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Neuronale Korrelate bewussten Erlebens engl neural correlates of consciousness sind Gehirn aktivitaten die mit Bewusstseins prozessen einhergehen Die Suche nach neuronalen Korrelaten ist ein zentrales Projekt der neurowissenschaftlichen Erforschung bewussten Erlebens Theorien zu neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens befinden sich grundsatzlich noch in einem vorlaufigen Stadium Dies liegt zum Teil an technischen Problemen wie der mangelnden zeitlichen und raumlichen Auflosung von bildgebenden Verfahren die Aktivitaten im Gehirn aufzeichnen Ausserdem ist bis heute noch nicht befriedigend geklart in welcher Weise das Gehirn Information speichert Schon in der Phrenologie wurden geistige Fahigkeiten einzelnen Schadelregionen und damit indirekt bestimmten Gehirnstrukturen zugeordnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Ubersicht 2 Was ist ein neuronales Korrelat 3 Methoden und Forschungsergebnisse 3 1 Bewusste und unbewusste Verarbeitungen 3 2 Binokulare Rivalitat 3 3 Lasionen 4 Theorien 4 1 Bindungsproblem und 40 Hz Oszillationen 4 2 Neuroanatomische Theorien 5 Philosophische Probleme 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 QuellenGeschichte und Ubersicht BearbeitenBei der Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens handelt es sich um einen noch relativ jungen Teilbereich der Neurowissenschaften Viele Entdeckungen wurden in den letzten 30 Jahren gemacht Dennoch ist die Idee einer Entsprechung von mentalen und neuronalen Strukturen schon recht alt Ein solches Forschungsprogramm war zwar im Rahmen der cartesianischen Metaphysik nicht sinnvoll da Descartes von einem immateriellen Geist ausging der nur an einer Stelle der Epiphyse mit dem Gehirn interagieren sollte Allerdings versuchte schon Franz Josef Gall im ausgehenden 18 Jahrhundert mentale Fahigkeiten mit bestimmten Bereichen des Gehirns in Beziehung zu setzen 1 Galls Phrenologie konnte sich jedoch nicht durchsetzen da ihr prazise Daten fehlten die fur eine erfolgreiche Beschreibung von Entsprechungen notwendig gewesen waren Erste empirische Fortschritte stellten sich durch die neuropsychologische Forschung des 19 Jahrhunderts ein Wissenschaftlern wie Paul Broca und Carl Wernicke gelang es Hirnregionen ausfindig zu machen die mit bestimmten kognitiven Fahigkeiten in Beziehung standen Eine grosse Rolle spielte dabei die Untersuchung von Patienten mit kognitiven Ausfallen aufgrund genau lokalisierbarer Schadigungen des Gehirns Allerdings waren auch die Methoden der Neurowissenschaft des 19 Jahrhunderts noch zu grob um Korrelate bestimmter Bewusstseinsprozesse beschreiben zu konnen Eine erhebliche Verbesserung gab es erst mit der Elektroenzephalografie EEG und den bildgebenden Verfahren Durch diese neuen Methoden wurde es moglich neuronale Aktivitat in bestimmten Gehirnregionen aufzuzeichnen Des Weiteren wurde ein Verfahren entwickelt durch Transkranielle Magnetstimulation TMS auf nichtinvasive Weise Prozesse in ausgewahlten Gehirnregionen vorubergehend von aussen her zu verandern Die neurowissenschaftliche Bewusstseinsforschung weist verschiedene Verbindungen zur Philosophie des Geistes auf Zum einen scheint es durch die Forschung erstmals absehbar zu sein die biologischen Prozesse zu beschreiben die mit dem Phanomen des bewussten Erlebens zusammenhangen Zum anderen beinhaltet die Suche nach neuronalen Korrelaten keine unmittelbare Parteinahme fur eine bestimmte philosophische Position Reduktionisten konnen davon ausgehen dass die Suche nach Korrelaten der erste Schritt in der Zuruckfuhrung des Bewusstseins auf biologische Prozesse ist Andere Theoretiker verstehen die Suche nach neuronalen Korrelaten nicht als reduktionistisch Man konne mit ihnen die Beziehung zwischen Geist und Gehirn beschreiben ohne das eine auf das andere