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Name und Notwendigkeit im Original Naming and Necessity ist eines der Hauptwerke des US amerikanischen Philosophen Saul Kripke und eines der meistrezipierten Werke der Analytischen Philosophie Das im Jahr 1972 erschienene Werk basiert auf einer Reihe von Vortragen die Kripke im Januar 1970 in Princeton gehalten hatte Kripke leistet hier einen wesentlichen Beitrag zur philosophischen Debatte um Eigennamen es geht ihm darum den Begriff der Notwendigkeit von dem des A Priori abzusetzen Mit seiner Auffassung bezieht Kripke ausserdem Position im Leib Seele Problem indem er ein Argument gegen die sogenannte Identitatstheorie vorbringt Kripkes uberarbeitete Vortrage erschienen 1980 eigenstandig in der Harvard University Press 1993 auch in deutscher Ubersetzung Inhaltsverzeichnis 1 Hauptthesen 1 1 Kripkes Theorie der Eigennamen 1 1 1 Die Kennzeichnungstheorie 1 1 2 Die Bedeutung bestimmen oder die Referenz festlegen 1 1 3 Die kausale Theorie der Eigennamen 1 2 Essentialismus und Naturliche Arten 1 3 Notwendig und a priori 2 LiteraturHauptthesen BearbeitenKripkes Theorie der Eigennamen Bearbeiten Die Kennzeichnungstheorie Bearbeiten Kripke entwickelt seine Theorie der Eigennamen aufbauend auf einer Kritik an seinen Vorgangern Kripke zufolge fassen Frege und Russell einen Eigennamen als abgekurzte oder verkleidete Kennzeichnung 1 Vortrag Suhrkamp Ausgabe S 36 auf Der Eigenname Morgenstern sei also beispielsweise eine Abkurzung fur den Ausdruck derjenige Stern der morgens als letzter noch am Himmel zu sehen ist Im Falle von vielen Eigennamen insbesondere im Falle von beruhmten Personlichkeiten wie Aristoteles ist es jedoch schwierig eine solche Beschreibung anzugeben Soll Aristoteles nun mit der Lehrer Alexanders des Grossen der beruhmteste Schuler Platons oder der Autor der Metaphysik synonym sein Angesichts dieses Problems hatten die Philosophen Wittgenstein und Searle laut Kripke die Kennzeichnungstheorie der Eigennamen dahingehend verbessert dass Eigennamen nicht langer mit einer einzelnen Kennzeichnung sondern mit einem Bundel cluster von Kennzeichnungen synonym ist S 39 f Von diesen Kennzeichnungen mussen nicht alle aber doch hinreichend viele auf die entsprechende Person zutreffen Die Kennzeichnungstheorie bzw die verbesserte Bundel Kennzeichnungstheorie haben nach Kripke die folgenden Vorteile S 37 f Eine Kennzeichnung gibt uns ein Kriterium an die Hand wie wir den tatsachlich gemeinten Referenten aus der Menge der anderen potenziellen Referenten aussondern konnen Die Kennzeichnungstheorie kann also erklaren wie wir feststellen welchen Gegenstand der Sprecher mit dem verwendeten Eigennamen meint Die Kennzeichnungstheorie liefert eine Erklarung dafur dass es so genannte informative Identitatsaussagen gibt diese hatten Frege in seinem Aufsatz Uber Sinn und Bedeutung Kopfzerbrechen bereitet Eine empirisch gehaltvolle Aussage wie Der Morgenstern ist der Abendstern ware der Theorie zufolge zu analysieren als Derjenige Stern der morgens als letzter am Himmel steht ist mit demjenigen Stern identisch der abends als erster am Himmel steht Aufgrund dieser Analyse ist klar worin der empirische Gehalt der Aussage liegt Die Kennzeichnungstheorie kann die Bedeutung von negativen Existenzaussagen erklaren Das Ratsel das eine Aussage wie Mose hat nicht existiert stellt lautet Wie konnen wir einerseits auf Mose Bezug nehmen und ihm im gleichen Atemzug die Existenz absprechen Haben wir durch die Bezugnahme nicht schon seine Existenz unterstellt Wenn nun aber Mose synonym ist mit der Fuhrer der Israeliten aus Agypten so wurde der Satz Mose hat nicht existiert aufgrund der Kennzeichnungstheorie einfach zu