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Dieser Artikel behandelt den grundlegenden Vorgang Rekursion Anwendungsbeispiel ist die rekursive Definition in der Mathematik zum Begriff rekursive Menge siehe Entscheidbar Als Rekursion lateinisch recurrere zurucklaufen wird ein prinzipiell unendlicher Vorgang der sich selbst als Teil enthalt oder mithilfe von sich selbst definierbar ist bezeichnet 1 Ublicherweise sind rekursive Vorgange relativ kurz beschreibbar bzw konnen durch eine relativ kurze Anweisung ausgelost werden 2 3 Die bei Rekursion aufeinander folgenden Teilvorgange oder die nacheinander erzeugten Objekte sind nicht unabhangig voneinander sondern zwischen jedem Schrittpaar oder Objektpaar besteht eine besondere die rekursive Beziehung Unendlichfache Spiegelung als Beispiel fur Rekursion Die Person sitzt mit vorgehaltenem Spiegel einem grosseren Wandspiegel gegenuber Das jeweils folgende Spiegelbild enthalt sich selbst als Teil Der Begriff Rekursion ist sehr umfassend 4 In der Natur handelt es sich um einen haufig beobachtbaren Vorgang z B beim Pflanzenwachstum In vielen Bereichen der Kultur wird er nachgebildet so in den schonen Kunsten wo das Phanomen u a als Mise en abyme bezeichnet wird In Mathematik und Informatik ist Rekursion ein gangiger Begriff Rekursion ist auch eine Problemlosungsstrategie Komplexe Sachverhalte konnen oft mit rekursiv formulierten Regeln sehr elegant erfasst werden Das Grundprinzip ist dabei dann das Zuruckfuhren einer allgemeinen Aufgabe auf eine einfachere Aufgabe derselben Klasse Das wird u a auch beim sogenannten rekursiven Programmieren genutzt Um Rekursion entstehen zu lassen muss eine Prozedur Funktion oder Methode lediglich sich selbst aufrufen Dieser Prozess lauft weiter bis eine im Programm enthaltene Abbruchbedingung greift In der Mathematik wird das rekursive Formulieren mit Vorteil zur Erklarung von Funktionen angewendet siehe Rekursive Definition Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrende Beispiele fur Rekursion 1 1 Rekursive Grafiken 1 2 Rekursion in der Grammatik 1 3 Rekursion in der Mathematik 1 3 1 Fakultat 1 3 2 Die Fibonacci Folge 2 Formale Typen von Rekursion 3 Rekursion in der Programmierung 3 1 Zum Verhaltnis von Rekursion und Iteration 3 2 Programmierbeispiele 3 3 Losen von Rekursionen 4 Verschiedene Arten des Gebrauchs von Rekursion in verschiedenen und weiteren Wissenschaften 4 1 Kognitionspsychologie 4 2 Techniktheorie 4 3 Kulturevolutionforschung und Zivilisationstheorie 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseEinfuhrende Beispiele fur Rekursion BearbeitenRekursive Grafiken Bearbeiten Pythagoras Baum Spriessender Pythagoras Baum Rekursive Regeln konnen auch in der Erstellung von Grafiken verwendet werden dies ergibt die sogenannten Fraktale asthetisch ansprechende naturlich aussehende Gebilde Ein Beispiel ist der Pythagoras Baum Er entsteht nach folgender Regel der dritte Schritt zeigt die Rekursion Errichte auf einer gegebenen Grundlinie ein Quadrat Auf seiner Oberseite zeichne ein Dreieck mit vorgegebenen Winkeln bzw Hohe Wende die beiden obigen Schritte jeweils erneut auf die beiden freien Seiten des neuentstandenen Dreieckes an Dieser Algorithmus wird dann bis zu einer vorgegebenen Rekursionstiefe entfaltet wird er einmal durchlaufen entsteht ein Dreieck mit je einem Quadrat uber den drei Seiten Das sieht wie die Illustration zum Satz des Pythagoras aus daher der Name Je grosser die Rekursionstiefe wird desto mehr ahnelt