www.wikidata.de-de.nina.az
Uber Sinn und Bedeutung ist ein 1892 erschienener Aufsatz von Gottlob Frege Frege erlautert darin die Grundbegriffe seiner Sprachphilosophie Die Abhandlung zahlt zu den zentralen Texten der Sprachphilosophie und der linguistischen Semantik Uber Sinn und Bedeutung zum Durchblattern anklicken Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Sinn und Bedeutung bei Eigennamen 1 2 Sinn und Bedeutung bei Satzen 1 3 Gewohnliche gerade und ungerade Rede 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenInhalt BearbeitenSinn und Bedeutung bei Eigennamen Bearbeiten Der Ausgangspunkt von Freges Uberlegungen ist die Beobachtung dass Aussagen der Form a b einen anderen Erkenntniswert haben als Aussagen der Form a a Hierzu ein Beispiel Der Morgenstern ist derselbe Himmelskorper wie der Abendstern namlich die Venus Im Gegensatz zu der trivial wahren Aussage Morgenstern Morgenstern druckt die Aussage Morgenstern Abendstern eine Erkenntnis aus Frege betont im zweiten Fall sei derselbe Gegenstand Venus auf zwei unterschiedliche Arten gegeben einmal als Himmelskorper der als erstes am Abend einmal als Himmelskorper der als letztes am Morgen am Himmel steht Frege unterscheidet daher den Gegenstand fur den ein Ausdruck steht als dessen Bezugsgegenstand von der Art seines Gegebenseins Ersteres im Beispiel die Venus nennt er etwas irrefuhrend die Bedeutung des Ausdrucks etwa so wie auf etwas gedeutet werden kann letzteres davon absetzend dessen Sinn Es liegt nun nahe mit einem Zeichen Namen Wortverbindung Schriftzeichen ausser dem Bezeichneten was die Bedeutung des Zeichens heissen moge noch das verbunden zu denken was ich den Sinn des Zeichens nennen mochte worin die Art des Gegebenseins enthalten ist S 26 A 1 Die Ausdrucke Morgenstern und Abendstern haben demnach nach Freges Verstandnis wohl dieselbe Bedeutung da sie auf denselben Gegenstand verweisen aber einen unterschiedlichen Sinn Frege legt Wert darauf dass der Sinn eines Ausdrucks nicht mit einer Vorstellung zu verwechseln ist Wahrend ein solcher Sinn gemeinsames Eigentum von vielen sein kann S 29 als intersubjektiver Begriff ist eine Vorstellung etwas rein Subjektives Si duo idem faciunt non est idem Wenn zwei sich dasselbe vorstellen so hat jeder doch seine eigene Vorstellung S 30 Die Unterscheidung zwischen Sinn und Bedeutung trifft Frege zunachst fur Eigennamen Ein Eigenname ist fur Frege die Bezeichnung eines einzelnen Gegenstandes S 27 Frege verwendet Gegenstand in einem weiten Sinne neben gewohnlichen Gegenstanden wie Hausern und Tischen fasst er beispielsweise auch Menschen Orte Zeitpunkte und Zahlen als Gegenstande auf Ein Eigenname kann aus einem einzelnen Wort bestehen aber auch aus mehreren Worten oder sonstigen Zeichen ebd Nach Frege waren also nicht nur Morgenstern sondern auch Kennzeichnungen wie der erste Stern am Abendhimmel und Terme wie 10h 56m 7 01 Eigennamen Frege weist darauf hin dass ein grammatisch richtig gebildeter Eigenname immer einen Sinn hat S 28 Dagegen hat ein Ausdruck wie der gegenwartige Konig von Frankreich keine Bedeutung nach Freges Auffassung da es keinen solchen Konig gibt auf den als gegebenen Gegenstand Bezug genommen werden konnte Sinn und Bedeutung bei Satzen Bearbeiten In einem zweiten Schritt wendet Frege die Unterscheidung auch auf Behauptungssatze an Den Gedanken den ein solcher Satz ausdruckt setzt Frege mit seinem Sinn nicht mit seiner Bedeutung gleich Der Grund ist dass sich die Bedeutung eines komplexen Ausdrucks nicht andern darf wenn ein Teilausdruck durch einen anderen mit gleicher Bedeutung ersetzt wird das sogenannte Frege Prinzip Ersetzen wir nun in dem Satz ein Wort durch ein anderes von derselben Bedeutung aber anderem Sinne so kann dies auf die Bedeutung des Satzes keinen Einfluss haben S 32 Bei einer solchen Operation kann sich jedoch der ausgedruckte Gedanke andern der Morgenstern ist ein Planet druckt nach Frege einen anderen Gedanken aus als der Abendstern ist ein Planet da man den einen Satz fur wahr und den anderen fur falsch halten konnte wenn man nicht weiss dass Morgenstern und Abendstern identisch sind Daher kann der Gedanke nicht die Bedeutung des Satzes sein er ist der Sinn des Satzes S 32 Was sich aber bei der Ersetzung eines Ausdrucks durch einen anderen mit derselben Bedeutung nicht andern kann ist die Wahrheit bzw Falschheit des Satzes Frege fasst daher als die Bedeutung eines Satzes dessen Wahrheitswert auf S 34 Frege kennt genau zwei Wahrheitswerte das Wahre und das Falsche Diese Konstruktion hat die etwas unerwartete Folge dass Satze ebenfalls Eigennamen sind Jeder Behauptungssatz ist also als Eigenname aufzufassen und zwar ist seine Bedeutung entweder das Wahre oder das Falsche ebd Aus Freges Sicht ist dies aber konsequent denn ein Eigenname ist ein Ausdruck der einen