapie besitzt EMS Vorteile 1 Erstens ist das Training subjektiv weniger anstrengend als konventionelles Krafttraining wonach bei Patienten mit Erschopfungssyndrom die Hemmschwelle zur Durchfuhrung geringer ist 2 Zweitens kann eine Muskelaktivierung bei gleichzeitig geringer Gelenkbelastung realisiert werden was gerade in der Phase der Teilbelastung von Bedeutung ist 3 Drittens wirken sich auch die bei EMS verwendeten Stromformen positiv auf die Schmerzwahrnehmung aus wobei der schmerzlindernde Effekt bei niederfrequenten und Stromen im Kiloherzbereich vergleichbar sind 43 44 Elektrostimulation durch Cochlea Implantat Bearbeiten Ein weiteres Anwendungsgebiet der Elektrostimulation findet sich in der HNO Hier wird das Cochleaimplantat verwendet welches durch direkte Elektrostimulation des Hornervs ein Horen bei starkem Horverlust oder sogar bei Taubheit ermoglichen kann Die Elektrostimulation erfolgt dabei an unterschiedlichen Stellen der Scala tympani wodurch verschiedene Abschnitte der Basilarmembran und der dazugehorigen Ganglienzellen des Hororgans gereizt werden Dadurch kommt es zu einer tonotopen Reizung und zur Nachbildung der Frequenz Orts Transformation des normalen Innenohrs Des Weiteren wird uber die Reizrate an jeder Elektrode die zeitliche Struktur der akustischen Informationen ubertragen Patienten mit Cochleaimplantat konnen nach Anpassung des Sprachprozessors und mit genugend Ubung nicht nur Sprache verstehen sondern auch telefonieren oder Musik horen Vor allem Kinder die mit starker Horminderung geboren wurden brauchen jedoch sehr viel Hortraining um das Horen zu erlernen und damit auch eine Moglichkeit zur aktiven Sprache zu bekommen 45 Elektrostimulation komplett denervierter Muskulatur Bearbeiten Die einzige effektive Moglichkeit denervierte Muskulatur permanent komplette periphere Lahmung zu trainieren ist der Einsatz von Elektrostimulation mit Impulsen von 40 300 ms Impulsbreite und Intensitaten bis zu 250 mA zur direkten Muskelstimulation Damit kann ein Krafttraining mittels tetanischer Kontraktionen durchgefuhrt werden welches zu strukturellen und funktionell messbaren Verbesserungen fuhrt 46 Siehe auch BearbeitenTranskutane elektrische Nervenstimulation TENS Reizstrom Transkranielle GleichstromstimulationEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Wilhelm Hehrlein Herz und grosse Gefasse In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 164 185 hier S 178 182 G Schnabel u a Trainingslehre Trainingswissenschaft Leistung Training Wettkampf Meyer amp Meyer Verlag 2009 ISBN 978 3 89899 332 6 S 328 online E Senn Elektrotherapie Thieme 1990 ISBN 3 13 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