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Quale ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Fur den US amerikanischen Filmregisseur Drehbuchautor Kameramann und Filmeditor siehe Steven Quale Unter Qualia Singular das Quale von lat qualis wie beschaffen oder phanomenalem Bewusstsein versteht man den subjektiven Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes im Zusammenhang mit den auslosenden physiologischen Reizen Demnach die hochstpersonliche Qualitat eines Sinneseindruckes im Unterschied zum Perzept der das sinnliche Empfinden einschliesslich der damit verbundenen Emotionen und Bewertungen ausklammert Farben sind ein klassisches Problem der Qualiadebatte Wie kommt es dass bei der Verarbeitung von bestimmten Lichtwellen Farberlebnisse entstehen Das Verstandnis der Qualia ist eines der zentralen Probleme der Philosophie des Geistes Dort wird von manchen angenommen dass ihre Existenz nicht mit den Mitteln der Neuro und Kognitionswissenschaften erklarbar ist Im Jahr 1866 fuhrte der Amerikaner Charles S Peirce 1 den Begriff der Qualia systematisch in die Philosophie ein 2 auch wenn der Begriff z B schon rund dreissig Jahre fruher bei Heinrich Moritz Chalybaus unter Bezugnahme auf die Philosophie Johann Friedrich Herbarts Erwahnung fand 3 Doch erst 1929 bestimmte C I Lewis in dem Buch Mind and the World Order 4 die Qualia im Sinne der aktuellen Philosophie des Geistes als erkennbare Charaktere des Gegebenen die wiedererkannt werden konnen und deshalb eine Art Universalien sind Ein in der Literatur haufig anzutreffendes Synonym fur den Begriff der Qualia ist der englische Ausdruck raw feels Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsbestimmung 2 Das Ratsel der Qualia 3 Qualia Argumente 3 1 Das Mary Gedankenexperiment 3 2 Vertauschte Qualia 3 3 Fehlende und invertierte Qualia 4 Erklarungsmodelle 4 1 Reprasentationalistische Strategien 4 2 Qualiaeliminativismus 4 3 Nichtreduktionistische Strategien 5 Lasst sich das Problem der Qualia losen 6 Weiterfuhrende Themen 7 Literatur 8 Trivialliteratur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriffsbestimmung BearbeitenUnter Qualia wird der subjektive Erlebnisgehalt mentaler Zustande verstanden Doch gerade ein solches subjektives Element scheint sich jeder intersubjektiven Begriffsbestimmung zu widersetzen Der Philosoph Thomas Nagel hat zur Bestimmung der Qualia die Redeweise gepragt dass es sich auf eine bestimmte Weise anfuhlt in einem mentalen Zustand zu sein what is it like Wenn eine Person etwa friert so hat dies in der Regel verschiedene Konsequenzen In der Person laufen etwa verschiedene neuronale Prozesse ab und die Person wird ein bestimmtes Verhalten zeigen Doch das ist nicht alles Es fuhlt sich fur die Person auch auf eine bestimmte Weise an zu frieren Allerdings kann Nagels Bestimmungsversuch nicht als allgemeine Definition gelten Eine Bestimmung von Qualia durch die Phrase sich auf bestimmte Weise anfuhlen setzt voraus dass diese Phrase schon verstanden ist Wem jedoch die Rede von subjektiven Erlebnisgehalten nicht einleuchtet der wird die Phrase auch nicht verstehen Ned Block hat das Problem der Begriffsbestimmung daher wie folgt kommentiert Sie fragen Was ist das was Philosophen qualitative Zustande genannt haben Und ich antworte nur halb im Scherz Wie Louis Armstrong schon sagte als man ihn fragte was Jazz sei Wenn du erst fragen musst wirst du es nie verstehen Ned Block Troubles with Functionalism 5 Die Probleme die bei der Bestimmung von Qualia auftreten haben einige Philosophen wie Daniel Dennett Patricia und Paul Churchland dazu veranlasst Qualia als ganzlich unbrauchbare Begriffe abzulehnen und stattdessen einen Qualiaeliminativismus zu vertreten Ansgar Beckermann kommentiert hingegen Und wenn jemand sagt er wisse trotzdem nicht worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmacksurteils bestehe konnen wir diesem Unverstandnis so begegnen Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung Das was sich jetzt geandert hat das ist der qualitative Charakter deines Geschmacksurteils Ansgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes 6 Das Ratsel der Qualia Bearbeiten nbsp Emil Du Bois Reymond formulierte das Qualiaproblem der Sache nach schon im 19 JahrhundertAuch wenn die explizite Diskussion der Qualia erst im 20 Jahrhundert aufkam ist das Problem der Sache nach schon weit langer bekannt Schon bei Rene Descartes John Locke und David Hume lassen sich ahnliche wenn auch nicht weiter ausgefuhrte Gedankengange dieser Art finden Hume beispielsweise behauptete in seinem Treatise on Human Nature 1739 We cannot form to ourselves a just idea of the taste of a pineapple without having actually tasted it Wir konnen uns keinen Begriff vom Geschmack einer Ananas bilden ohne diese tatsachlich gekostet zu haben Auch Gottfried Wilhelm Leibniz formulierte das Qualiaproblem in einem eindringlichen Gedankenexperiment Leibniz lasst uns durch ein gigantisches Modell des Gehirns laufen Ein solches Modell wird daruber informieren wie im Gehirn Reize auf eine sehr komplexe Art und Weise verarbeitet werden und schliesslich mittels Erregungsweiterleitung in verschiedenen Korperteilen zu einer Reaktion fuhren vgl Reiz Reaktions Modell Aber so Leibniz nirgendwo werden wir in diesem Modell das Bewusstsein entdecken Eine neurowissenschaftliche Beschreibung werde uns also uber das Bewusstsein vollkommen im Dunkeln lassen In Leibniz Gedankenexperiment kann man leicht das Qualiaproblem entdecken Denn zu dem was man in dem Gehirnmodell nicht entdecken kann gehoren ganz offensichtlich auch die Qualia Das Modell mag uns etwa daruber aufklaren wie eine Lichtwelle auf die Netzhaut trifft dadurch Signale ins Gehirn geleitet und dort schliesslich verarbeitet werden Es wird uns nach Leibniz Ansicht jedoch nicht daruber aufklaren warum die Person eine Rotwahrnehmung hat Leibniz hat das Leib Seele Problem das sich mit dem Begriff der Qualia naher beschreiben lasst seinerseits mit dem Begriff der petites perceptions zu erfassen versucht Eine weitere fruhe Formulierung des Qualiaproblems geht auf den Physiologen Emil du Bois Reymond und seine Ignorabimusrede zuruck In seinem 1872 auf der Naturforscherversammlung in Leipzig gehaltenen Vortrag Uber die Grenzen des Naturerkennens erklart du Bois Reymond die Frage nach dem Bewusstsein zu einem Weltratsel Welche denkbare Verbindung besteht zwischen bestimmten Bewegungen bestimmter Atome in meinem Gehirn einerseits andererseits den fur mich ursprunglichen nicht weiter definierbaren nicht wegzuleugnenden Tatsachen Ich fuhle Schmerz fuhle Lust ich schmecke Susses rieche Rosenduft hore Orgelton sehe Roth Emil du Bois Reymond Uber die Grenzen des Naturerkennens 7 nbsp Wie ist es eine Fledermaus zu sein Mit dieser Frage lautete Thomas Nagel die gegenwartige Qualiadebatte ein Die gegenwartige Debatte um Qualia fusst vor allem auf dem Aufsatz What is it like to be a bat Wie fuhlt es sich an eine Fledermaus zu sein 8 des Philosophen Thomas Nagel im Oktober 1974 Nagels Aufsatz fiel in eine Zeit in der die Philosophie des Geistes durch die Entwicklungen der Neuro und Kognitionswissenschaften uberwiegend reduktionistisch gepragt war Er argumentiert nun dass die Naturwissenschaften das Phanomen des Erlebens gar nicht erklaren konnten Schliesslich seien die Wissenschaften in ihrer Methode auf eine Aussenperspektive festgelegt in der sich die Innenperspektive des Erlebens gar nicht fassen lasse Nagel versucht seine Position mit einem beruhmt gewordenen Beispiel zu illustrieren Er fordert dazu auf sich eine Fledermaus vorzustellen Nun konnen wir so argumentiert Nagel bei so fremden Lebewesen zwar viele neurowissenschaftliche und ethologische