das Gebilde einem Baum Man kann die beiden ersten Schritte in der obigen Beschreibung uberspringen und den rekursiven Prozess mit der Illustration zum Satz des Pythagoras beginnen Erzeuge aus dieser Illustration zwei weitere ihr ahnliche Illustrationen deren jeweiliges grosses Quadrat identisch mit einem der beiden kleinen Quadrate der vorherigen Illustration ist Erzeuge nach gleicher Vorschrift aus jeder der im ersten Schritt erzeugten Illustrationen jeweils zwei weitere ihnen ahnliche Illustrationen usw Rekursion in der Grammatik Bearbeiten Die Grammatik naturlicher Sprachen wird in der Linguistik u a mit Hilfe von sogenannten Phrasenstrukturregeln beschrieben 5 Nach Ansicht der meisten Linguisten zeigen dabei alle menschlichen Sprachen 6 die Eigenschaft rekursiv aufgebaut zu sein im Gegensatz zu Signalsystemen im Tierreich Dies ergibt sich weil in der Zerlegung einer grammatischen Einheit die mit einer Kategorie etikettiert wird dieselbe Kategorie erneut auftauchen kann Ein Beispiel ist das Phanomen der Nebensatze das hier mit folgender stark vereinfachter Produktionsregel beschrieben ist S NP VP ein Satz besteht aus einer Nominalphrase als Subjekt und einer Verbalphrase VP V NP eine Verbalphrase besteht aus einem Verb und null bis vielen Nominalphrasen als Objekten des Verbs VP V S eine Verbalphrase besteht aus einem Verb und einem Nebensatz als Objekt des Verbs Diese Grammatik lasst die Wahl ob die Ausbuchstabierung von VP mit Regel 2 oder 3 erfolgen soll Fur den Fall dass die Schritte 1 und dann 3 aufgerufen werden ergibt sich eine Rekursion Als Produkt von Regel 3 erscheint das Symbol S das wiederum den Start fur Regel 1 darstellt 3 Rekursion in der Mathematik Bearbeiten In der Mathematik spielt Rekursion eine grosse Rolle zum Beispiel in der rekursiven Definition von Funktionen Als Beispiele werden im Folgenden die Berechnung der Fakultat und die Fibonacci Folge dargestellt Rekursionsverfahren und rekursive Definition sind in der Mathematik aber nicht auf Funktionen naturlicher Zahlen beschrankt Konzeptionell nahe verwandt ist der Nachfolger in den Peano Axiomen und die Beweismethode der vollstandigen Induktion Fakultat Bearbeiten Die Funktion Fakultat einer naturlichen Zahl n 1 n geq 1 ist definiert als das Produkt der Zahlen 1 bis n n n 1 2 3 n k 1 n k displaystyle n 1 cdot 2 cdot 3 dotsm n prod k 1 n k Beispiele 1 1 1 2 1 2 2 3 1 2 3 6 4 1 2 3 4 24 displaystyle begin array rll 1 amp 1 amp 1 2 amp 1 cdot 2 amp 2 3 amp 1 cdot 2 cdot 3 amp 6 4 amp 1 cdot 2 cdot 3 cdot 4 amp 24 end array Soll diese Liste fortgesetzt werden ergibt sich die Rekursivitat nahezu von selbst Fur die Berechnung von 5 wird man nicht von vorn beginnen sondern kann auf vorherige Ergebnisse zuruckgreifen also 5 4 5 120 displaystyle 5 4 cdot 5 120 Verallgemeinert lasst sich die Funktion somit rekursiv definieren n 1 falls n 1 Rekursionsanfang n 1 n sonst Rekursionsschritt displaystyle n left begin matrix 1 amp amp text falls n 1 amp amp text Rekursionsanfang n 1 cdot n amp amp text sonst amp amp text Rekursionsschritt end matrix right Die Fibonacci Folge Bearbeiten Ein klassisches Beispiel fur eine rekursive Funktion ist die Fibonacci Folge bei der jedes weitere Folgenglied die Summe der beiden vorhergehenden ist 0 1 1 2 3 5 8 13 21 34 0 1 1 2 3 5 8 13 21 34 dotsc Im Gegensatz zur Fakultatsfunktion ist fur die Fibonacci Folge keine kompakte geschlossene Form definiert worden Die einfachste Beschreibung ist die rekursive Definition fib n 0 falls