zuruckzufuhren Sogar einige dualistische Positionen etwa die von David Chalmers 2 seien mit der Existenz von neuronalen Korrelaten vereinbar Was ist ein neuronales Korrelat BearbeitenNeuronale Korrelate des Bewusstseins sind Strukturen und Prozesse im Gehirn die mit bewusstem Erleben in Beziehung stehen Bei genauerer Betrachtung erweist sich der Begriff jedoch als nicht eindeutig Zunachst muss danach gefragt werden ob man nach einem Korrelat bewussten Erlebens im Allgemeinen oder nach Korrelaten von speziellen bewussten Erlebnissen wie einer bestimmten Wahrnehmung oder Erinnerung sucht Beide Ziele konnen zu sinnvollen Forschungsprojekten fuhren Ein Korrelat im ersten Sinne ware hinreichend dafur einem Lebewesen bewusstes Erleben zuzusprechen In den Neurowissenschaften wird jedoch meistens 3 nach Korrelaten im zweiten Sinne gesucht Methoden und Forschungsergebnisse BearbeitenBewusste und unbewusste Verarbeitungen Bearbeiten Ein wichtiger Gesichtspunkt ist die Unterscheidung zwischen bewussten und unbewussten Verarbeitungen Kognitionspsychologische Standardtechniken wie das Priming zeigen dass Wahrnehmung und Gedachtnis in Teilen unbewusst bleiben Dies hat offensichtliche Konsequenzen fur die Neurowissenschaft Wird einer Person etwa ein Objekt visuell prasentiert so verarbeitet das Gehirn zahlreiche Informationen uber dieses Objekt doch nur ein Teil dieser Informationen wird der Person bewusst Fur die Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens ergibt sich somit die Herausforderung diejenigen neuronalen Verarbeitungsprozesse die mit bewussten Vorgangen verknupft sind von denen zu trennen die unbewusst ablaufen nbsp Vom visuellen Cortex rot fuhrt der dorsale Strom zum hinteren Parietallappen gelb der ventrale Strom zum Cortex temporalis inferior grun Ein Beispiel hierfur ist die Unterscheidung zwischen einem dorsalen und einem ventralen Strom der visuellen Wahrnehmung Gestutzt durch Lasionsstudien fuhrten Leslie G Ungerleider und Mortimer Mishkin die Unterscheidung zwischen zwei Verarbeitungsbahnen ein 4 Vom visuellen Cortex gehen zwei Hauptstrome aus 1 Ventraler Strom Hier werden Signale in den Cortex temporalis inferior IT geleitet wo eine Analyse von Eigenschaften wie Farbe Muster und Form stattfindet 2 Dorsaler Strom Hier werden Signale zum hinteren Parietallappen weitergeleitet wo eine raumliche Lokalisation des Objektes stattfindet In neueren Arbeiten haben Melvyn Goodale und David Milner die Idee der zwei Verarbeitungsstrome der visuellen Wahrnehmung ubernommen und mit einer These uber bewusstes Erleben verknupft 5 Laut Goodale und Milner ist die Verarbeitung im ventralen Strom mit bewusster phanomenaler Wahrnehmung verbunden wahrend die dorsale Verarbeitung weitgehend unbewusst ablauft Neuronale Korrelate der bewussten visuellen Wahrnehmung waren nach dieser These unter anderem im Cortex temporalis inferior lokalisiert Binokulare Rivalitat Bearbeiten Eine klassische Methode bei der Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens basiert auf dem Phanomen der binokularen Rivalitat 6 Als binokulare Rivalitat bezeichnet man den spontanen Wechsel des bewusst wahrgenommenen Gegenstands Eine binokulare Rivalitat tritt auf wenn man den beiden Augen zwei unterschiedliche Bilder prasentiert die nicht in ein einheitliches Bild integriert werden konnen Ein Beispiel Man kann dem linken Auge etwa einen roten vertikalen Balken prasentieren und dem rechten Auge einen grunen horizontalen Balken Damit konfrontiert nimmt die Versuchsperson in abwechselnder Folge einen roten oder einen grunen Balken wahr nie jedoch beide Bilder zugleich Zudem kann die Person die bei ihr auftretenden inneren Bildwechsel nicht willentlich kontrollieren Bei der Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens kann man sich dieses Phanomen zunutze machen indem man untersucht welche