Gegenstand bedeutet und die Wahrheitswerte sind fur ihn Gegenstande Die beiden Satze Der Abendstern Hesperos ist der Abendstern Der Abendstern ist der Morgenstern Phosphoros sind beide wahr da sie auf das gleiche Objekt referieren also dieselbe Bedeutung haben Zugleich unterscheiden sie sich allerdings insofern als 1 analytisch wahr ist wahrend 2 auf empirischen Erkenntnissen beruht Um solche Unterschiede zu erklaren trennt Frege den Sinn als die Verwendungsweise eines Eigennamens von dessen Bedeutung Eine weitere Implikation ist dass alle wahren Satze dieselbe Bedeutung haben ebenso alle falschen Nach Frege kommt es daher niemals allein auf die Bedeutung eines Satzes an sondern immer auf die Bedeutung zusammen mit dem Sinn dem ausgedruckten Gedanken Der Schritt vom Gedanken zur Bedeutung findet im Urteil statt S 34 Urteilen kann als Fortschreiten von einem Gedanken zu seinem Wahrheitswerte gefasst werden S 35 Dieser ist nicht mit dem Verhaltnis von Subjekt und Pradikat welche nebeneinander stehen zu vergleichen S 34 35 Gewohnliche gerade und ungerade Rede Bearbeiten Das Gesagte dass die Bedeutung eines Satzes sein Wahrheitswert ist gilt jedoch nur wenn die Worte in gewohnlicher Weise also in gewohnlicher Rede gebraucht werden Von der gewohnlichen Rede unterscheidet Frege die gerade und die ungerade Rede Es kann aber auch vorkommen dass man von den Worten selbst oder von ihrem Sinne reden will Jenes geschieht z B wenn man die Worte eines anderen in gerader Rede anfuhrt In der ungeraden Rede spricht man von dem Sinne z B der Rede eines anderen S 28 Gerade Rede kommt also bei Zitaten vor wenn eine Ausserung wortlich wiedergegeben wird Ungerade Rede liegt dagegen beispielsweise bei Nebensatzen die mit weil eingeleitet werden S 48 vor oder bei solchen die mit glauben dass gebildet sind S 37 In diesen Fallen kann man nicht einfach einen Ausdruck durch einen anderen der fur dasselbe steht ersetzen Z B kann man in dem Satz Kepler glaubt dass der Morgenstern die Venus ist nicht einfach Morgenstern durch Abendstern ersetzen denn es konnte sein dass Kepler zwar glaubt dass der Morgenstern aber nicht der Abendstern die Venus ist Ebenso wenig kann man den ganzen Nebensatz durch einen mit demselben Wahrheitswert ersetzen also z B durch dass der Mount Everest der hochste Berg der Erde ist denn dies ist sicherlich nichts was Kepler glaubt Nach Frege haben in solchen Neben Satzen die Worter als Bedeutung das was in gewohnlicher Rede ihr Sinn ist Die ungerade Bedeutung eines Wortes ist also sein gewohnlicher Sinn S 28 Der Satz als Ganzes bedeutet auch nicht seinen Wahrheitswert sondern stattdessen den durch ihn ausgedruckten Gedanken Es gilt also dass die Bedeutung des Satzes nicht immer sein Wahrheitswert ist und dass Morgenstern nicht immer den Planeten Venus bedeutet namlich dann nicht wenn dies Wort seine ungerade Bedeutung hat S 38 Der Sinn eines Wortes bzw Satzes in ungerader Rede ist nach Frege der Sinn seines gewohnlichen Sinns S 37 Bei ungerader Rede druckt ein Nebensatz also keinen Gedanken aus sondern den Gedanken eines Gedankens Frege behandelt noch einen anderen Fall in dem der Nebensatz keinen Gedanken ausdruckt Sein Beispiel ist wenn eine Zahl kleiner als 1 und grosser als 0 ist so ist auch ihr Quadrat kleiner als 1 und grosser als 0 S 43 Hier spielt der Ausdruck eine Zahl die Rolle einer Variablen Frege nennt diesen Ausdruck daher einen unbestimmt andeutenden Bestandteil des Satzes S 46 Aufgrund dieses Bestandteils sind die Teile des Satzes unvollstandig und haben daher als Sinn keinen vollstandigen Gedanken Siehe auch BearbeitenBegriff und Gegenstand Funktion und Begriff Extension und Intension SignifikantLiteratur BearbeitenGottlob Frege Uber Sinn und Bedeutung In Zeitschrift fur Philosophie und philosophische Kritik Band 100 1892 S 25 50 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Auch in Gottlob Frege Funktion Begriff Bedeutung Funf logische Studien Herausgegeben und eingeleitet von Gunther Patzig Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1962 S 38 63 Katharina Felka Benjamin Schnieder Sinn und Bedeutung in Nikola Kompa Hrsg Handbuch Sprachphilosophie Metzler Stuttgart 2015 ISBN 978 3 476 02509 8 S 175 186 beides i S v Frege John Lyons Semantik Band I Beck Munchen 1980 ISBN 3 406 05272 X zu Sinn siehe besonders S 210 ff Weblinks BearbeitenGottlob Frege Uber Sinn und Bedeutung Memento vom 28 Juli 2002 im Internet Archive Anmerkungen Bearbeiten Hier und im Folgenden beziehen sich die Seitenzahlen auf die Veroffentlichung in der Zeitschrift fur Philosophie und philosophische Kritik siehe Literatur nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 09 23 min 4 23 MB Text der gesprochenen Version 28 Juli 2014 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uber Sinn und Bedeutung amp oldid 234163589