n 0 Rekursionsanfang 1 falls n 1 Rekursionsanfang fib n 1 fib n 2 sonst Rekursionsschritt operatorname fib n left begin matrix 0 amp amp text falls n 0 amp amp text Rekursionsanfang 1 amp amp text falls n 1 amp amp text Rekursionsanfang operatorname fib n 1 operatorname fib n 2 amp amp text sonst amp amp text Rekursionsschritt end matrix right Diese rekursive Definition ist kaskadenformig Die dritte Fibonacci Zahl wird anhand dieser Definition folgendermassen berechnet fib 3 fib 2 fib 1 Rekursionsschritt fib 1 fib 0 fib 1 Rekursionsschritt 1 fib 0 fib 1 Rekursionsanfang 1 0 fib 1 Rekursionsanfang 1 0 1 Rekursionsanfang 2 begin matrix operatorname fib 3 amp amp operatorname fib 2 operatorname fib 1 amp text Rekursionsschritt amp amp operatorname fib 1 operatorname fib 0 operatorname fib 1 amp text Rekursionsschritt amp amp 1 operatorname fib 0 operatorname fib 1 amp text Rekursionsanfang amp amp 1 0 operatorname fib 1 amp text Rekursionsanfang amp amp 1 0 1 amp text Rekursionsanfang amp amp 2 end matrix Die Berechnung fur fib 1 operatorname fib 1 wird hier mehrfach durchgefuhrt Das deutet an dass es Potential fur Optimierungen gibt Formale Typen von Rekursion BearbeitenDie haufigste Rekursionsform ist die lineare Rekursion bei der in jedem Fall der rekursiven Definition hochstens ein rekursiver Aufruf vorkommen darf Die Berechnung verlauft dann entlang einer Kette von Aufrufen Bei einer solchen Rekursion enthalt der Aufrufbaum also keine Verzweigungen Die primitive Rekursion ist ein Spezialfall der linearen Rekursion der stets durch eine Iteration ersetzt werden kann siehe unten Zum Verhaltnis von Rekursion und Iteration Hier definiert man Funktionen auf den naturlichen Zahlen wobei in jedem rekursiven Aufruf dessen erster Parameter um Eins ab oder zunimmt Jede primitiv rekursive Definition kann unter Zuhilfenahme eines Stapels durch eine Schleife z B For Schleife oder While Schleife ersetzt werden Die endstandige oder repetitive Rekursion Tail Recursion oder Endrekursion bezeichnet den Spezialfall der linearen Rekursion bei der jeder rekursive Aufruf die letzte Aktion des rekursiven Aufrufs ist Endrekursionen lassen sich durch While Schleifen ersetzen und umgekehrt Im Gegensatz zur Endrekursion steht die Head Recursion siehe unter Infiniter Regress Unter verschachtelter Rekursion versteht man eine Rekursion bei welcher rekursive Aufrufe in Parameterausdrucken rekursiver Aufrufe vorkommen Diese Rekursionsform gilt als ausserordentlich schwer zu durchschauen Kaskadenformige Rekursion bezeichnet den Fall in dem mehrere rekursive Aufrufe nebeneinander stehen Die rekursiven Aufrufe bilden dann einen Baum Kaskadenformige Rekursion gilt als elegant kann aber ohne weitere Massnahmen einen exponentiellen Berechnungsaufwand nach sich ziehen Sie wird gerne als Ausgangspunkt fur die Ableitung einer anderen effizienteren Formulierung gebraucht Die wechselseitige Rekursion bezeichnet die Definition mehrerer Funktionen durch wechselseitige Verwendung voneinander Sie lasst sich auf die gewohnliche Rekursion einer tupelwertigen Funktion zuruckfuhren Rekursion in der Programmierung BearbeitenHohere Programmiersprachen die mit Funktionen arbeiten erlauben ublicherweise auch die Rekursion Zumeist lassen sich Losungen rekursiv oder iterativ angeben Zum Verhaltnis von Rekursion und Iteration Bearbeiten Siehe auch Rekursive Programmierung und Iterative Programmierung Rekursion und Iteration sind im Wesentlichen gleich machtige Vorgehensweisen