analysieren sein als Es gab keinen Fuhrer der Israeliten aus Agypten und bei dieser Analyse ist klar dass wir hier die Existenz Mose nicht schon unterstellen Die Bedeutung bestimmen oder die Referenz festlegen Bearbeiten Kripke macht in Bezug auf die Kennzeichnungstheorie der Eigennamen einen feinen Unterschied Soll die Kennzeichnung dazu dienen die Bedeutung des Eigennamens zu bestimmen oder nur seine Referenz festlegen fixing the reference Um diese Unterscheidung zu verstehen muss man von den Modalitaten notwendig und moglich bzw von dem von Kripke oft gebrauchten Werkzeug der moglichen Welt Gebrauch machen Wenn die Kennzeichnung wirklich die Bedeutung festlegt dann mussen die Kennzeichnung und der Eigenname notwendig d h in der Sprechweise der moglichen Welten in allen moglichen Welten auf dasselbe Ding referieren Dient sie jedoch nur dazu die Referenz festzulegen dann genugt es dass Kennzeichnung und Eigenname tatsachlich in dieser Welt auf dasselbe Ding referieren Diese Unterscheidung wird im Folgenden noch klarer werden im Moment sei nur noch gesagt dass Kripke beide Varianten der Kennzeichnungstheorie ablehnt Kripke entwickelt seine Kritik anhand einiger beruhmt gewordener Beispiele darunter das des Urmeters in Paris S 67 ff Die Lange ein Meter wird als die Lange des Urmeters also eines bestimmten Stabes zu einem bestimmten Zeitpunkt t definiert Damit ist die Lange von einem Meter festgelegt nach Kripke sind aber die Bezeichnungen ein Meter und die Lange des Stabes zu t nicht synonym denn dazu mussten die beiden Bezeichnungen in allen moglichen Welten dasselbe meinen Es sei aber moglich gewesen dass der Stab zu t eine andere Lange gehabt habe d h es gibt eine mogliche Welt in der eine andere Lange hatte Nach Kripke ist der Ausdruck ein Meter ein starrer Bezeichnungsausdruck rigid designator S 59 d h er bezeichnet in jeder moglichen Welt dasselbe namlich diese bestimmte Lange Der Ausdruck die Lange des Stabes zu t wird dazu verwendet seine Referenz festzulegen aber nicht dazu seine Bedeutung zu bestimmen Dies wird dadurch klar dass in Bezug auf eine andere Welt in der der Stab zu t eine andere Lange hatte gelten wurde dass der Stab nicht einen Meter lang war und nicht dass der Stab dort zwar einen Meter lang war aber ein Meter dort eine andere Lange ist als in dieser Welt Das Beispiel zeigt also dass Kennzeichnungen nicht dazu dienen die Bedeutung eines Eigennamens festzulegen Der Grund liegt darin dass Eigennamen wie ein Meter starre Bezeichnungsausdrucke sind sie bezeichnen in jeder Welt dasselbe Kennzeichnungen wie die Lange des Stabes zu t bezeichnen jedoch typischerweise nicht in jeder Welt dasselbe Bedingung fur Synonymie ware jedoch dass Bezeichnungsgleichheit in jeder moglichen Welt besteht So ist das Urmeter ein Beispiel dafur wie uber eine Kennzeichnung die Referenz des Eigennamens festgelegt wird Dass der Stab in dieser Welt zu t die Lange ein Meter hat bestimmt die Referenz dieses Ausdrucks in allen moglichen Welten Wie schon erwahnt kritisiert Kripke jedoch auch die Theorie dass Kennzeichnungen die Referenz von Eigennamen festlegen Es gibt zwar solche Falle wie das Urmeter zeigt aber sie sind nicht die Regel Um dies zu zeigen konstruiert Kripke ein weiteres Beispiel das Godel Schmidt Beispiel Vortrag 2 S 98 f Das Beispiel geht davon aus dass die meisten Menschen den Eigennamen Godel mit der Kennzeichnung derjenige der die Unvollstandigkeit der Mathematik entdeckte verbinden Dass diese Kennzeichnung nicht die Bedeutung von Godel bestimmt ist nach dem Gesagten klar dann musste es namlich unmoglich sein dass Godel die Unvollstandigkeit nicht entdeckt hatte was offensichtlich nicht der Fall ist Dient aber die Kennzeichnung