Anderungen des neuronalen Geschehens im Moment des Umschlags des Wahrnehmungsbildes stattfinden Wichtige Experimente zu diesem Thema wurden insbesondere von Nikos Logothetis durchgefuhrt 7 8 Die Ergebnisse zeigten dass viele Elemente der neuronalen Verarbeitung wahrend des Wahrnehmungsumschwungs unverandert blieben Nicht nur dass die Stimulation der Retina bei den verschiedenen Wahrnehmungszustanden gleich blieb sogar in weiten Teilen des visuellen Cortex zeigte sich wahrend des Wahrnehmungsumschwung keine Veranderung Vielmehr schienen dort noch die Informationen uber die beiden prasentierten Bilder vorhanden zu sein Anders sah es allerdings in Teilen des Temporallappens aus wo ein Wechsel in der neuronalen Aktivitat tatsachlich mit dem Wechsel des subjektiv wahrgenommenen Bildes korrelierte Lasionen Bearbeiten Von besonderer Bedeutung fur die Bewusstseinsforschung sind Falle in denen das bewusste Erleben gestort ist aber die dazugehorende Informationsverarbeitung in Teilen intakt bleibt Ein bekannter Fall ist die insbesondere von Lawrence Weiskrantz erforschte Rindenblindheit blindsight 9 Patienten mit Rindenblindheit nehmen sich als vollstandig blinde Personen wahr Sie konnen subjektiv keinen visuellen Input erleben Wenn man die Patienten jedoch bittet zu raten wo sich ein gegebener visueller Stimulus befindet so zeigen diese Patienten Leistungen die weit uber ein zufallsgesteuertes Raten hinausgehen Die Erklarung ist dass bei Rindenblindheit nicht die Retina sondern der visuelle Cortex beschadigt ist Dabei bleiben jedoch Verarbeitungswege intakt die einen unbewussten Informationsfluss ermoglichen Ahnliche Phanomene lassen sich auch fur andere kognitive Leistungen ausmachen Patienten mit Aphasie Amnesie oder Agnosie erleben subjektiv einen Verlust von Sprachverstandnis Gedachtnis oder Objekterkennung Experimente zeigen jedoch dass einige dieser Patienten unbewusst Teile eben der Leistungen bringen konnen zu denen sie subjektiv nicht mehr in der Lage scheinen 10 Solche Erkenntnisse liefern wichtige Beitrage zu der Frage welche Strukturen und Prozesse notwendig fur bewusstes Erleben sind Theorien BearbeitenEs gibt viele Hypothesen zu der Frage welche neuronalen Strukturen und Prozesse Korrelate von bewusstem Erleben bilden Manche Forscher vermuten dass die jeweils beteiligten Neuronen auf ganz bestimmte Weise feuern 11 Andere Theorien versuchen die neuronalen Korrelate anatomisch einzugrenzen 12 Die verschiedenen Hypothesen mussen nicht immer als Gegensatze begriffen werden Zum Teil erganzen sie sich sogar recht gut Bindungsproblem und 40 Hz Oszillationen Bearbeiten Eine einflussreiche Theorie wird etwa von Francis Crick und Christof Koch vertreten und basiert auf Ideen die im Kontext des Bindungsproblems formuliert worden sind Das Bindungsproblem entsteht durch die Frage wie es dem Gehirn gelingt vielfaltige sensorische Informationen zu einheitlichen Wahrnehmungen zu verbinden Experimente und theoretische Uberlegungen fuhrten zu der Erkenntnis dass das Gehirn auf Informationen in Form von verteilten Reprasentationen zugreifen muss Zwar mag es zunachst plausibel klingen dass das Gehirn ein Objekt mittels eines spezifischen Neurons reprasentiert Ware ein solches Grossmutterneuron aktiv so ware das entsprechende Objekt etwa die Grossmutter vom Gehirn reprasentiert ansonsten nicht Eine derartige Form der Reprasentation kann jedoch nicht durchgangig realisiert sein Die Menge von moglichen Kombinationen von Merkmalen fuhrt dazu dass Menschen nahezu unbegrenzt viele verschiedene Objekte wahrnehmen konnen Bei einer derartigen kombinatorischen Explosion kann nicht fur jedes Objekt ein spezielles Neuron bereitgehalten werden Durch verteilte Reprasentationen wurde das Gehirn selbst eine kombinatorische Explosion erzeugen Verschiedene Neuronen wurden nicht mehr Objekte sondern Merkmale reprasentieren