Gleiche oder ahnliche Vorgange werden mehrfach wiederholt der Unterschied liegt im verwendeten Algorithmus Bei einer Iteration lautet der aus mehreren Teilen bestehende Befehl mehrfach Schleifen for while zu durchlaufen bis eine Abbruchbedingung erfullt ist Bei einer Rekursion genugt es lediglich die Prozeduren oder Funktionen mit der Aufforderung zu erganzen dass sie mit einem regelmassig geanderten Parameter erneut anzuwenden sind bis eine Abbruchbedingung erfullt ist Eine Rekursion kommt i d R mit weniger Quellcode aus und ist fur erfahrene Anwender ubersichtlicher es mussen dann keine Hilfsvariablen und Schleifenzahler definiert werden In der Abarbeitung sind iterative Verfahren meist effizienter und benotigen weniger Speicherplatz Grund ist das Ablegen der wiederholten Funktionsaufrufe mit allen zwischengespeicherten Werten auf dem Stapelspeicher Stack Insbesondere kann die Rekursion auch einen Pufferuberlauf Stack Overflow verursachen Bei der Programmierung von Echtzeitsystemen auf Mikrocontrollern wird daher haufig auf Rekursion verzichtet Manche Programmiersprachen zum Beispiel in der Funktionalen Programmierung erlauben keine Iteration sodass immer die rekursive Umsetzung gewahlt werden muss Solche Sprachen setzen zur Optimierung haufig primitive Rekursionen ein die intern als Iterationen umgesetzt sind einige Interpreter fur LISP und Scheme verfahren so Es ist zu beachten dass eine naive Implementierung bei manchen Funktionen z B den Fibonacci Zahlen bedingt dass Teillosungen mehrfach berechnet werden Abhilfe schafft in diesem Beispiel die Memoisation die auf der Wiederverwendung bereits berechneter Zwischenlosungen beruht Die Rekursion ist ein wesentlicher Bestandteil einiger Entwurfsstrategien fur effiziente Algorithmen insbesondere der Teile und herrsche Strategie Divide and Conquer Andere Ansatze zum Beispiel sogenannte Greedy Algorithmen verlangen ein iteratives Vorgehen Rekursion und primitiv rekursive Funktionen spielen eine grosse Rolle in der theoretischen Informatik insbesondere in der Komplexitatstheorie und Berechenbarkeitstheorie siehe auch Lambda Kalkul und Ackermannfunktion Im Compilerbau ist der rekursive Abstieg Recursive Descent eine Technik bei der eine Sprache rekursiv geparst wird Programmierbeispiele Bearbeiten Das folgende Beispiel zeigt eine einfache und beliebte Implementierung der Fakultatsfunktion in der Programmiersprache Python Der rekursiven Variante wird hier zur Verdeutlichung eine iterative Variante gegenubergestellt Die Rekursion kommt dadurch zum Ausdruck dass die Funktion sich selbst mit einem um 1 verringerten Argument aufruft Beide Implementierungen fuhren den Algorithmus mit linearer Laufzeitkomplexitat in Abhangigkeit zum Eingabeparameter aus Wahrend die Platzkomplexitat bei der iterativen Variante konstant bleibt wachst der Speicherbedarf bei der rekursiven Variante linear an da bei jedem rekursiven Funktionsaufruf ein neuer Speicherbereich fur die lokalen Variablen und die Rucksprungadresse reserviert werden muss Bei der funktionalen Programmierung wird die dynamische Speicherverwaltung durch einen Aufrufstapel realisiert Iterative Programmierung Rekursive Programmierungdef factorial number result 1 while number gt 1 result number number 1 return result def factorial number if number lt 1 return 1 return number factorial number 1 Das nachste Beispiel implementiert die Fibonacci Folge in der Programmiersprache C Bei der rekursiven Variante handelt es sich um eine Mehrfachrekursion