wenigstens wie im Fall des Urmeters dazu die Referenz festzulegen d h wird die Kennzeichnung dazu verwendet wenigstens in dieser Welt den Bezugsgegenstand von Godel zu bestimmen Kripke konstruiert den Fall dass Godel sein Manuskript von einem unbekannten und mittlerweile gestorbenen Mathematiker namens Schmidt abgeschrieben hatte In Wirklichkeit ware dann also nicht Godel sondern Schmidt der Entdecker der Unvollstandigkeit In diesem Fall hatten wir die wir glauben dass Godel die Unvollstandigkeit bewiesen habe jedoch eine falsche Meinung uber Godel nicht eine richtige uber Schmidt Der Name Godel wurde also unter diesen Umstanden immer noch auf Godel referieren und nicht auf Schmidt Dieses Beispiel zeigt daher dass die Kennzeichnung nicht einmal dazu dient die Referenz festzulegen dass es also Kennzeichnung und Eigenname nicht einmal unbedingt in dieser Welt auf dasselbe referieren Die kausale Theorie der Eigennamen Bearbeiten Kripke skizziert eine Theorie der Eigennamen die er der Kennzeichnungstheorie entgegensetzt Diese Theorie wurde spater Kausale Theorie der Eigennamen genannt Sagen wir es wird jemand geboren ein Baby seine Eltern rufen es mit einem bestimmten Namen Sie reden mit ihren Freunden uber es Andere Leute kommen mit ihm zusammen Durch verschiedene Arten von Rede wird der Name von Glied zu Glied verbreitet wie durch eine Kette Eine bestimmte Kommunikationskette die letztlich bis zu dem Baby selbst zuruckreicht erreicht den Sprecher Er referiert dann auf das Baby S 107 Derjenige den ich mit dem Namen Godel meine ist also derselbe den diejenigen meinten von denen ich den Namen gehort habe Diese meinten wiederum denjenigen den diejenigen meinten von denen sie den Namen gehort haben Irgendwann fuhrt diese Kette auf Personen zuruck die mit Godel unmittelbare Bekanntschaft hatten Durch die Anfangsglieder wird letztendlich die Referenz des Namens Godel bestimmt Eine Schwache der kausalen Theorie liegt darin dass sie keine gute Erklarung fur negative Existenzaussagen hat Wie soll der Ausdruck Moses in der Aussage Moses hat nicht existiert analysiert werden Wenn Moses tatsachlich nicht existiert hat dann kann es auch keine kausale Kette die bis auf ihn zuruckweist geben Essentialismus und Naturliche Arten Bearbeiten In seinem dritten Vortrag wendet sich Kripke der Frage zu ob es essentielle Eigenschaften gibt d h Eigenschaften die einem Gegenstand notwendig zukommen Kripke bejaht diese Frage so sei es beispielsweise essentiell fur einen bestimmten Menschen dass er aus der Ei und Samenzelle hervorgegangen ist aus der er tatsachlich hervorgegangen ist Wir konnen uns keine mogliche Welt vorstellen in der der Mensch aus anderen Zellen entstanden ist selbst wenn wir uns vorstellen konnen dass dies vielleicht fur einen anderen Menschen mit vielleicht sehr ahnlichen Eigenschaften gilt 3 Vortrag S 130 Ebenfalls konnen wir uns wenn wir feststellen dass ein Gegenstand aus einem bestimmten Material besteht nicht vorstellen dass er aus einem anderen Material besteht Nach Kripke konnen wir uns zwar vorstellen dass wir feststellen dass ein bestimmter Tisch der aus Holz zu bestehen scheint stattdessen aus Eis besteht das geschickt geformt und bemalt ist Besteht der Tisch aber tatsachlich aus Holz dann konnen wir uns nicht mehr vorstellen dass er tatsachlich aus Eis bestunde es ware dann nicht mehr derselbe Tisch S 131 Das Material aus dem Gegenstande bestehen ist also ebenfalls eine essentielle Eigenschaft Nach Kripke weisen Ausdrucke fur naturliche Arten etwa Tiger insofern eine Nahe zu Eigennamen auf als sie ebenfalls starre Bezeichnungsausdrucke sind Der Ausdruck Tiger bezeichnet also in jeder Welt dieselbe Tierart Nachdem wir einmal festgestellt