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Die Zweidimensionale Semantik ist eine semantische Herangehensweise die Bedeutung sprachlicher Ausserungen uber mogliche Welten hinweg zu analysieren Demnach kann die Intension von in der aktualen Welt getatigten Ausserungen in anderen moglichen Welten auf zweierlei Weise betrachtet werden Inhaltsverzeichnis 1 Zweidimensionale Semantik indexikalischer Ausdrucke 2 Zweidimensionale Semantik und Notwendigkeit a posteriori 3 Zweidimensionale Semantik und Philosophie des Geistes 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseZweidimensionale Semantik indexikalischer Ausdrucke BearbeitenAngenommen eine Person P aussert in der aktualen Welt den Satz Hier ist es dunkel In der aktualen Welt referiert dieser Satz auf den Ort an dem sich P befindet und er ist dann wahr wenn es dort dunkel ist Fur die Semantik dieses Satzes in anderen moglichen Welten bieten sich nun die folgenden beiden Lesarten 1 Man kann davon ausgehen dass sich der Satz in jeder moglichen Welt auf den Ort bezieht an dem er in der jeweiligen Welt geaussert wird Sein Wahrheitswert ist nun davon abhangig wo P sich in der betrachteten Welt befindet Diese sogenannte primare Intension greift den Kontext der Verwendung des indexikalischen Ausdrucks hier aus der jeweilig betrachteten Welt heraus Weil dabei betrachtet wird ob sich die durch die Ausserung des Satzes in der dortigen Welt bezeichnete Proposition bewahrheitet wird auch von verifikationistischer Intension gesprochen 2 Man kann davon ausgehen dass sich der Satz auf den Ort bezieht an dem er in der aktualen Welt geaussert wird Sein Wahrheitswert in einer anderen moglichen Welt ist nun davon abhangig ob es dort an dem Ort in dem sich P in der aktualen Welt befindet dunkel ist Diese sekundare Intension greift den Kontext der Verwendung des indexikalischen Ausdrucks aus der aktualen Welt heraus und betrachtet davon ausgehend die Bedeutung in anderen moglichen Welten Da insofern die kontrafaktischen Welten der aktualen Welt untergeordnet betrachtet werden wird auch von subjunktiver Intension gesprochen Mit Hilfe der Zweidimensionalen Semantik analysiert David Kaplan indexikalische Ausdrucke und Demonstrativpronomen Diese hatten einen allgemeinen Charakter und einen kontextabhangigen Inhalt Der Charakter sei die Art und Weise wie der betreffende Ausdruck funktioniert also wie er das jeweilig Bezeichnete herausgreift Der Inhalt sei das durch das einzelne Vorkommnis des Ausdrucks jeweilig Bezeichnete Die Zweidimensionalitat tritt nun dadurch auf dass im Fall der verifikationistischen Intension der Charakter des betreffenden Ausdrucks betrachtet wird in obigem Beispiel die Funktion des Wortes hier den Ort an dem er geaussert wird zu bezeichnen und der Inhalt in jeder moglichen Welt durch diesen Charakter neu bestimmt wird Im Fall der subjunktiven Intension hingegen wird der Inhalt des betreffenden Ausdrucks betrachtet in obigem Beispiel der Ort an dem P in der aktualen Welt hier verwendet und uber mogliche Welten hinweg betrachtet 1 Zweidimensionale Semantik und Notwendigkeit a posteriori BearbeitenDie Zweidimensionale Semantik lasst sich ebenfalls fur die Analyse von Notwendigkeiten a posteriori verwenden Bei Betrachtung der Aussage Wasser ist H2O bietet sich folgendes Bild Wasser ist H2O ist notwendigerweise wahr wenn man die subjunktive Intension dieser Aussage betrachtet Wir haben in der aktualen Welt herausgefunden dass Wasser und H2O identisch sind und sprechen nun in Hinblick auf andere mogliche Welten nur dann davon dass es sich dort bei einer Substanz um Wasser handelt wenn diese die Summenformel H2O hat und umgekehrt Selbst wenn in einer kontrafaktischen Welt eine Substanz mit anderer Summenformel als H2O genau die Rolle spielen wurde die Wasser in der aktualen Welt spielt wurde diese nicht als Wasser zu bezeichnen sein Bei Betrachtung der verifikationistischen Intension ist die Aussage Wasser ist H2O nicht notwendigerweise wahr Denn es ist durchaus moglich dass sich in einer anderen moglichen Welt herausstellt dass Wasser ein Stoff mit einer anderen Strukturformel als H2O ist Angenommen in einer ansonsten mit der aktualen identischen moglichen Welt spielte ein Stoff mit der Strukturformel XYZ die Rolle welche H2O in unserer Welt spielt Dort wurden Chemiker herausgefunden haben dass der Satz Wasser ist XYZ wahr ist und der Satz Wasser ist H2O falsch Es ist zu beachten dass nur im Fall der subjunktiven Intension Wasser ein starrer Designator Bezeichner ist also in allen moglichen Welten gleiches bezeichnet Saul Kripke geht bei seiner Betrachtung von Notwendigkeiten a posteriori davon aus dass bestimmte Designatoren starr sind weil diese Bezeichner auf den durch einen kausalen Taufakt bezeichneten Gegenstand eindeutig zuruckfuhrbar sind und dass Identitatsaussagen mit diesen Designatoren den modallogischen Status der Notwendigkeit haben Kripke geht dabei davon aus dass starre Designatoren keine Intension haben sondern nur durch Taufakt und Uberlieferungsgeschichte