die zu einer exponentiellen Laufzeit und Platzkomplexitat fuhrt Die rekursiven Funktionsaufrufe verzweigen sich zu einem Binarbaum bei dem identische Teilergebnisse mehrfach berechnet werden Am haufigsten werden die Fibonaccizahlen an den ersten beiden Stellen berechnet welche die Abbruchbedingung in der Rekursion definieren Bei der iterativen Variante ist die Laufzeitkomplexitat linear und die Platzkomplexitat konstant Iterative Programmierung Rekursive Programmierungint fibonacci int number int first 0 second 1 for int count 0 count lt number count int summand first first second second summand return first int fibonacci int number if number lt 0 return 0 if number 1 return 1 return fibonacci number 1 fibonacci number 2 Losen von Rekursionen Bearbeiten Beim Losen einer Rekursion sucht man zum einen den Laufzeitaufwand zum anderen die explizite Form der Rekursion Der Aufwand kann als asymptotische 8 bzw O Schranke mittels Mastertheorem bzw Substitutionsmethode bestimmt werden Auch das geschickte Raten mit anschliessender Induktion bietet eine Moglichkeit eine obere Schranke der Laufzeit zu ermitteln Die explizite Form oder auch geschlossene Form genannt der Rekursionsgleichung lasst sich beispielsweise durch die Erzeugende Funktion finden Eine zweite Moglichkeit bietet das Ableiten durch Differenzenbildung aufeinanderfolgender Funktionswerte der Rekurrenz Verschiedene Arten des Gebrauchs von Rekursion in verschiedenen und weiteren Wissenschaften BearbeitenDas Konzept der Rekursion wird in verschiedenen Disziplinen auf unterschiedliche Weise verwendet Es lassen sich funf Arten des Gebrauchs unterscheiden Von der linear iterativen Rekursion in Mathematik und Informatik und der generativ hierarchischen Rekursion in Grammatik und Linguistik unterscheiden sich die organisatorisch syntaktische Rekursion in der Kognitionspsychologie die operativ funktionale Rekursion in der Techniktheorie und die prozessemulative Rekursion in der Kulturevolutions und Zivilisationstheorie 7 Kognitionspsychologie Bearbeiten Einen organisatorisch syntaktischen 8 Begriff der Rekursion arbeitete der evolutionare Kognitionspsychologe Michael Corballis in seinem Buch The Recursive Mind 9 aus Er zeigt dass die menschliche Fahigkeit zur prinzipiell beliebig tiefen Verschachtelung von Sinn und Handlungsebenen und zur offenen syntaktischen Aneinanderreihung von Operationseinheiten wie sie grundsatzlich im Werkzeugverhalten und der Kooperation auftreten der Sprachfahigkeit vorausgeht und ein allgemeines Merkmal der menschlichen Kognition und Handlungsorganisation ist So beruhen die beim Menschen stark ausgepragten Vermogen zu mentalen Zeitreisen und zur Theory of Mind grundsatzlich auf dem Vermogen zur Rekursion 10 Techniktheorie Bearbeiten Einen operativ funktionalen 11 Begriff der Rekursion entwickelte der Systhemtheoretiker W Brian Arthur in seinem Buch The Nature of Technology 12 Arthur zeigt dass alle Technologien eine hierarchische Verschachtelung von Elementen und Funktionsebenen aufweisen wobei die unteren Elemente ihre operative Funktionalitat durch Rekursion zu den oberen Ebenen erhalten wie er am Beispiel eines Flugzeugtragerverbandes illustriert Die Turbine eines Kampfjets besteht aus Einzelteilen oder executables 13 wie Schrauben und Luftschaufeln die rekursiv in die Gesamtfunktion der Turbine eingebettet sind wie zugleich die Turbine ein rekursiv verschachteltes executable des Kampfjets der Kampfjet ein executable des Flugzeutragerverbands