Experimente durchfuhren und dabei auch einiges uber die kognitiven Fahigkeiten einer Fledermaus herausfinden Wie es sich jedoch fur die Fledermaus anfuhlt etwa ein Objekt mittels Echoortung zu lokalisieren bleibe uns verschlossen Nagel schliesst aus diesem Beispiel dass die subjektive Perspektive der Qualia nicht durch die objektive Perspektive der Naturwissenschaften zu erschliessen sei Qualia Argumente BearbeitenZusatzlich zu dem allgemein formulierten Qualiaproblem wurden immer wieder Argumente zur Stutzung des Qualia Konzeptes formuliert Einige haben das Ziel das Problem genauer zu bestimmen Andere wollen aus ihm Konsequenzen ziehen etwa eine Kritik des Materialismus Das Mary Gedankenexperiment Bearbeiten Hauptartikel Mary Gedankenexperiment Das beruhmteste gegen den Materialismus gerichtete qualiabasierte Argument kommt von dem australischen Philosophen Frank Cameron Jackson In seinem Aufsatz What Mary didn t know Was Mary nicht wusste 9 formuliert Jackson das Gedankenexperiment der Superwissenschaftlerin Mary Mary ist eine auf Farbensehen spezialisierte Physiologin die seit ihrer Geburt in einem schwarz weissen Labor gefangen ist und noch nie Farben gesehen hat Sie kennt alle physischen Fakten uber das Sehen von Farben weiss jedoch nicht wie Farben aussehen Jacksons Argument gegen den Materialismus ist nun recht kurz Mary kennt alle physischen Fakten uber das Sehen von Farben sie kennt dennoch nicht alle Fakten uber das Sehen von Farben Er schliesst daraus dass es nicht physische Fakten gebe und der Materialismus falsch sei Gegen dieses Argument sind verschiedene materialistische Erwiderungen vorgebracht worden David Lewis argumentiert dass Mary keine neuen Fakten kennenlernt wenn sie erstmals Farben sieht Vielmehr wurde sie allein eine neue Fahigkeit erwerben die Fahigkeit Farben visuell zu unterscheiden Michael Tye argumentiert ebenfalls dass Mary vor ihrer Befreiung alle Fakten uber das Sehen von Farben kennen wurde Mary wurde lediglich einen schon bekannten Fakt auf eine neue Weise kennenlernen Daniel Dennett erklart schliesslich sogar dass es fur Mary gar nichts Neues gabe wenn sie Farben zum ersten Mal visuell wahrnimmt Ein so umfassendes physiologisches Wissen uber das Sehen von Farben sie weiss alles wurde sie mit allen Informationen ausstatten Vertauschte Qualia Bearbeiten Mentale Zustande lassen sich nicht mit den gleichen Methoden untersuchen wie physische So ist etwa der Analogieschluss nicht zulassig da sich das innere Empfinden bei der Reaktion auf einen bestimmten Reiz auch wenn sie zum gleichen Verhalten fuhrt nur unzureichend etwa durch Befragung vergleichbar ist Beim Gedankenexperiment der vertauschten Qualia wird deutlich dass es im Grunde unmoglich ist eine bestimmte subjektive Sinnesempfindung zu verallgemeinern Es ist demnach nicht auszuschliessen dass unterschiedliche Menschen dieselbe Farbe unterschiedlich erleben Dies ware wissenschaftlich nicht erfassbar da sie das gleiche Wort dafur benutzen sodass eine Befragung den Unterschied nicht aufdecken konnte 10 Fehlende und invertierte Qualia Bearbeiten nbsp Fehlende und invertierte QualiaAuch mit den Gedankenexperimenten der fehlenden und invertierten Qualia ist der Anspruch verbunden die Ratselhaftigkeit der Qualia nachzuweisen Diese Gedankenexperimente fussen auf der Tatsache dass der Ubergang von neuronalen Zustanden zu Erlebniszustanden keineswegs offensichtlich ist Ein Beispiel siehe Grafik Ein neuronaler Zustand A geht mit einer Rotwahrnehmung ein Zustand B mit einer Blauwahrnehmung einher Nun sagt das Gedankenexperiment der invertierten Qualia dass es auch vorstellbar sei dass dies genau umgekehrt ablaufe Derselbe neuronale Zustand A konne auch mit einer Blauwahrnehmung derselbe neuronale Zustand B mit einer Rotwahrnehmung einhergehen Das Gedankenexperiment der fehlenden Qualia behauptet daruber