vermittelte Extension und es somit keine Eigenschaften oder Funktionen gibt die etwas zu einem mit dem Eigennamen Bezeichneten machen 2 Zweidimensionale Semantik und Philosophie des Geistes BearbeitenDavid Chalmers nutzt die Zweidimensionale Semantik um ein Argument gegen seine als Typ B Materialismus klassifizierte Form des Physikalismus zu entwickeln Der Typ B Materialist vertritt dass es eine epistemische Kluft zwischen psychischen Phanomenen und der physikalischen Welt gibt das Psychische jedoch ontologisch auf das Physikalische zuruckfuhrbar ist Demnach sind wir nicht in der Lage mit physikalischem Vokabular alles uber den Geist zu sagen diesem liegt aber eine materielle Substanz zugrunde Der Typ B Materialist vertritt also mindestens dass Geistiges uber Materiellem superveniert Er vertritt hingegen nicht dass diese Beziehung ohne Ruckgriff auf Kategorien des qualitativen Erlebens erklarbar ist Folglich sind die ersten beiden Pramissen des Arguments 1 In einer physikalisch zur aktualen identischen Welt sind physikalisch mit uns identische Wesen die keinerlei qualitative Zustande oder von unseren unterschiedene qualitative Zustande aufweisen Zombies unmoglich Dies muss der Typ B Materialist annehmen weil er die oben charakterisierte Supervenienzbeziehung vertritt die impliziert dass Unterschiedlichkeit qualitativer Zustande nur bei Unterschiedlichkeit der physikalischen Supervenienzbasis moglich ist 2 In einer physikalisch zur aktualen identischen Welt sind Zombies vorstellbar Dies muss der Typ B Materialist annehmen weil er nicht glaubt dass wir qualitative Zustande allein durch Bezugnahme auf physikalische Zustande begreifen konnen Also konnen wir uns physikalische Gleichartigkeit und phanomenologische Ungleichartigkeit einer Welt vorstellen Aus 2 ergibt sich 3 Es gibt eine mogliche Welt in welcher physikalische Gleichartigkeit und Ungleichartigkeit des qualitativen Erlebens bestehen Dies ist deswegen der Fall weil der Typ B Materialist der die Moglichkeit qualitative Phanomene aus Physikalischen Phanomenen zu begreifen fur nicht gegeben halt die Beziehung zwischen Materiellem und Psychischem nur als Notwendigkeit a posteriori auffassen kann Die Zweidimensionale Semantik zeigt jedoch dass Notwendigkeiten a posteriori als falsch verifiziert werden konnen Aus 3 folgt 4 Es gibt eine mogliche Welt die physikalische Gleichartigkeit und Ungleichartigkeit des qualitativen Erlebens erfullt Wir haben oben gesehen dass eine Welt eine Aussage verifizieren aber nicht erfullen kann in Fallen wo dort etwas Anderes als in unserer Welt die Rolle des in der Aussage Bezeichneten spielt sodass dieses Andere dort als Bezeichnetes verifiziert wird So spielt XYZ in obigem Beispiel die Rolle welche H2O in unserer Welt spielt und die Bewohner jener Welt finden heraus dass Wasser XYZ ist Damit das in diesem Fall gegeben sein konnte musste sich etwas finden lassen was in jener Welt die Rolle der qualitativen Zustande in unserer Welt spielt aber von diesen unterschieden ist Dies aber wurde der materialistischen Mindestanforderung des Typ B Materialisten widersprechen welche darin besteht dass sich Qualitativ Phanomenales nur unterscheiden kann wenn sich Physikalisches unterscheidet 4 und 1 stehen jedoch in direktem Widerspruch zueinander Deswegen ergibt sich 5 Der Typ B Materialismus ist falsch Mogliche Auswege konnten laut Chalmers starke Notwendigkeiten oder der Panpsychismus bieten Starke Notwendigkeiten bestehen zwar a posteriori lassen sich jedoch in keiner moglichen Welt verifizieren Chalmers ist aber skeptisch ob sich solche Notwendigkeiten sinnvoll konstruieren lassen Der Panpsychismus setzt beim Ubergang von 3 nach 4 an und postuliert dass physikalisch identische Welten in Bezug auf intrinsische Eigenschaften der Materie unterschiedlich sein konnten Diese intrinsischen Eigenschaften waren protophanomenal und konstituierten qualitatives Empfinden Diese Theorie ware dann nicht mehr klassisch materialistisch sondern ware eine Form von Monismus bei dem die physikalischen Aspekte der Substanz ihre geistigen Aspekte nicht einschliessen wurden Somit konnte in einer anderen Welt etwas anderes die Rolle unserer qualitativen Eigenschaften spielen ohne dass diese Welt physikalisch von der aktualen Welt verschieden sein musste 3 Literatur BearbeitenChristian Nimtz Zweidimensionale Semantik in Nikola Kompa Hrsg Handbuch Sprachphilosophie Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02509 8 S 299 308 Weblinks BearbeitenLaura Schroeter Two Dimensional Semantics In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Jens Kipper Two Dimensional Semantics In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Einzelnachweise Bearbeiten Demonstratives and Afterthoughts in Almog u a Hrsg Themes From Kaplan Oxford 1989 S 481 563 Saul Kripke Naming and Necessity Blackwell Oxford 1980 David Chalmers The Concious Mind Oxford University Press 1996 S 56 65 und S 132 138 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zweidimensionale Semantik amp oldid 230661415