und dieser ein executable eines Geschwaders ist 14 Kulturevolutionforschung und Zivilisationstheorie Bearbeiten Die gesamte technologische und kulturelle Entwicklung in der Kulturevolution und Zivilisationsgeschichte weist das Muster der prozessemulativen 15 Rekursion auf wie der Soziologe Davor Loffler nachgewiesen hat Prozessemulative Rekursion bezeichnet einen Entwicklungsmechanismus bei dem ein instrumenteller oder geistiger Vorgang abstrahiert und als materielle oder mediale Emulation wieder eingefuhrt wird Dies lasst sich an der fruhen Technikevolution nachweisen in der Entwicklungsstufen jeweils als Grade der Rekursion beschrieben werden konnen Dem gegenwartigen Kenntnisstand nach zusammengefasst im Modell der Erweiterung kultureller Kapazitaten 16 folgen entwicklungsgeschichtlich auf einfache Steinwerkzeuge Modularkultur 17 gt 2 6 Ma Kompositwerkzeuge wie Hammersteine mit Griff oder Speere mit Knochenspitzen Kompositkultur 18 gt 500 ka hierauf aus komplementaren voneinander unabhangigen Modulen zusammengesetzte Apparate wie Pfeil und Bogen oder Nadel und Faden Komplementarkultur 19 gt 70 ka hierauf ideelle Werkzeuge wie Hohlenmalereien Musikinstrumente oder Fallen ideelle Kultur 20 gt 40 ka Die Technologiestrukturen der kumulativ aufeinander aufbauenden Entwicklungsstufen grunden jeweils auf der prozessemulativen Rekursion der Vorgange der vorherigen Stufen Beispielsweise emuliert der Apparat des Pfeil und Bogens Komplementarkultur rekursiv den Vorgang des Speerwurfs Kompositkultur und die Falle ideelle Kultur emuliert rekursiv die Anwesenheit einer Jagergruppe bzw der Fallenmechanismus den Auslosemechanismus des Bogens Komplementarkultur Die prozessemulative Rekursion durchzieht als allgemeines Prinzip die gesamte Technikgeschichte So beruht beispielsweise der Mikrowellenherd auf der prozessemulativen Rekursion da darin der Vorgang der Erhitzung von Nahrung etwa durch einen Ofen emuliert wird die digitale Mustererkennung beruht auf der prozessemulativen Rekursion menschlicher Mustererkennung usw Es wurde gezeigt dass das Entwicklungsprinzip der prozessemulativen Rekursion auch den Entwicklungen der gesamten Zivilisationsgeschichte zugrunde liegt und neben der Technologie auch in anderen Bereichen auftritt etwa der Okonomie den Medien der Politik der Entwicklung von Kognitionsstrukturen der Kunst und der Mathematik wobei wiederum jede Entwicklungsstufe dieser Bereiche auf der rekursiven Emulation der Vorgange der vorherigen Entwicklungsstufe beruht 21 So lassen sich kumulativ aufeinander folgende Entwicklungsphasen der Zivilisationsgeschichte fruhe Hochkulturen Achsenzeit und Neuzeit als Ausdruck von prozessemulativen Rekursionen erklaren 22 Siehe auch BearbeitenBacktracking Fixpunkt Mathematik Kellerautomat Logo Programmiersprache Rekursionssatz Rekursive Sprache Rekursives Akronym Selbstahnlichkeit Turme von Hanoi typische Anwendung von Rekursion µ RekursionWeblinks Bearbeiten Wiktionary Rekursion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary rekursiv Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikibooks Rekursive Labyrinthe Lern und LehrmaterialienLiteratur BearbeitenNiklaus Wirth Algorithmen und Datenstrukturen 5 Auflage B G Teubner Stuttgart 2000 1 Auflage 1975 ISBN 978 3 519 22250 7 doi 10 1007 978 3 322 80154 8 Anmerkungen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Niklaus Wirth Seite 149 3 Rekursion 3 1 Einleitung Niklaus Wirth Algorithmen und Datenstrukturen B G Teubner 1983 Seite 150 