hinaus dass es sogar vorstellbar sei dass einem neuronalen Zustand gar keine Qualia gegenuberstehen Die Idee der fehlenden Qualia lauft daher auf die Hypothese der philosophischen Zombies hinaus Es sei vorstellbar dass Wesen die gleichen neuronalen Zustande wie andere Menschen haben und sich daher auch im Verhalten nicht von diesen unterscheiden Dennoch hatten sie in Bezug auf den betrachteten neuronalen Zustand kein Erleben den neuronalen Zustanden korrelierten also keine Qualia Hinsichtlich der Motive fur diese Gedankenexperimente muss man zwischen zwei verschiedenen Lesarten einer erkenntnistheoretischen und einer metaphysischen unterscheiden Philosophen welche die erkenntnistheoretische Lesart bevorzugen wollen mit den Gedankenexperimenten zeigen dass sich Qualia noch nicht auf neuronale Zustande reduzieren lassen Sie argumentieren dass die Vorstellbarkeit des Auseinandertretens von neuronalem Zustand und Qualia zeige dass wir die Verbindung zwischen beiden nicht verstanden haben Hier wird oft das Wasserbeispiel bemuht Wenn Wasser erfolgreich auf H2O reduziert worden ist sei es nicht mehr vorstellbar dass H2O vorliege ohne dass zugleich Wasser vorliege Dies sei einfach deshalb nicht vorstellbar weil das Vorliegen von Wasser unter den Gegebenheiten der Chemie und der Physik aus dem Vorliegen von H2O ableitbar ist Nur deshalb konne man sagen dass Wasser auf H2O reduziert worden sei Ein Aquivalent der chemisch physikalischen Theorie die dieser erfolgreichen Reduktion zugrunde liegt fehlt jedoch im Bereich der neuronalen und mentalen Phanomene Die metaphysische Lesart der Konzepte der invertierten und fehlenden Qualia haben hingegen noch weiter reichende Folgen Vertreter dieser Argumentationsrichtung wollen mit den Gedankenexperimenten beweisen dass Qualia nicht mit Eigenschaften von neuronalen Zustanden identisch sind Sie haben damit letztlich eine Widerlegung des Materialismus im Sinn Sie argumentieren wie folgt Wenn X und Y identisch sind dann ist es nicht moglich dass X vorliegt ohne dass zugleich Y vorliegt Dies konne man sich an einem Beispiel leicht verdeutlichen Wenn Augustus mit Octavian identisch ist dann ist es nicht moglich dass Augustus ohne Octavian auftritt sie sind schliesslich eine Person Nun argumentieren die Vertreter der metaphysischen Lesart weiter dass die Gedankenexperimente aber gezeigt hatten dass es moglich sei dass neuronale Zustande ohne Qualia auftreten Also konnten Qualia nicht mit Eigenschaften von neuronalen Zustanden identisch sein Eine solche Argumentation muss sich naturlich den Einwand gefallen lassen dass die Gedankenexperimente gar nicht zeigen dass es moglich sei dass neuronale Zustande ohne Qualia auftreten Sie zeigen nur dass dies vorstellbar ist Vertreter der metaphysischen Lesart erwidern darauf dass a priori Vorstellbarkeit immer auch prinzipielle Moglichkeit impliziere Einflussreiche Argumente die dies zeigen sollen hat Saul Kripke 11 formuliert Eine neuere Ausarbeitung bieten Frank Cameron Jackson und David Chalmers 12 Von grundlegender Bedeutung ist hierbei die sog Zweidimensionale Semantik Alex Byrne Inverted Qualia In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Erklarungsmodelle BearbeitenReprasentationalistische Strategien Bearbeiten Reprasentationalistische Strategien erfreuen sich unter materialistischen Philosophen grosser Beliebtheit Varianten werden etwa von Thomas Metzinger 13 Fred Dretske 14 und Michael Tye 15 vertreten Ein Ziel solcher Positionen ist es Qualia auf reprasentationale Zustande zuruckzufuhren Wenn man sich etwa mit einer Nadel in den Finger sticht wird der Stich durch neuronale Zustande reprasentiert Das Erleben soll nun nichts anderes als der Modus dieser Reprasentation sein Nun wird oft eingewandt dass es aber nicht plausibel sei dass Reprasentationen schon eine hinreichende Bedingung fur Erleben