Diese Merkmale konnten miteinander kombiniert und so ein etwa visuell wahrgenommenes Objekt reprasentiert werden Nun stellt sich allerdings die Frage wie das Gehirn registriert welche Merkmale in einem Objekt miteinander verknupft sind Besonders drangend ist dieses Problem wenn wie im Alltag ublich mehrere Objekte zugleich wahrgenommen werden Man nehme an dass das Gehirn die unterschiedlichen Merkmale der verschiedenen Objekte durch verteilte Reprasentationen speichert Wie kommt es nun zu einer korrekten Verknupfung der Merkmale und zu einer einheitlichen Wahrnehmung Diese Frage bezeichnet man als Bindungsproblem Der Neuroinformatiker Christoph von der Malsburg entwickelte Anfang der 1980er Jahre einen Losungsvorschlag fur das Bindungsproblem Das Gehirn konne die Merkmale verknupfen indem die reprasentierenden Neuronen durch synchrones Feuern einen vorubergehenden Verbund bildeten 13 Diese Hypothese erregte einige Jahre spater internationale Aufmerksamkeit nachdem die Forschergruppe um Wolf Singer sie experimentell stutzen konnte 14 Da mit dem Phanomen des synchronen Feuerns das Entstehen einheitlicher Wahrnehmung erklart werden sollte lag es nahe es auch fur bewusstes Erleben in Betracht zu ziehen Einflussreich ist hier insbesondere der Aufsatz von Crick und Koch aus dem Jahre 1990 geworden 11 Die beiden Forscher nahmen an dass eine oszillierende Aktivitat im 40 Hz Bereich das neuronale Korrelat bewussten Erlebens sei Auch heute noch spielen synchrone Neuronenaktivitaten eine zentrale Rolle in vielen Theorien zu neuronalen Korrelaten Allerdings wird meistens davon ausgegangen dass ein derart synchrones Feuern alleine noch nicht hinreichend fur eine bewusste Wahrnehmung ist Dies haben selbst Crick und Koch in einem ihrer letzten gemeinsamen Aufsatze erklart Wir glauben nicht mehr dass synchronisiertes Feuern etwa die so genannte 40 Hz Oszillation hinreichend fur das neuronale Korrelat des Bewusstseins ist 15 Wolle man die zeitliche Verbundbildung weiterhin mit der Idee des neuronalen Korrelats bewussten Erlebens verbinden so konne man die These auf bestimmte Verbundbildungen eingrenzen etwa solche die in einer definierten Gehirnregion auftreten Neuroanatomische Theorien Bearbeiten nbsp Ein fMRT Scan der Thalamus ist durch den Pfeil markiert Welche neuronalen Strukturen haben nun eine herausgehobene Stellung Die oben ausgefuhrten Ergebnisse uber den dorsalen und ventralen Strom und uber die binokulare Rivalitat legen eine zentrale Rolle des Cortex temporalis inferior nahe zumindest bei der visuellen Wahrnehmung Eine weitere wichtige Region ist der Thalamus eine Teilstruktur des Zwischenhirns Schon Wilder Penfield erklarte 1937 Alle Teile des Gehirns konnen in den normalen bewussten Prozess eingebunden sein doch das unerlassliche Substrat des Bewusstseins liegt vermutlich ausserhalb der Grosshirnrinde im Zwischenhirn 16 Auch wenn viele Elemente von Penfields Bewusstseinstheorie heute als veraltet gelten spielt das Zwischenhirn und im Besonderen der Thalamus weiterhin eine grosse Rolle bei der Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens Joseph Bogen etwa behauptet dass Bewusstsein mit Aktivitat in und um die unspezifischen Thalamuskerne korreliert sei 12 Auch Gerald Edelman und Giulio Tononi betonen in ihrer Theorie die Rolle des Thalamus 17 Allerdings ist nach ihrer Ansicht spezifische Aktivitat im Thalamus alleine nicht hinreichend fur bewusstes Erleben Es habe vielmehr zwei zentrale Eigenschaften 1 Die verschiedenen Merkmale des Erlebten werden als Einheit aufgefasst Die Eigenschaft des Bewussten des Erlebten lasst sich nicht in Teilkomponenten aufspalten 2 Bewusstes Erleben ist in dem Sinne differenziert dass es moglich ist extrem viele sehr verschiedene Elemente in einem kurzen Zeitraum zu erleben Nach Edelman und Tononi muss eine adaquate neurowissenschaftliche