Das Wesentliche der Rekursion ist die Moglichkeit eine unendliche Menge von Objekten durch eine endliche Aussage zu definieren a b Hadumod Bussmann Hrsg Lexikon der Sprachwissenschaft Alfred Kroner Verlag Stuttgart 1990 S 640 Rekursion ist in der Linguistik ein Begriff der die formale Eigenschaft von Grammatiken bezeichnet mit einem endlichen Inventar von Elementen und einer endlichen Menge von Regeln eine unendliche Menge von Satzen zu erzeugen zitiert neben Beispielen aus Sprache Natur Kunst und Dichtung Mathematik und Programmierung u a z B in uni leipzig Rekursion in der Sprache Douglas R Hofstadter Godel Escher Bach dtv 2004 Seite 137 Siehe z B Andrew Carnie Constituent Structure Second edition Oxford University Press 2010 Zum Thema Rekursivitat v a S 84ff Lediglich fur die Sprache Piraha ist die These vorgebracht worden dass sie keine Rekursion in der Grammatik kennen wurde da es keine Nebensatze gebe Diese Analyse ist umstritten fur Details siehe den verlinkten Artikel Zu diesen funf Typen siehe Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 195 204 Vgl Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 197 f Michael C Corballis The Recursive Mind The Origins of Human Language Thought and Civilization Princeton NJ Oxford Princeton University Press 2013 Vgl Michael C Corballis The Recursive Mind The Origins of Human Language Thought and Civilization Princeton NJ Oxford Princeton University Press 2013 S 82 165 Vgl Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 198 f W Brian Arthur The Nature of Technology What It Is and How It Evolves London Penguin Books 2009 Vgl W Brian Arthur The Nature of Technology What It Is and How It Evolves London Penguin Books 2009 S 29 Vgl W Brian Arthur The Nature of Technology What It Is and How It Evolves London Penguin Books 2009 S 39 44 Vgl Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 199 204 Miriam N Haidle Michael Bolus Mark Collard et al The Nature of Culture An Eight Grade Model for the Evolution and Expansion of Cultural Capacities in Hominins and other Animals In Journal of Anthropological Sciences Jg 93 2015 S 43 70 Vgl Miriam N Haidle Michael Bolus Mark Collard et al The Nature of Culture An Eight Grade Model for the Evolution and Expansion of Cultural Capacities in Hominins and other Animals In Journal of Anthropological Sciences Jg 93 2015 S 56 f Vgl Miriam N Haidle Michael Bolus Mark Collard et al The Nature of Culture An Eight Grade Model for the Evolution and Expansion of Cultural Capacities in Hominins and other Animals In Journal of Anthropological Sciences Jg 93 2015 S 57 f Miriam N Haidle Michael Bolus Mark Collard et al The Nature of Culture An Eight Grade Model for the Evolution and Expansion of Cultural Capacities in Hominins and other Animals In Journal of Anthropological Sciences Jg 93 2015 S 58 Miriam N Haidle Michael Bolus Mark Collard et al The Nature of Culture An Eight Grade Model for the Evolution and Expansion of Cultural Capacities in Hominins and other Animals In Journal of Anthropological Sciences Jg 93 2015 S 58 60 Eine zusammenfassende Tabelle findet sich in Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 600 f Vgl Davor Loffler Generative Realitaten I Die Technologische Zivilisation als neue Achsenzeit und Zivilisationsstufe Eine Anthropologie des 21 Jahrhunderts Weilerswist Velbruck Wissenschaft 2019 S 621 640 Normdaten Sachbegriff GND 4191814 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rekursion amp oldid 234650921