sind Zum einen haben simple Systeme wie etwa ein Thermostat auch reprasentationale Zustande zum anderen scheint es auch beim Menschen unbewusste Reprasentationen zu geben Ein Beispiel aus der Neuropsychologie sind etwa die Falle von Rindenblindheit blindsight in denen Menschen Wahrnehmungen haben die sie jedoch nicht kognitiv oder qualitativ registrieren Manche Philosophen wie David Rosenthal 16 vertreten daher etwa einen Metareprasentationalismus Nach ihm werden qualitative Zustande durch Reprasentationen von Reprasentationen realisiert Nun sind aber alle reprasentationalistischen Strategien mit dem Einwand konfrontiert dass auch sie das Qualiaproblem nicht losen konnen Denn man kann auch bei reprasentationalen Zustanden fragen warum sie denn von Erleben begleitet sein sollen Waren nicht auch alle Reprasentationen ohne Qualia denkbar Einige materialistische Philosophen reagieren auf dieses Problem indem sie behaupten dass sie gar nicht erklaren mussten wie materielle etwa reprasentationale Zustande zu Erleben fuhren So hat etwa David Papineau argumentiert dass man die Identitat von einem Erlebniszustand mit einem materiellen Zustand einfach akzeptieren musse ohne eine Erklarung fur diese Identitat verlangen zu konnen 17 Die Frage Warum sind X und Y miteinander identisch sei einfach eine schlechte Frage und daher erweise sich das Ratsel der Qualia als ein Scheinproblem Vertreter der These dass Qualia ratselhaft seien erwidern auf diesen Einwand dass sie gar nicht die genannte Frage stellen wurden Sie erklaren dass sie vielmehr wissen wollten wie es uberhaupt moglich sei dass das subjektive Erleben mit einem materiellen Prozess identisch sei und sie behaupten dass diese Frage nicht geklart sei solange keine Reduktion der Qualia gelungen sei Wahrend Papineau auch die zweite Frage fur unberechtigt halt erkennen andere materialistische Philosophen hier die Existenz eines Ratsels an Wieder andere wenden sich der Position des Qualiaeliminativismus zu oder verlassen den Rahmen materialistischer Theorien Qualiaeliminativismus Bearbeiten Einen besonders radikalen Vorschlag zur Losung des Qualiaproblems macht der US amerikanische Philosoph Daniel Dennett Er behauptet dass es Qualia in Wirklichkeit gar nicht gebe 18 Eine solche Position erscheint manchen anderen Philosophen als vollkommen unplausibel wenn nicht gar unverstandlich Naturlich haben wir subjektive Erlebnisse erklaren sie nichts konnte sicherer sein als dies Dennett hingegen behauptet dass solche Ausserungen nur der Ausdruck veralteter metaphysischer Intuitionen seien die sich noch aus der Metaphysik in der Tradition von Rene Descartes speisen In Wirklichkeit sei Qualia ein vollkommen widerspruchlicher Begriff der im Zuge des wissenschaftlichen Fortschrittes abgeschafft werden konne ahnlich den Begriffen Hexe oder Phlogiston Dennett macht sich nun daran die verschiedenen Vorstellungen die man von Qualia hat unaussprechlich privat intrinsisch anzugreifen und meint dass diese Eigenschaften den Qualia keineswegs zugesprochen werden konnen Es bleibe laut Dennett eine leere Begriffshulse ubrig die verlustlos abgeschafft werden konne Auch wenn viele Philosophen Dennetts Argumentation ablehnen hat sie doch eine weite Debatte ausgelost Dennetts Position wird etwa von Patricia Churchland und Paul Churchland sowie weiteren eliminativen Materialisten unterstutzt Siehe auch Neuronales Korrelat des Bewusstseins Nichtreduktionistische Strategien Bearbeiten Da reduktionistische und eliminative Strategien fur manche vor enormen Problemen stehen werden Positionen attraktiv die erklaren dass es gar nicht notwendig sei solche Versuche zu unternehmen Die klassische nichtreduktionistische und nichteliminative Position ist der Dualismus Wenn Qualia gar keine materiellen Entitaten sind braucht man sie weder auf neuronale Zustande zu reduzieren noch