haben dass Tiger Katzen sind konnen wir uns keine mogliche Welt mehr vorstellen in der Tiger eine ganz andere innere Struktur haben etwa Roboter sind Diese Roboter wurden vielleicht ahnlich aussehen und sich ahnlich verhalten wie Tiger aber es waren keine Tiger weil die Referenz des Ausdrucks Tiger durch unsere Bekanntschaft mit wirklichen Tigern in dieser Welt festgelegt wurde und nun fur alle Welten dieselbe ist Hieraus ergibt sich auch dass Tiger notwendigerweise Katzen sind Dass Tiger Katzen sind ist jedoch eine naturwissenschaftliche Entdeckung Nach Kripke weisen die Naturwissenschaften indem sie die innere Struktur von Arten untersuchen ihre essentiellen notwendigen Eigenschaften auf Notwendig und a priori Bearbeiten Kripkes Ausfuhrung zu Eigennamen dienen ihm zugleich dazu zwei traditionsreiche Begriffe der Philosophie genauer voneinander abzusetzen den der Notwendigkeit also der Wahrheit in allen moglichen Welten und den des A priori Letzteren Begriff bestimmt Kripke wie folgt Apriorische Wahrheiten sind diejenigen Wahrheiten die man unabhangig von jeder Erfahrung erkennen kann Vortrag 1 S 44 Ein Beispiel ist der Satz Junggesellen sind unverheiratet Nach Kripke ist man in der Philosophie oft davon ausgegangen dass alle apriorischen Wahrheiten notwendig sind und umgekehrt Die vermeintliche Begrundung fur diese Gleichsetzung lautet nach Kripke wie folgt Wenn etwas in allen moglichen Welten wahr ist dann sollten wir naturlich einfach dadurch dass wir alle moglichen Welten in unserem Kopf durchlaufen in der Lage sein zu sehen dass die Aussage notwendig ist und somit in der Lage sein sie a priori zu erkennen Zweitens denkt man dass umgekehrt etwas das a priori erkannt wird notwendig sein muss weil es erkannt wurde ohne auf die Welt zu sehen Wenn es von einem kontingenten Aspekt der wirklichen Welt abhangen wurde wie konnte man es dann erkennen ohne hinzusehen Vielleicht ist die wirkliche Welt eine der moglichen Welten in denen es falsch gewesen ware Aus den bisherigen Ausfuhrungen ergibt sich jedoch bereits dass es nach Kripke sowohl Aussagen a priori gibt die nicht notwendig sind als auch notwendige die nicht a priori gelten Ein Beispiel fur erstere ist die Aussage Das Urmeter in Paris ist zum Zeitpunkt t einen Meter lang Diese Aussage gilt a priori weil wir die Referenz von ein Meter entsprechend definiert haben Sie gilt aber wie bereits gesagt nicht notwendig es sind mogliche Welten denkbar in denen der Stab zu der Zeit eine andere Lange hatte Aussagen Dieser Tisch ist aus Holz oder auch Tiger sind Katzen sind Beispiele fur den umgekehrten Fall namlich notwendige Aussagen die nicht a priori gelten Um festzustellen dass dieser Tisch aus Holz ist bzw dass Tiger Katzen sind muss eine empirische Untersuchung durchgefuhrt werden die Aussagen sind also nicht a priori Wie oben bereits gesagt sind die Aussagen jedoch dennoch notwendig haben wir einmal festgestellt dass der Tisch aus Holz ist ist keine Welt mehr denkbar in der er aus anderem Material bestunde Ebenso konnen wir uns keine Welt vorstellen in der Tiger keine Katzen sind Literatur BearbeitenSaul A Kripke Name und Notwendigkeit Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1056 Ubersetzt von Ursula Wolf Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 518 28656 0 Jesus Padilla Galvez Referenz und Theorie der Moglichen Welten Darstellung und Kritik der logisch semantischen Theorie in der sprachanalytischen Philosophie Europaische Hochschulschriften Reihe 20 Philosophie Bd 267 Lang Frankfurt am Main u a 1989 ISBN 3 631 40780 7 Zugleich Koln Universitat Dissertation 1988 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Name und Notwendigkeit amp oldid 226268155