Theorie diese Eigenschaften berucksichtigen Es sollten neurophysiologische Prozesse ausfindig gemacht werden die sich sowohl durch vereinheitlichende Integration als auch durch Differenziertheit auszeichnen Edelman und Tononi gehen daher von rekursiven neuronalen Prozessen aus deren Aktivierung durch Schleifenbahnen reentrant loops lauft Der Thalamus spielt bei diesen Schleifen eine zentrale Rolle Die Autoren vertreten dabei einen eher holistischen Ansatz Sie erwarten demnach dass sich keine eng umgrenzten Neuronenverbande finden lassen die als neuronales Korrelat bewussten Erlebens gelten konnen Vielmehr komme es immer auf eine sehr umfassende Aktivitat in weiten Teilen des Gehirns an Erfolge bei der Suche nach neuronalen Korrelaten ergeben sich insbesondere wegen der modularen Arbeitsweise des Gehirns Es lassen sich Regionen im Gehirn ausmachen die selektiv bei bestimmten bewussten Erlebnissen aktiv werden Beispiele sind die Fusiform Face Area die bei Gesichtswahrnehmungen aktiv wird 18 und die Parahippocampal Place Area die auf Hauser und visuelle Szenen anspricht 19 Aktivitaten in diesen Regionen erlauben daher Schlusse auf den Inhalt der Wahrnehmung Noch detailliertere Kenntnis uber den aktuellen Wahrnehmungszustand kann man durch Messung der Aktivitat von einzelnen Neuronen erreichen So wurden Neuronen gefunden die nur auf die Gesichter eines bestimmten Prominenten ansprechen Bei einem Patienten wurde etwa ein Neuron gefunden das nur bei Bildern von Bill Clinton uberdurchschnittlich aktiv wurde Bei 50 prasentierten Bildern antwortete das Neuron nur auf eine Karikatur Bill Clintons sein offizielles Portrat und ein Gruppenbild mit Clinton 20 Ahnliche Ergebnisse wurden auch bei Bildern anderer Prominenter erzielt Philosophische Probleme BearbeitenManche Philosophen halten die oben dargestellte reduktionistische Moglichkeit fur unrealistisch Sie argumentieren dass selbst eine detaillierte Kenntnis der neuronalen Prozesse nicht die Erklarungslucke 21 zwischen bewusstem Erleben und biologischen Prozessen schliessen werde Die Erklarungslucke ergebe sich daraus dass bewusstes Erleben durch besondere Eigenschaften ausgezeichnet sei insb durch die Qualia Unter Qualia verstehe man die subjektiven Erlebnisgehalte also etwa Schmerzen oder Freude Nun wird argumentiert dass keine noch so detaillierte Beschreibung des neuronalen Geschehens verstandlich machen konne warum etwas subjektiv erlebt werde Man konne nur zeigen dass etwa bei Kopfschmerzen bestimmte Aktivitaten im Gehirn auftreten Damit sei aber noch nicht erklart warum es bei dieser Aktivitat zu dem Erlebnis von Schmerzen komme Dies bedeute somit dass eine neurowissenschaftliche Theorie das Erleben eben nicht erklaren konne Ein ahnliches Argument gegen den Reduktionismus basiert auf dem Konzept der Intentionalitat 22 Mit Intentionalitat ist gemeint dass sich einige mentale Prozesse auf Objekte oder Sachverhalte in der Welt beziehen Es ist diese Bezugnahme die Gedanken wie Satze wahr oder falsch sein lasst Ein Beispiel Der Gedanke dass Salamanca die alteste Universitat Spaniens besitzt lasst sich auf den historischen Sachverhalt beziehen dass Salamanca die alteste Universitat Spaniens besitzt Es ist dieser Bezug der den Gedanken wahr macht Nun argumentieren einige Philosophen dass sich neuronale Prozesse nicht auf Salamanca oder einen Sachverhalt uber Salamanca beziehen und daher auch nicht wahr oder falsch sein konnen Da Gedanken die Eigenschaft der Intentionalitat haben neuronale Prozesse jedoch nichtintentional seien liessen sich Gedanken nicht auf neuronale Prozesse reduzieren Dies sei auch dann nicht moglich wenn man die neuronalen Korrelate von Gedanken gefunden und erforscht hat Andere Philosophen und Naturwissenschaftler weisen diese Argumente zuruck Insbesondere beim Phanomen der Intentionalitat halten Forscher