sich Sorgen zu machen wenn solche Reduktionsversuche scheitern Gegen einen dualistischen Losungsansatz wird jedoch traditionell eingewandt dass er nicht mehr die Interaktion von Qualia mit der materiellen Welt verstandlich machen konne Schliesslich habe jedes physische Ereignis auch eine hinreichende physische Ursache Es bliebe also gar kein Platz fur immaterielle Ursachen Es scheine namlich sehr unplausibel zu sein zu behaupten dass etwa eine Schmerzempfindung keine Ursache fur ein physisches Ereignis namlich das Verhalten der Person sein konne Eine besonders pragnante Formulierung dieser Schwierigkeiten bietet das sogenannte Bieri Trilemma Eine andere nichtreduktionistische und nichteliminative Position ist der Begriffspluralismus wie er etwa von Nelson Goodman formuliert worden ist Er behauptet dass es verschiedene Beschreibungsweisen gebe die gleichberechtigt nebeneinander stunden und dennoch nicht aufeinander zuruckfuhrbar seien So seien der Schmerz beim Beruhren einer heissen Herdplatte und die neuronalen Aktivitaten im Gehirn des Betreffenden logisch aquivalent quasi als unterschiedliche Seiten derselben Munze Angelehnt an den Panpsychismus besteht ein Ansatz wonach jedem Zustand eines beliebigen nicht notwendigerweise biologischen physischen Systems ein Quale oder ein Satz von Qualia entspreche Dabei musse nicht notwendigerweise ein Dualismus im Sinne von Beseeltheit der Dinge wie im klassischen Panpsychismus angenommen werden Dieser Ansatz habe den Vorteil dass er keine qualitativen Sprunge beim Ubergang von unbelebter zu belebter Materie annehme Das komplexe menschliche Bewusstsein setze sich vielmehr aus Elementarqualia zusammen und lasse sich somit auf Elementarprozesse reduzieren analog der Reduktion der physischen Erscheinung des Menschen als Vielteilchensystem auf elementare physikalische Prozesse In diese Richtung argumentiert etwa David Chalmers Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Argumentation jedoch unbefriedigend da kein Experiment bekannt ist mit dem die Existenz dieser Elementarqualia nachzuweisen oder zu widerlegen ware Lasst sich das Problem der Qualia losen BearbeitenSeitens der Vertreter des Qualia Konzeptes wurden immer wieder Stimmen laut die das angenommene Ratsel der Qualia fur nicht losbar halten Eine solche Position wird vor allem von Philosophen vertreten die zwar am Materialismus festhalten wollen aber reduktionistische und eliminative Strategien fur unplausibel halten Thomas Nagel zieht etwa die Moglichkeit in Betracht dass die heutige Wissenschaft einfach noch nicht weit genug sei um das Qualiaproblem zu losen Vielmehr bedurfe es einer neuen wissenschaftlichen Revolution bevor eine Antwort auf dieses Ratsel gefunden werden konne Als Analogie biete sich die Weltsicht vor und nach der kopernikanischen Wende an Manche astronomischen Phanomene seien im Rahmen des geozentrischen Weltbildes einfach nicht zu erklaren gewesen es habe erst eines grundlegenden Wandels in den wissenschaftlichen Theorien bedurft Analog sei eine Losung des Qualiaproblems vielleicht erst durch neue Erkenntnisse oder Modelle der Neuro und Kognitionswissenschaften moglich Der britische Philosoph Colin McGinn geht noch einen Schritt weiter Er behauptet dass das Qualiaproblem fur die Menschheit grundsatzlich nicht losbar sei 19 Menschen hatten im Laufe der Evolution einen kognitiven Apparat entwickelt der keineswegs dazu geeignet sei alle Probleme zu losen Vielmehr sei es plausibel dass auch der menschlichen Kognition grundsatzliche Schranken gesetzt seien und dass wir bei den Qualia eine dieser Schranken erreicht hatten Diese Anschauung wurde wiederum von anderen Philosophen heftig kritisiert wie etwa Owen Flanagan die McGinn als New Mysterian Neuen Mystiker bezeichneten 20 Weiterfuhrende Themen BearbeitenFur den weiteren Kontext der Debatten um Qualia siehe