neurowissenschaftliche Erklarungen fur moglich Oft beziehen sich solche Erklarungsversuche auf den Begriff der Reprasentation Einige neuronale Prozesse sind Reprasentationen von Sachverhalten Durch derartige Reprasentationen werde ein intentionaler Bezug hergestellt und die Prozesse konnten wahr oder falsch genannt werden Es wird darauf verwiesen dass auch Maschinen wahre und falsche Reprasentationen hatten solche zum Teil sogar erkennen und korrigieren konnten und auch programmierte Ausloser von Aktionen hatten siehe Kunstliche Intelligenz Manche Philosophen wie Daniel Dennett 23 und Paul Churchland 24 bestreiten die Berechtigung der Annahme von Qualia Andere Forscher wollen nicht so weit gehen wie Dennett und die Churchlands aber dennoch an der Moglichkeit einer reduktiven Erklarung festhalten Sie argumentieren oft mit der Analogie der wissenschaftlichen Erklarung des Lebens Auch das Phanomen des Lebens galt lange Zeit als naturwissenschaftlich unerklarbar was zu mysterios anmutenden Auffassungen wie der des Vitalismus fuhrte Mit den Fortschritten der modernen Biologie verschwand jedoch ein grosser Teil der Erklarungslucke so dass heute Leben nicht mehr als ein grundsatzlich mysterioses und unerklarliches Phanomen gilt Wahrend manche Forscher glauben eine ahnliche Entwicklung in Bezug auf bewusstes Erleben erwarten zu durfen weisen andere diese Analogie zuruck Zu gross seien die Unterschiede zwischen den damaligen Problemen bei der Erklarung des Lebens und den heutigen Problemen bei einer Erklarung bewussten Erlebens Daneben gibt es allerdings auch weiterhin Philosophen etwa Vertreter der Neuscholastik die nicht nur bewusstes Erleben sondern auch Leben nur durch eine immaterielle Substanz wie den Geist bzw die Seele fur ausreichend erklarbar halten Siehe auch BearbeitenFur umfassende Informationen und Links auf themennahe Artikel siehe Portal Geist und Gehirn Fur die interdisziplinare Forschung zum Thema Bewusstsein siehe Kognitionswissenschaft Fur die moralphilosophischen Probleme der Bewusstseinsforschung siehe Neuroethik Zur Empfindung einer bewussten Entscheidung nach unbewusster Vorarbeit des Gehirns William Grey Walter Bereitschaftspotential Libet Experiment Experimente zur WillensfreiheitLiteratur BearbeitenThomas Metzinger Neural Correlates of Consciousness Empirical and Conceptual Questions MIT Press Cambridge Mass 2000 ISBN 0 262 13370 9 Sammelband einer Konferenz der Association for the Scientific Study of Consciousness Enthalt nicht nur Beitrage zum Titelthema Bernard Baars William Banks James Newman Essential sources in the scientific study of consciousness MIT Press Cambridge Mass 2003 ISBN 0 262 52302 7 Sammelband der viele einflussreiche Texte zum Thema enthaltWeblinks BearbeitenWayne Wu The Neuroscience of Consciousness In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Bibliographie zu neuronalen Korrelaten zusammengestellt von David Chalmers Link zum Original Artikel von Alva Noe amp Evan Thompson 2004 PDF Datei 481 kB Artikel aus scholarpedia org engl Quellen Bearbeiten Franz Josef Gall Philosophisch Medicinische Untersuchungen uber Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustande des Menschen Grasser und Comp Wien 1791 David Chalmers The conscious mind in search of a fundamental theory Oxford University Press Oxford 1996 ISBN 0 19 511789 1 Eine Ausnahme ist etwa Joseph Bogen On the neurophysiology of consciousness Part 1 Overview In Consciousness and Cognition 1995 Leslie Ungerleider Mortimer Mishkin Two cortical visual systems In Analysis of visual behavior 1982 Melvyn Goodale David Milner Separate visual pathways for perception and action In Trends in Neuroscience 1992 D Alais R Blake Hrsg Binocular Rivalry MIT Press 2005 ISBN 0 262 01212 X N K Logothetis J D Schall Neuronal correlates of subjective 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