Philosophie des Geistes Bewusstsein und Mentale Verursachung Fur den wissenschaftstheoretischen Hintergrund von den Debatten um Erklarbarkeit von Qualia siehe Reduktionismus Fur die ontologischen Konsequenzen aus der Qualiadebatte siehe Dualismus und Physikalismus Literatur BearbeitenAnsgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes 2 Auflage De Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 017065 5 Edwin Egeter Phanomenale Adaquatheit und Irreduzibilitat des Bewusstseins Eine Revision des Qualia Begriffs mentis brill Paderborn 2020 ISBN 978 3 95743 194 3 Heinz Dieter Heckmann Sven Walter Qualia Ausgewahlte Beitrage 2 Auflage mentis Paderborn 2006 ISBN 3 89785 448 1 Thomas Metzinger Hrsg Bewusstsein Schoningh Paderborn 1995 ISBN 3 89785 600 X Jan G Michel Der qualitative Charakter bewusster Erlebnisse Physikalismus und phanomenale Eigenschaften in der analytischen Philosophie des Geistes mentis Paderborn 2011 ISBN 978 3 89785 742 1 Edmond Leo Wright Hrsg The Case for Qualia MIT Cambridge 2008 ISBN 978 0 262 73188 1 Trivialliteratur BearbeitenNormen Behr Qualia Amazon Createspace Kindle Direct Publishing ISBN 978 1 5347 5321 1 Roman uber die Auswirkungen maschinell ausgeloster Qualia Erfahrungen Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Quale Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Qualia Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur zum Thema Qualia im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Bieri Was macht Bewusstsein zu einem Ratsel rtf Datei 56 kB In W Singer Hrsg Gehirn und Bewusstsein Spektrum Heidelberg 1994 S 172 180 Ned Block mehrere Artikel mit einfuhrendem und weiterfuhrendem Charakter zum Thema David Chalmers Auswahlbibliographie MindPapers David Chalmers Linksammlung Tim Crane The origins of qualia Memento vom 22 August 2008 im Internet Archive in Tim Crane Sarah Patterson Hrsg The History of the Mind Body Problem London Routledge 2000 Volker Gadenne Drei Arten von Epiphanomenalismus PDF 71 kB Amy Kind Qualia In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Thomas Metzinger Prasentationaler Gehalt PDF 92 kB In Frank Esken Heinz Dieter Heckmann Hrsg Bewusstsein und Reprasentation Schoningh Paderborn 1998 Metzinger bestreitet die Existenz von Qualia Martine Nida Rumelin Qualia The Knowledge Argument In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Carsten Siebert Das Phanomenale als Problem philosophischer und empirischer Bewusstseinstheorien Michael Tye Qualia In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Charles S Peirce Collected Papers Belknap Press of Harvard University Press Cambridge 1866 1958 1966 Nachdr Vol VI 220 237 Michael Tye Qualia In The Stanford Encyclopedia of Philosophy Summer 2018 Edition Abgerufen am 11 Juli 2019 Heinrich Moritz Chalybaeus Historische Entwickelung der speculativen Philosophie von Kant bis Hegel Zweite verbesserte und vermehrte Auflage Leipzig Dresden 1839 S 69 S 95 Clarence Irving Lewis Mind and the World Order Outline of a Theory of Knowledge Charles Scribner s sons New York 1929 S 121 Dover New York 1991 Nachdr ISBN 0 486 26564 1 Ned Block Troubles with Functionalism In Perception and Cognition University of Minnesota Press Minneapolis Minn 1978 ISBN 0 8166 0841 5 Ansgar Beckermann Analytische Einfuhrung in die Philosophie des Geistes 2 Auflage de Gruyter Berlin 2001 ISBN 3 11 017065 5 S 358 Emil du Bois Reymond Uber die Grenzen des Naturerkennens Leipzig 1872 Nachdr u a in Emil du Bois Reymond Vortrage uber Philosophie und Gesellschaft Meiner Hamburg 1974 ISBN 3 7873 0320 0 Thomas Nagel What is it like to be a bat Memento vom 24 Oktober 2007 imInternet Archive In The Philosophical Review Cornell University Ithaca 83 1974 S 435 450 ISSN 0031 8108 Frank Cameron Jackson What Mary didn t know In Journal 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